Grüße euch.
Weiter oben hatte ich ja geschrieben, dass ich am Sa. einen Auftritt gespielt hatte und einfach aus Spaß mal eine 2010er Epiphone Les Paul anstatt wie sonst irgendeine meiner Gibson Les Pauls gespielt habe. Das war eine kleine private Gartenparty zu der wir eingeladen waren und da für die Gäste spielen sollten. Normaler Weise geben wir uns nichts als "Trallala"-Band, aber was macht man nicht alles für gute Bekannte… Unsere Musikrichtung ist kein volles Brett oder roher Punk, sondern wir spielen melodische Pop-Rock-Musik. Ungefähr so in die Richtung BonJovi, Oasis, Green Day usw…
Naja, jedenfalls hatte ich just for fun mal eine Epiphone mit und einige Songs haben Passagen, in der man nicht mit voll aufgedrehtem Volumen-Poti beim Neck-Pickup spielt, sondern zurück gedreht, damit es schön clean bis leicht angezerrt ist. Bei meinen Gibsons geht das ganz gut. Ich rede hier jetzt nur von den Gibson Les Pauls, die sich noch im Werkszustand befinden. Die 1959er, 1958er und 1957er Les Paul Reissues aus dem Gibson Custom Shop lasse ich jetzt mal völlig außen vor, da diese die exakte Verdrahtung der Elektronik wie in den 1950er Jahren und auch hochwertigste Custom-Made Parts, originale Kondensatoren von 1958 (für 120 Euro pro Stück) und noch originale alte Gibson-PAF Pickups von mir bekommen haben. Diese Gitarren sind also bei weitem nochmal 2 Klassen über einer Gibson Les Paul aus der Standardfertigung mit Werkshardware. Aber selbst bei den normalen Gibsons klappt das Regeln mit den Potis im Verhältnis zu den Premium-Gibsons halbwegs zufriedenstellend.
Naja, jedenfalls habe ich mit dieser Epiphone gespielt und schon beim kurzen Soundcheck habe ich gemerkt, dass das Teil völlig komprimiert klingt. Keine vernünftige Saitentrennung, und sehr mulmig. Mein Amp ist übrigens ein 1979er 100 Watt Marshall JMP - den gleichen Amp, den auch Angus Young von AC/DC spielt… Also ein Granatenteil und ich nutze keine Effekte, Kompressor oder sonst was… Es geht direkt in den Amp.
Ganz schlimm finde ich bei der Epiphone jedoch die nicht vorhandene Dynamik im Anschlagsverhalten und beim Regeln mit den Potis. Klar, etwas cleaner wird's, aber das ist minimal und dazu noch so muffig, keine Höhen usw… Wenn ich immer volles Brett spielen würde, dann würde mich das vielleicht auch gar nicht so weiter stören, aber ich spiele recht filigrane und anspruchvollere Songs die auch viel Dynamik im Solospiel erfordern und da geht das mit Epiphone Les Pauls gar nicht… Man war ich genervt bei dem Auftritt. Also meine Ansprüche erfüllen sie nicht. Die Bespielbarkeit/Handling war ganz in Ordnung, aber soundmäßig überhaupt nicht.
Früher in meiner Anfangszeit fand ich meine Epiphones auch toll und hab nicht dran kommen lassen, aber dann hab ich mir Gibson Les Pauls gekauft. Erst aus der Standard-Serienfertigung, dann die Premium-Gitarren aus dem Custom Shop und als ich dann mal wieder eine Epiphone zur Hand nahm, war man einen gewissen Standard gewohnt, den die Epiphones nicht erfüllen können.
Für den Preis (was kosten die Dinger zur Zeit neu? 475 Euro oder so??) sind die Epiphones schon ganz passabel und für Anfänger sowie etwas fortgeschrittenere ja auch soweit ausreichend, aber für jemanden, der High-Quality Instrumente und einen wirklich erstklassigen Gitarrenton kennt, ist das eben schon ein ziemlich, ziemlich großer Unterschied.
In den ganzen Gibson-Threads hier im Forum bin ich schon recht bekannt. Viele kennen hier meine Erfahrungen und meinen Background. Ich selbst stelle meine Gitarren auch auf Vintage-Shows aus, kenne einige Größen in der Gitarren-Branche und habe auch ein paar originale Gibson Les Pauls von 1957,1958 und 1959 und div. anderen Gitarren gespielt.
Was ich damit einfach nur sagen will, ich kenne die einfachsten Gitarren, und ich kenne die Top-of-the-Line Gitarren. Eine Epiphone ist einfach nicht auf der gleichen Stufe mit einer Gibson sondern mindestens eine oder zwei Stufen darunter. Es ist eine ganz passable Einsteigergitarre (dafür werden sie ja auch hergestellt) aber mehr ist sie in ihrer Werksausstattung (Pickups, Potis, Kondensationen) und mit dem verwendeten Holz, Lack usw. einfach nicht. Damit will ich eine Epiphone nicht schlechter machen als sie ist. Es ist einfach Fakt und für den Preis sind sie ja auch in Ordnung. Aber bitte hört auf zu schreiben, dass es keinen oder nur einen marginalen Unterschied zu einer Gibson gibt. Als ich vor einiger Zeit angefangen habe Gitarre zu spielen, hätte ich vielleicht auch nicht sofort einen so signifikanten Unterschied gehört, aber man wächst ja bekanntlich mit den Aufgaben und so ist es auch mit dem Gehör und der Fähigkeit feinste Unterschiede im Klangbild zu erkennen. Wenn ihr also die Gelegenheit habt eine Gibson zu kaufen, dann macht das! Es lohnt sich auf jeden Fall und der Spieler selbst wird sich dadurch weiter entwickeln. Mir reicht eine Epiphone für ernsthaftes und anspruchvolles Musikmachen jedenfalls bei weitem nicht mehr aus.