Ich finde die Initiative grundsätzlich sehr begrüßenswert, wenn auch noch etwas unausgegoren.
Wie ich schon mal geschrieben hatte, habe ich auf die Schnelle keinen Mix gefunden der DR 14 erreicht, nicht mal Roughmixe ohne Summenkompression und mit wenig Kompression im Mix. Da muss besser differenziert werden (etwas nach Genres), was der Herr Tischmeyer ja auch schon angekündigt hat.
Es gilt für mich einerseits eine Stigmatisierungs-Tendenz zu vermeiden, die vielleicht perfekte Titel ungerechtfertigt in ein schlechtes Licht rückt. Andererseits soll kein Dynamikwahn entstehen, der dann ähnlich wie "einst" der Lautheitswahn, alles diktiert vom Arrangement über Mix bis hin zur Summenbearbeitung.
Ein kleines Problem habe ich auch noch mit dem Versuch, die - für einen Großteil der "Nebenbei"- Abhörbedingungen einfach notwendigen Einschränkung der Dynamik - in das Endgerät zu verlagern. Es sollen Titel mit hoher Dynamik veröffentlicht werden und das Abspielgerät übernimmt dann die gewünschte oder benötigte Kompression. Welche Ergebnisse dann DA rauskommen ist sehr fraglich.
Wie viele von uns wissen, ist auch die Lautheitsoptimierung eine "Kunst", vielleicht eine ähnlich fragwürdige wie die Schönheitschirurgie.
Nichtsdestotrotz ist ein "Bob Ludwig"-Laut immer noch besser, als ein "0,2 $-DSP-Kompressor"-Laut, auch wenn vielleicht hinten der gleiche RMS rauskommt.
Hier lauert also die Gefahr, dann die Ergebnisse für die meisten Hörer sogar zu verschlechtern, weil sie im Auto, etc. auf eine vernünftige Einschränkung der Dynamik angwiesen sind.
Vielelicht sollten - was natürlich einen hohen Aufwand bedeuten würde - die Labels den Kunden neben dem "audiophilen" Tonträger, zusätzlich hochauflösende MP3s mit technisch einwandfrei hergestellter Lautheit für den Alltagsgebrauch mit anbieten. Wer das eine kauft, bekommt auch Zugriff zum Anderen. Wäre wohl ideal, aber kaum praktikabel...
Einem Mastering-Kunden das Konzept näher zu bringen stelle ich mir nicht so schwer vor, auch wenn ich es noch nicht gezielt versucht habe. Natürlich, wenn man ihm einfach zwei Tracks zum Vergleichen schickt, wird der "leise" höchstwahrscheinlich verlieren. Um den Kunden zu einem sinnvollen Vergleich zu zwingen, sollte man die Tracks nach der Kompressor und Limiter eben noch mal gehörmäßig auf gleiche Lautheit bringen. Dann wird höchstwahrscheinlich der "leise" Track gewinnen. Auch sollte man vielleicht dem Kunden einen A/B-Track mit den gebrachten Referenzproduktionen bringen. Denn auch hier wird der Kunde, wenn er selbst vergleicht, sicherlich die Pegel nicht entsprechend anpassen und die lautere Referenzproduktion siegt.
Technische Argumente gegen übertriebene Kompression hat man ja sonst genügend an der Hand...