Also ich habe etwas gewartet, bis ich meine Einschätzung zu Octavarium schreibe, weil ich die Erfahrung mit DT-Alben gemacht habe, dass sie mit häufigerem Hören "wachsen".
Meiner Ansicht nach ist Octavarium abwechslungsreicher als Train Of Thought, was ein Pluspunkt ist. Sie treten nicht auf der Stelle, sondern haben sich weiterentwickelt. Das Album ist wieder melodiöser und hat zum Teil wieder magische DT-Momente, die, wie ich finde, bei Train Of Thought größtenteils fehlten (Ausnahme: SOC).
Leider beschränken sich diese Momente fast ausschließlich auf den Titeltrack, welcher meiner Meinung nach auch einer der besten Songs von Dream Theater ist. Die anderen Songs wirken auf mich ziemlich "dahingeschmissen" und ich habe fast keinen Anreiz, sie mehrmals zu hören. "The Root Of All Evil" ist eine schlechte Fusion aus "Glass Prison" und "This Dying Soul", es fehlen Killerriffs, das eigentlich gelungene Intro ist "etwas" an TDS angelehnt.
"The Answer Lies Within" ist für mich einfach nur ein Griff ins Klo. :screwy: Dream Theater können wunderbare Balladen schreiben, wie "Another Day" und "Surrounded" oder "Hollow Years", aber für dieses Machwerk würden sich manche Popgruppen schämen müssen. Da zählt auch nicht das Argument "das dürfen sie jetzt mal", "sie haben so viele komplizierte Klassiker geschrieben" und so weiter - dieses Lied ist einfach nur ein schlechter Song.
"These Walls" ist eigentlich ganz okay. Das Intro finde ich sehr gewöhnungsbedürftig, habe ich doch eine CD von DT und nicht von Limp Bizkit gekauft, aber was danach kommt ist schon in Ordnung. Aber für Dream Theater-Verhältnisse leider nicht das gelbe vom Ei.
"I Walk Beside You" finde ich belanglos. Nett anzuhören - z.B. auf NDR 2
"Panic Attack" ist ganz nett, etwas langatmig weil mangelnde Abwechslung, aber es haut ordentlich rein.
"Never Enough" gefällt mir nicht besonders, aber wenigstens hat es ein Solo, im Gegensatz zu ein paar vorigen Titeln.
"Sacrificed Sons" hat nette Stellen, aber irgendwie rauscht es an mir auch einfach nur so vorbei.
Kommen wir zum letzten Stück, "Octavarium". Das Intro ist sehr lang, aber wie ich finde ziemlich geil, besonders der Einsatz des Continuums von Jordan. Der erste Teil mit Gesang danach ist recht langatmig, hat aber nette Melodien. Ab 8:40 oder so wirds dann richtig genial, Dream Theater-Feeling nach alter Schule. Und genau das hält bis zum Ende an, was Octavarium für mich zu einem der besten Stücke von DT macht.
Mein Gesamteindruck ist also sehr, sehr durchwachsen. Die ersten 7 Stücke haben einfach nicht mehr die songwriterische Klasse, die "Metropolis I", "Finally Free", "Missunderstood" usw. hatten. Man findet kaum Soli, wenig instrumentale Teile - von einem instrumentalen Track mal ganz abgesehen, was ich persönlich sehr bedauere. Der Sound ist okay, positiv ist zu vermerken, dass der Bass lauter geworden ist. Negativ, dass die Gitarre leiser geworden ist
Aber, da ist doch noch dieses achte Stück. Octavarium. Und das verhindert, dass ich die CD zurück in den Schrank stelle, weil es durch geniale Gesangslinien, Rhythmen, Takt- und Tonart-Wechsel und instrumentale Stellen glänzt, wie ICH es mir von Dream Theater wünsche
EDIT:
ich glaube, würde "octavarium" von einer anderen band stammen, die damit ihr debut geben würde, würde das album hoch gelobt werden und die band schlagartig berühmt
Also wenn ich Stücke wie "The Answer Lies Within" oder "I Walk Beside You" von einer anderen Band hören würde, von mir aus auch von Newcomern, würde ich die in eine Schublade mit Silbermond stecken und ihnen keine Chance mehr einräumen, WEIL sie eben schon Sachen wie SFAM geschrieben haben.