Jetzt schreib ich nach Jahren doch mal wieder hier, weil mir das Thema als Mischer + Musiker denke ich doch sehr vertraut ist und ich glaub beide Seiten ganz gut kennengelernt hab. Und außerdem weil ich zu RHCP und Dave Rat was zu beitragen kann
Ich hab die Chili Peppers ein mal live gesehen - Open Air bei Rock im Park und das was da an Sound raus kam war geil. Definiert, aufgeräumt, kein Matsch, nix schrilles und man hatte Lust sich zu bewegen und mitzusingen - gab's als FoHler nix dran auszusetzen. Wobei das auch schon meine ich ohne Dave war (nachgesehen hab ich nicht, war zu viel los bzw. ich zu faul
) - der hat vor ein paar Jahren soweit ich weiß die Chili Peppers abgegeben und sich mehr auf seine Company Rat Sound fokusiert.
So, zum eigentlich Thema Ton-Menschen und die Abhängigkeit von und Arbeit mit ihnen:
Es spielen sooo viele Faktoren mit rein, ob ein Ton-Mensch euch einen geilen Sound auf und vor der Bühne zaubern kann - Fähigkeiten des Tonlers, vorhandene (hoffentlich adequate und funktionsfähige) Technik, Zeit, Planung, Vorbereitung der Technik, Tagesverfassung des Tonlers und seiner Ohren / Wahrnehmung (jeder hat mal bessere und schlechtere Tage, dafür gibt's bedingt workarounds, aber bei nem gewissen Budget ist das oft nicht drin),
Kommunikation in beide Richtungen.
Gerade in den letzten paar Beiträgen hier ist dieser wichtige Punkt wiederholt worden - Kommunikation. Die ist essentiell und zwar von beiden Seiten. Wie oft ich am Pult stand und ein Musiker mir jenseits von gut und Böse versucht hat zu vermitteln, was aufm Monitor anders sein soll. Ich habe mir (gerade bei Show mit Monitor vom FoH) angewöhnt, bevor überhaupt irgendwas am Pult passiert kurz mit der Band zu quatschen - 1. kennenlernen, hi ich bin der Max und mach heute Ton für euch. 2. das und jenes ist die Situation auf der Bühne, gibt's irgendwas was nicht eurem Rider entspricht und gibt's irgendwas, was ich noch wissen sollte oder anpassen muss, bevor wir Soundchecken. 3. - und das ist enorm wichtig - ich erklär, wie der Soundcheck abläuft, das wir zügig und effizient durchkommen und nicht noch 30 min nach Doors open beim Bass sind.
Klar ist's abhängig davon, wen ich auf der Bühne habe ob das überhaupt notwendig ist. Je unerfahrener die Band, desto eher ist es aber unabdingbar. Als 2 Beispiele 2 Gigs bei denen ich Monitor als lokaler Tech für Doro Pesch und Albert Lee gemacht hab.
Im Falle von Doro lief es so, dass der Band-Mischer mit mir 20 Minuten die Bühne eingestellt hat (mach alles Flat / Aus und wir fangen da an) und mit mir die Vocals auf allen Wedges gecheckt hat. Er weiß halt genau, was notwendig ist und was für sie und die Band funktioniert. Das Ergebnis war ein brachial lautes aber funktionierendes Setting, inklusive dem Hinweis "es kann sein, dass Feedback kommt, wir sind laut, sie kennt es und kann damit umgehen, du musst nicht direkt was ziehen / regeln". Kam so, war vollkommen in Ordnung und hat funktioniert.
Albert Lee Band war ganz anders - ich hab die Bühne komplett vorbereitet und Monitore eingestellt und die Band hat mir bei einem sehr gechillten Soundcheck kommuniziert, wer was wie möchte. Klar, das ist auch "leisere" Musik, gechillter was Lautstärke und Feedbackanfälligkeit angeht und die Herren stehen nicht erst seit gestern auf der Bühne und machen Mukke und kommunizieren mit Techs. Da reichte vom Bassisten auch ein Blick während der Show und 2 Bewegungen mit dem Zeigefinger der rechten Hand während des Spielens und ich wusste, sein Instrument bei ihm aufm Wedge n Ticken lauter. Gemacht und direkt ein kleines Zunicken bekommen "ja, jetzt passt's".
Als krasses Gegenteil beim Thema Kommunikation: jüngere unerfahrene Band "kannst du mir den Hannes bitte lauter machen", "ich hör mich nicht", "ich brauch mehr". Wer ist Hannes? Wie viel ist mehr? Mehr was? Im worst case jemand der ein Instrument spielt und singt und ich darf mich entscheiden.
Es ist vollkommen normal, dass man das am Anfang noch nicht so drauf hat, um so wichtiger ist es, dass man als Musiker lernt, dies klar zu kommunizieren.
"Kannst du mir dieses Instrument / diesen Kanal auf diesem Monitor ein Ticken lauter machen". Und dann am Monitor stehen bleiben, Instrument spielt und Musiker winkt ab wenn es passt. Ein "mach mir mal das lauter" und wieder weg / Tech + Sound ignorieren funktioniert selten - ich brauch als Mischer Feedback ob euer "n Ticken" lauter jetzt 1 oder 3 oder 4,5 dB heißt. Da helfen keine hektischen "MEHR" Handzeichen, sondern ruhige und präzise Kommunikation. Sorry, Rant zu Ende und umgedreht gilt natürlich auch, dass Techniker das am Anfang noch nicht unbedingt gut kommunizieren können und lernen müssen.
Ich hoffe ihr versteht, was ich mit guter Kommunikation von beiden Seiten meine. Letztlich ist das wie gesagt ein wichtiger Punkt aber eben nur einer. Auch ich habe schon das falsche Instrument auf dem falschen Monitor geändert, auch ich habe schon Feedbacks beim Monitoren verursacht. Aber weder mit böser Absicht noch Ignoranz / Desinteresse einen guten Sound abzuliefern. Ob da das Setup verpatcht war, die Zeit zum gegenchecken / fixen nicht da war oder gar inadequate oder defekte Technik da stand oder ich einfach einen schlechten Tag hatte oder mal unkonzentriert zum falschen Fader gelangt hab, sei dahingestellt.
So oder so - die Range an Tonleuten ist enorm (wie in vielen anderen Berufen leider auch) und die Bandbreite zwischen engagiert, desinteressiert, fähig und dilettantisch dementsprechend groß. Ich weiß, dass gerade mit eigener Musik oft das Budget für feste Techniker nicht vorhanden ist und ich kenne auch das Gefühl auf der Bühne zu stehen und der Person am Mischpult "ausgeliefert" zu sein. Letztlich hat man Pech oder Glück oder sorgt irgendwie dafür, dass die Variable Mischer mit einer fähigen, engagierten und umgänglichen Person besetzt ist, im Notfall und wenn es entsprechend wichtig ist auf eigene Kosten.