Hallo Leute,
ich habe hier auf diesem board schon manch guten Ratschlag erhalten. Ich lese mehr als ich schreibe, aber ich wollt einfach mal was zurückgeben.
Aus diesem Grund habe ich mich für einen Testbericht des JVM215C entschieden.
Auf Soundsettings habe ich bewusst verzichtet, das muss jeder für sich selber entscheiden. Außerdem ist dieser Bericht natürlich aus meiner persönlichen Sichtweise entstanden.
Ich hoffe trotzdem, dass der eine oder Andere davon profitieren kann, ich hab das so gut wie möglich aus der Praxis heraus geschrieben.
Testbericht MARSHALL JVC215C
( also stellvertretend für alle Modelle der JVM 2er Serie )
Nach fast 30 Jahren als Musiker hat man sich daran gewöhnt, dass ab und an mal wieder ein neues equipment her muss. In diesem Fall lag es aber nicht daran, dass ich wie so oft den ultimativen Sound gesucht habe nein.
Alters- und gesundheitsbedingt ( Bandscheiben OP ) wollte ich einfach mein setup verkleinern. Nach fast 7 Jahren mit meinem heißgeliebten 6100 mit der 4x12er Box sicherlich keine leichte Entscheidung. Aber sind wir mal ehrlich: Die Anzahl der Festivals werden weniger, die gigs auf Hochzeiten, Geburtstagen, Firmenfeiern und kleinen Bühnen aber mehr. Und da wollen die alten Männer nun mal weniger Gewicht schleppen als früher.
Wer jemals einen 6100 gespielt hat wird mich verstehen: Die Anforderungen für das neue Gerät sind hoch: Mindestens 3 Kanäle, Zusatzbox möglich, geringes Gewicht, einfache Bedienbarkeit, moderne Röhrentechnik.
Nach vielen Recherchen im www und Testbesuchen im Musikhaus meiner Wahl standen folgende amps zur Auswahl:
MARSHALL TSL 601
MARSHALL DLS 401
MARSHALL JVM 215
ENGL Screamer
Koch Twintone
Entschieden habe ich mich dann letztendlich doch für den JVM215C, da dieser meine Anforderungen erfüllt hat. Außerdem war ich den guten alten MARSHALL-Sound gewohnt, da hätte ich mich mit nem ENGL doch recht schwer getan.
Nun zum eigentlichen Bericht:
Der amp ist relativ einfach aufgebaut und auch zu bedienen. Warum wird das aus der Bedienungsanleitung nicht deutlich? Natürlich freue ich mich immer wieder, wenn sich Jim Marshall bei mir persönlich bedankt, dass ich mal wieder einen seiner amps gekauft habe, aber das beeindruckt mich inzwischen nicht mehr.
Das Manual ist einfach im Lalalalala-Stil geschrieben, in meinem Alter stört es mich, wenn man mich ständig mit Du anspricht. Wichtige facts fehlen, manche Themen wie ( Fusschalter-Programmierung ) muss man sich aus vielen Textteilen selber raussuchen. Anderes MIDIboard möglich? Schwammige Antwort.
Ein einfacher Satz wie: Du kannst nur Drucktasten abspeichern, keine Drehregler
würde gerade am Anfang enorm weiterhelfen.
Statt so gehts lese ich immer wieder kannst Du auch machen oder kann man auch experimentieren.
Macht aber nix: Wer jahrelang die programmierten Teile JMP und JFX gespielt hat, kommt auch mit dem manual einer combo klar.
Ein wenig Umdenken muss man schon: Im grünen Cleancanal macht der Gainregler die Lautstärke, im gelben und roten der Volumeregler. Das funktioniert mit dem Master 1 oder 2, was irgendwie logisch ist. Ein Regler ist aber doch irgendwie vom anderen abhängig, das treibt mich anfangs in den Wahnsinn.
( Ich will meinen 6100 wieder haben, da habe ich nur einen Master, kann aber jeden Kanal einzeln regeln ).
Der Fusschalter ist recht schnell mit meinen Sounds programmiert: Clean, crunch, nen Leadsound und als Krönung noch die Möglichkeit, meinen Fendertuner auf den vierten Fusstaster zu legen. So weit, so gut oder auch nicht.
Dieser amp hat soooo viele Soundmöglichkeiten, dass ich mit dem Standardfusschalter schnell an die Grenzen komme.
Natürlich reichen mir die 3 gewünschen Sounds, natürlich WILL ich es im Proberaum und MUSS es auf der Bühne einfach haben, aber trotzdem, irgendwie macht mich das alles nicht glücklich.
Was tun? Ganz einfach: Vom Kollegen die Behringer FCB1010 geklaut und angestöpselt. Und siehe da: JETZT kann ich mir auch noch das abspeichern, was ich zwar sehr selten brauche, aber auf Tastendruck abrufen kann.
Und siehe da: Ich habe mir auf die Schnelle 6 Sounds auf die Fußleiste gelegt. Das Programmieren empfand ich noch einfacher als mit dem original Fusschalter.
Ich habs oben schon mal geschrieben: Wer wirklich auf Tastendruck seinen sound UND Lautstärke haben will, soll sich von einer MIDI-Leiste nicht zu viel versprechen. Sicherlich kann man theoretisch 128 Soundeinstellungen abspeichern, aber nur theoretisch. Da man die jeweilige Lautstärke NICHT speichern kann, ist allem irgendwie eine Grenze gesetzt. Auch die Regelmöglichkeit mit 2 Mastervolumen bringt da nicht viel, ohne manuelles Nachregeln von Lautstärke kommt man nicht weiter.
Ich halte nicht viel von persönlichen soundsettings, aber meine Einstellungen des Floorboardes schreib ich hier trotzdem rein: Es erspart dem Käufer eine Menge Bastelarbeit.
1 Crunch Overdrive grün M 1 Hall nein Crunch
2 Lead Overdrive rot M 2 Hall nein Lead
3 Lead Overdrive gelb M 2 Hall nein leiserer Lead
4 Clean Clean grün M 1 ja Clean mit Hall
5 Clean Clean grün M 1 Hall nein Clean
6 Clean Clean gelb M 1 Hall nein Clean Lead
7 Clean Clean grün M 1 Tuner
Bank 1 einfacher Crunch als Rhythmus wie z.B. Mighty Quinn
Bank 2 heftiger Leadsound
Bank 3 gleicher Leadsound, aber ein wenig leiser
Bank 4 Cleansound
Bank 5 Cleansound wie Bank4 aber mit Hall
Bank 6 Cleansound für Solo geeignet
Bank 7 Tuner
Nochmal: Das sind MEINE sounds, die ich für meine Covermucke brauche. Sie sind nur als Beispiel dafür gedacht, wie man einige Einstellungen mit abgestimmter Lautstärke abspeichern kann.
Wer außer dem amp keinerlei Effekteile angeschlossen hat, dem erscheint die FCB1010 vielleicht etwas überdimensioniert. Stimmt: Die beiden Expressionpedale kann man nicht brauchen, und mehr als 10 Einstellungen machen wohl auch keinen Sinn ohne manuelles händisches Nachregulieren.
Trotzdem: Die FCB1010 ist nun mal DAS board und wer weiss: Vielleicht schafft man sich ja doch mal wiederso einen Super19ZollMIDIEffektprozessorEimer an.
Mein persönliches Fazit:
In meiner Jungen konnte ich mir keine MARSHALL leisten, jetzt will ich nicht mehr ohne. Sensationell, was man alles aus diesem amp herausholen kann. Man muss halt bereit sein, im Zweifellsfall ein wenig an den Reglern zu drehen.
Ein paar Euronen mehr, und dafür die Speichermöglichkeiten eines JMP1 wären optimal gewesen, viel mehr Technik hätte es sicher nicht benötigt.
Ärgerlich ist, dass MARSHALL als einziger der getesteten amps keine passende Zusatzbox anbietet. Einzig die 112XT aus der AVT-Serie ist mit 100 Watt und 8 Öhms von den Maßen her passend. Leider wird diese Box aber gar nicht mehr hergestellt. Sehr enttäuschend, hier hätte ich mir eine dauerhafter passende Modellpolitik gewünscht. Mir nützen die verschieden Speaker von Vintage30 bis Greenbacks nichts, wenn die passende Holzkiste außenrum nicht käuflich ist.
Nervig ist außerdem das hohe völlig unakzeptable - Grundrauschen im roten Kanal.
Da können die Jungs von MARSHALL schreiben, was sie wollen: Solch einen Lärm hat man nicht mal bei manchen HighGain-Amps.
Ich bin trotzdem froh über meine Entscheidung, obwohl es mir Jim Marshall diesmal nicht ganz so leicht gemacht hat. Andere Hersteller haben mächtig aufgeholt.
Wer einen MARSHALL-sound liebt, ist mit diesem amp sicherlich gut bedient, das vielgerühmte Preis-Leistungsverhältnis ist aus meiner Sicht sehr gut. Außerdem ist ein MARSHALLamp der einzige, auf dem auch MARSHALL draufsteht.
So, dass war jetzt vielleicht ein wenig viel Text. Manch Leser gerade die Jüngeren mögen meinen Bericht nicht befürworten, aber das ist mir egal. Ich schreibe das alles aus meiner persönlichen Sicht, und für mich ist das alles so in Ordnung.
Ich würde mich über ein paar Kommentare sehr freuen!