[Review]
dBridges: die perfekte Barbridge
Brücken für Gretsches und Schwestern sind ja immer ein Kompromiss: entweder, man entscheidet sich für eine TOM und erhält damit eine optimal intonierende, aber bescheiden klingende Brücke oder für eine wohlklingende Barbridge a la Truarc oder Compton, die jedoch immer eine mehr oder weniger große Kompromissbereitschaft hinsichtlich der Intonation voraussetzen.
Eine TOM-bridge ist meist aus billigem Druckguss hergestellt und besteht aus rund einem Dutzend Einzelteilen, oft inklusive der berühmt-berüchtigten Rappelfeder.
Die Brücken der TOM bieten der Saite bei Gebrauch des Bigsbys zudem einen Widerstand, was sich durch sogenannte "Rollerbridges" mehr schlecht als recht verhindern lässt, diese gelten nicht ohne Grund zudem als Tonkiller. Für eine perfekte Tonentfaltung ist eine Brücke optimal, die aus einem Stück möglichst dichtem und möglichst leichtem Material gefertigt ist, zum Beispiel Aluminium oder Edelstahl. Idealerweise erzeugt eine Brücke generell wenig bis keine Eigenresonanz bzw. addiert „wohltuende“ Eigenresonanzen, die den Ton entsprechend angenehm färben.
Edelstahlbrücken sorgen so zum Beispiel für mehr „Knack“ und verstärktes Sustain, Aluminium für beste Transparenz und Obertonentfaltung.
Einfach kompensierte Barbridges zeigen daher durch ihre Bauweise eine deutlich verbesserte Tonentfaltung, sorgen für ein widerstandfreies Vibrieren des Bigsbys und sind im Falle von Truarc/Compton auch entsprechend des Griffbrettradius geformt, besitzen also in der Regel 12“ oder 9.5“ Radius und tragen so zu einem optimalen Spielkomfort bei- abgesehen von der Intonationseinstellung sind diese Brücken also jeder TOM haushoch überlegen.
Dave Brown, Gitarrist und begnadeter Handwerker aus Schottland kam auf die geniale Idee, die Vorzüge beider Konzepte zu kombinieren und dem Gitarristen ein Unikat anzufertigen: die perfekte Barbridge!
- Auf die Gitarre wird eine einfache TOM-Bridge gesetzt und die Intonation perfekt eingestellt. Die Bridge wird von oben fotografiert, so dass die Stellung der Brücken, also die Intonation einwandfrei sichtbar ist. Wichtig ist natürlich, dass bei einer floating Bridge die Position der Bridge base markiert wird!
- Dave gibt auf Basis des Fotos die so festgestellten Werte nebst Saitenstärke, Postspacing, Stringspacing, Radius usw. in ein CAD-Programm, welches dann die Fräse füttert.
Dave bietet seine Brücken in verschiedenen Materialien an: Aluminium, Messing, Ebenholz und exotisches wie Korian oder Ebano. Ich habe zwei Prototypen zum testen erhalten, für meine Gretsch 6120 Hot Rod und meine Guild Manhattan. Hier meine Eindrücke:
EBANO
Ebano ist ein Material des Herstellers ROCKLITE und ersetzt in Aussehen, Dichte und Eigenschaften das gefährdete Ebenholz. Ebano wird übrigens auch aus Holz hergestellt.
Ich dachte immer, Holzbrücken klingen matt und dumpf und sind für die Jazzer reserviert- was für ein Irrtum! Die Ebanobridge wiegt nur unglaubliche 10 Gramm und klingt auf meiner Guild fantastisch- sie nimmt ein wenig Icepick aus dem Ton und ersetzt diese durch warm-holzige Mitten. Der Ton ist sehr akustisch mit einem tollen „Plong“ im Anschlag, super transparent, akzentuiert beim Picking mit knochentrocken-twangigen Bässen und seidigen Höhen. Wirklich verblüffend ist jedoch das Obertonverhalten- Töne klingen lange aus und kippen früh in traumhafte Harmonics.
Und ich spreche hier von Cleansounds. Ganz fantastisch.
Die Intonation ist superb und entspricht exakt der feindosierten TOM- spielen in den oberen Registern klingt auf einmal viel sauberer, verglichen mit der Truarc. Ich bin begeistert.
ALUMINIUM
Die Alubridge intoniert auf meiner Gretsch ebenfalls perfekt und lässt es tonal nur so krachen- 10% mehr Höhen sind keine Übertreibung. Aber so seidig und rund dass es eine Freude ist, dabei schön knochig und twangig. Mehr Sustain, mehr Harmonics, eigentlich irgendwie mehr alles! Akkorde strahlen silbrig und von höchster Klarheit.
Beide Brücken sind perfekt verarbeitet, besitzen penibelst gefeilte Schlitze und sie „rocken“ nicht auf den thumbwheels: durch die breite Auflagefläche bleiben die Brücken vom Bigsby völlig unbeeindruckt.
Die dBridges sind fantastisch, nein, sie sind ganz ehrlich die besten Brücken, die ich bisher spielen konnte.
Sauberste Intonation, perfekte Stimmstabilität und eine traumhafte Tonentfaltung- dagegen klingen TOMs wie Spielzeuge.
Dave wird die Brücken wie oben gezeigt in der breiten und in einer schmaleren Variante, mehr oldskool, anbieten. Das wärr auch mein einziger Kritikpunkt: die beiden Prototypen sehen eher modern aus und wollen nicht so recht zum Look einer klassischen Halbakustik passen. Die Slimline wirkt da stimmiger:
Die Brücken werden nicht billig sein, aber dafür sind es handgefertigte Unikate, speziell für Deine Belange und Deine Gitarre gefertigt. Mehr geht nicht.
Dave organisert gerade sein Business. Sobald die Brücken erhältlich sind, poste ich hier den Link.
Und hier noch ein Soundbeispiel von Dave: