Guten Morgen,
ich hätte da mal ein Problem.
Die Eckdaten:
Gretsch 6120 mit Tunomatic Brigde von Duesenberg, selbst fixiert auf der Decke. Also rutscht nicht. 0,10 Saiten, relativ niedriger saitenabstand. normales Tuning
Das Problem: beide E saiten, besonders die hohe, fliegen gerne mal aus der bridge während des Spiels. besonders beim picking.
Das ist mir gestern abend 3x passiert und nervt tierisch.
Kann ich die Kerben selbst nachfeilen ohne die Bridge zu zerstören? Und wenn ja, was für eine Feile empfiehlt sich da?
Sollte ich den Saitenabstand auch ein bißchen höher einstellen?
gruss in die Runde
Jürgen
Moinsen Jürgen,
Subjektiv:
Um ein langes kurz zu machen:
Das Nachfeilen der Saitenreiter ist kein Nachteil...zerstören kannste da nix...wenns ruhig zur Sache geht...die Sattelkerben auch mal überprüfen....
aber ich bezweifle, das damit das Problem mit dem herausspringen der Saiten damit eliminiert ist...
Das Nachfeilen der Saitenreiter kann man schon selbst erledigen mit zb. mit einer Dreikant-Schlüsselfeile( haben meistens die Form eines gleichseitiges Dreiecks, im Querschnitt gesehen, also der Winkel beträgt 60 Grad.)
Dadurch wird die Kerbe wohl auch etwas "verbreitert", sonst gäbe es auch noch die bekannten Sattelfeilen-Sätze (die haben einen spitzeren Winkel als die Schlüssel-Feile, kleiner 60°, also die Kerben sind "enger".
Teste mal, ob die tiefe E-Saite auch noch rauspringt, wenn du einen Power-Chord zb. A5 (nur als downstroke gespielt) hart anschlägst...falls ja, die betreffene Kerbe etwas vertiefen...
Wenn du in einer ruhigen Umgebung mal die Gitte normal stimmst, und dann das Bigsby mal schön kräftig nach betätigst, und du vernimmst ein leises "klirren" so in etwa wie "pling", das ist es ein Indiz dafür, die Saiten entweder in den Sattelkerben oder in den Saitenböckchen "festklemmen". Die Sattelkerben kannste mit den übriggebliebenen Saitenenden eines neu aufgezogenen Saitensatzes gangbar machen bzw. "frei feilen"...(die umwickelten eignen sich gut als Feile...)...falls du keine "Spezial-Feilen" zur Hand hast.(Nagelfeile geht auch...)
Beim fingerpicken liegt es viel auch an der verwendeten Spielweise...kein Witz...(und nicht böse gemeint...
..ging mir jedenfalls so...ich mußte es nur erst selbst erkennen..
...)
Ich spiele auch 10er Saiten und hatte früher das Problem, das ich mit meinem kleinen Finger der "Anschlags-Hand" regelmässig die hohe E-Saite aus der Kerbe hebelte...(war bei der 6120 und bei der Duo Jet so)der vorgegebene Halswinkel (geleimter Hals) im Zusammenspiel mit dem Saitenverlauf vom Bigsby zur Brücke kommend(Wölbung der Decke), sollte eigentlich einen ausreichend großen Druck auf die Brücke erzeugen, damit die Saiten alle an ihren vorgegebenen Plätzen bleiben.
(...Bei so Sachen wie paul Burlisons Train kept a rollin...dafür benutze ich das Plek zwischen Daumen und Zeigefinger für die tiefe E-Saite und die hohe E-Saite zupfe ich mit dem kleinen Finger gleichzeitig...das war mit ner Tele ohne Vibrato-System oder ne Stratocaster mit Standard Vibrato-Systemdeutlich einfacher zu machen , weil keine Saiten aus der Brücke springen...)
- Da gibt es entweder nur die Möglichkeit, ein Bigsby mit Andruckrolle zu installieren,(...die ist meiner Meinung nach aber nicht so toll, weil sich das handling und Spielgefühl komplett ändert, durch höheren Saitenzug bei standard-Stimmung und ein nicht mehr so angenehmes leichtes Vibrieren mit dem Hebel...Geschmackssache...Vorteil: Saiten geben "Ruhe")
- Stärkere Saiten aufzuziehen sehe ich persönlich auch als Kompromiss an...dann lieber einen stärkeren Satz auf die zweit,dritt-Gitte drauf(eventuell auch ohne Bigsby-System, ) und damit die Spielweise filigraner machen...besonders die Finger, die fürs Zupfen zuständig sind...wenn man dann zu seiner Haupt-Gitte mit gewohnter Saitenstärke zurückkehrt, "flutscht" es besser... (bei mir hat das auf jeden Fall was gebracht, nicht immer ist die Mechanik schuld..)
- Die Saitenlage sollte man sich so einstellen, das man mit dieser auch super zurecht kommt.
- Wenn du da einen Kompromiss machst, dann wird die Gitte selbst zu einem solchen...weil man sich eventuell dann einer anderen Gitte mit angenehmerer Saitenlage zuwendet...
- oder man passt sich den gegebenen Umständen an, und "feilt" weiter an seiner Spielweise und optimiert diese...um dieses Problem zu umgehen.
Der Abstand zwischen Bigsby-System (welcher bei den B6 oder B3-Typen durch die Platte vordefiniert ist, weil diese zargenseitig montiert werden; beim B5-Hufeisen-Bigsby kann man sich die gewünschte Position aussuchen..) und die Brücke hat auch einen Einfluss auf das Spielverhalten.
Weitere Beispiele:
In diesem Bild sieht man ein Les Paul-Modell. Die Andruckrolle wäre mir persönlich viel zu nah an der Brücke und der dadurch resultierende Saitenwinkel viel zu steil. Der Druck auf der Brücke ist zwar mehr als ausreichend, aber das Spielgefühl ist nicht mit dem lockeren, weichen Vibrieren eines verbauten Bigsbys ohne Andruckrolle vergleichbar.
(Ich hätte die Platte mit dem Bigsby.Logo wohl entfernt und das komplette System nach hinten versetzt...oder ,um die Position des Systems zu wahren, die Saiten einfach über die Andruckrolle aufgezogen...was nicht immer ein Vorteil ist..aber so mach ich das auch nur...muß ja keiner nachmachen...hehehehe....)
Bei diesem Beispiel einer ES355 sieht man deutlich, das der Abstand zwischen Beücke und Andruckrolle schön gross ist und der Winkel daher flacher verläuft als wenn das Bigsby näher zur Brücke montiert wäre.
(Natürlich hat das nix mit der Firma Gibson selbst zu tun, sondern dient nur zur Verdeutlichung der Unterschiede. Ich hatte kein anderes Bildmaterial zur Hand. )
In diesem Bild ist eine Epiphone Casino zu sehen. hier ist der Abstand zwischen Brücke und Bigsby-Andruckrolle etwas kleiner als bei der ES355...das liegt wohl auch an der Position des Halses(...ragt bei der Epi weiter in den Korpus hinein...also die Mensur ansich...
Bei meiner Flying V Copy mit geschraubtem Hals habe ich den Halswinkel geändert und die Andruckrolle vom Bigsby entfernt. So sitzt es näher zur Brücke und habe trotzdem einen ausreichenden Druck auf selbige...trotz Fingerpickin-Spielweise.
Bei dieser SG Copy mit geschraubten Hals bin ich ebenfalls so zu Werke gegangen.
Das Aluminium-Unterteil der Bigsby-Brücke habe ich auch noch gefertigt, weil die Decke plan ist, sie ist aber nicht gepinnt...
Soundlich haben diese 2 Gitten nix mit ihren bekannten Vorbildern (mehr?) gemeinsam. Sie haben mehr Twang und klingen irgendwie zwischen Gretsch und Tele durch meine Mods...das wollte ich auch so haben...deswegen habe ich gezielt auch die Schraub-Konstruktion bei diesen "Projekten" gewählt.
So, jetzt erstmal einen Kaffee trinken,
twangin' Greets, Thomas