Als überzeugter Gibsonfan konnte ich früher mit ner Telecaster ja erstmal überhaupt nichts anfangen.
Getreu dem Motto: "Was soll ich denn mit dem Brett? Ein Eierschneider?",
hab ich diese Instrumentengattung fast schon verachtet. (Sorry Leo).
Obwohl ich in sehr jungen Jahren sogar schon mal eine besessen habe.
Sie war sehr günstig, da in einem ruinösen Zustand. (dicke Kratzer im Lack, Teile fehlten, usw.)
Mit der Einstellung "Mehr ruinieren kann man eh nicht mehr", hab ich mich drangegeben,
das Teil wieder aufzubauen bzw. umzubauen.
Also erstmal der alte Lack runter, und die Kratzer rausgeschliffen.
Aber was tun mit dem dicken Katscher da unten im Body?
Und dann kam mir die "Erleuchtung".
Moment mal, an der selben Stelle hat doch die Tele von Francis Rossi (Status Quo) ein Loch !!!
Ok, wo ist der Bohrer, und die Gitarre wird grün. Ein Projekt war geboren.
Ich baute ein Quo-Modell.
Nach der Fertigstellung hab ich sie dann an einen Gitarristen verkauft,
der Instrument und Arbeit wirklich zu würdigen wusste, und sich das auch
dementsprechend was kosten lies.
So zogen die Jahre ins Land, ich spielte weiter auf meiner Les Paul,
und das Thema Telecaster war für mich absolut aus dem Kopf.
Das ändete sich schlagartig, als ich auf einem Open-Air-Festival das erste mal ne alte
Tele-Thinline eines Freundes gespielt habe.
"Ja whow, die machen ja doch richtig klasse "Bretter".
OK, Brett ist da jetzt auch nicht die richtige Bezeichnung, da das Teil schliesslich
semi-akkustisch ist.
Semi-acc. Gibson waren aber übrigens auch nie so mein Ding.
Für mich hatte derzeit eine Git. aus schwerem massiven Mahagoni zu bestehen.
Ich spielte damals noch eine Gibson Les Paul Custom Bj 1960 (wurde mir leider bei nem Einbruch geklaut) die mir vom Gewicht her fast das Kreuz gebrochen hat.
Doch nach diesem Erlebnis mit der Thinline (ich hab sie das ganze Konzert über gespielt.
Meine Les Paul stand beleidigt in der Ecke) fing ich dann doch an, mich wieder für das Thema Tele näher zu interessieren.
Irgendwann kam mir dann erstmal eine Hohner ST ins Haus.
(Ein Hohner Steinberger-Paddel hatte ich bereits, und wusste das auch die ST-Reihe ganz ordentlich ist).
Der Sound war nicht schlecht(obwohl nicht Semi-acc.), bespielbarkeit war auch OK,
aber mir persönlich war das Griffbrett einfach zu schmal. Also weg damit.
So dauerte es dann auch nicht lange bis mir eine massive Ibanez Tele Deluxe
(mit dunklem Holz und Humbuckern) über den Weg lief.
Das Griffbrett war breiter, die PUs was kräftiger, ich fühlte mich quasi wieder näher zu Hause.
Doch dann die Erkenntnis. Wenn ich jetzt schon ein flaches Brett mit Humbuckern spiele,
dann kann ich doch auch direkt ne
Gibson The Paul nehmen. Das wäre konsequenter.
Gesagt, getan.
Und das Thema Telecaster war wiedemal aus dem Kopf.
Doch dann passierte es.
Mir bot jemand zu einem Superpreis (die Dinger sind heute fast unbezahlbar)
eine Full-Accoustic-Tele an, und es war Liebe auf den ersten Ton/Blick.
Eine Handgearbeitete Yairi von 1984 Einzelstück.
Die Firma Yairi ist ein altes Familien-Traditionsunternehmen für Akkustik- und Flamenco-Gitarren,
und in Sachen Qualität und Firmenalter durchaus mit Gibson zu vergleichen.
Die Firma besteht derzeit aus einer kleinen Gruppe von Gitarrenbaumeistern, geleitet von Mr.Yairi Senior
(Als er noch Jr, war arbeitete er ca 20 Jahre für Leo Fender. Papa wollte wohl das er da mal gucken geht), und Teilen der spanischen Fa Alvarez-Guitars.
Die Electro-Acc-Serie wurde leider nur in sehr kleiner Auflage produziert.
Jede einzelne in Handarbeit gefertigt, stellt auch jede für sich ein Einzelstück dar.
Die sind alle, wenn auch nur geringfügig unterschiedlich.
Gemeinsam haben sie allerding:
1.) Sie sind alle Vollakkustisch. Dh. Sie haben ca die doppelte Dicke einer Thinline,
und sind im gesamten Korpusbereich hohl.
2.) Einen speziell entwickelten Tonabnehmer(Humbucker).
Auf Grund der Erkenntnis das die H-Saite sich am problematischsten verhält bei der Abnahme,
hat man den kompletten PU darauf ausgelegt.
Das ist auch der Grund dafür, das man diese beiden Magnete nicht sieht.
Sie sind bündig in Pu-Blech eingelassen. Alle anderen Magnetpaare haben einen
unterschiedlichen Durchmesser und unterschiedliche Höhe.
Bespielbarkeit?
Keine Frage, perfekt.
Bundreinheit?
110% . Ja, man mag sich wundern wie sie das geschaft haben bei dem Steg.
Aber wirklich, ich gebe Einhundertzehn Prozent!!!
Der Sound?
Faszination pur.
Für mich eine geniale Mischung. Die Flottheit und Kernigkeit einer Fender,
aber auch den Druck und die Wärme einer Gibson.
Und vor allem eine unglaubliche Dynamik.
Selbst heute noch, nach all den Jahren die ich das Instrument nun schon besitze:
Jedes mal wenn ich den Amp anmache, und der erste Ton erklingt, .....Whoow!
Ich steh dann da immer wieder mit einem ungläubigen Gesicht, wie ein Kind das gerade
den Weihnachten sieht. Und das mitten im Sommer.
Und da man Sound einfach nicht wirklich beschreiben kann, hier ein Link:
Just_a_Blues
Rhytmus und Solo sind in einem Take mit der selben Soundeinstellung eingespielt.
Die unterschiedlichen Sounds, auch innerhalb der Solos, ergeben sich durch unterschiedliche
Spielweisen (Anschlagstärken). Übrigens; Alles ohne Plektrum.
Viel Spass beim hören, und über Kommentare (wie auch immer) würde ich mich freuen.
O-Tix