Ok ich hab probiert was rauszunehmen, ohne dass riesige inhaltliche Löcher auftreten
Der Betrieb an sich ist ja uninteressiert.
Außerdem kennt ihr ja die paar Fachbegriffe, die ich aber gefälligst zu erläutern hatte.
Erwartung
Erwartung?
Das ist doch nur ein Praktikum (und zwar mein mittlerweile viertes!!!!)!
Was gibt es da zu erwarten?
Zusammengefasst sieht die Situation so aus: nach den Winterferien hat
man keine Lust auf die Schule. Was kommt da einem sehr entgegen?
Nochmal Ferien!!! Und was bietet sich da an? Praktikum!!!
Wann kann man sonst zu schulischen Zwecken gammeln und eventuell
ein paar neue Bekanntschaften machen?
Doch jetzt mal ernst beiseite.
...
Tagesablauf
Gegen 10 Uhr komm ich (bei einer scheißkälte) mit dem Fahrrad an und
grüße meinen Betreuer Nik, der vor der verschlossenen Eingangstür wartet,
mit:"Na, du Sack?!" der zurückgrüßt."Ej, Brani! Geh mir nedd scho wieder
auf die Eier."
Der Chef hat mittlerweile (wiedermal) eine viertel Stunde Verspätung und die
"Aggro-Frau" läuft wie jeden Morgen an uns vorbei (Nik hat mir anvertraut,
dass man sie unter keinen Umständen ansprechen darf, weil sie sich sofort
"kloppen" will, deswegen der Name).
Nach 20 Minuten und ein paar Blödeleien kommt endlich der Chef.
Selbstverständlich hat kein anderer einen Schlüssel für den Laden.
Und schon beginnt mein offizieller Praktikumstag. Zunächst werden die
Lichter angemacht und Marcell (ebenfalls ein Praktikant) macht Kaffee.
In der Zwischenzeit gehen Stefan (der dritte von insgesamt vier Praktis)
und ich in den Keller, um nachzuschauen was am Vortag in unserer
Abwesenheit verunstaltet wurde.(Kurz zur Aufklärung: Nik hat Stefan und
mir Bereiche im Keller zugeordnet, die wir sauber und aufgeräumt halten
sollten. Mein Bereich war die Bass-Ecke. Da wir ja bereits gegen 16 Uhr
Feierabend machten und Ladenschluss erst um 19 Uhr ist, war ja noch
genug Zeit, um ordentlich was kaputt zu machen.)
Nachdem die Input- und Stromkäbel wieder zusammengerollt und zurück
an ihrem Platz sind, sowie gestaubsaugt wurde, waren gnadenlose zehn
Minuten rum. Danach wurde erstmal gemeinsam gefrühstückt (d.h. jeder
schob sich noch schnell sein Brötchen rein), da auch der Kaffee längst fertig
war.
Allmählich gingen die Ideen aus wie man uns Praktikanten beschäftigen
könnte (und das um 10.30!!!).
Daraufhin entschied man sich den Marcell und mich die Akkustik- und
Semi-Akkustikgitarren noch ein weiters mal stimmen zu lassen
...
Wie beim Stimmen am aller ersten Tag dauerte das Tuning an sich mit dem
Stimmgerät zehn Sekunden und das Spielen drei bis vier Minuten pro
Gitarre. Nach zwei oder drei Stunden kommen wir mit einem Riesenschädel
und übelstem Tinitus wieder aus der Akkustikabteilung raus, was natürlich
nicht unbemerkt bleibt und man lässt uns erstmal ausruhen.
Zwischenzeitlich kommt Stefan zurück aus der Technoabteilung, wo er
wegen eines personellen Ausfalls helfen musste, wie ich im nachhinein erfuhr.
Nach und nach probiert man Marcell und mich zu resozialisiern und überträgt
uns leichte, einfache Aufgaben wie Müll rausbringen und Bindungsglied
zwischen den drei Abteilungen des Cream.
Mittlerweile ist es 14.00 Uhr und Bernardino lässt mich ein paar Saiten einer
Gitarre aufziehen. Dabei erklärt er mir worauf ich zu achten habe und wie
man den Klang optimiert.
Um 14.30 Uhr sind alle Ideen verbraucht, um uns Praktikanten zu
beschäftigen. Gemeinsam sitzen Stefan, Marcell und ich auf einer roten
Couch (die wahrscheinlich vom Sperrmüll geklaut wurde) im Eingangsraum
bei der Kasse und warten bis wir gehen dürfen.
Zwischenzeitlich passiert nicht mehr viel. Einigen Kunden wird noch gezeigt
wo sich die anderen Abteilungen befinden und ein paar Mini-Aufträge
werden erledigt (die vorher von den zu integrierenden erledigt
wurden). Nik beschwert sich erneut, dass wir ihm "auf die Eier"gehen
und fleht uns regelrecht an früher zu gehen.
Vor dem langersehnten Feierabend wird uns erlaubt im Keller Gitarren an
die Marshalltürme (so ähnliche benutzte Jimi Hendrix) anzuschließen und
zu spielen.
Punkt 16.00 Uhr mache ich mich auf den Weg nach Hause.
Interview (mit Nik)
-Wie kamst du auf den Creammusic?
-Ich wurde vom Klaus Hummel angeworben.
-Wie kam er darauf dich anzusprechen?
-Er hat von irgendjemanden erfahren, dass ich eine Ausbildung als
Gitarren- und Harfenbauer absolviert habe.
-Also hast du deine Ausbildung nicht im Creammusic gemacht?
-Nur als Musikalienhändler.
-Was für einen Schulabschluss hast du?
-Abi und Jugo-Abi.
-Jugo-Abi?
-Neben der Schule bin ich noch in den den serbokroatisch Unterricht
gegangen. Das hab ich gemacht, damit mein Abschluss im damaligen
Jugoslawien anerkannt wird. Für das Studium wäre es notwendig gewesen.
-Heißt das, dir war zu deiner Oberstufenzeit noch nicht klar, was
du in Zukunft machen willst?
-Nein!
-Du bist ja gelernter Harfen- und Gitarrenbauer.
Spielst du auch beide Instrumente?
-Naja. Am liebsten spiele ich Bassgitarre
-Baust du in deiner Freizeit noch Instrumente?
-Mittlerweile seltener. Wenig Zeit.
-Wegen deinem Beruf?
-Weniger. Wegen meiner Band und ein paar anderen Sachen.
-Spielst du deine selbstgebauten Gitarren?
-Fast alle Gitarren die ich spiele, hab ich selbst gebaut.
-Wieviele hast du denn insgesamt?
-Knapp über 20.
-Was für Markengitarren spielst du eigentlich? Oder anders gefragt.
Was für Gitarren spielst du, wenn sie nicht von dir sind?
-MusicMan- oder Fenderbassgitarren.
-Was für eine schulische Ausbildung muss man Minimum haben, um hier
eine Ausbildung als Musikalienhändler machen zu dürfen?
-Eigentlich keine.
-Und wie selektiert ihr Leute aus?
-Wir machen eine Gesichtskontrolle.
-Und das war´s?
-Nein. Wir schauen schon, ob die Person musikalisch ist, also auch
ein gewisses Knox-how mit sich bringt, und ob sie menschlich hier rein
passt.
-Wie sieht dein ganz normaler Tagesablauf aus?
-Größtenteils Kundenberatung. Wenn nichts los ist, wird etwas aufgeräumt
oder für die Inventur vorbereitet.
-Wird hier ein irgendwie auf Recycling geachtet?
-Naja, wir trennen den Müll. Was sollten wir schon großartig recyceln?
Ein Produkt kommt hier an und wird auch so wieder verkauft.
-Wie werden eure Gehälter geregelt?
-Wir orientieren uns an den Tarifverträgen.
-Was heißt das genau?
-Ej, Brani! Geh mir nedd scho wieder auf die Eier.
-Meinst du, dass du genug Verdienst?
-Reich wird man hier nicht, aber es ist genug.
-Siehst du dich hier in 20 Jahren?
-Was sind das auf einmal für Fragen?
Im Grunde genommen kann ich mir Vorstellen solange als Verkäufer
tätig zu sein, aber ob im Cream...?
-Wieviele Leute sind insgesamt bei euch angestellt?
-Das weiß ich nicht genau, weil einige nur Teilzeitmäßig hier arbeiten
oder nur saisonbedingt. Es sind aber immer mindestens sechs Verkäufer
im Cream.
-Wie kommt es, dass, außer der Putzfrau, hier kein weibliches Personal ist?
-Der Beruf ist eine Männerdomäne. Wieso weiß ich nicht.
-Gibt es einen Personal- oder Betriebsrat?
-Nein.
-Und wie regelt ihr Konflikte?
-Bisher klappte das ganz gut ohne.
-Bist du mit deinem Beruf zufrieden und kannst du ihn weiterempfehlen?
-Nein. Mach lieber was anständiges.
Resümee
...
Kurz um: mir hat das Praktikum sehr gefallen, aber gebracht hat es mir nicht
viel (mal abgesehen von den Rabatten, die ich jetzt bekomme und mein
Flageolet war noch nie sauberer).
Wie bereits in der Erwartung beschrieben wollte ich etwas hobbyorientiertes
machen( ich hätte ja auch beim Matrazen-Concord arbeiten können, um
meiner anderen großen Leidenschaft nachkommen zu können)
...
Die zwei Wochen, die ich im Creammusic verbracht habe waren sehr lustig,
entspannt und amüsant (ganz anders als in der Schule). Gerne würde ich
wieder ein Praktikum machen, da man ja Geschenke annehmen soll.
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