Nein! Wem wirklich sowohl eine qualifizierte Musikschullandschaft als auch vor allem auskömmliche Honorare und sozial korrekte Vertragsverhältnisse ein Anliegen sind, der muss die Forderung in die Politik tragen, Gelder für Musikschulen mit "korrekten" Verträgen in die Hand zu nehmen. Das muss gar nicht eigentlich die Kommunen alleine treffen, da sind auch die Länder gefordert (die z. Tl. auch heute schon Zuschüsse an die Musikschulen zahlen, meistens aber nur recht geringe Beträge). Und nicht zuletzt am besten auch der Bund.
Ja, in diesem Sinne wollte ich mein Eingangsposting verstanden wissen.
Kommunen, denen eine qualifizierte Musikschullandschaft wichtig war und ist, haben in meiner Wahrnehmung in der Vergangenheit viel weniger oder gar nicht auf Honorarkräfte gesetzt und haben jetzt auch kein nennenswertes Problem.
In meinem Bundesland (MV) kannst du diese Kommunen und Musikschulen an einer Hand abzählen.
Das Gros der Musikschulen wurde aber mit der Intention der künstlerischen und kulturellen Breitenförderung betrieben. Dort wurde überwiegend auf Honorarkräfte gesetzt und eine Organisation eines Schulbetriebs war immer weniger erkennbar und offensichtlich von den Geldgebern auch gar nicht mehr gewünscht. Stellen Festangestellter wurden hier sukzessive abgebaut und auf eine Ausschreibung und Besetzung von Leitungspositionen mit geeigneten Personen wurde verzichtet.
Dass es hier eine Rückkehr zu einem geordneten Musikschulbetrieb nach dem Muster des letzten Jahrtausends geben wird, halte ich für nicht realistisch und vor allem von Niemandem außer den letzten Festangestellten für wünschenswert.
Eine gute Sache sehe ich allerdings auch in Hinblick auf die privaten Schulen: sollten die Musikschulen, davon ist auszugehen, teurer werden, können auch die Privaten noch mal etwas nachlegen und die Honorare anheben.
Vielleicht doch mal die beiden Urteilstexte lesen.
Wer einen Musikschulbetrieb organisiert, egal ob als öffentlicher oder privater Träger, muss die Lehrkräfte sozialversichern.
Wieso aber hat sich denn deine Frau dann z.B. nicht schon selbstständig gemacht? Das wäre ja, wenn ich dich richtig verstehe, dein way to go, oder? Wenn du diesen ganzen Prozess mit allen verbundenen Unkosten, begrenzten Möglichkeiten (an erster Stelle mal die räumliche Situation) und Risiken zu Ende denkst merkst du ja vielleicht, dass das gar nicht so einfach wäre.
Meine Frau ist seit fast 30 Jahren selbständig und mietet einen eigenen Unterrichtsraum, der für Kleingruppen bis 4 Personen ausreicht. Den Probenraum für ihre beiden Orchester in der Musikschule hat zuletzt einer der Festangestellten für Klavierunterricht dauerhaft beansprucht und der Landkreis hat für die Orchester die Aula des Gymnasiums angeboten.
Wenn die Musikschule ein Stundenbudget für dein Fachgebiet auf Honorarbasis ausschreibt, dann kannst du das als Selbständiger zusätzlich zu deinen sonstigen Schülern annehmen, oder die Musikschule versucht jemand anderen zu finden.
Es wäre Vieles sehr viel einfacher und der Gegenwert für die Öffentlichkeit wäre höher, wenn der Landkreis den Musikschulbetrieb einstellen würde.
Darüber hinaus bieten viele Musikschulen ja ein deutlich breiteres Angebot als nur Instrumentalunterricht: Betreuung von Kita- oder Schulklassen, Ensemblearbeit (Streicherquartette, Big Bands, Orchester, Nachwuchsbands bzw. Bandcoaching und viel mehr). Das wirst du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in einem losen Verbund von Soloselbstständigen nicht hinbekommen. Weder von den Räumen her, noch von der Organisation, und bezahlen könnte das auch niemand.
Dieses breitere Angebot mit dem die Musikschulen sich jenseits ihres Elfenbeintums in das kulturelle Leben ihres Umfeldes einbringen können, erfordert ein hohes Engagement und eine sehr gute Zusammenarbeit von Lehrkräften. An der Musikschule meiner Frau gibt es das fast nicht mehr, weil sich die angestellten Lehrkräfte nur noch gegenseitig belauern, wer wieviel arbeitet. Das Engagement meiner Frau für ihre Streichorchester und deren öffentliche Auftritte "verderben die Norm" für die Angestellten und sie suchen nach jeder erdenklichen Möglichkeit, die Orchesterarbeit zu torpedieren. Neben Unterrichtsverboten für Instrumente, für die meine Frau keinen formalen Abschluss hat oder Zutrittsverboten von fremden Musikern zum Probenraum, war der glanzvolle Höhepunkt ein offizielles Schreiben der Musikschulleitung an die Schülereltern, in dem die Eltern vor der Teilnahme an "nicht von der Musikschule genehmigten öffentlichen Auftritten" gewarnt wurden, weil dort kein Versicherungsschutz für die Schüler gelten würde.
Hinweise auf diese Zustände sind selbst dem Landrat und den Dezernatsleitern unangenehm, weil es überdeutlich macht, welches Maß an Organisationsversagen im Bereich der Musikschule herrscht.
Ich denke, dass ist der normale Wahnsinn, der an öffentlichen Musikschulen inzwischen herrscht.
Eine engagierte und angenehme Zusammenarbeit funktioniert bei der Orchesterarbeit am besten mit freien Musikern und Leuten, die ein Interesse daran haben, dass so ein Orchester existiert bzw. öffentliche Konzerte stattfinden.
Jedes Mal, wenn sich ein engagierter und kooperativer freier Musiker in einen Angestellten verwandelt, kann man beobachten, was das innerhalb weniger Jahre mit ihm und seiner künstlerischen Arbeit macht.
Auch eine Form der Subvention ...
Neben der Familienversicherung in der KV fällt da auch die Witwenrente rein.