Das Herrenberg-Urteil und seine Folgen für die Musikschullandschaft (Das Ende der Honorarkräfte?)

  • Ersteller der dührssen
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22 Euro für 45 Minuten. Bei Honorar gibt es kein Brutto oder Netto.

Die Kulturförderung stelle ich mir schon so vor, dass sie eine künstlerische Breitenausbildung fördert.

Zumindest für die Familien der Schüler meiner Frau macht es kaum einen Unterschied, ob sie Musikschulgebühren oder das genannte Honorar zahlen.
 
Die Kulturförderung stelle ich mir schon so vor, dass sie eine künstlerische Breitenausbildung fördert.
Was genau stellst Du Dir denn da vor?
Jede dauerhafte Honorarzahlung über eine kommunale Institution stände doch wieder vor demselben Problem...?
Oder meinst Du Musikschulen abschaffen und nur noch private Musiklehrer?
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Für eine volle Stelle müssen wöchentlich 30 Unterrichtsstunden a 45 Minuten erbracht werden.
Eine volle Stelle entspricht hier eigentlich 40 Zeitstunden.
Bei einem Lehrer in der Schule kommen Vorbereitung, Elterngespräche, Klassenfahrten, Teambesprechungen usw dazu. Die Didaktik und der Unterricht für eine 28 köpfige Klasse ist deutlich stressiger als instrumentale Einzelstunden. Wird das bei Euch an der Musikschule auch so gerechnet?

Wenn ich als Klavierlehrer im Einzelunterricht für eine volle Stelle nur 30 * 45 / 60 = 22.5 Zeitstunden plus bisschen Vorbereitung arbeiten muss, überlege ich den Beruf zu wechseln.
 
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Was genau stellst Du Dir denn da vor?
Jede dauerhafte Honorarzahlung über eine kommunale Institution stände doch wieder vor demselben Problem...?
Oder meinst Du Musikschulen abschaffen und nur noch private Musiklehrer?
Ja, Musikschulen abschaffen und nur noch freiberufliche Musiklehrer.
Fördern könnte man Familien, so dass sie ein höheres Honorar zahlen können.
Man könnte bestimmt auch die bisherigen Musikschulgebäude in einer Form zur Verfügung stellen, in der man die künstlerische Breitenausbildung fördert, aber nicht in den Verdacht gerät, sich über Gebühr in das freiberufliche Wirken der Lehrer einzumischen.
 
22 Euro für 45 Minuten.
...macht es kaum einen Unterschied, ob sie Musikschulgebühren oder das genannte Honorar zahlen.
Obwohl ich die Szene meiner Heimatstadt samt Lehrern und Dozenten kenne wüsste Ich nicht, bei wem man in meiner Heimstadt für 22 Euro qualifizierten privaten Musikunterricht bekommt. :gruebel:

Abgesehen davon halte ich einen Freiberufler mit 22 Euro Stundensatz nur bei regelrechter Selbstausbeutung für existenzfähig.
Die geht aber weder auf Dauer noch wäre sie mit einer Lebensplanung wie dem Wunsch nach Familie oder auch nur normalen Wohnverhältnissen, Auto, Urlaub und Rücklagen für Ausbildung der Kinder vereinbar, geschweige denn dem Aufbau einer privaten Altersversorgung und Rücklagen für weitere teure Wechselfälle des Lebens.

Das nach Auflösung von Musikschulen "freie" Geld fließt natürlich in den allgemeinen Haushalt, abgesehen von ganz wenigen teuren Prestigeprojekten. Vielleicht bleiben aber sogar ein paar Euro für den "Rest" als moralisches Feigenblatt, angesichts der öffentlichen Verschuldung würde ich da nicht auf mehr als 10% des jetzigen Etats wetten wollen.

Gruß Claus
 
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An nicht wenigen Musikschulen arbeiten mehr als 50% der Lehrer seit langer Zeit zu diesen Konditionen.

Und ja, mit solchen Honoraren kann kein Freiberufler in D seine Existenz sichern. Meine Frau hat weder eine eigene Krankenversicherung noch wird sie jemals eine Rente aus ihrer Tätigkeit erwarten können.

Gut möglich, dass Kommunen die Mittel nach Schließung ihrer Musikschulen ganz streichen.

Als freiwillige Aufgabe finanziell stark belasteter Kommunen haben Musikschulen aber sowieso keine Chance mehr und das Herrenberg-Urteil beschleunigt m.E. ihren Niedergang.
 
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Meine Frau hat weder eine eigene Krankenversicherung noch wird sie jemals eine Rente aus ihrer Tätigkeit erwarten können.

Dann verstehe ich nicht, wie Du für dieses Modell plädieren kannst. Eine Krankenversicherung muss sein, sonst nutzt Dir u.U. das so ersparte Geld auch nichts.
halte ich einen Freiberufler mit 22 Euro Stundensatz nur bei regelrechter Selbstausbeutung für existenzfähig.
Auf die Zeitstunde wären es knapp 30, aber auch das ist nicht besonders reichlich. Es gibt aber schon Berufsgruppen, die für so einen Stundensatz arbeiten, und durchaus körperlich anstrengendere Tätigkeiten.
 
Ich plädiere für das Modell, weil ich es für das einzige halte, dem ich ich eine reale Chance geben würde.

Mindestens die Kreismusikschule, für die meine Frau arbeitet, hat sich in den letzten Jahrzehnten in eine so dysfunktionale Organisation verwandelt, dass sie jedes künstlerische Engagement ihrer Angestellten in wenigen Jahren zerstört und frustrierte Angestellte produziert, die ihre Rente herbeisehen und eine Strafe für ihre Schüler sind.

Meine Frau hätte sicher mit einigem Erfolg längst ihre Einstellung einklagen können. Aber wer will in einer Organisation abhängig beschäftigt sein, von der absehbar ist, dass sie dich in ein Wrack verwandeln und deine berufliche Existenz zerstören wird.

Meine Frau ist über mich in der KV familienversichert.
 
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Sorry, aber dein "Modell" entbehrt jeglicher realistischer Chancen auf Verwirklichung.

Die Gelder für Kulturförderung sind üblicherweise Projektbezogen und können nicht für dauerhafte Zahlungen, wie es Honorare nun mal sind, ausgegeben werden. Damit würde nämlich wieder das Kriterium der Scheinselbständigkeit drohen, und der Sachverhalt würde sich letztlich sozusagen im Kreis drehen - es würde wieder die Situation von einklagbaren Festanstellungen provoziert, und natürlich die Sozialversicherungspflicht.
Es gibt in den Kulturverwaltungen natürlich feste Stellen, es gibt auch befristete Stellen, die oft im Zusammenhang mit besonderen Projekten eingerichtet werden, und deren Befristung sachlich mit der ebenfalls befristeten Projektdauer begründet werden kann.
Das ist bei Unterrichts-Stellen aber nicht möglich, denn auch wenn jede/r einzelne Schüler/in üblicherweise nur über einen begrenzten Zeitraum Unterricht bekommt, so würde die Befristung aber nur greifen, wenn eine Lehrkraft nur genau 1 Schüler/in hätte. Was aber praktisch nie der Fall ist, so dass die Tätigkeit als solche sachlich als unbefristet anzusehen ist.

Das Fördergeld den Eltern als Zuschuss zu geben, die es dann an die Lehrkraft weiter geben, dürfte in ein bürokratisches Monster ausarten. Außerdem: wer soll denn alles so einen Zuschuss bekommen? Nur solche, die in irgendeiner Weise als bedürftig oder zuschusswürdig betrachtet werden (wer soll die Kriterien dafür erstellen?), oder alle, völlig unabhängig von deren Einkommen?
Tatsächlich können finanziell schlecht gestellte Familien bei vielen Kommunen bzw. kommunalen Musikschulen eine Reduzierung der Unterrichtsgebühren beantragen, aber für diese Verfahren gibt es klar vorgegebene Regeln und Strukturen, das ist nicht vergleichbar, als wenn an jeden x-beliebigen an Unterricht interessierten (bzw. den Eltern) ein Zuschuss gezahlt werden soll. Der - lächerlich geringe - Zuschuss, den Familien in Sozialhilfe für ihre Kinder als Unterstützung für "kulturelle Teilhabe" bekommen können, hat sich in der Praxis als Flop entwickelt.

Dann muss es Kriterien geben, wer überhaupt berechtigt ist, als Unterrichtende/r ein bezuschusstes Honorar zu erhalten. Ohne ein abgeschlossenes Musikstudium vorweisen zu können dürfte das wohl eher schwierig werden.

Ich sehe es so wie schon einige Vorschreiber hier: Das "eingesparte" Geld wird in den allgemeinen Haushalt fließen, da werden schon die Kämmerer ein Auge drauf halten. Schließlich gibt es genug Bereiche, wo Kommunen nach Geldquellen suchen und wo auch dringender Bedarf besteht. Hinzu kommen Lobbys, von denen es auch auf kommunaler Ebene genug gibt. Die Kultur hat praktisch nie und nirgends eine wirklich starke und einflussreiche Lobby. Der Sport hat meistens einen stärkeren Fuß in der Tür.
Wenn das Geld überhaupt in kulturelle Projekte fließen wird, dann werden es die üblichen "Leuchtturm-Projekte" sein, das eine oder andere kleinere Festival usw. - das war´s dann aber.

Deine Forderung nach Schließung der Musikschulen sollte besser nicht das Licht der Öffentlichkeit erreichen. Nur zu gerne würden das einige Kommunalpolitiker aufgreifen, aber den Unterricht dem "freien Markt" anheim geben. Dann werden die Verhältnisse wahrscheinlich eher prekärer für die meisten Unterrichtenden. Honorare in der Breite, die auskömmlich (und angemessen!) sind, sehe ich da eher nicht.

Nein! Wem wirklich sowohl eine qualifizierte Musikschullandschaft als auch vor allem auskömmliche Honorare und sozial korrekte Vertragsverhältnisse ein Anliegen sind, der muss die Forderung in die Politik tragen, Gelder für Musikschulen mit "korrekten" Verträgen in die Hand zu nehmen. Das muss gar nicht eigentlich die Kommunen alleine treffen, da sind auch die Länder gefordert (die z. Tl. auch heute schon Zuschüsse an die Musikschulen zahlen, meistens aber nur recht geringe Beträge). Und nicht zuletzt am besten auch der Bund.
In so einem Umfeld würde es auch den Freien besser bzw. gut gehen, denn denen wird eben nicht "die Butter vom Brot genommen", wie es unvermeidbar der Fall wäre, wenn plötzlich eine Masse an Konkurrenz auf den Markt geworfen wird, von denen viele um des puren Überlebens willen nicht umhin kommen werden, sich mit Dumpingpreisen über Wasser zu halten.
 
Grund: Typo
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Ja, Musikschulen abschaffen und nur noch freiberufliche Musiklehrer.
In meiner Kommune gibt es gar nicht genügend Räumlichkeiten, daß jeder freiberufliche Musiklehrer seinen eigenen Unterrichtsraum betreiben kann. Die vielen Proberäume, die es vor ca. 15 Jahren noch gab, wurden alle im Zuge der Neugestaltung eines Stadtviertels vernichtet. Daran, daß die Kommune die Räumlichkeiten der Musikschulen nach deren Auflösung an Privatlehrer vermietet, glaubt hier niemand. Die haben ja selbst chronischen Räumlichkeitsmangel. Z.Zt. sind als Ausgleich (nach 15 Jahren ) ein paar wenige Alibi-Proberäume in Containern projektiert, die man dann stundenweise mieten kann. Um darauf ein Geschäftsmodell als Privatmusikleher aufzubauen, ist das völlig ungeeignet. In meiner Privatwohnung kann ich zwar ein paar Schüler unterrichten, aber täglich 8 Stunden geht das nicht, da steigen mir die Nachbarn auf's Dach.

Und dann fehlen immer noch die Räumlichkeiten für die ganzen Bands und Ensembles, die an unserer Musikschule von den Dozenten geleitet werden, dazu das gesamte dazu benötigte Instrumentarium - Drumsets, PA, Amps, Keys, Orff etc. Man will ja nicht nur Einzelhäftlinge am Klavier ausbilden.

Übrigens gab es nach einem auf's Thema bezogenen Treffen unseres Musikschulleiters mit dem Bundestagsabgeordneten seines Wahlkreises Entwarnung bis Herbst 2025. Man habe die Problematik jetzt erkannt, die Folgen, die das Urteil auf die gesamtdeutsche Musikschullandschaft und letztlich die gesamte private Bildungslandschaft in Deutschland hat, hatte man wohl nicht im Blick. Jetzt sei das etwas klarer und es werden Lösungswege diskutiert. Bis Herbst 2025 bleibt AFAIK der Status Quo erhalten.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Ich kann mich in aller Kürze nur anschließen: eine Forderung nach Abschaffung der Musikschulen ist ehrlich gesagt ein bisschen absurd und ich glaube bei allem Respekt, du weißt nicht welche Folgen das für die deutsche Musiklandschaft hätte.

Ich bin mittlerweile vorsichtig optimistisch, dass es Lösungen geben wird, da man die Tragweite des Urteils so langsam erfasst.

Am wichtigsten wird sein, dass Bund und Länder die Kommunen entlasten. Eine Idee wäre z.B., je 1/3 der Mehrkosten auf Bund/Länder, Kommunen und Eltern/Schüler:innen aufzuteilen. Dann wäre ein Weiterbetrieb in vielen Fällen gewährleistet, dazu hätten die Schulen den Finger drauf wenn es um Konzeption und Einbindung der Lehrkräfte ginge.

Gleichzeitig erarbeitet man sich an den freien Musikschulen gerade wohl Rechtssiche Konzepte für Honorarkräfte. Die DRV hat aktuell Prüfungen und Bewertungen wohl bis Oktober ausgesetzt, ich hoffe dass man bis dahin noch einmal in sich geht und die Kriterien etwas entschärft, damit die privaten, nicht öffentlich geförderten Schulen ebenfalls eine Chance haben weiterzuarbeiten.
Denn ohne die wird’s nicht gehen, die Kapazitäten der städtischen Schulen reichen jetzt schon oft nicht aus und gleichzeitig gibt es eben immer noch genügend Lehrkräfte die nicht in Festanstellung arbeiten wollen oder können, da sie z.B. keinen entsprechenden Abschluss vorweisen können.

Wenn man es nun hinbekommt, beides in Zukunft zu ermöglichen, vor allem aber eben Festanstellungen ausbaut, bestenfalls ohne die Preise deutlich erhöhen zu müssen, dann ist ja alles gut gegangen.
 
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Aber wer will in einer Organisation abhängig beschäftigt sein, von der absehbar ist, dass sie dich in ein Wrack verwandeln und deine berufliche Existenz zerstören wird.
Harte Worte, die man ganz sicher nicht auf alle Musikschulen übertragen kann. Vielleicht könnt Dein Wunsch auf Abschaffung auch aus den Frust Deiner Frau über die Musikschulleitung bei ihr?

Meine Frau ist über mich in der KV familienversichert
Auch eine Form der Subvention ...
 
Ich plädiere für das Modell, weil ich es für das einzige halte, dem ich ich eine reale Chance geben würde.

Mindestens die Kreismusikschule, für die meine Frau arbeitet, hat sich in den letzten Jahrzehnten in eine so dysfunktionale Organisation verwandelt, dass sie jedes künstlerische Engagement ihrer Angestellten in wenigen Jahren zerstört und frustrierte Angestellte produziert, die ihre Rente herbeisehen und eine Strafe für ihre Schüler sind.

Meine Frau hätte sicher mit einigem Erfolg längst ihre Einstellung einklagen können. Aber wer will in einer Organisation abhängig beschäftigt sein, von der absehbar ist, dass sie dich in ein Wrack verwandeln und deine berufliche Existenz zerstören wird.

Meine Frau ist über mich in der KV familienversichert.
Moin, ich noch mal. Mit etwas mehr Zeit würde ich das gerne noch mal kurz aufgreifen weil es mich interessiert.
Einerseits verstehe ich deinen Unmut über schlechte Arbeitsbedingungen deiner Frau vollkommen - 22€ für 45 Minuten sind schon arg wenig und es stimmt sicherlich, dass viele Musikschulen nur unwesentlich besser zahlen. @opa_albin den Betrag muss man tatsächlich dann auch brutto interpretieren, weil man in dem Fall ja selber noch Versicherung, Sozialbeiträge etc. aus eigener Tasche zahlen muss.

Wieso aber hat sich denn deine Frau dann z.B. nicht schon selbstständig gemacht? Das wäre ja, wenn ich dich richtig verstehe, dein way to go, oder? Wenn du diesen ganzen Prozess mit allen verbundenen Unkosten, begrenzten Möglichkeiten (an erster Stelle mal die räumliche Situation) und Risiken zu Ende denkst merkst du ja vielleicht, dass das gar nicht so einfach wäre.

Darüber hinaus bieten viele Musikschulen ja ein deutlich breiteres Angebot als nur Instrumentalunterricht: Betreuung von Kita- oder Schulklassen, Ensemblearbeit (Streicherquartette, Big Bands, Orchester, Nachwuchsbands bzw. Bandcoaching und viel mehr). Das wirst du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in einem losen Verbund von Soloselbstständigen nicht hinbekommen. Weder von den Räumen her, noch von der Organisation, und bezahlen könnte das auch niemand.

Eine gute Sache sehe ich allerdings auch in Hinblick auf die privaten Schulen: sollten die Musikschulen, davon ist auszugehen, teurer werden, können auch die Privaten noch mal etwas nachlegen und die Honorare anheben. Zumindest dort, wo nicht wirklich der Kapitalismus übernommen hat - aber diese Schulen werden vermutlich eh nicht überleben. Aber die braucht dann eben auch niemand. Leute wie deine Frau hätten dann also bestenfalls die Wahl: Freiberuflich tätig bleiben mit (bestenfalls) besseren Honoraren, oder eine Festanstellung nach TVÖD9b, sollte sie die entsprechenden Qualifikationen besitzen.
 
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Nein! Wem wirklich sowohl eine qualifizierte Musikschullandschaft als auch vor allem auskömmliche Honorare und sozial korrekte Vertragsverhältnisse ein Anliegen sind, der muss die Forderung in die Politik tragen, Gelder für Musikschulen mit "korrekten" Verträgen in die Hand zu nehmen. Das muss gar nicht eigentlich die Kommunen alleine treffen, da sind auch die Länder gefordert (die z. Tl. auch heute schon Zuschüsse an die Musikschulen zahlen, meistens aber nur recht geringe Beträge). Und nicht zuletzt am besten auch der Bund.

Ja, in diesem Sinne wollte ich mein Eingangsposting verstanden wissen.
Kommunen, denen eine qualifizierte Musikschullandschaft wichtig war und ist, haben in meiner Wahrnehmung in der Vergangenheit viel weniger oder gar nicht auf Honorarkräfte gesetzt und haben jetzt auch kein nennenswertes Problem.
In meinem Bundesland (MV) kannst du diese Kommunen und Musikschulen an einer Hand abzählen.

Das Gros der Musikschulen wurde aber mit der Intention der künstlerischen und kulturellen Breitenförderung betrieben. Dort wurde überwiegend auf Honorarkräfte gesetzt und eine Organisation eines Schulbetriebs war immer weniger erkennbar und offensichtlich von den Geldgebern auch gar nicht mehr gewünscht. Stellen Festangestellter wurden hier sukzessive abgebaut und auf eine Ausschreibung und Besetzung von Leitungspositionen mit geeigneten Personen wurde verzichtet.

Dass es hier eine Rückkehr zu einem geordneten Musikschulbetrieb nach dem Muster des letzten Jahrtausends geben wird, halte ich für nicht realistisch und vor allem von Niemandem außer den letzten Festangestellten für wünschenswert.

Eine gute Sache sehe ich allerdings auch in Hinblick auf die privaten Schulen: sollten die Musikschulen, davon ist auszugehen, teurer werden, können auch die Privaten noch mal etwas nachlegen und die Honorare anheben.

Vielleicht doch mal die beiden Urteilstexte lesen.
Wer einen Musikschulbetrieb organisiert, egal ob als öffentlicher oder privater Träger, muss die Lehrkräfte sozialversichern.

Wieso aber hat sich denn deine Frau dann z.B. nicht schon selbstständig gemacht? Das wäre ja, wenn ich dich richtig verstehe, dein way to go, oder? Wenn du diesen ganzen Prozess mit allen verbundenen Unkosten, begrenzten Möglichkeiten (an erster Stelle mal die räumliche Situation) und Risiken zu Ende denkst merkst du ja vielleicht, dass das gar nicht so einfach wäre.

Meine Frau ist seit fast 30 Jahren selbständig und mietet einen eigenen Unterrichtsraum, der für Kleingruppen bis 4 Personen ausreicht. Den Probenraum für ihre beiden Orchester in der Musikschule hat zuletzt einer der Festangestellten für Klavierunterricht dauerhaft beansprucht und der Landkreis hat für die Orchester die Aula des Gymnasiums angeboten.

Wenn die Musikschule ein Stundenbudget für dein Fachgebiet auf Honorarbasis ausschreibt, dann kannst du das als Selbständiger zusätzlich zu deinen sonstigen Schülern annehmen, oder die Musikschule versucht jemand anderen zu finden.

Es wäre Vieles sehr viel einfacher und der Gegenwert für die Öffentlichkeit wäre höher, wenn der Landkreis den Musikschulbetrieb einstellen würde.

Darüber hinaus bieten viele Musikschulen ja ein deutlich breiteres Angebot als nur Instrumentalunterricht: Betreuung von Kita- oder Schulklassen, Ensemblearbeit (Streicherquartette, Big Bands, Orchester, Nachwuchsbands bzw. Bandcoaching und viel mehr). Das wirst du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in einem losen Verbund von Soloselbstständigen nicht hinbekommen. Weder von den Räumen her, noch von der Organisation, und bezahlen könnte das auch niemand.

Dieses breitere Angebot mit dem die Musikschulen sich jenseits ihres Elfenbeintums in das kulturelle Leben ihres Umfeldes einbringen können, erfordert ein hohes Engagement und eine sehr gute Zusammenarbeit von Lehrkräften. An der Musikschule meiner Frau gibt es das fast nicht mehr, weil sich die angestellten Lehrkräfte nur noch gegenseitig belauern, wer wieviel arbeitet. Das Engagement meiner Frau für ihre Streichorchester und deren öffentliche Auftritte "verderben die Norm" für die Angestellten und sie suchen nach jeder erdenklichen Möglichkeit, die Orchesterarbeit zu torpedieren. Neben Unterrichtsverboten für Instrumente, für die meine Frau keinen formalen Abschluss hat oder Zutrittsverboten von fremden Musikern zum Probenraum, war der glanzvolle Höhepunkt ein offizielles Schreiben der Musikschulleitung an die Schülereltern, in dem die Eltern vor der Teilnahme an "nicht von der Musikschule genehmigten öffentlichen Auftritten" gewarnt wurden, weil dort kein Versicherungsschutz für die Schüler gelten würde.

Hinweise auf diese Zustände sind selbst dem Landrat und den Dezernatsleitern unangenehm, weil es überdeutlich macht, welches Maß an Organisationsversagen im Bereich der Musikschule herrscht.

Ich denke, dass ist der normale Wahnsinn, der an öffentlichen Musikschulen inzwischen herrscht.

Eine engagierte und angenehme Zusammenarbeit funktioniert bei der Orchesterarbeit am besten mit freien Musikern und Leuten, die ein Interesse daran haben, dass so ein Orchester existiert bzw. öffentliche Konzerte stattfinden.

Jedes Mal, wenn sich ein engagierter und kooperativer freier Musiker in einen Angestellten verwandelt, kann man beobachten, was das innerhalb weniger Jahre mit ihm und seiner künstlerischen Arbeit macht.

Auch eine Form der Subvention ...
Neben der Familienversicherung in der KV fällt da auch die Witwenrente rein.
 
Ja, laut Künstlersozialgesetz ist der Gewinn maßgeblich.
Und wenn man schon nicht davon leben kann, dann soll es wenigstens Spaß machen und sinnstiftend sein und nicht unter Mangel an irgendwelchen Dingen leiden.
Die Krankenkasse lässt sich jedes Jahr im Rahmen der Familienversicherungsüberprüfung unsere Steuererklärung schicken und hatte bisher kein Problem mit der Familienversicherung meiner Frau.
 
Aber wenn sie dann nach Deinem Plan ohne Musikschule mehr verdient, fliegt sie aus der Familienversicherung, und es bleibt am Ende womöglich weniger übrig. Das müßte man dann erst mal durchrechnen.

BTW, das was Du über die kommunale Musikschule erzählst, trifft meiner Kenntnis nach nicht auf alle kommunalen Musikschulen zu. Das ist dann ja eher ein lokales Problem in Deinem konkreten Umfeld.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Vielleicht doch mal die beiden Urteilstexte lesen.
Wer einen Musikschulbetrieb organisiert, egal ob als öffentlicher oder privater Träger, muss die Lehrkräfte sozialversichern.
Den Ball spiele ich gerne zurück, denn anhand des Urteilstextes ändert sich nicht gängige Rechtssprechung, Honorarkräfte sind per se also an Musikschulen nicht verboten. Nur die Kriterien für eine freiberufliche Tätigkeit haben sich geändert - stehen aber im Moment auch noch mal auf dem Prüfstand. Mag sein, dass eine öffentliche VdM-Schule da nicht ohne Festanstellungen rauskommt aus der Nummer, kleine private Einrichtungen dürften aber sehr wohl Mittel und Wege finden. Beides finde ich erstmal begrüßenswert.

Dieses breitere Angebot mit dem die Musikschulen sich jenseits ihres Elfenbeintums in das kulturelle Leben ihres Umfeldes einbringen können, erfordert ein hohes Engagement und eine sehr gute Zusammenarbeit von Lehrkräften. An der Musikschule meiner Frau gibt es das fast nicht mehr, weil sich die angestellten Lehrkräfte nur noch gegenseitig belauern, wer wieviel arbeitet. Das Engagement meiner Frau für ihre Streichorchester und deren öffentliche Auftritte "verderben die Norm" für die Angestellten und sie suchen nach jeder erdenklichen Möglichkeit, die Orchesterarbeit zu torpedieren. Neben Unterrichtsverboten für Instrumente, für die meine Frau keinen formalen Abschluss hat oder Zutrittsverboten von fremden Musikern zum Probenraum, war der glanzvolle Höhepunkt ein offizielles Schreiben der Musikschulleitung an die Schülereltern, in dem die Eltern vor der Teilnahme an "nicht von der Musikschule genehmigten öffentlichen Auftritten" gewarnt wurden, weil dort kein Versicherungsschutz für die Schüler gelten würde.

Hinweise auf diese Zustände sind selbst dem Landrat und den Dezernatsleitern unangenehm, weil es überdeutlich macht, welches Maß an Organisationsversagen im Bereich der Musikschule herrscht.

Ich denke, dass ist der normale Wahnsinn, der an öffentlichen Musikschulen inzwischen herrscht.

Eine engagierte und angenehme Zusammenarbeit funktioniert bei der Orchesterarbeit am besten mit freien Musikern und Leuten, die ein Interesse daran haben, dass so ein Orchester existiert bzw. öffentliche Konzerte stattfinden.

Jedes Mal, wenn sich ein engagierter und kooperativer freier Musiker in einen Angestellten verwandelt, kann man beobachten, was das innerhalb weniger Jahre mit ihm und seiner künstlerischen Arbeit macht.
Nimm's mir nicht übel, aber du wirkst auf mich anhand der Arbeitssituation deiner Frau (vermutlich zu Recht) sehr frustriert, aber es wäre nett und respektvoll, wenn du deine persönlichen Eindrücke nicht auf die Gesamtheit der Musikschulen in Deutschland übertragen würdest.
Es tut mir ja Leid, wenn es bei euch scheinbar drunter und drüber geht und ihr keine Lehrergemeinschaft habt, die ein angenehmes Arbeiten ermöglicht. Ich weiß aus eigener Erfahrung und der vieler Freundinnen und Freunde, dass das auch anders geht. Bei uns hier im Rhein-Main-Gebiet steht man ob des Herrenbergurteils geschlossen zusammen, im Nachbarort hat man sich nun gewerkschaftlich organisiert, da man eben in der Tat überwiegend eine Festanstellung anstrebt, und auch vorher konnte man gut zusammenarbeiten, mit erheblich positivem Einfluss auf die Nachwuchsmusiker:innen hier im Kreis. Nicht wenige Bands, mit denen ich heute noch zu tun habe, sind damals auch aus Bandprojekten der Musikschule hervorgegangen. Ich organisiere ein Festival mit, das eröffnen dieses - wie jedes - Jahr 2-3 Nachwuchsbands aus ebenjener Musikschule. Und das klappt eben nur, weil es dort Lehrer:innen gibt, die Fächerübergreifend auch Bandcoaching anbieten und sich absprechen.

Und wie gesagt, mach mal alle Musikschulen dicht und dann finde a) mal einen Raum für die Probenarbeit und b) die Schüler:innen, die dann zwangsläufig irgendwann einfach nicht mehr nachkommen weil es auch für sie kein passendes Angebot mehr gibt.
Wenn deine Frau offenbar eh nicht viel mit dem Unterrichten verdient finde ich, hast du hier halt ehrlich gesagt keine gute Argumentationsgrundlage den Leuten gegenüber, die auf das Geld auch wirklich angewiesen sind und ihren gesamten Lebensunterhalt an Musikschulen verdienen.
 
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Aber wenn sie dann nach Deinem Plan ohne Musikschule mehr verdient, fliegt sie aus der Familienversicherung, und es bleibt am Ende womöglich weniger übrig. Das müßte man dann erst mal durchrechnen.

BTW, das was Du über die kommunale Musikschule erzählst, trifft meiner Kenntnis nach nicht auf alle kommunalen Musikschulen zu. Das ist dann ja eher ein lokales Problem in Deinem konkreten Umfeld.

Viele Grüße,
McCoy

Zuerst mal wollte ich nur sagen, dass das bisherige Einkommen auch ohne Musikschule erreichbar ist und damit das Herrenberg-Urteil nicht wirklich eine Zäsur aus finanzieller Sicht darstellt.

Den Ball spiele ich gerne zurück, denn anhand des Urteilstextes ändert sich nicht gängige Rechtssprechung, Honorarkräfte sind per se also an Musikschulen nicht verboten. Nur die Kriterien für eine freiberufliche Tätigkeit haben sich geändert - stehen aber im Moment auch noch mal auf dem Prüfstand. Mag sein, dass eine öffentliche VdM-Schule da nicht ohne Festanstellungen rauskommt aus der Nummer, kleine private Einrichtungen dürften aber sehr wohl Mittel und Wege finden. Beides finde ich erstmal begrüßenswert.

Für mich ist die "funktionsgerecht dienende Teilhabe am Arbeitsprozess" ein wesentlicher Schlüsselsatz des Urteils.
Wer also einen Musikschulbetrieb organisiert, muss die Lehrkräfte sozialversichern.
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Und wie gesagt, mach mal alle Musikschulen dicht und dann finde a) mal einen Raum für die Probenarbeit und b) die Schüler:innen, die dann zwangsläufig irgendwann einfach nicht mehr nachkommen weil es auch für sie kein passendes Angebot mehr gibt.
Wenn deine Frau offenbar eh nicht viel mit dem Unterrichten verdient finde ich, hast du hier halt ehrlich gesagt keine gute Argumentationsgrundlage den Leuten gegenüber, die auf das Geld auch wirklich angewiesen sind und ihren gesamten Lebensunterhalt an Musikschulen verdienen.

* es gibt hier nicht wirklich einen Mangel an Probenräumen
* Schüler musste meine Frau schon immer selbst aquirieren, indem sie in Kindergärten und Schulen geht oder öffentliche Auftritte mit den Orchestern macht. Bevor wir hier her gezogen sind, gab es keinen Streicherunterricht und keine Streicherklasse oder gar ein Orchester
* ca. 50% der Lehrkräfte sind hier seit ewigen Zeiten zu den Konditionen meiner Frau beschäftigt und konnten noch nie ihren Lebensunterhalt davon bestreiten

Bei uns hier im Rhein-Main-Gebiet steht man ob des Herrenbergurteils geschlossen zusammen, im Nachbarort hat man sich nun gewerkschaftlich organisiert, da man eben in der Tat überwiegend eine Festanstellung anstrebt, und auch vorher konnte man gut zusammenarbeiten, mit erheblich positivem Einfluss auf die Nachwuchsmusiker:innen hier im Kreis. Nicht wenige Bands, mit denen ich heute noch zu tun habe, sind damals auch aus Bandprojekten der Musikschule hervorgegangen. Ich organisiere ein Festival mit, das eröffnen dieses - wie jedes - Jahr 2-3 Nachwuchsbands aus ebenjener Musikschule. Und das klappt eben nur, weil es dort Lehrer:innen gibt, die Fächerübergreifend auch Bandcoaching anbieten und sich absprechen.
Glückwunsch, dass du an so einer Musikschule arbeitest.
Das klingt, als wenn das Geld der Steuerzahler dort gut investiert wird und das Herrenberg-Urteil die Daseinsberechtigung der Musikschule stärkt.

Aber man kann allein mit Geld keine kaputte Organisation reparieren. Dort wo es seit Jahren keinen erkennbaren Willen für einen funktionierenden Musikschulbetrieb mehr gibt, wird man auch mit einer kopflosen Anstellung vieler Selbständiger nicht zu einer funktionierenden Organisation kommen, sondern ganz im Gegenteil das Problem noch größer machen.
 
@castagnari, auch ich kann den gewaltigen Frust sehr gut verstehen, den du und deine Frau hast über die Verhältnisse an ihrer """Musikschule""". Diese vielen Anführungszeichen sollen zeigen, dass ich aufgrund der von dir beschriebenen absolut katastrophalen Verhältnisse gar nicht wirklich gewillt bin, den Begriff "Musikschule" auf diese Klitsche, dieses herunter gekommene Etablissement anzuwenden. Wenn dort jemand pfeift, dann offensichtlich nur noch ´aus dem letzten Loch´.

Die von dir ausgesprochenen Verallgemeinerungen möchte ich aber auch ausdrücklich zurückweisen. Natürlich habe ich keinen auch nur nur annähernd vollständigen Überblick über die Verhältnisse an allen Musikschulen in Deutschland. Von den mit bekannten Einrichtungen z.B. in meiner Region (Niederrhein/Rheinland) aber auch der Heimat meiner Frau (Bad Dürkheim), auch über die Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen aus anderen Städten und Regionen, und nicht zuletzt aus Infos und Berichten von und über VERDI kann und darf ich aber sagen, dass es an diesen Musikschulen insgesamt gut und korrekt zugeht.
Umfassende Angebote - instrumental und Gesang - nebst vielfältiger Ensemblearbeit, Musikfreizeiten, gute Kontakte und Zusammenarbeit im Kollegium usw. - alles das liegt meiner Kenntnis nach in all den Institutionen im grünen Bereich. Irgendetwas zu kritisieren gibt es immer, auch sind nicht alle Chefs und Leitungen überall ideal und vorbildlich, aber im großen und ganzen kenne ich nur, dass im Durchschnitt gut gearbeitet wird und die Verhältnisse mindestens o.k. sind, meistens eigentlich gut.
(Anmerkung: Mein Urteil bezieht sich auf Musikschulen unter kommunaler Verwaltung die ich kenne.)

Die von dir beschriebene Stümperei würde ich daher auf jeden Fall als Ausnahme ansehen, definitiv in dem von dir beschriebenen unsäglichen Ausmaß.

Unsere (kommunale) Musikschule ist zudem "VdM-zertifiziert", hat sich also einem Prüfungsprozess unterzogen, in dem festgestellt wurde, ob und welche Qualitätskriterien in der gesamten Einrichtung eingehalten werden, bzw. in welchem Umfang. Wenn dabei Defizite festgestellt werden, gibt es Handreichungen, wie diese zu beheben sind. (Ich hatte zwar seinerzeit an dem Prozess, in den ich in einigen Punkten näher einbezogen wurde, einige Kritik, die galt aber nicht dem Verfahren an sich, sondern dem mir etwas merkwürdig erschienenen externen Mediator.)

Jedenfalls möchte ich dich bitten, trotz des gewaltigen Frusts, der sich wohl auch über viele Jahre angestaut hat, nicht ´das Kind mit dem Bade auszuschütten´ (um im Bild zu bleiben, finde ich, dass du mit deinen Forderungen nicht nur ein Kind, sondern gleich ganze Kindergärten voll ausgeschüttet hast).
Die Arbeit dieses "Stümperladens" ist in aller Deutlichkeit zu kritisieren und zu missbilligen. Aber dass dieser maximal dilettantische Schuppen gleich die ganze Branche in Misskredit bringen soll, dazu sehe in keinerlei Anlass und dem möchte ich entgegen treten.


Vielleicht bringt das "Herrenberg-Urteil" ja auch gute Denkanstöße und stößt eine Entwicklung an, die schließlich darin mündet, dass die Musikschulen in Deutschland finanziell durch Landes- und Bundeszuschüsse so gut gestellt werden, dass es mindestens an kommunalen Musikschulen keine Gründe mehr gibt, aus "Sparsamkeit" Honorarverträge anzubieten. Für die Privaten muss es dann natürlich auch Konditionen geben, die ihnen ein auskömmliches Überleben sichern mit für den bei ihnen tätigen Lehrkräften sinnvollen und maßgeschneiderten (Honorar-)Verträgen.

Auch wenn ich weiter oben schrieb, dass die Kultur selten bis nie eine starke Lobby hat, so liegt sie doch bei der Politik in der Kategorie "Sonntagsreden" ganz weit vorne.
Diese gilt es (nicht erst) jetzt, heftig beim Wort zu nehmen - "Butter bei die Fische!"
 
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Die von dir ausgesprochenen Verallgemeinerungen möchte ich aber auch ausdrücklich zurückweisen. Natürlich habe ich keinen auch nur nur annähernd vollständigen Überblick über die Verhältnisse an allen Musikschulen in Deutschland. Von den mit bekannten Einrichtungen z.B. in meiner Region (Niederrhein/Rheinland) aber auch der Heimat meiner Frau (Bad Dürkheim), auch über die Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen aus anderen Städten und Regionen, und nicht zuletzt aus Infos und Berichten von und über VERDI kann und darf ich aber sagen, dass es an diesen Musikschulen insgesamt gut und korrekt zugeht.
Volle Unterstützung meinerseits. Mißstände gab und gibt es viele, aber die gibt es in öffentlichen und privaten Schulen. Ich möchte auch sehr davon abraten, den Frust über lokale Mißstände zu verallgemeinern.

Ich war 2,5 Jahre Leiter einer mittelgroßen VdM-Musikschule, habe den VdM-Musikschulleitungskurs absolviert und bin nach wie vor als Lehrkraft an Musikschulen aktiv.

Von daher war ich auch mit dem Abschließen von Honorarverträgen befasst und kann nur sagen: die Welt der Honorarkräfte war und ist vielfältig. Einige Mitarbeiter wollten Honorarkraft bleiben (oder sogar statt TVöD-Kraft werden), einige durften aus arbeitsrechtlichen Gründen maximal als Honorarkraft tätig sein, eine Festanstellung kam z.B. nicht in Frage, weil man beim gleichen Arbeitgeber nicht zeitgleich tarifvertraglich und auf Honorarbasis tätig sein darf. Einige Honorarkräfte schätzten die Freiheiten, nicht angestellt zu sein. Andere wären es gerne geblieben, waren aber Rentner und durften daher bisher nicht nach TVöD über ihren Renteneintritt hinaus weiterbeschäftigt werden.

Ich kann daher nur davor warnen, allzu verallgemeinernd von "den Honorarkräften" zu sprechen bzw. aus dem Honorarverhältnis Annahmen über die arbeitsrechtlichen Hintergründen und/oder die Lebenssituation zu ziehen.

Die kommunale Musikschulwelt ist vor allem regional sehr verschieden. Bildung ist in Deutschland Ländersache. In vielen Bundesländern wurden eher e.V.-Musikschulvereine gegründet, anderswo ist es eine gGmbH, in vielen Kommunen ist es ein kommunaler Eigenbetrieb. Die Organisationsform hat direkte Auswirkungen darauf, wie eine kommunale Musikschule finanziert wird und wer das wirtschaftliche Risiko z.B. bei Nachzahlungen trägt. Das hat wiederum eine hohe Bedeutung, wie weitreichend und gravierend die Folgen des Herrenberg-Urteils im Einzelfall sein können. VdM (für die kommunalen Musikschulen) und bdfm (für die privaten Musikschulen) haben da einiges an Interessensvertretungsarbeit vor sich, bzw. diese läuft schon. Da Bildung eben Ländersache ist, sind auch die Landesverbände gefragt, sich für die Politik des jeweiligen Bundeslandes zu positionieren.
 
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