Mal wieder ein Zwischenstand:
Die eingesetzten Arbeitsgruppen hätten Anfang Oktober in einer zweiten Gesprächsrunde eine Lösung erarbeiten sollen, ich meine in Form eines Positiv-Katalogs, nach dem weiterhin Honorarkräfte an Musikschulen beschäftigt werden können.
Ergibt so rum ja irgendwie auch Sinn wenn man sagt, dass Bedingungen X, Y, Z erfüllt sein müssen damit man rechtlich sicher ist.
Stand jetzt ist es ja eher anders herum: man schickt den Vertrag hin, beschreibt den Arbeitsalltag und in einer Gegenüberstellung erfährt man dann, ohne Angabe einer Gewichtung der einzelnen Punkte, welche Tätigkeitsart im Auge des Prüfers überwiegt.
Was konkret geändert werden müsste um die finale Einschätzung abzuändern, wird nicht benannt.
Das ist so, als würde ich mein Auto zum TÜV bringen und der sagt dann „Nee sorry, können wir so nicht abnehmen. Lass am besten die Bremsen machen, neue Zündkerzen, Auspuffanlage, Reifen, Stoßdämpfer und vermutlich sind auch ein paar andere Sachen nicht in Ordnung. Mach am besten alles neu. Aber ob wir die Karre dann zulassen, sehen wir dann. Vielleicht klappt’s. Vielleicht auch nichts. Dann probierst du’s eben noch mal.“
Das ist, seien wir ehrlich, doch irgendwie auch kein praktikabler Vorgang. Für keine Seite. Das frisst am Ende des Tages nur unnötig Ressourcen und grade da wäre es meiner Meinung nach sinnvoll, nachzubessern.
Nun gut. Ist nicht geschehen. Die Arbeitsgruppen sind sich nicht einig geworden, man trifft sich nun also im Januar 2025 wieder. Fun fact am Rande, ich habe heute in einem Interview mit einem Musikschulleiter gelesen, bei der DRV-Führung wisse man nicht mal um die Existenz privater Musikschulen.
Was sowieso schon nervt, wird nun aber existenzbedrohend, denn die Deutsche Rentenversicherung hat seit Oktober wieder angefangen, Schulen zu prüfen. Das hatte man - eben damit man Zeit hat, eine Lösung zu finden - für ein paar Monate ausgesetzt.
Heißt also nun ganz konkret: Es gibt keine Vorlage, nach der man als Schulleitung rechtssicher Honorarkräfte beschäftigen kann, könnte aber dennoch schon geprüft werden und landet damit am Ende wie derzeit alle, von denen ich es mitbekomme, in der Pflicht, die Lehrkräfte anzustellen. Ob diese das wollen oder nicht und ohne Rücksicht auf die Tatsache, dass das finanziell vor allen bei den privaten Schulen gar nicht machbar ist.
Konkret bedeutet das für viele privat geführte Schulen das Aus, viele geben bereits jetzt aus Angst vor Nachzahlungen auf.
Reiche Kommunen haben in vielen Fällen tatsächlich Festanstellungen vorgenommen, ärmere Kommunen sitzen das Problem aus, planen keine Mehrkosten im Haushalt, der ja nun auch beschlossen werden muss, ein. Sollte die dort ansässige Schule geprüft werden, kann man den Laden dicht machen, weil finanzielle Mittel vermutlich nicht frei gemacht werden können.
In Berlin zeichnet sich das besonders ab, da betrifft es quasi alle öffentlichen Musikschulen.
Ich habe viele Bekannte und Freunde in Hessen, die bereits ihren Job oder Anteile ihres Schülerstamms verloren haben. Die Musikschule im Ort nebenan hat vor Monaten schon aprupt sämtliche Kooperationen mit den Tagesschulen abgebrochen. Einige Lehrer haben ob des Umgangs mit ihnen selber gekündigt, deren Stellen wurden nicht nachbesetzt, knapp 350 Schülerinnen und Schüler haben von heute auf morgen ersatzlos ihre Lehrkraft verloren.
Ich finde es unfassbar, wie leichtfertig hier das gesamte Musikschulnetzwerk in Deutschland aufs Spiel gesetzt wird, und wie egal es vielen scheinbar ist, dass tausende Lehrkräfte existenziell bedroht sind.