Leute... ich muss euch was erzählen.
Ich war am Montagabend im Treibhaus in Innsbruck, einem echt guten Jazz- und Weltmusik-Club. Dort habe ich mir Mike Stern, Tom Kennedy, Bob Franceschini und Dave Weckl angehört. Das Konzert hat mich total umgehauen - selten habe ich so eine Performance, so eine beinahe telepathische Verbundenheit unter den Musikern erlebt. Es war der Oberwahnsinn!
Ursprünglich sollte Anthony Jackson statt Tom Kennedy dabei sein, und ich war ziemlich niedergeschlagen als ich erfahren habe dass er ne Sehnenscheidenentzündung hat und ne Weile aussetzen muss. Im Nachhinein war ich total froh, dass Kennedy dabei war. Was lernen wir daraus? Nie zuviel üben...
Kennedy spielte einen Custom-Fodera über zwei SA450 und einer Standart 104HF von Markbass, ohne Effekte oder irgendwas. Unglaublich...
Jedenfalls blieb ich nach dem Konzert eisern vor der Bühne, weil ich genau wusste, dass das Treibhaus-Backstage keinen Hinterausgang hat (ich hab da auch schon mal gespielt). Stern, dieser Clown warf sich in die Menge, und rief "Who want's CD's, Who want's CD's?!"
. Nach 20 Minuten kan Kennedy dann raus. Ich holte mir ein Autogramm, hielt ein bisschen Smalltalk über Bässe, bedankte mich, kaufte dem armen Stern noch eine CD ab und ging. Auf dem Weg zum Bahnhof sah ich, wie Kennedy ein paar Meter vor mir dahinspazierte. Ich dachte mir "Warum nicht?", lief ihm hinterher und begleitete ihn zu seinem 20 Minuten entfernten Hotel. Er freute sich über Gesellschaft und ich konnte es kaum glauben, mich mit so einem Star unterhalten zu dürfen. Am Hotel angekommen setzten wir und auf die Stufen, er packte seinen Fodera aus dem Gigbag (!) aus und hielt ihn mir hin. Ich war total Baff, brauchte etwas Zeit, um zu realisieren, dass er mich wirklich darauf spielen ließ, und nahm ihn voller Ehrfucht entgegen.
Ich bekam ja schon einen GAS-bedingten Schweißausbruch als ich ihn auch nur
hörte, aber sowas in der Hand zu haben ist nochmal was ganz anderes. Es war echt Liebe auf den ersten Blick. So eine Ergonomie! Das Ding ließ sich unglaublich leicht spielen (trotz der fetten Saiten - ich bin '40-'95 gewohnt) und klang auch unvestärkt unverschämt gut. Ich hatte leider keine Zeit ihn wirklich anzutesten, weil ich ihn nach einer Minute oder so wieder zurückgab, aber das was ich gesehen, gefühlt und gehört hab, war gigantisch.
Er hat mir ganz nett auf die Schulter geklopft und wir haben uns verabschiedet. Ich rannte zum Bahnhof, verpasste den Zug, pennte im Warteraum und kam am nächsten Tag ne Stunde zu spät in die Schule. Das wars auf jeden Fall wert!
Seit diesem Ereignis werde ich jeden Tag von GAS gebeutelt, obwohl ich dachte, diese Scheisskrankheit ne Weile hinter mir zu haben. Ich bin ernsthaft am überlegen, ob ich anfangen soll auf nen Fodera zu sparen. Das würde zwar sehr lange dauern, aber ich bin extrem ausdauernd, wenn es um sowas geht!
Gute Nacht, ich pack's immernoch nicht.