Falls es jemanden interessiert, mal ein kurzer Bericht vom Bonamassa-Konzert gestern.
Vorgruppe gab es keine, begonnen wurde sehr pünktlich kurz nach 20 Uhr. Als Anheizer wurde, wohl auch als Hommage an die vielen Metal-Fans im Publikum, Iron Maiden-Two minutes to midnight vom Band gespielt.
Hauptschwerpunkte des Sets lag klar auf den letzten drei Scheiben. Sound war klasse. Begleitband war gut bis sensationell. Der Keyboarder war ok, hat schön die Lücken mit seiner Hammondorgel gefüllt und einen angenehmen Soundteppich gelegt, ohne jetzt selbst groß zu glänzen. Der Drummer ist sowas wie Animal von den Muppets. Sehr solide in der Technik, guter Groove, allerdings nicht exzellent (wenn man mal wirkliche Größen des Showbiz als Bewertungsmaßstab nimmt). Der Basser dagegen war saugeil. 5-Saiter, immer fett am Grooven, hat kurze Akzente gesetzt, wo es nötig war und hat ansonsten die Lücke zwischen Drums und Gitarre perfekt geschlossen. Während Bonamassa bei jedem Song eine andere Gitarre mit anderem Tuning (teils sehr viel mit Kapo) einsetzte, blieb der Basser während des kompletten Gigs bei seinem 5-Saiter. Andere Tunings und Tonarten haben ihn mal null in seinem Spiel beeinträchtigt. Ein echter Vollblutmusiker.
Der Gig selbst hat inkl. Zugabe gut 130 Min. gedauert. Ohne Vorgruppe und bei Preisen von knapp 60 Euro kann man das zwar auch erwarten, aber Bonamassa war diese über 2 Stunden auch wirklich ständig auf der Bühne. Nix Drumsolo oder so ein Mist. Die Leute kamen wegen ihm und dem hat er sich voll gestellt. Dafür erstmal ein dickes Respekt.
Zur Musik selbst: Bonamassa ist live dann doch weniger Blues als gedacht/erwartet. Er und seine Band haben sich irgendwo zwischen AOR und 70er Heavy Rock a la Purple oder Rainbow eingependelt. Wirklich Blues hört man nur kurzweilig, wie bei der Zugabe von Like a bird on a wire.
Und irgendwie war es mir (kaum zu glauben) zuviel Rock und zuwenig Blues. Gerade die sehr, sehr ruhigen Sachen zeigen Bonamassas ganzes Talent und Gefühl. Das ist Gänsehaut pur. Ich fasse es aber immer noch nicht, dass es wirklich Banausen gibt, die gerade bei den gefühlvollen Solis munter labern müssen. Meine Fresse, wenn ich quatschen will, hol ich mir ein Bier und stell mich ins Foyer oder bleib auf der Couch daheim.
Aber auch bei Bonamassa menschelt es. Bei einem Instrumental nur für Akustikgitarre, hat er doch den einen oder anderen Akkord mächtig in den Sand gesetzt (Schnarren of hell
).
Am meisten hat mich die Tatsache beeindruckt, dass Bonamassa zwar ein technisch hervorragender Gitarrist ist, die Technik aber nie zum Selbstzweck eingesetzt wird, sondern immer nur dazu dient den Ton zu formen und eine bestimmte Atmosphäre zu erzeugen. Sein ansatzloses Wechselspiel zwischen Plek und Fingern ist eine Sensation.
Das nächste Mal bitte aber wieder ein wenig mehr Blues und weniger 70ties Rock
Eingesetzte Gitarren (Liste hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit):
-Gibson LP Custom (sah nach Gary Moore Signature aus)
- Gibson LP Custom (cherry sunburst???)
- Gibson LP Goldtop mit Bigsby
- Gibson ES-335
- Gibson Explorer (triple Humbucker)
- Gibson Flying V korina
- Music Man Y2D
- Music Man 25th anniversary