Dann will ich auch mal meine Eindrücke zum Jam 31 schreiben.
In vielerlei Hinsicht stimme ich mit der Beurteilung von emptypockets überein. Dieser Jam hat ganz bemerkenswerte Ergebnisse hervorgebracht und ist durchweg spannent und interessant anzuhöhren
.
Das liegt sicherlich zum größten Teil an der musikalischen Enwicklung bei den Teilnehmern, aber schon auch an dem Backingtrack, bei dem ich gar nicht finde, dass der so unverzeihlich alle Geschmacksverirrungen der 60/70er Jahre in sich vereint.
Das Stück ist ein Trademark des frühen Eric Clapton, der IMO nicht zu Unrecht gerade für diese Schaffenszeit so hochgelobt wird.
Jetzt habe ich mich in letzter Zeit etwas intensiver mit Eric Clapton beschäftigt (...seine Biographie gelesen; im Auto habe ich eine Doppel Sampler CD nur mit Clapton Stücken aus der Pre-Derek and The Dominos-Ära; mein erst komplettes "Cover"-Solo mit Tribute to Elmore,...) und ich bin dadurch zwar kein wirklicher Fan von EC geworden, finde aber diese Ära der Rock- und Pop-Musik unheimlich spannend, weil gerade bei EC merkt man, wie sehr ihn die zeitgenössische "Beat-Musik" und deren Präsentation wohl auch schon genervt hat. Dennoch ist er ein Kind der Zeit und so gibt es eben auch diese ziemich "schrägen" Yardbirds Nummern, die mit dem Blues eines Muddy Waters oder John Lee Hooker wirklich nichts zu tun haben, wenngleich das die Idole der jungen Claptons, Pages, Stones usw. waren.
So sind das IMO -auch wenn dass heute nicht unbedingt, 100% ohrgerechte Stücke sind- doch wichtige Meilenstein in der Entwicklung dieser Musiker-Ikonen und vielleicht auch für uns als "Blueslehrlinge" wichtige "Lektionen". So weit ein kleiner Ex-Kurs meiner beischeidenen Ansicht...
Aber nun zum viel Wichtigeren... auch wenn man pauschl sagen kann: "Klasse gemacht!", möchte ich dennoch jeden einzelnen Beitrag entsprechend würdigen:
relact: Als ich den Beitrag das erste mal gehört habe, war mein erster Gedanke schon " What the f..., spielt denn er da?" Ziemlich abgedreht...
aber, das ist das Schöne an diesem Backing, es verzeiht/verträgt so gut wie alles, weil es so schön in diese schräge Zeit passt. Mittlerweile habe ich das Solo aber auch viele, viele Male gehört und immer mehr Gefallen daran gefunden. Denn so abgedreht es zunächst auch klingt, hat das Solo einen klaren roten Faden und durch die Variation/Wiederaufnahme des "Grundthemas" wird dass dann doch wieder rund.
Rick (335Bluesmen): Da hat jemand den Erich wohl auch genauer gekannt
. Sehr schöne Interpretation des Bueno-Sound! Auch spieltechnisch ist das viel vom Orchinol zu finden. Finde ich absolut passend und in Ordnung. Gute Dinge muss man auch nicht immer neu erfinden.
Intune: Ich hatte ja schon nach dem ich meinen Beitrag hochgeladen hatte, etwas zu meinen Eindrücken/Erfahrungen geschrieben.... halb den Erich und halb Deep Purples Lazy im Ohr, ist dann da auch so "irgendetwas" raus gekommen. Sicherlich gehört mein Beitrag auch eher zu der Gruppe, die von empty als "den sicheren Weg beschritten" bezeichnet wurde. Leider ist "der sichere Weg" auch irgendwo nur die hübschere kleine Schwester von "ziemlich langweilig", was wohl richtig ist, aber auf der anderen Seite ist auch ein Credo, das ich zu beherzigen versuche: "Bevor Du eine Note ohne Aussage spielst, lass sie lieber ganz weg". Das ist dann das Spannungsfeld in dem man sich bewegt:
Interessant, aber keinen Mist spielen... aber wir arbeiten dran.
hack_mack: Wirklich einer der schönsten hack_meck Beiträge, die wir bisher hören durften. Tolle Idee, tolle Umsetzung, toller Sound, was will man mehr?
Ben Zen Berg: Der Beitrag zeichnet sich IMO besonders durch das Video im Video aus. Interessant, wie viel es doch ausmacht, wenn man dem Spieler auf die Finger schauen kann. Musikalisch ist der Beitrag schon etwas "anders", als ein typisches Blues-Solo, was aber gewiss so gewollt ist/war. Ich finde es allerdings schwierig dem Stück einen "modernen" funkigen Touch zu geben (..wenn das denn so gewollt war), der dann auch "zündet". Aber vielleicht ist meine Hörerwartung da auch zu eindimensional. Handwerklich ist das alle mal völlig sourerän!
joe_beaulais: Hier gehe ich auch mit empty voll konform. Großartiger Beitrag! Musikalisch IMO durchaus auf Augenhöhe mit Gerd (Brother Bird), der das ganze ja sehr nah am Orginal interpretiert hat. Einzig technisch noch nicht ganz so sauber, aber daran kann man ja arbeiten. Auf der anderen Seite versprüht das "Rotzige" auch eine Menge Emotion...
Bastiman: Hier noch mal ein schön "fürchterlicher" Woman Tone. Das Solo finde ich etwas "Skalen rauf und runter-lastig". So bekommst Du die Geschichte schon ordentlich über die Zeit. Aber etwas mehr roter Faden und Spannungsbögen sind da sicherlich noch möglich.
Mr. Overtone: Geniale Sound Idee für den Einstieg! Über Kopfhörer ist dieses Wabern/Wandern von rechts nach links schon fast Psychoakkustikterror
... das gesamte Solo über, wäre das schwer zu ertragen gewesen, weil das so intensiv klingt, aber für den Einstieg, um den Hörer wach zu rütteln, genial. Auch der Rest des Solos kann sich natürlich hören lassen. Die Mr. Overtone Beiträge haben einen sehr hohen (positiven) Wiedererkennungswert, was man erst mal hinbekommen muss!
Ericsons: Wie mir erscheint, ein sehr "jamiger" Beitrag, wie er wohl auch in einem Live Jam so ähnlich klingen würde. ... und das finde ich absolut gut so.
Brother Bird: Das ist schon eine "Referenz"; der Mann kann's einfach...
Stratomano: Ein Beitrag, der IMO technisch mindestens auf gleichem Niveau, wie der von Gerd turnt, aber die Interpretation des Stückes ist schon viel individueller. Der Country(Blues)einschlag ist unüberhörbar und eine etwas riskante, aber gekonnte und dadurch überzeugende Variante und zurecht krönender Abschluß dieses tollen Jam_31.