Zunächst einmal habe ich auch in anderen Threads schon geäußert, dass ich - beim Blues wohlgemerkt - wenig davon halte zu kopieren. Sicherlich kann man sich einzelne Licks ansehen und sie für sich nutzen. Ich habe aber auch schon an anderer Stelle geschrieben, dass dann die Gefahr besteht, dass man nur noch Licks aneinanderreiht, weil man damit stets auf der sicheren Seite ist.
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Und ja, ich bin einer von denen, die glauben, dass so ein Jam tatsächlich von Spontanität lebt. Der Spieler entscheidet in der Sekunde, da er spielt, was er spielt und wie.
Das ist wohl alles richtig, aber dazu gehört auch,
dass man das Handwerkszeug dafür schon hat. Das gilt insbesondere für Spieler, die schon länger dabei sind und eine gewisse Routine haben. Das gilt in meinen Augen aber nur bedingt für Anfänger, und ich glaube da sind wir hier (zumindest ist der Thread so genannt). Du kannst von einem Anfänger nicht verlangen, dass er mal eben einen eigenen Stil aus dem Ärmel schüttet.
Im Gegenteil: Ich glaube, das die Jams (inwieweit Internet-Jams überhaupt spontan sind, kann man diskutieren) hier dazu dienen, das alle was lernen. Internet-Jams sind nie live gespielt und daher nie mit Jams auf der Bühne oder im P-Raum zu vergleichen. Es fehlt der Blickkontakt, es fehlt eine gewisse Spontanität, es fehlt das gemeinsame Feeling und es fehlt das gemeinsame Bier nachher.
Aber als Forum zum Lernen ist es eine unglaubliche Möglichkeit. Wie soll denn ein Anfänger ohne seine Idole zu kopieren, vorwärts kommen. E.C. hat es so gemacht und J.B. hat es so gemacht und ..und ...und. Du hörst doch bei all den Leuten, die ihren Stil gefunden haben, immer heraus, dass sie das von dem einem oder anderen gelernt haben. SRV hat stundenlang Songs von Platten gecovert, bis in die kleinste Note. Daraus hat er dann seinen, stark an Albert King angelehnten, Stil entwickelt. Du erkennst ihn trotzdem, wenn Du nur eine Note hörst.
Ich kann nur jedem empfehlen, sich mit einem Song auseinander zu setzten. Zu
hören, was hat er da gespielt, wie hat er das gemacht. Ich sehe nicht die Gefahr, dass man dann bei einem Jam nur Licks aneinander reiht. Und wenn schon: so what. Am Anfang gibt es einem Sicherheit, wenn man die gelernten Licks an passender Stelle richtig einsetzt.
Ich habe in meinen ersten Jahren mit Kollegen zusammen gesessen und wir hatten die Gitarren um und der eine sagte: Hör mal, das habe ich hier von "Mother`s Finest" und er spielte das vor. Boah, geil, wie geht das, zeig mal. Dann geübt, geübt, geübt.
SRV habe ich mir angehört und mir Transkriptionen gekauft: Note für Note mitgespielt und gelernt: Und plötzlich gemerkt, neeee, alles stimmt nicht was da geschrieben steht. Das klingt ja ganz anders. Trotzdem bin ich ja kein 2. SRV (schade eigentlich). Trotzdem spiele ich bei einer Jam-Session nicht einen Lick nach dem anderen von SRV.
Und wenn "Sofadudler" dann anfängt mit ner Band zu spielen, dann wird es ihm schon helfen, wenn er hie und da einen geilen Lauf anbringen kann, den er auswendig gelernt hat.