@InTune
Ja seh ich genauso. Das hat mich überhaupt erst dazu bewogen, das zu schreiben. Weil es genaugenommen "unfair" ist, wenn jemand Deine Echtzeitidee einem fertig analysierten und zu Ende überlegten Lick gegenüber stellt. Man sieht ja bei Stratomano auch, dass er in dem Moment, wo er experimentiert und in die grüne Wiese spielt, es vergeigt. Bemerkung: "das war jetzt nichts" oder so ähnlich.
Aber wie gesagt: den Ansatz, so genau hinzusehen find ich sehr gut! Genau das bringt einen weiter! Und zeigt auch: von nichts kommt nichts.
die Noten kriege ich meist recht schnell in die Finger, aber bei der "Verteilung" auf der Zeitschiene würde ich es oft ganz anders als "richtig" empfinden ... und dann wird es "kompliziert" !!! Hat das noch jemand ?
Da hab ich sehr unterschiedliche Zugänge.
Ich versuch das mal etwas zu strukturieren:
1) Ich bin seit 30 Jahren Bassist, das ist sehr prägend, was mein rhytmisches Empfinden und meine Vorlieben betrifft. Da gibt es manche Dinge, die ich von meinem Gefühl einfach anders hören will, als sie von manchen anderen gespielt werden. Das nennt sich dann eigener Stil oder aber gleichzeitig auch Unfähigkeit, es geringfügig anders im eigenen Kopf zuzulassen.
2) Es gibt Licks, da häng ich zwischen einer bis vier Stunden dran, um sie richtig zu hören und rhythmisch korrekt wieder zu geben. Das ist echte Knochenarbeit, überhaupt zu verstehen, was da abgeht. Zu sagen, sowas würde mir auf Anhieb beim Improvisieren einfallen, wäre total vermessen. Ist ein Ding der unmöglichkeit für mich.
3) Wenn jemand ungeübter ist, hört man - wenn man selbst mehr Übung hat - dass das Lick nicht am Punkt, rhythmisch nicht exakt oder von den Notenwerten etwas zu langsam ist. Ich merk das bei mir auch nicht immer gleich beim Spielen. Darum nehm ich das auf und hör's mir selber sehr kritisch an. Wenn's eckt, üb ich das solange, bis das Micro-Timing stimmt. Beispielsweise seh ich eine Herausforderung bei langen Noten, die dann von einem schnellen Lick an einem anderen Ende des Griffbretts gefolgt werden. Den Ton lange singen zu lassen und dann das schnelle Folgelick mit den Fingern exakt anzusetzen und im Timing sauber ohne Verstolpern zu spielen schaff ich nicht, wenn ich nicht vorher schon genau weiß, was kommen soll. Denken kostet Zeit, überhaupt bei meinem fortschreitenden Alter. Und die hab ich beim Spielen nicht. Wenn der Ton also nicht lange genug steht ist das ein Zeichen, das ich zum Umdenken, Umgreifen und korrekt Ansetzen zu lange brauche.