Es braucht viel Selbsterkenntnis und -bewusstsein sich zurechtzurumpeln und die eigene Nische und Komfortzone zu finden.
Ich habe zu Beginn meines Hobbys auf "hochwertiges Equipment, denn da ist die Basis mal gut" gesetzt. Meine Erste E-Gitarre war eine Fender American Standard Strat, von der Stange, als Lefty musste ich die vorbestellen und dann auch so nehmen. Einen Amp hatte ich nicht, gar nicht dran gedacht, erstmal über den Mikro-Eingang eines Tape Decks gespielt und dann über die Stereoanlage
ging, man wusste es ja nicht besser. Der erste Amp war auch ein Mist, irgendwann dann mal nen Marshall gekauft, der war OK...
Dann kam eine Phase - meistens in Verbindung mit Bands - wo irgendwie "mehr" her sollte. Effekte, mal ne neue Gitarre weil "irgendwie kann die ja nicht so fette Sounds", mal ein neuer Amp, etc etc ... bisschen GAS und Unwissen und Vorbildern folgen. Im Endeffekt habe ich aber sicherlich bei 90% des neuen Zeugs nicht mehr als 10% dessen Potenzial herausgeholt. Ich habe erst neulich mal mein (teures!) altes Ibanez Analog Delay rausgeholt und VERDAMMT geht da die Sonne auf weil ich heute so viel mehr weiß als damals. Toller Sound, aber würde ich mir heute nicht mehr kaufen.... und das gilt so für 80% des Zeugs was im Laufe der Zeit reingekommen ist (viel davon habe ich auch schon wieder verkauft).
Irgendwann ist die Erkenntnis gereift "eigentlich hast du alles was du brauchst, und mehr als nettest Hobby war's ja nie". Insofern... ich mag einen feinen "fendrigen" Tube-Sound (am besten single ended), irgendwann mal Vintage Original vielleicht als Belohnung zum "haben", bis dahin den einen oder anderen Clone oder gemoddeten Billig Amp oder Eigenbau. Ich mag Single Coils, alle HB-Gitarren sind verkauft. Ich mag Teles, eine gescheite "Vintage Correct" Tele würde ich mir vielleicht irgendwann mal bauen lassen. Ein paar klassische Effekte (TS, das oben genannte Delay, das alte Tech21 Blonde Pedal, ein paar ander Teile) bleiben. Aber ne Handvoll Gitarren und ne Kiste von Effekten werde ich dann verscherbeln, wenn ich mal wieder Zugriff drauf habe (die sind in DE eingelagert und ich bin stuck in UK im Moment).
Nein, damit kann ich kein Metal (will ich aber nicht), kein Homerecording (mache ich aber auch nicht), keine "modernen" Gitarrensounds (spiele ich nicht), nicht mal besondere Vielseitigkeit der Sounds (aber nochmal... brauche/will ich nicht), nicht viele Einstell-Optionen (ich mag es aber auch simpel) und bin für alle Arten von "Neuigkeiten" im Markt nicht mehr erreichbar. Prallt an mir ab. Wenn einem mal klar ist, dass man (weitgehend) analog sein mag, dann ist das ganze digitale Zeug halt mal raus, auch wenn es toll und vielseitig und immer besser ist. Mein kleiner Champ ist halt auch gut, und "mehr" brauche ich nicht.
Dazu braucht es dann noch "live and let live", also Toleranz bei denen die es anders sehen und machen und wollen. Aber ab und an sei eine Frage in Richtung "toll dass ihr auf Sohle 17 der Einstellungen eures XYZ-Teils seid, und toll dass du dir jetzt den 4. Neck PU un deine Paula baust, aber wie viel spielst du eigentlich" auch erlaubt.
Letztlich - wer Zeit hat in so einem Forum zu posten, der macht das als Hobby, und dementsprechend sollte man sich hier unter den anderen positiv verrückten Leuten austauschen.