Fortsetzung
Die Hauptsache über die Jahre hat das Instrument nicht allzusehr gelitten. Habe die Stimmblöcke schon mal draußen gehabt und so durchgeblasen.
Noch eine Einschränkung: als ich das Instrument wieder nehme- es paßt nicht mehr an meinen Körper. Ich wußte,daß ich geschrumpft bin, aber daß es sich so auswirkt. Auf den Stuhl muß ich zwei Kissen unterlegen, daß ich hoch genug sitze, daß die Oberschenkel schräg nach unten führen und das Instrument damit einigermaßen frei an mir hält, die Baßseite frei bewegen kann. Die Riemen sind schon eng gestellt, daß ich kaum reinkomme. Im Stehen habe ich noch nie gespielt.
Diesesmal habe ich mit den zu spielenden Stücken in den Heften wieder noch einen Tick bekommen. Die Stücke sind so einfach, da kommt es doch oft vor, daß das Baßspiel oftmals mehrere Takte Cc oder Gg (auch Andere) bis zu siebenmal gleich bleibt. Also Wechselbaß und Terz eingeführt. Hört sich doch dann schon abwechslungsreicher an. Aber ich mache doch sowieso niemandem Musik. Habe aber auch eine eigenartige Durchgehensweise durch die Hefte. Ich halte mich bei einem Stück nie lange auf. An schwierigen Passagen im Stück wird studiert und probiert bis es klappt und schon wird wieder weiter geblättert. Die andere Hälfte, die für mein Akkordeonspiel nicht zu begeistern ist: Ich könnte doch nicht spielen. Ich habe schon immer den Hang dazu, Probleme zu lösen. Aber man lernt die viele Vielfalt der Griffe. Am liebsten spiele ich Stücke, die in Moll vorgegeben sind. Es geht mir darum, auch abends mit Freude aktiv zu bleiben. Ich bin richtig süchtig zu dem Akkordeonspiel geworden.
So, nun zu meinem Instrument. Wenn sich ein Stück anbietet, daß mit der Melodie oft über g" hinausgeht, lasse ich es sein. Hier hat es ein Anderer auch schon erwähnt, dann werden die Stimmen zu sanft. Der Baß übertönt diese dann immer mehr. Wie ich so andere Akkordeons höre, kann das auch besser sein. Ich führe das auch darauf zurück: etwa fünf Jahre nach Kriegsende wurde das Instrument produziert. Mangel an anständigem Stahl und Buntmetall. Die Russen hatten uns als Reparationsleistung anständig ausgenommen. Wer diese Zeit hier nicht miterlebt hat, kann da nicht mitreden.
Ich habe das Instrument auch schon beidseits aufgehabt und die Stimmleisten rausgeholt. Viele der Ventilleder sind auch nicht mehr in der besten Lage. Drei waren dazwischen nicht mehr vorhanden. Nur eines habe ich in einer Balgfalte wieder gefunden. Nicht mehr verwertbar. Ich hätte wohl auch geeignetes Papier dafür, um die wenigen zu ersetzen. An die Ventilleder in den Kammern (ich weiß, das heißt anders), kommt man nicht ran. Bei den hohen Stimmen gibt es wie üblich keine Ventilabdeckungen. Rost hat sich nicht angesetzt. Was in meinen Überlegungen rumgeistert: es gibt kleinste Tierchen: Milben genannt. Die produzieren Gespinste. Darüber hat hier noch niemand geschrieben. Bei so einem alten Instrument wäre doch das möglich. Diese Tierchen sind doch überall. Ich muß die Diskantseite wieder öffnen. h°, also das tiefste h bekomme ich in beiden Richtungen kaum noch zum Schwingen.
Fortsetzung folgt. Dann geht es in meine Musikarbeit.