Es ist sehr verlockend mit geschlossenen Augen in diesen schönen molligen Liedern zu schwelgen. Habe ich auch gemacht. Leider habe ich übersehen, wie wichtig es ist, gerade als Anfänger, wirklich nach Noten zu spielen. Note für Note, ganz langsam
Oj Ja! Denn das Gedächtniss ist ein Schlawiner und spielt einem manchmal Streiche!
Ein Stück, das ich eigentlch komplett auswendig spielen kann, hab ich meinem Meister vorgespielt, weil ich noch an ein paar Stellen stilistische Fragen hatte, wie man das besser spielen kann. Dazu lagen die Noten auf dem Tisch und mein Miester hat den Notentext gelesen und ich praktisch auswändig gespielt. Alsoich fertig war meinte er, auf eine Stelle zeigend: "Die Note hast du aber gar nicht gespielt- warum?" Ich musste erstdie Passage noch zweimal spielen und mit dem Notentext vergleichen um selber zu merken, dass ich an der Stelle unwissentlich was anderes spielte...schon seit Jahren! Und so wie ich das spielte, passte das schon auch zusammen.
Nachdem der Irrtum geklärt war, meinte der Meister: "Die Note steht aber nicht einfach zur Gaudi da - die hat einen Sinn! Und jetzt spielst du nochmal,
mit der Note und zwar, so dass die Note in deinem Stück auch einen Sinn macht!" - Ende der Geschichte: Am Ende der Lehrstunde hatte ich die Note sinnvoll integriert und musste zugeben, dass das Stück damit wesentlich reizvoller Klang!
Und seit der Zeit spiele ich mir immer wieder mal von Zeit zu Zeit ein Stück gaaanz langsam, Note für Note mitlesend. Denn ich habe gemerkt, dass man (zumindest ich ) als Erwachsener ja schon sehr viel Musik gehört hat und viele Stücke schon irgendwann mal gehört hat und dann meint relativ schnell den Notentext bloß noch überfliegen zu müssen, weil man den Rest ja schon im Kopf hat...Und dabei aber übersieht, dass das auf dem Blatt notierte mitunter was ganz anderes ausdrückt.
Ich vergleiche das Musik spielen immer wie Autofahren nach Landkarte. Vor der Reise schaue ich mir die Fahrroute genau auf der Karte an und kann mir das dann auch recht gut merken. Die eigentliche Fahrt über brauche ich die Landkarte so gut wie nicht, da ich die Route ja im Kopf habe - aber von Zeit zu Zeit brauchts dann doch einen kurzen Kontrollblick, weil ich ein paar Details halt nicht im Kopf habe. Ganz klar, mit der Karte vonder Nase die Route während der Fahrt herauslesend geht gar nicht. Das wird keine Autofahrt. Nur mit Glück fährt man so nicht in den Graben und fährt niemand um. Das muss man schon vor der Fahrt erledigen, so dass man sich auf die egentliche Fahrt konzentrieren kann und nur gelegentlich noch einen kurzen Randblick zur Versicherung braucht, dass man richtig ist.
Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob schon jemand jahrzehntelang ein anderes Instrument gespielt hat oder komplett neu mit dem Akkordeon mit über 50 anfängt
Das würde ohne jede Einschränkung so unterschreiben. Jede Vorerfahrung auf ähnlichen Gebieten hilft einem, weil man viele Muster schon kennt und kann, die man jetzt in der neuen Situation braucht.
Allerdings gibt es da eine Übergangsphase, wo man das neue macht, aber noch in den alten Strukturen denkt. Das ist eine Phase, die ich für nicht gut halte und die man möglichst aktiv und schnell zurücklassen sollte. Und schauen sollte, dass man schnell in den Zustand kommt, dass man zwar seine Erfahrung mitgenommen hat, die alten Muster aber zurückgelassen hat und nur noch in der neuen Struktur denkt und lebt, wenn man mit dem neuen (Instrument) zu Gange ist.