Ab wann als Schlagzeuger/in in einer Band spielen?

  • Ersteller Sally.is.so.silly
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Bei einer Band die komplexe Stücke spielt dauert es länger bis du mitspielen kannst als in einer Band die etwas eigenes macht.

Und was machst du mit einer Band, die komplexe eigene Stücke macht?
"Etwas eigenes" und "komplex" schließt sich doch nicht gegenseitig aus, zumal insbesonders Anfänger oftmals den keep it simple-Grundsatz vergessen, und Stücke mit allem vollstopfen, was gerade in ihren Köpfen herumschwirrt.

Diese bpm Geschichte ist ja recht modern und bis dahin war das Tempo ja nicht wirklich irgendwie festgelegt ...

Na, dann beschäftige dich mal etwas ausführlicher mit historischen Tempoangaben, die waren durch ihren Bezug zur Zeit-, Puls- und Schrittgeschwindigkeitsmessung, sowie zur Tanzpraxis durchaus präzise.
Und bei Instrumentalstücken mit virtuosem Laufwerk kann man davon ausgehen, dass damals wie heute erst ein Tempobereich um die 12 Anschläge/sec auch als "virtuos" wahrgenommen wurde, was z.B. bpm 120 für ein Stück mit Sextolenläufen ergibt. Es gibt ja keinen Grund zur Annahme, dass die Leute früher langsamere Finger hatten, oder beim musikalischen Tempo machen konnten, was sie wollten.
 
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Und was machst du mit einer Band, die komplexe eigene Stücke macht?
keep it simple-Grundsatz vergessen
Ich setze einfach mal voraus das wenn ich in einer Band spiele und wir etwas eigenes entwickeln, dass ich in diesem Kontext nichts spielen würde was ich nicht spielen kann :) Aber ja ich bin absolut bei dir, die Kunst ist es einfachste Musik zu machen die sich nicht einfach und simpel anhört. Da gibt es ja auch einige Komponisten die Stücke geschrieben haben und diese wollten nicht das ein Anfänger das spielen kann. Also haben sie ganz stupide die eigenen Stücke in unmöglichen Tonarten Transponiert, so das ein Anfänger es einfach vom technischen Anspruch nicht mehr spielen kann. Das Prinzip funktioniert ja noch immer, ich schreibe einen vierstimmigen Satz zu "Alle meine Entchen" transponiere es in Ces-Dur und wünsche viel Freude das zu spielen, während der Klavierschüler das gleiche in C-Dur wohl problemlos spielen wird.

Es gibt ja keinen Grund zur Annahme, dass die Leute früher langsamere Finger hatten, oder beim musikalischen Tempo machen konnten, was sie wollten.
Natürlich hast du da recht, aber es war eben kein digitaler fixer Wert vorhanden an den man sich richten konnte. Wobei du kannst davon ausgehen das früher sehr viel langsamer musiziert wurde. In der Kirchenmusik ist es sehr gut dokumentiert. Während heutige Orgelspieler sehr schnell und virtuos spielen, so war es damals alles extrem langsam. Das war auch der Tatsache geschuldet das die alten Orgeln mit ihrer Mechanik so schwer zu spielen waren das man unmöglich irgendwas jenseits der 50bpm spielen konnte. Da sich zumindest in Europa ja die Musik auch sehr im Rahmen der Kirchenmusik entwickelt hat und von dort auch viele Komponisten kamen, kannst du davon ausgehen das damals sehr viel langsamer gespielt wurde. Wobei langsam spielen sich ja nicht unbedingt langsam anhören muss. Du kannst ja einen Akkord nehmen an einem Zupfinstrument und diesen dann während einer längeren Dauer einfach nahezu unbegrenzt oft spielen was dann eben weniger langweilig wirkt als nur einmal angeschlagen.

Von der Logik macht es auch Sinn. Wenn die Menschen früher mit viel Glück eine Lebenserwartung von 30-38 Jahren hatten, dann war auch keine Zeit neben dem schweren Überleben Jahrzehnte ein Instrument zu perfektionieren.
 
Von der Logik macht es auch Sinn. Wenn die Menschen früher mit viel Glück eine Lebenserwartung von 30-38 Jahren hatten, dann war auch keine Zeit neben dem schweren Überleben Jahrzehnte ein Instrument zu perfektionieren.

Die durchschnittliche Lebenserwartung war so niedrig, weil viele Mädchen/Frauen (die meistens deutlich jünger schwanger wurden als heute) bei oder nach Geburten gestorben sind... oft inkl. Kind. Die Menschen sind nicht reihenweise mit 30 tot umgefallen...

Zum eigentlichen Thema:
"Band" bedeutet ja nicht automatisch, dass man in absehbarer Zeit etwas vorzeigbares auf die Beine stellen muss.
Insofern: immer zusammen musizieren wenn es geht... egal wie schlecht die Beteiligten (noch) sind.
 
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....
Insofern: immer zusammen musizieren wenn es geht... egal wie schlecht die Beteiligten (noch) sind.
genau so handhaben wir das. wir sind nicht sonderlich gut, aber dafür laut und haben spaß.

ich bin der anfänger in der band.....aber dafür der, welcher die anderen antreibt.
wir machen nur eigenkompositionen, weil uns die fertigen songs von anderen bands zu schwierig sind.
deshalb passen wir die musik unserem (nicht-)können an
 
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Ich bitte zu entschuldigen, dass wir hier etwas sehr OT gehen, aber es gibt Aussagen, die möchte ich nicht unkommentiert stehenlassen (hinterher glaubt jemand diesen Quatsch dann auch noch):

Während heutige Orgelspieler sehr schnell und virtuos spielen, so war es damals alles extrem langsam.

Was soll "damals" sein? Wenn du damit die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts meinst, dann gab es "damals" tatsächlich eine Tendenz, "Alte Musik" aufgrund einer falschen Assoziationskette (alte Musik -> alte Leute -> langsamere Bewegungen) langsamer zu spielen, als es in den heute weitaus genauer beachteten historischen Quellen angegeben war. Was die heutigen Musiker diesbezüglich machen, ist nicht schneller zu spielen, sondern historisch informiert und somit im Tempo korrekter (gegebenenfalls also auch schneller als die romantischen Interpreten) zu spielen.
NB: Die Assoziationskette ist auch deswegen falsch, weil das Schritt-Tempo älterer Menschen nicht wesentlich langsamer ist (ca. 100-120 Schritte/min) - was sich ändert, ist die Schrittweite!

Von der Logik macht es auch Sinn. Wenn die Menschen früher mit viel Glück eine Lebenserwartung von 30-38 Jahren hatten, dann war auch keine Zeit neben dem schweren Überleben Jahrzehnte ein Instrument zu perfektionieren.

Das ist schlichtweg haarsträubender Unfug - nicht zuletzt, weil der Mensch nach dem Prinzip Hoffnung handelt, und weil daher es nicht im Wesen des Menschen liegt, seinen Fertigkeitserwerb an Lebenserwartungsstatistiken auszurichten. Weder der Multi-Instrumentalist Mozart, noch Schubert wussten, dass sie jung sterben würden. Welch Verlust für die Musik, wenn sie nach Statistik bzw. Vorahnung gehandelt, und daher lieber in bester Leistungsverweigerermanier ihre Zeit allein mit auf Kurzfristigkeit angelegten Aktivitäten verplempert hätten!

Virtuosen und Komponisten waren damals wie heute im Regelfall sozial abgesicherte Spezialisten, die ihr Leben nicht unter fiedelnden Schweinehirten und vogelfreiem fahrendem Volk verbrachten. Lebenserwartungen früherer Epochen sind Durchschnittswerte, die v.a. die niederen Stände betrafen, und die durch deren erhöhtes Mortalitätsrisiko durch Kindersterblichkeit, Kindbettfieber, kriegerische Konflikten und Seuchen statistisch nach unten gedrückt wurden.

Ein Blick in frühe Musikerbiografien sollte ausreichen, den signifikanten Unterschied zwischen statistischem Durchschnitt und individuellem, realen Alter zu verdeutlichen:
  • Mittelalter: Walther von der Vogelweide (1170-1228 = 58 J.), Guillaume de Marchaut (ca. 1300-1377 = ca 77 J.) Oswald von Wolkenstein (1377-1445 = 68 J.)
  • Renaissance: Joh. Ockeghem (ca 1420-1495 =ca. 75 J.), Josquin Des Préz (ca. 1450-1521 = c, 71 J.), Adrian Willaert (ca. 1480-1562 = 82 J.)
  • Spätrenaissance und Frühbarock: Palestrina (ca. 1525-1594 = 69 J.), Orlando di Lasso (1532-1594 = 62 J.), Monteverdi (1567-1643 = 76 J.), H. Schütz (1585-1672 = 87 J.)
  • Barock: Bach (65 J.), Händel (74 J.) ...
Und was die angebliche Logik deiner steilen These betrifft: Wenn die Lebenszeit angeblich so knapp war, warum waren dann die meisten Musiker nicht nur Komponisten, sondern häufig auch Multi-Instrumentalisten?
Warum sollten sich überhaupt Menschen um spezielle Fertigkeiten und perspektivisch langfristiger angelegte Bildung bemühen? Wenn sie von vorneherein wissen, dass sie mit 30 wie die Eloi in Wells "Zeitmaschine" an die Morlocks verfüttert werden, stellen sie jegliches selbstbestimmtes Handeln und Denken ein. Dem ist aber in der Realität (zumindest weitgehend) nicht so. Da hast du also entweder ein echt schräges Menschenbild, oder deine Schlussfolgerung ist schlichtweg unüberlegter Stuss.

Ein weiteres Gegenargument: Selbst wenn jemand mit Mitte 30 "nach Statistik" gestorben ist, hatte er mindestens 25 Jahre Zeit, sich an einem Instrument zu perfektionieren. Die professionelle Musikerkarriere begann damals wie heute sehr früh, und wer nicht mit spätestens 20 Jahren bereits als Virtuose konzertieren konnte, war ohnenhin raus aus dem Geschäft. Dass eine Karriere damals wie heute auch früh enden kann, hat in der Lebensplanung nie eine Rolle gespielt, denn jede Epoche hatte nicht nur ihren "27er-Club", sondern immer auch die "Fossilien" vom Schlage eines Horowitz (86 J.).
 
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Ein weiteres Gegenargument: Selbst wenn jemand mit Mitte 30 "nach Statistik" gestorben ist, hatte er mindestens 25 Jahre Zeit, sich an einem Instrument zu perfektionieren.
Beachte bitte bei deinen Gegenargumenten die Tatsache das man 1400 nicht einfach ein Instrument im Geschäft kaufen konnte und nur ganz wenige Quellen verfügbar waren wo man ein professionelles Instrument überhaupt bekommen konnte. Das ganze wird für den Durchschnitt auch kaum bezahlbar gewesen sein. Ganz zu schweigen von professioneller Ausbildung die es heute an jeder Ecke gibt. Damals werden die Fähigkeiten der allermeisten Musiker (Ausnahmen abgesehen) wohl nicht allzuhoch gewesen sein und die meisten Instrumente werden wohl Marke Eigenbau gewesen sein.

Dazu kommt noch das Noten von damals nicht wirklich zuverlässig sind. "Originale" sind oft das Ergebnis von jemanden der im Konzert saß und das was er gehört hat als Notenbild notiert hat, oft aus der Erinnerung heraus. In den letzten Jahrhunderten wurden zwar auch mit moderner Technik Noten dupliziert, aber davor hatten die tatsächlichen Noten nicht ihren Weg in die Öffentlichkeit gefunden. Also wenn du originale Noten aus 1400 nimmst, dann ist es sehr wahrscheinlich das es so nicht komponiert war ursprünglich.

Was soll "damals" sein? Wenn du damit die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts meinst, dann gab es "damals" tatsächlich eine Tendenz, "Alte Musik" aufgrund einer falschen Assoziationskette (alte Musik -> alte Leute -> langsamere Bewegungen) langsamer zu spielen, als es in den heute weitaus genauer beachteten historischen Quellen angegeben war.
Betreffend Orgel solltest du mal eine Orgel die nicht weiter saniert wurde aus dem Jahre <1500 spielen. Dort hast du teilweise einen Tastendruck von 500g bis 1kg wegen der Mechanik. Damit kannst du nicht schnell spielen. Daher kommt meine Aussage betreffend Orgel.
 
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Beachte bitte bei deinen Gegenargumenten die Tatsache das man 1400 nicht einfach ein Instrument im Geschäft kaufen konnte ...

Sorry, aber worauf gründen deine wüsten Spekulationen zur musikalischen Realität der frühen Neuzeit? Offensichtlich nicht einmal im Ansatz auf Kenntnis der Quellen oder der einschlägigen, mittlerweile mehr als umfangreichen Fachliteratur.
Ein Schütz, ein Palestrina oder auch Bach haben sich ihre Instrumente nicht selber schnitzen müssen, und was an Noten überliefert ist, sind keine zusammengesponnenen Erinnerungsprotokolle, sondern oftmals unmittelbar von den Komponisten oder ihren Kopisten angefertigte Originale aus erster Hand - deshalb gelten historische Noten auch nach wie vor als Primärquellen!

Und eine professionelle Ausbildung, die auch diesen Namen verdient, gibt es auch heute nicht "an jeder Ecke" - zumindest nicht, wenn man an Professionalität die qualitativen Maßstäbe anlegt, die für frühere Musiker mit beruflichen Ambitionen verbindlich waren. Diesbezüglich kannst du dir ja mal die schriftlichen Quellen zu den sogenannten "Organistenproben" des 18. Jh. anschauen - was da von Berufsanwärtern gefordert wurde (z.B. improvisiertes Fugenspiel), dürfte heute selbst Organisten mit B- oder A-Examen ins Schwitzen bringen.
Dass sich Bach & Co. gelegentlich über die lausige Qualität der ihnen zur Verfügung stehenden Orchestermusiker beschwert haben, ist kein Beleg für das allgemeine Niveau, sondern war oftmals allein der prekären finanziellen Situation des jeweiligen Arbeitgebers geschuldet - damals wie heute war und ist Qualität eben auch eine Geldfrage. Da verwundert es nicht, dass eine Profi wie Bach angefressen reagierte, wenn man ihm ein preiswert zusammengeklaubtes Orchester aus Freizeitmusikanten zumutete. Und bei Hobbymusikern ist die Qualität auch heute noch bestenfalls "durchwachsen".

Worauf du letztlich partout hinaus willst, nämlich deine Behauptung zu untermauern, dass früher auch deswegen alles langsamer gespielt wurde, weil die Musiker nicht virtuos genug waren, ist völlig absurd. Komponisten früherer Epochen waren immer auch Pragmatiker mit einem nüchternen Tagesgeschäft. Daher haben sie niemals mehr verlangt, als sie selbst oder die Musiker ihres unmittelbaren Umfelds zu leisten in der Lage waren. Warum sollte also jemand Passagen in kleinen Notenwerten notieren, wenn das sowieso keine Sau spielen konnte?
Wenn ein Luis Milan 1536 rauschende Diminuitionspassagen mit der Tempoangabe "apriesa" (geschwind) notierte, dann meinte er das auch so. Dass er solche virtuosen Passagen in seinen "Fantasien für Anfänger" vermeidet, und dort das Tempo sogar explizit freistellt, spricht doch dafür, dass man durchaus wusste, wer etwas spielen kann, und wer (noch) nicht.

Meine Bitte: Hau hier nichts raus, was fachlich nicht Hand und Fuss hat. Auch rein spekulative Mutmaßungen haben ihre Berechtigung, allerdings nicht, wenn sie auf geradezu grob fahrlässiger Unkenntnis beruhen.

So, und jetzt bitte zurück zum eigentlichen Thema ...
 
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Hau hier nichts raus, was fachlich nicht Hand und Fuss hat. Auch rein spekulative Mutmaßungen haben ihre Berechtigung, allerdings nicht, wenn sie auf geradezu grob fahrlässiger Unkenntnis beruhen.
Wie gesagt ich schrieb nicht das es ein Fakt ist sondern das ich es annehme. Selbst Fachartikel sind quasi nur Spekulation. Praktisch hat keiner jemals ein Stück aus 1300 oder 1400 gehört wie es tatsächlich vorgetragen wurde und Aufzeichnungen gibt es nicht. Also kann alles was vor den ersten Aufzeichnungen überliefert ist nur Spekulation sein. Natürlich wird die Literatur in weiten Teilen wohl recht haben, aber nachprüfen kann es heute leider keiner mehr. Selbst bei Bach gibt es noch immer Streit darüber ob alle Stücke die ihm zugerechnet werden tatsächlich seine Werke sind und Bach ist ja nun fast gestern gewesen.
 
Komponisten früherer Epochen waren immer auch Pragmatiker mit einem nüchternen Tagesgeschäft. Daher haben sie niemals mehr verlangt, als sie selbst oder die Musiker ihres unmittelbaren Umfelds zu leisten in der Lage waren. Warum sollte also jemand Passagen in kleinen Notenwerten notieren, wenn das sowieso keine Sau spielen konnte?

Galten nicht viele/einige/manche(?) Kompositionen wie z.b. die transzendentalen etüden von Liszt als relativ unspielbar?
Es wäre irgendwie seltsam, wenn nicht früher schon Sachen erdacht worden wären, die nicht (oder noch nicht) umsetzbar waren... Phantasie und Kreativität definiert sich doch auch so, dass man die Grenzen des denkbaren und möglichen in Frage stellt.

(bleed drumthrough von meshuggah in dem Zuge vll auch ein random-einwurf zum Thema: "kann man sich zwar vorstellen, aber das kann doch keiner umsetzen"... und das ding ist vll 10 jahre alt. Im Laufe der Jahrhunderte wird es der Wahrscheinlichkeit nach ja unzählige unumsetzbare Kompositionen gegeben haben (die gleichzeitig kein nonsens sind/waren))
 
Galten nicht viele/einige/manche(?) Kompositionen wie z.b. die transzendentalen etüden von Liszt als relativ unspielbar?

Für Liszt waren sie spielbar - und auch für Clara Schumann, die sie allerdings musikalisch nicht mochte. Da Liszt aufgrund seiner Reputation nicht darauf angewiesen war, den Notenmarkt mit Kleinkram für den bürgerlichen Salon zu bedienen, konnte ihm und seinen Verlegern der Rest des pianistischen Fußvolks egal sein.
Darüber hinaus galten die Etüden unter seinen Zeitgenossen nicht nur als unspielbar, sondern auch als musikalisch "ungenießbar" - die Einschätzung der Spielbarkeit war also durchaus von ästhetischen Vorurteilen beeinflusst, und somit keinesfalls objektiv. Außerdem ist "Zeitgenosse" ein unscharfer Begriff, denn darunter sind ebenso die klavierspielende Bürgerstöchterchen, wie Virtuosen vom Schlage Thalbergs zu verstehen, daher ist bei solchen Einschätzungen immer auch eine Menge Legendenbildung im Spiel.

Es wäre irgendwie seltsam, wenn nicht früher schon Sachen erdacht worden wären, die nicht (oder noch nicht) umsetzbar waren.

Du hast ja meine Anmerkung zitiert, dass Musiker bzw. Komponisten "Pragmatiker mit einem nüchternen Tagesgeschäft" waren. "Tagesgeschäft" ist hier wörtlich zu nehmen, weil sich die Idee des autonomen musikalischen Werks, d.h. der Komposition, die nicht nur für einen (meist einzigen) konkreten Anlass geschaffen wurde, erst im 19. Jh. herauskristalisiert hat. Bis dahin spielte man fast ausschließlich zeitgenössische Werke, die meist nur wenige Aufführungen hatten, und die danach bestenfalls noch als Studienmaterial für den Kompositionsunterricht dienten. Niemand hat für zukünftige Generationen komponiert, auch weil das den finanziellen Ruin bedeutet hätte. Urheberrechte und Tantiemen aus dem Notenverkauf gab es nicht, also: Unspielbare Musik = keine Aufführungen, keine Aufführungen = keine Knete - Punkt und aus.

Auch Beethovens gerne zitiertes "zukunftsorientiertes Komponieren" (Klavierkonzert op. 37) für einen Tonumfang, den die Klaviere seiner Zeit angeblich noch gar nicht hatten, ist eine Legende. Es ist zwar richtig, dass die ersten Entwürfe des Konzert bereits aus dem Jahr 1790 stammen, fertiggestellt wurde es aber erst 1803, (verlegt 1804, mit Ossia-Stimme für unterschiedliche Klavierumfänge) also in dem Jahr, in dem Beethoven seinen Érard-Flügel mit erweitertem Tonumfang erhielt. Da von visionärer Vorausschau zu sprechen, ist Unfug, zumal bereits vorher erste Prototypen gebaut worden waren, die Beethoven z.B. über Haydns Instrument von 1801 bereits kannte.

Auch heutige Komponisten sind auf Spielbarkeit ihrer Werke angewiesen - sofern sie nicht explizit "Musik zum Lesen" machen. Allerdings gibt es hier auch Vertreter wie z.B. Brian Ferneyhough, die bewußt den Faktor der Unspiebarkeit einbeziehen. Durch extreme Überdetermination wird der Notentext so komplex, dass sich der Interpret nur noch "irgendwie" durchwursteln kann, was zu einer vom Komponisten erwünschten klanglichen Unschärfe und einem "quasi improvisando"-Effekt führt.
Dass solche Passagen irgendwann mal bewältigt werden könnten, ist also gar nicht beabsichtigt.

Aber irgendwie verselbständigt sich der Thread schon wieder :rolleyes: ...
 
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man die Sache mit dem Tempo nicht überbewerten sollte. Diese bpm Geschichte ist ja recht modern
Ich gebe Dir völlig Recht.
Mit dem Dialog wollte ich nur ausdrücken, dass im Zusammenspiel mit anderen Musikern Situationen auftreten, die man alleine im stillen Kämmerlein nie erleben wird.
 
Um zur Ursprungsfrage zurückzukommen:

Ab wann in einer Band spielen?
SOFORT wenn Du Lust hast ......
 
ich würde an Deiner Stelle einfach mal eine Anzeige auf den gängigen Portalen schalten ("Schlagzeugerin mit einem Jahr Spielpraxis und etwas Vorerfahrung hat Lust, gemeinsam mit anderen Musik zu machen. Ich mag besonders xxx." oder so ähnlich) - natürlich nur, wenn du selber auch Lust hast, in einer Band zu spielen.
Wer sich auf die Anzeige meldet, weiß dann schon mal grob, was ihn erwartet (ich hatte in meine Anzeige auch schon mal reingeschrieben "mittelmäßiger Keyboarder") und Du musst nicht mit der Sorge anrücken, ob die Band nicht einen falschen Erwartungshorizont hat.
 
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Also ich bin als Schlagzeuganfänger gerade erst in eine Band eingestiegen.
Das klappt ganz gut, man muss halt viel üben.
Zum einen, was für die Band wichtig ist, also bestimmte Grooves, Fills und auch dynamische Feinheiten, zum anderen aber auch die hier schon oft erwähnten Grundlagen.

Ich war nach ca 30 Jahren E-Gitarre natürlich schon vorgebildet.
Ich übe, zusätzlich zu 2 wöchentlichen Bandproben, mindestens 3 mal die Woche im Schnitt jeweils 1,5 Std.
Zum einen halt die Songs der Band, zum anderen arbeite ich mich konsequent durch das Drumeo Method Programm.
Das Spiel mit der Band motiviert mich dabei immer wieder.

Man hat mir letzte Woche erst gesagt, das Anfangs Skepsis da war, aber meine spürbaren Fortschritte auf alle motivierend wirken.
 
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Hallo zusammen.

Ab wann in einer Band spielen?

Also ich werde dies erst wieder tun, wenn es für mich passt. (Musikgenre, Ambitionen der Mitmusiker*innen, usw.)
Ich habe für mich festgestellt, dass allein zu musizieren, täglich zu üben, auch sehr, sehr viel bringen kann.
Auch mal Stücke von bekannten Musikern nachspielen, zu Drum Tracks improvisieren, usw.
Und dann gelegentlich mal eine Session mit anderen Musikern, einfach nur um Spaß zu haben.

Aber wer generell mit anderen mehr Erfolg/Freude am musizieren hat, sollte dies einfach machen m.M.n. "Können" egal.

Gruß
SlapBummPop
 
Viele Musikschulen bieten Bandprojekte an. Das halte ich für eine gute Möglichkeit, in die Welt des Zusammenspiels einzusteigen.
 
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gestern hat mein schlagzeuger bass gespielt und ich durfte ihn mit dem schlagzeug begleiten. das ging ziemlich gut.
also auch als anfänger kann man in einer band spaß haben, solange keine bonham fills erwartet werden.
 
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also auch als anfänger kann man in einer band spaß haben, solange keine bonham fills erwartet werden.
Hi,

das bestreitet ja niemand. Es kommt auch immer etwas auf die Ambitionen an. wer jetzt aber als drum Anfänger denkt, er müss in einer band spielen um sich weiter zu entwickeln, dann ist er auf dem holzweg,
wie in einem song gut groovt das kann er sich nur selbst erarbeiten da kann ihm kein gitarist bassist etc helfen.
Viele Musikschulen bieten Bandprojekte an. Das halte ich für eine gute Möglichkeit, in die Welt des Zusammenspiels einzusteigen.
so einfach ist das nicht. ich denke das machen die für mitglieder und auch für fortgeschrittene, denn Musikschulen kämpfen auch um jedes mitglied, weil jeder der 2 stöcke halten kann kann sich schlagzeuglehrer nennen.
die musikschulen haben einen ruf zu verlieren.

ich weiß auch nicht was das problem ist wenn man eienm anfänger dazu rät noch etwas zu warten. wenn alle schon ein gutes level haben lauft das doch mit der band von ganz allein.

Lg

DT
 
ich weiß auch nicht was das problem ist wenn man eienm anfänger dazu rät noch etwas zu warten. wenn alle schon ein gutes level haben lauft das doch mit der band von ganz allein.
das erinnert an die kirchliche mahnung, auf vorehelichen geschlechtsverkehr zu verzichten. :)
 
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