... nicht die band prägt die Musiker sondern die Musiker prägen die band.
Das kann man so pauschal nicht behaupten, weil selbst der größte Egomane im Kern ein soziales Wesen ist, das auf Interaktion reagiert - sofern er kein krankhafter Soziopath ist. Selbst eine Ansammlung von dominanten Alpha-Tieren verändert sich in ihrem Verhalten, wenn sie - wie in einer Band - zur Kooperation gezwungen ist, anderenfalls brechen solche Super-Bands auf kurz oder lang mangels Integrationsfähigkeit einzelner oder aller Mitglieder wieder auseinander (wie im Fall von Cream und ihrem soziopathischen Drummer Ginger Baker).
Im Jazz mit seinen meist auf kurzfristige Zusammmenarbeit ausgelegten bzw. spontanen Ensemblebildungen ist es sicherlich eher der Fall, dass "Musiker die Band" prägen, hier hat der Begriff der "Band" aber ohnehin eine andere Konnotation, als z.B. im Rock. Außerdem sind etablierte Jazzmusiker meist bereits in einem Alter, in dem Gruppenprozesse auf die Persönlichkeitsentwicklung kaum noch prägenden Einfluss haben.
Bei Rockbands, insbesonders bei Band-Anfängern (was nicht zwangsläufig mit "Anfänger-Bands gleichzusetzen ist!) ist hingegen nicht nur die Altersstruktur im Regelfall eine andere, sondern auch die Gruppendynamik. die im Idealfall auf Symbiose, also auf "Geben und Nehmen" beruht.
Sobald jedoch aus einer symbiothischen Beziehung eine parasitäre wird, sind Krisen vorprogrammiert. Parasitär wird eine Beziehung, wenn einzelne Mitglieder mangels Können, wegen fehlender Einsatzbereitschaft oder Unzuverlässigkeit nur noch "durchgeschleppt" werden (wie Brian Jones bei den Rolling Stones), oder wenn jemand den Rest der Truppe nur noch zu Statisten degradiert (wie z.B. Jimi Hendrix).
Dass Band-Musiker von ihren Bands "geprägt" werden, ist ein völlig normaler Vorgang, und selbst nach Jahren kann man vielen Band-Aussteigern musikalisch (oder zumindest in ihrer Attitüde) noch anmerken, aus welchem Stall sie gekommen sind.
Zusammenarbeit lernt man auch von Leuten die es noch nicht so gut können.
Man lernt ja nicht nur Zusammenarbeit, sondern erwirbt oftmals sogar ganz praktische musikalische Fertigkeiten Einfach dadurch, dass selbst die größte Pfeife meist
irgendetwas kann, was man selbst nicht kann.
"Können bzw. Nichtkönnen" folgt bei Bands (insbesonders im Rockbereich) ja nicht irgendwelchen formalen Lehrplanvorgaben eines Musikschulverbandes, sondern ist Teil eines überwiegend selbstorganisierten und informellen Lernprozesses, denn was
@Bholenath geschrieben hat ("Wir waren ja alle Autodidakten.") trifft doch auf die meisten jungen Bands zu.
Zumindest früher gab es z.B. noch die klassische Rollenverteilung zwischen Lead- und Rhythmusgitarre. In der Praxis ergab sich diese Aufteilung dadurch, dass beide im Prinzip musikalische Vollpfosten waren, von denen der eine keine Ahnung von Akkorden hatte, der andere keine Ahnung vom
single note-Spiel. Also haben sich beide gegenseitig auf die Finger geschaut und voneinander gelernt. Gab es dann noch einen weiteren Gitarristen, der aufgrund seiner Wurstfinger weder das eine, noch das andere richtig konnte, bekam der den Bass in die Hand gedrückt - das war sozusagen "gelebte Inklusion" in Vollendung.
Wen solche Band-Erfahrungen nicht irgendwie prägen, bei dem ist etwas in der Persönlichkeitsentwicklung schiefgelaufen. Außerdem hat man später nichts mehr, von dem man rückblickend sagen kann, dass das "eine richtig geile Zeit" war - obwohl man im Prinzip von Tuten und Blasen (oder Trommeln und Pfeifen) noch überhaupt keine Ahnung hatte!