Größere Windkanäle lassen grundsätzlich mehr Luft durch, engere haben mehr Druck und benötigen weniger Luft.
Haben mehr Druck?
Du meinst sicher, dass es einem der engere Windkanal erleichtert, höheren Blasdruck aufzubauen. Man spürt einen Widerstand.
Größere, offene Windkanäle lassen mehr Tonformung zu, die stabilisierenden engeren Windkanäle lassen mehr Dynamik bei gleichbleibender Tonhöhe zu (man kann also leiser/lauter spielen, ohne die Tonhöhe zu sehr zu verändern).
Die Feststellung finde ich sehr interessant. Meine persönliche Erfahrung sieht anders aus. Und auf der Webseite von Flute Village lese ich eine andere Begründung. Da wird nicht die Weite des Windkanals sondern die der Innenbohrung (des Flötenrohrs) als maßgebliche Ursache für eine stabile Tonhöhe genannt:
Die enge Innenbohrung (Mensur) erlaubt auch ein Differenzieren der Lautstärke ohne störende Änderungen der Klangfarbe oder Tonhöhe.
http://www.musikhaus-da-capo.de/fehr/fehr.html
Ich gehe davon aus, dass Du mit Tonformung die Möglichkeit meinst, einen Ton durch Änderung des Blasdrucks nach oben und unten zu "biegen".
Wie weit die Spanne des Bendings ist (ich verwende da mal einen von Harpspielern benutzen Begriff), hängt von der Tonhöhe ab. Bei den tiefen Tönen der Sopranblockflöte ist sie kleiner als bei ihren Tönen der Mittellage und in den ganz hohen Lagen wird die Spanne auch wieder enger.
Ich habe eine Fehr Schulblockflöte mit geradem Windkanal da (
Modell). Bei Kunath ist zu lesen:
Die ideale Schulsopranflöte für Kinder: tonstabil, gute Ansprache. Der Windkanal ist genügend weit, damit die Flöte bei Ansammlung von Feuchtigkeit nicht sofort heiser klingt.
Im Hinblick auf die bei Kindern zu beobachtende Blastechnik, kann ich das bestätigen. Aber wenn ich damit experimentiere, habe ich keine Probleme damit, die Töne zu benden. Und wenn ich den Blasdruck genügend forciere, springen die Töne mit geschlossenem (!) Daumenloch in die nächste Lage. Das ist dann nicht immer die Oktav (dazu muss man das Daumenloch einen Spalt öffnen), aber zumindest einer der Obertöne. Korrekt gegriffen sprechen die Töne der oberen Lage leicht und sauber an.
Auf meinen alten Möck Rottenburgh Sopran-Blockflöten mit engem leicht gebogenem Windkanal bende ich auch. Am eindrucksvollsten klappt das in der Mittellage (g > c). Oktavsprünge gelingen leicht.
Bei meinen anderen Sopran-Blockflöten mit sich verjüngender Innenbohrung (barockes Modell) verhält es sich ähnlich. Die Weite der Windkanäle wirkt sich deutlich auf die Ansprache der Sopranblockflöten aus. Benden lassen sich aber irgendwie alle.
Ein weiter Windkanal erschwert meiner Erfahrung ab einem bestimmten Punkt den Aufbau des Blasdrucks, der zum einen das Benden erzeugt und zum anderen für das Überblasen notwendig ist. Positiv ausgedrückt: er verhindert all zu leichtes unbeabsichtigtes Überblasen.
Da ich bislang keine für mich angenehm zu greifende Renaissance-Blockflöte gefunden habe, konnte ich bislang keine ausgiebigen Erfahrungen mit diesem völlig anderen Flötentyp sammeln. In Stockstadt hatte ich aber das Vergnügen, die Renaissance-Blockflöten von Doris Kulossa zu testen. In dem Bereich, in dem ich sie greifen konnte, habe ich auch mal getestet, ob ich sie benden kann. Pustekuchen! Aber dafür haben die Kulossa-Renaissance-Blockflöten eine tolle dynamische Bandbreite!