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Gast284307
Guest
"Wir dagegen nehmen an", eine typische Formulierung
Keine "typische Formulierung", hat aber was vereinnahmendes. Arbeite Dich doch bitte nicht an so Nebensächlichkeiten ab....
Ansonsten gehen Deine Ausführungen an der These vorbei, insbesondere zitierst Du nicht die Kernaussage.
Die Kernaussage scheint mir ungefähr zu sein:
"Der Dominantseptakkord wurde vom Abendland übernommen, aber ihm wurden weitere Funktionen beigemessen, als nur auf dem 5ten Tonleiterton/der 5ten Stufe harmonisiert zu sein (und nach Auflösung zum Tonikaakkord zu streben). Von der westlichen Harmonielehre unbefangene Ohren erkannten, daß dieser Akkord auch alleine für sich stehen kann, ohne daß es diesen Auflösungsdrang gibt. Somit konnte der Akkord auch auf der ersten und vierten Stufe stehen, also die Funktion eines Tonikaakkordes oder Subdominantakkordes einnehmen."
Ich versuche selbst eine Kritik.
Vorab: Richtig scheint, daß der Dominantseptakkord nicht so genannt werden kann, wenn er auf der ersten oder vierten Stufe steht. Ich nenne ihn im folgenden trotzdem so, um keine Verwirrung zu stiften. Daß dem Blues somit ein abweichendes harmonisches Verständis zu Grund liegt -darauf dürfte es dem Autor ankommen- ist kein zwingendes Argument für seine These. Überhaupt, welche Elemente des Blues wären damit erklärt?:
Die Entstehung der Bluestonleiter ist mit der ausgreifenden Anwendung des Dominantseptakkordes nicht erklärt. Diese ist ja nicht mit den Tönen des "Dominantseptakkord" identisch. Weder die kleine Terz noch die verminderte Quinte der Tonleiter sind damit hergeleitet? Nur die kleine Septime. Auch das Shufflen ist damit nicht erklärt. Beim Shufflen wird oft/meist die große Sexte verwendet, die dem "Dominantseptakkord" auch fehlt. Zudem werden die Töne ja oft ein klein wenig gebendet.
All das schließt aber den einen unterstellten Zusammenhang nicht aus. Den "Dominantseptakkord" gab es nunmal. Da erscheint es nicht abwegig, daß er übernommen wurde, aber eben ohne seine Funktion als Dominantakkord, wie er im Abendland gehandelt wird/wurde. Dieser eine Aspekt des Blues wäre damit zumindest logisch nachvollzogen. Ob nun dieser Akkord auch außerhalb der europäischen Harmonielehre schon in anderen Kulturen existierte, weiß ich nicht. Deshalb kann ich auch nicht sagen, wie wahrscheinlich es ist, daß es sich so vollzog.
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PS. Führt man sich den Sinn der Argumentation vor Augen, bekommt die Formulierung "Wir dagegen nehmen an" einen Grund. Der Autor will den Leser auf seine funktionelle Betrachtungsweise, die nunmal das Buch durchzieht und vermittelt werden soll, einschwören, die Denke darauf fokussieren, um den Lernerfolg zu unterstützen.
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