mir wurde mal gesagt, daß musikstücke in der regel auf der tonika starten.
Das ist ganz einfach falsch. Beispiele, die mir auf die Schnelle einfallen: Yellow Submarine, Eleanor Rigby, Help, Autumn Leaves sind alles Songs, die nicht mit der Tonika anfangen. Lola von den Kinks fängt sogar mit einer Modal-Interchange-Akkordfolge an.
So sehr ich die Harmonielehre auch schätze, möchte ich dennoch vorschlagen, mal nicht ganz so "verkopft" an die Sache heranzugehen.
Wenn Du eine Chord Progression und auch eine Vocal Melody hast, dann ergänzt sich eine Solo Melody auch gern mal intuitiv.
Diesen Beitrag verstehe ich nicht.
@DarkStar679 hat das doch
genau so gemacht. Er ist ganz unverkopft und ohne Theorie an die Sache herangegangen, hat eine Akkordfolge geschrieben, eine Melodie dazu gesungen, die ihm eingefallen ist, und fragt sich nun
hinterher, ob sich das evtl. in einer bestimmten Tonart darstellen läßt. Aber der Songwritingprozeß selbst war doch ganz intuitiv. Hinterher eine Analyse zu versuchen, finde ich legitim.
Wie das? Egal ob man es als A-Moll oder A-Dur interpretiert, braucht man doch mind einen fremden Akkord (schreibst du ja auch selbst). Wie kann etwas mit einem borrowed Chord diatonisch sein?
Genau deshalb schrieb ich:
Meiner Meinung nach steht die Melodie in A-Dur.
Also: Die
Melodie ist rein diatonisch, nicht die Akkordfolge. Man kann zu jeder rein diatonischen Melodie mittels Sekundärdominanten, Tritonussubstitutionen, Mollsubdominanten und Modal-Interchange-Akkorden etc. pp. eine ganze Menge nicht diatonische Akkorde dazu basteln, ohne daß die Melodie dabei aus ihrer Diatonik herausgerissen wird.
spiele ich mit meinem AMA quintenzirkel, könnte man Bb dur als tonart festlegen
Warum um alles in der Welt, sollte ich für das Stück die Tonart Bb-Dur definieren, wenn in der Melodie kein einziges Mal der Ton Bb vorkommt? Ich würde da auch ganz ehrlich mal den Quintenzirkel weglegen und mich mehr auf das Hören verlassen. Wenn im Gesang nahezu ununterbrochen auf dem a herumgeritten wird, dazu noch mit dem Leitton g# und der Sekunde h als Enclosures, dann drängt sich die Tonart A doch geradezu auf!
Auf der Gitarre kann man mit Powerchords easy mal eben 6 Bünde runtergehen und Tritonus-Abstände produzieren, weil das genretypisch so schön böse klingt. Aber wenn ihr ganz intuitiv und ohne nachzudenken singt, und das nicht extra anders geübt habt, dann kommt halt eben doch die uralte Prägung durch, die ihr von euren Eltern bei den Schlafliedern, von euren Kindergärtner*innen und von euren Schulmusiklehrern eingeimpft bekommen habt: Das gute, alte, europäische Dur-Moll-System. Da kommt man halt so schnell nicht raus, wenn man das nicht ganz bewußt umübt.
Warum soll ich mir also irgendwelche harmonischen Konstrukte aus den Fingern saugen, wenn die komplette Melodie ganz einfach in A-Dur ist (
@Waljakov das c aus Deinem A-Moll ist meiner Ansicht nach eine bluesig gesungene #9, die zur Durterz hochgebendet wird)?
Deshalb schrieb ich ganz zu Anfang:
Ich würde vorschlagen, mal nicht von der Akkordfolge auszugehen, sondern von der Gesangsmelodie.
Die
Melodie ist das A&O eines Songs, aus der sich am Ende herauskristallisiert, was dahinter steckt, denn beim Singen musizieren wir ganz intuitiv und ohne komplexe harmonische Hintergedanken.
Viele Grüße,
McCoy