Vintage, das unbekannte Wesen

  • Ersteller 7€nd€r
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Vintage, die Auslese.

Wie würde ich Vintage verwenden? Also es sollte (a) älter sein, wobei ich nicht zwangsläufig Jahrzehnte ansetzen würde, die (b) Qualität sollte stimmen und es sollten (c) echte Spuren des Lebens am Objekt sichtbar sein. Das erst mal als Kurzdefinition.

a) Mit älter würde ich jetzt auch die Supertrat der 80er akzeptieren oder die Grunge-Klampfe der 90er. Je älter, desto mehr vintage, dem würde ich mich anschließen, aber die youngtimer sind es eben auch. Als Grenze so um die 8-10 Jahre (imo).
b) die Qualität des Objekts muss sich schon zum Herstellungszeitpunkt bewiesen haben. Die Hertie-Caster würde ich niemals als Vintage ansehen, das Objekt der Begierde sollte schon damals alle Qualitätskriterien erfüllt haben sollen, wobei ich keinen Luxus meine. Aber perfekte Bespielbarkeit, Elektrik und Mechaniken langlebig, gute Holzauswahl. Ein Instrument, dessen Ausgangslage für die nächsten Jahrzehnte ausgelegt war und damals als Neuinstrument die Begierde weckte
c) das Vintage-Objekt sollte gelebt haben, echtes Aging, Dings und Dongs, kein künstliches relic, keine Lagerung in Vitrinen (außer nach einem Bühenleben). Das schließt meiner Meinung nach auch die New Old Stock (NOS) Instrumente aus - leider - bestimmt tolle Sachen, aber die Lagerung in abgeschotteten Räumen verhindert jegliches Vintage. Dafür haben diese Instrumente andere Qualitäten und ihre Berechtigung.

Das erst mal zu meiner Beschreibung dessen.
 
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Ich lese und schreibe hier jetzt schon eine Weile mit, und klar, mir gefallen die alten Sachen, ob nun echt oder nachgemacht, und mir gefällt auch die Musik der 60er/70er, die man ja, zumindest zum Teil, mit diesem Equipment verbindet. Und wie bei jeder Sache, die nicht mehr unbedingt ganz neu, aber trotzdem schön ist, entsteht die Notwendigkeit, das Ganze einer nachkommenden Generation von Musikern zu vermitteln, schmackhaft zu machen und sie dafür zu begeistern.

Nun leben wir aber gerade in einer "disruptiven" Zeit, die geprägt ist von oft schnellem, oft tiefgreifendem technischen, gesellschaftlichen und kulturellen Wandel. Wie das einzuschätzen und zu bewerten ist, darüber gehen die Ansichten sicher sehr auseinander - den einen geht die Veränderung nicht schnell und weit genug, den anderen geht alles zu schnell und sie suchen nach einem Halt, nach einem Zuhause im Bewährten und auch in der Vergangenheit. Das ist heute, anders vielleicht als in früheren Zeiten, nicht nur eine Frage des Lebensalters, sondern korreliert mit gewissen Grundhaltungen. Zwischen den verschiedenen Lagern einen Ausgleich zu finden, wird mit jeder Krise, die wir gesellschaftlich erleben, schwieriger.

Was das mit dem "vintage"-Phänomen, das hier diskutiert werden soll, zu tun hat? Nun, gitarrenorientierte Musik hat mindestens die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts dominiert, während aktuell kommerziell erfolgreiche Musik durchaus auch ganz ohne Gitarren auskommen kann. Die klassische Hausmusik bürgerlichen Zuschnitts überlebt in Nischen, aber den Coolness-Faktor einer eigenen E-Gitarre (oder eines Mopeds, oder, oder...) hat heute das Smartphone übernommen, viele junge Menschen leben lange und harmonisch bei den Eltern, statt von Rock 'n Roll, langen Haaren, Aufbruch und Revolte zu träumen.

Der testerongetränkte Hardrock von früher kann heute noch als Parodie (Steel Panther) in Wacken punkten, von der ganzen Attitüde und seiner teils sexistisch und maskulistisch bis rassistisch angehauchten Grobheit her passt vieles nicht mehr in die heutige Zeit. "Brown Sugar" dürfen heute nur noch die (inzwischen steinalten) Stones singen, weil sie es schon immer getan haben- kein junger Künstler dürfte sich textlich in solche Gefilde wagen. Das ist keineswegs typisch für die Musik der genannte Epoche, war aber früher sicher eher tolerabel als heute.

Und da kommt nun die Musikinstrumenten-Industrie daher und möchte auch einer neuen, jungen Generation ihre Instrumente verkaufen. Statt mit aktiver Elektronik, Bluetooth, eingebauten Stimmgeräten, anderen Farben und Formen auf die Bedürfnisse einer neuen Generation zuzugehen, was macht man? Das genaue Gegenteil, man schwelgt in der Vergangenheit, baut Buchsen für hundert Jahre alte Telefonstecker ein und eckt mit der einzigen nennenswerten Innovation der letzten Jahre (Autotune) gründlich bei der Stammkundschaft an, die ja alles wie immer haben will, statt für neue Features auch gleich neue Modelle zu entwerfen- und damit neue Kunden zu gewinnnen, für die das manuelle Stimmen vielleicht kein Akt der Selbstvergewisserung ist, sondern lästige Pflicht...

Da kaufen junge Kunden bei Ikea ihre Möbel, und sollen zugleich die Holzmaserung wie bei Omas Schrankwand auf einer Gitarre gut finden, nur weil das 1955 modern war?

Eigentlich muss der Vintage-Trend der vergangenen Jahre auf junge Menschen, für die schon ein zwei Jahre altes Smartphone "alt" ist, doch äußerst abschreckend wirken. In gewisser Weise läuft das Ganze Gefahr, dass Gitarren (den elektrischen zumal) irgendwann ein geradezu reaktionäres Image anhaften könnte. Und spätestens, wenn mit dem Dahinscheiden vieler älterer Musiker in den nächsten Jahren jede Menge gebrauchtes "Vintage"-Equipment wieder zurück auf den (Gebraucht-) Markt strömt, werden sich die Hersteller selbst verfluchen, nur in "vintage" investiert zu haben und nicht daran gedacht zu haben, neue Kundschaft für elektrische Gitarren generiert zu haben.

Und so etwas wie "Wehmut" oder "Sammelleidenschaft" ist doch jüngeren Generationen ohnehin fremd. Die werden, wenn überhaupt, eine Gitarre kaufen, aber nur, wenn ein heute hipper Markenname drauf steht.

Die Hersteller sollten für den innovationsfreudigen Kreis potentieller Kunden auch mal etwas Innovatives bieten. Sonst kommen junge Kunden nie auf den Vintage-Geschmack, wenn sie ihren Horizont irgendwann etwas erweitert haben. Und man sollte (E-) Gitarrenmusik modern und innovativ halten, sonst wird aus Rockmusik in wenigen Jahren so etwas wie heute der Jazz, dem der gewöhnliche Zuhörer auch nicht mehr anmerkt, dass er einmal eine revolutionäre Neuerung war und die Menschen in Ekstase trieb.
 
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Meiner Meinung nach können die Hersteller nicht so einfach in die Kaufbereitschaft neuer Kunden investieren.
Das können solche Bands wie Guns'n'Roses, Nirwana, Dream Theater etc. viel besser.
Die Les Paul überlebt ja im Wesentlichen bis heute auf Grund von Slash ;)

Und es ist hier ja schon ein paar mal angesprochen worden, wo sollen bei der E-Gitarre auch noch bahnbrechende Weiterentwicklungen kommen?
Synth-Anschluß, Lackierungen aller Art, etc.pp. war doch schon alles da.
Ein Techno-DJ oder Gangsta-Rapper braucht halt keine Gitarre, da müssten Fender und Gibson schon eher die Produktion auf synthetische Drogen oder Lizenznachbauten
von Smith & Wesson umstellen.

Hardrock, Heavy Metal, Blues hat sich in der westlichen Welt längst als neue Volksmusik etabliert.
Vintage läuft halt im Moment gut weil die Boomer über entsprecehnde Budgets verfügen und das die Instrument ihrer Jugendidole waren.

Ich bitte um Entschuldigung für OT, wir sind jetzt schon wieder weit von @7€nd€r s konkreten Fragen weg.
 
Nein, Alles ok. Tolle Beiträge mit Tiefgang!
 
Ich lese und schreibe hier jetzt schon eine Weile mit, und klar
wenn man das, was du schreibst so liest, hört sich das alles so richtig an, aber es ist nur die halbe Wahrheit, mMn..
Die E-Gitarre ist halt nicht mehr nur ein Instrument, das der Rock/Blues/Jazzmusik vorbehalten ist. Ausser in der klassischen Musik ist sie nicht mehr wegzudenken, nur eben nicht mehr "DAS" soundbeherrschende, im Mittelpunkt stehende Instrument. Wenn du sagst, junge Leute werden nur "eine" Gitarre kaufen, dann ist das ja auch schon "Vintage"denken, der unbekannte Gitarrist hatte bis in die Achtziger auch nur eine:rolleyes:, bestenfalls 2.
Wenn du das Autotune als verworfene Innovation bezeichnet, kommt das auch daher, das es das eigene Ohr nicht ersetzt und die Gitarre, sowohl E-als auch A, was das Stimmen angeht sehr eigenwillig ist.
So könnte man das alles fortsetzen......
Ansonsten denke ich, das die Musikzulieferer auch in der jetzigen Zeit leben und dem Musikern mehr oder weniger alles bieten, was gefragt ist. Was aus der E-Gitarre in der Zukunft wird, wer weiss das schon.
 
Ich denke, dass er mit seiner Beschreibung Recht hat. Es wird dabei noch etwas viel Essenzielleres auf der Strecke bleiben....auch das hat er angedeutet.
 
Ich denke, dass er mit seiner Beschreibung Recht hat
hab ich ja geschrieben, nur eben mit ein paar "aber". Wir müssen aufpassen, daß das hier nicht ins kulturmusikalische, gesellschaftliche Philosophieren abdriftet:rolleyes:.
 
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Für mich hat er einen der relevantesten Punkte überhaupt angesprochen. Du kannst gesellschaftlichen Wandel letztlich nicht von der zeitgenössischen Kunst trennen. Und das gleich aus mehrerlei Grund. Ich finde, dass das Leben technokratischer, inhaltsleerer und oberflächlicher geworden ist. Musik hat zwar auch mit Physik und Mathematik zu tun, aber mehr als alles Andere muss ein Künstler aus meiner Sicht in Kontakt zu seiner Seele stehen, muss Emotionen transportieren können. Und aus meiner Perspektive hat die Musik vergangener Tage mehr spirituelle Tiefe, egal was textlich thematisiert wurde. Und analog dazu lässt sich auch das Gear assoziieren.

Was mich geradezu an meine Röhrenamps fesselt ist deren Perfektion der Unvollkommenheit. Die rappeln, rauschen, knistern, stinken, werden heiss, leuchten rot und blau und sterben den Cola Tod wenn man nicht aufpasst. Man kann das aus heutiger Sicht als nostalgisch, reaktionär, verklärt und von mir aus als sentimental bezeichnen. Ist es aber nur bedingt. Denn Jemand, der so wie von mir beschrieben tickt wird sich automatisch adäquates Zeug anschaffen weil er sonst seine - sagen wir - subtileren Inhalte, also das was sich unterschwellig unterhalb der Aussage der Lyrics und der Komposition abspielt nicht transportieren kann. Ich denke, dass es Ebenen gibt, die sich nicht direkt über Worte und Notenwerte erschliessen. Aber all dies spiegelt sich in der Summe künstlerischen Schaffens wieder, dem Klang der Stimme, den Bewegungen, dem Anschlag der Hand, dem Vibrato in der Greifhand, dem modulieren des Gitarrenhalses, der Dynamik und eben auch den Mitteln zum Transport dieser kühl ausgedrückt "Informationen". Es kann nie nur um Pragmatismus gehen. Vieles im heutige Plasikpop ist nur noch Hülle ohne lebendigen Inhalt, und nein, ich meine damit nicht elektronische Musik generell, ein Analogsynthesizer lebt genauso wie ein Röhrenamp. Kann schon sein, dass es Leute gibt die ihr Zeug auf beliebigen Instrumenten spielen. Ich brauche zu meinen Instrumenten eine Beziehung, sie sind in gewisser Weise ein symbiotischer Teil von mir. Wenn ich Alles um mich herum als Sachgegenstand empfinde muss ich mich im nächsten Schritt auch nicht über gesellschaftliche Verrohung wundern die dann darin gipfelt eben auch ein Tier nur als Sachgegenstand zu definieren.

Heutige Generationen wachsen bereits hybrid auf, stehen immer mit einem Fuß in der virtuellen Welt, das Medium dazu ist das Smart Device oder der Computer. Und das hat massiven Impakt auf die Sozialisation, die Entwicklung und Persönlichkeitsbildung, die heute vordergründig in der Optimierung aller Lebensbereiche liegt. Nicht mal mehr an der Bushaltestelle oder in der U-Bahn gibt es einen kontemplativen Moment des sich Sammelns.... Wenn alles immer komplexer, schneller, austauschbarer wird geht eine wichtige Verbindung verloren, heute gar sowas wie gesellschaftliche Solidarität. Und ja, es hat Einfluss auf auf die Psyche wenn bald alles aus dem 3D Drucker kommt. Die Digitalisierung hat eben auch zur Folge, dass fast nur noch digital gedacht wird, jedenfalls so lange bis eine KI auch dies übernimmt. Ich habe übrigens beruflich damit zu tun, weiss ziemlich genau wovon ich gerade rede. Hat das mit diesem Thead zu tun? Und wie!

Wer glaubt dass ich hier Shice rede oder übertreibe kann sich die Spitze dieses Eisberges in der Doku "Schöne neue Welt" von Claus Kleber ansehen, dort wird über die Aktivitäten im Silicon Valley berichtet.

Der Mensch ist ein Wesen, das dieser Welt mit vier miteinander interagierenden Körpern begegnet, dem physischen, dem mentalen, dem emotionalen und dem spirituellen. Aber es ist längst nicht mehr jeder in der Lage diese miteinander in Harmonie zu bringen, oder überhaupt wahrzunehmen. Evolution wechselwirkt und spiegelt sich letztlich im Außen wider. Politisch, Gesellschaftlich, Philosophisch, Technisch, Demographisch, Künstlerisch usw

Auf den Punkt gebracht ist für mich das Zeug das ich nutze auch ein bewusstes Statement. Dabei wünsche ich mir nicht grundsätzlich die Vergangenheit zurück. Ich finde Fortschritt gut und notwendig. Aber es gibt eben auch Gegenstände die in positiver Weise mit meiner Psyche interagieren und die sind weder steril noch virtuell weil ich es auch nicht, bzw noch nicht bin. Ich bin mehr als dankbar dafür ein Kid der Eighties zu sein.
 
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Wir müssen aufpassen, daß das hier nicht ins kulturmusikalische, gesellschaftliche Philosophieren abdriftet:rolleyes:.
Gut, dann müsste man fragen, was an einem echten Vintage-Instrument oder einem nach solchen Vorgaben gestalteten Nachbau objektiv besser ist als bei einem solchen, das nach modernen Gesichtspunkten gefertigt ist. Denn derjenige, der es aus nicht-kulturellen, nicht-sentimentalen, nicht-liebhaberischen Gründen bevorzugt, muss dann ja von seinen vorteilhaften Eigenschaften überzeugt sein.

Mir fallen da spontan ein:
  • Früher konnte man ohne Rücksicht auf Arten- und Naturschutz die besten Hölzer bekommen und verwenden
  • Der Anteil der Handarbeit durch entsprechend geschulte und erfahrene Kräfte war höher
  • Lacke, Farben, Kleber und andere Chemikalien konnten ohne Einschränkungen durch Umwelt- und Arbeitsschutz verwendet werden
  • Der orginale Entwurf stammt von einem genialen Tüftler und Erfinder, der eng mit "seinen" Musikern zusammen arbeitete
  • Die Alterung der Materialien bis zur Jetztzeit hat den Charakter des Instruments vorteilhaft verändert
  • Das lange und intensive Bespielen hat die akustischen Eigenschaften positiv verändert
  • Der originale Entwurf war noch nicht nach modernen fertigungstechnischen Überlegungen optimiert und enthielt viel Fein- und Handarbeit
  • Die Kaufleute hatten noch nicht so viel zu sagen
  • Elektrische Größen, Schaltungen usw. wurden nach langen Experimenten und nicht nach theoretischen Überlegungen ermittelt
Da gibt es sicher noch mehr, und das könnte man hier diskutieren. Es stehen aber auch Argumente auf der Gegenseite:
  • Maschinen liefern genauere und reproduzierbare Ergebnisse als Handarbeit
  • moderne Materialien können auch klanglich vorteilhaft sein
  • Heute sind Formgebungen möglich, die früher nicht oder nur mit zu viel Aufwand realisiert werden konnten
  • Knappe Materialien (Umweltschutz, Artenschutz) können ohne Klangverlust durch Verbund- oder Kompositmaterialien ersetzt werden
  • Computer ermöglichen eine genauere Konstruktion von elektrischen und elektronischen Schaltungen
  • Moderne Materialien können gesundheitlich unbedenklicher für Arbeiter und Anwender sein
Das wären dann in meinen Augen Punkte, über die man diskutieren könnte.

OT: Man kann froh sein, dass Jimi Hendrix seinen Gitarrenton nicht mit Elfenbein-Plektren erreicht hat. Dann gäbe es heute keine Elefanten mehr.
 
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Computer ermöglichen eine genauere Konstruktion von elektrischen und elektronischen Schaltungen

Ich weiß nicht, über welche Gitarren du hier sprichst.

Die Kondensatoren haben immer noch Toleranzen von bis 10%, Potis bis 20%.
Außer man kauft selektierte (oder selektiert selbst).

Bei den Pickups gibt es ebenso immer noch Toleranzen trotz maschineller Fertigung, bei handwound (Drahtführung per Hand) sowieso.
Ebenso beim Draht in seiner Konsistenz und bei den Magneten in ihrer Ladung (wobei es wohl eher nicht mehr so oft vorkommt, dass "irgendwas" verbaut wird, wie bei alten PAFs).

Also im Großen und Ganzen hat sich da nicht so viel getan.
 
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Ich brauche zu meinen Instrumenten eine Beziehung, sie sind in gewisser Weise ein symbiotischer Teil von mir.
Wie ich schon schrieb, der Begriff Vintage spielt für mich keine Rolle. Da wäre ich dann wieder mal bei den hiesigen kleinen Gitarrenbauern.
Meine beiden "Gitarrenbauergitarren" verbinden sozusagen die Erfahrungen der Pioniere (@Igor Güldenstern , deine oben genannten Punkte pro Vintage) mit innovativen Ideen, die auch an modernen Gitarren zu finden sind und sie sind absolute Einzelstücke. Hinzu kommt, ich kenne die Erbauer und wenn ihr so wollt, in den Gitarren ist ihr "Spirit", der auf meine Wünsche eingegangen ist. Das,@7€nd€r , macht es mir leicht, zu diesen Gitarren solch eine Beziehung zu haben. Ich möchte beide nicht mehr missen.
Ich denke auch, das man zu seiner(n) Gitarre(n) sowas haben sollte, eigentlich egal, welche Art von Gitarre, man muß sich als Gitarrist nur draufeinlassen.
 
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Ich weiß nicht, über welche Gitarren du hier sprichst.
Der TE sprach ja unter anderem auch von Verstärkern. Mag sein, dass bei der passiven Klangregelung von Gitarren, im Grunde ein regelbarer Tiefpass, von moderner Technik nicht so viel geändert wurde.

Aber bei der Konstruktion von Verstärkern war man zu Leo Fenders Zeiten auf frühere Vorbilder und auf eigene Experimente angewiesen - heute lassen sich elektronische Schaltungen vorher im Computer simulieren.

Wie ich einmal gelesen habe, nahm man wohl früher teils bewusst eine geringe Lebensdauer der Bauteile (Röhren) in Kauf, wenn sich dadurch mehr Lautstärke herausholen ließ. Und erreichte auch einen Klang, der mit lehrbuchgerechten Schaltungen nie erreicht worden wäre. Natürlich auf Kosten der Zuverlässigkeit und der Lebensdauer. In der Technik ist immer entscheidend, wonach man optimiert.

Heutige Generationen wachsen bereits hybrid auf, stehen immer mit einem Fuß in der virtuellen Welt, das Medium dazu ist das Smart Device oder der Computer. Und das hat massiven Impakt auf die Sozialisation, die Entwicklung und Persönlichkeitsbildung, die heute vordergründig in der Optimierung aller Lebensbereiche liegt. Nicht mal mehr an der Bushaltestelle oder in der U-Bahn gibt es einen kontemplativen Moment des sich Sammelns.... Wenn alles immer komplexer, schneller, austauschbarer wird geht eine wichtige Verbindung verloren, heute gar sowas wie gesellschaftliche Solidarität. Und ja, es hat Einfluss auf auf die Psyche wenn bald alles aus dem 3D Drucker kommt. Die Digitalisierung hat eben auch zur Folge, dass fast nur noch digital gedacht wird, jedenfalls so lange bis eine KI auch dies übernimmt. Ich habe übrigens beruflich damit zu tun, weiss ziemlich genau wovon ich gerade rede. Hat das mit diesem Thead zu tun? Und wie!

Wenn man sich überlegt, dass ein junger Mensch durch freudiges Musizieren, allein oder in der Gruppe, dabei praktisch alle Dinge erlernt, die er im Leben benötigt, sollte die musikalische Bildung im Schulsystem eine wesentlich wichtigere Rolle spielen. Wobei gerade Musik eben nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern auch einen Wert an und in sich darstellt - und eben nicht nur intellektuell fördert, sondern die sinnliche Wahrnehmung, die Ausdrucksfähigkeit, die Möglichkeit zur sinnvollen Beschäftigung und ganz allgemein die kulturelle Teilhabe ermöglicht. Und das Musizieren baut wichtige gesellschaftliche Brücken, da es eine Ausdrucksmöglichkeit ist, die grundsätzlich jedem Menschen zugänglich ist.

Die Pandemie hat stattdessen digitale Medien schon in der Grundschule salonfähig gemacht - Musikinstrumente für die Kinder in gleicher Preislage wären wohl dagegen als zu teuer verworfen worden. Im Gegensatz zu musikalischer Bildung, die verschiedenartige Menschen verbinden kann, wirkt digitale Bildung tendenziell polarisierend. Es macht die Klugen klüger und die Dummen dümmer. Das sage ich als jemand, der durchaus von der Materie etwas versteht.

Im übrigen beobachte ich bei jüngeren Menschen zuletzt eine Verschiebung der musikalischen Wahrnehmung weg vom Melodischen, hin zum Rhythmischen. Ich habe mal über ein Multieffektgerät mit Schlagzeugbegleitung ein AC/DC-Riff auf der E-Gitarre vor mich hingedudelt. Als ein Jugendlicher dazu kam, hörte ich nach einer Weile auf zu spielen, das Schlagzeug aus dem Effektgerät lief noch eine Weile weiter. Der Jugendliche meinte, ich sei ein "Betrüger". :oops: Er meinte damit, dass nicht ich den Rhythmus erzeugt hätte, sondern das Effektgerät. Meinen Einwand, dass ich immerhin das Riff dazu selbst gespielt hatte, ließ er nicht gelten. :biggrinB:

Ja, und auch ich denke, das alles hat etwas mit diesem Thread zu tun. Wie viele ererbte Musikalien werden auf eBay verhökert! Da wurde zwar das Vintage-Instrument vererbt, aber offenbar nicht die Begeisterung, damit auch etwas Sinnvolles anzufangen. Wenn wir einmal alle nicht mehr sind, stehen vielleicht unsere Fenders und Gibsons dereinst auf der Straße, und Rohstoffsammler nehmen nur die Saiten und die Kabel mit....
 
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Der TE sprach ja unter anderem auch von Verstärkern.

Klar, da hat sich ja noch viel mehr getan, s. Modeling/Profiling.
Du sprachst aber deiner Liste vorangehend von

einem echten Vintage-Instrument oder einem nach solchen Vorgaben gestalteten Nachbau

und das hatte ich dann so verstanden, als ob es um Gitarren ginge (war ja auch u.a. vom Holz die Rede etc.).

Macht auch nix, wollte nur darauf hingewiesen haben, dass die Gitarrenschaltungen größtenteils immer noch der alte Kram sind.
Gibt natürlich mittlerweile auch neuere aktive PUs, z.B. diese Fishman Teile - mit denen kann man mich persönlich jagen. :D
 
Hmmm,

der Titel lautete ja: "Vintage - das unbekannte Wesen".....ich denke ein Aspekt dabei ist, dass dieser Begriff eben für die Einen direkt mit der Musik zu tun hat, für die Anderen nicht.
So werden die typischen "Reibungspunkte" und Klischees auch wohl eher unaufklärbar bleiben, denke ich.

Gruß,
Bernie
 
Ich habe für mich hier herausgefunden dass Konsum auch eines der zentralen Themen ist. Die Ressourcen sind endlich und aus der Perspektive hat z.B. der Kemper die Nase ganz weit vorn. Unser Belohnungssystem arbeitet so, dass wir uns dafür, dass wir uns für unser Dasein in der Tretmühle ständig entschädigen und das geht letztlich zu Lasten der kommenden Generationen. Ich glaube, dass hier unterschwellig auch der Generationenvertrag ausgehandelt wird.
 
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Nein, aus der Perspektive hat die Akustikgitarre die Nase ganz weit vorn.
 
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Nun ja RICHTIG vintage wäre demnach so etwas hier:
Barockgitarre.jpg

Sogar eine Rock Gitarre (nun ja, eine BArock - Gitarre :D )

Aber ich glaube so weit wollte der TE nicht zurück.
 
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Geil, bin doch kein Spielverderber :)
 

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