Die 80er - ne verrückte Zeit (nicht nur) für Gitarristen

  • Ersteller Guitarcoach
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S
  • Gelöscht von peter55
  • Grund: Ausdrucksweise beleidigend
Anfang der 70er war ich noch ein Kind und in der Grundschule. Da gabs das bei uns nicht. Das Flower-Power-Feeling war bei uns in den 80ern, das weiß ich ganz genau, weil ich da als Jugendliche und junge Erwachsene selbst mit dabei war. Vielleicht waren wir der Zeit damals hinterher....

"Hair" kam bei uns erst in den 80ern in die Kinos.
In manchen Gegenden passiert einiges erst sehr viel später.

Punk passierte in den USA schon Mitte der 70er. Laut Rocko Schamoni kam das aber in Lütjenburg (erstmal Schleswig-Holstein, was schon schlimm genug ist, und dann auch noch am Arsch der Heide an der Ostsee weitab aller Hauptverkehrsachsen) erst 1984 an.


Martman
 
Laut Rocko Schamoni
.. drollig, das Buch habe ich auch gerade begeistert gelesen (ziemlich verspätet, trotz Hannover ... :D ) in Dorfpunks hieß der Ort allerdings "Schmalenstedt"
 
Die erste Hälfte der 80 war für mich Police, Talking Heads, U2, Cure, The Church, Prince ... und auch Van Halen (der doch wohl DER erste Gitarrentechnikdurchbruch seit ewigen Zeiten war, oder? und zum Ende der Hälfte Beat it, ein damals sensationeller Brückenschlag ... ) irgendwie nicht wirklich "altbacken" ... auch Punk wütete da ja noch ...
ich habe in der Zeit wirklich alles ausprobiert, und mich gewundert, wie empfänglich das Publikum auch für den schrägsten Kram war. Austobezeit.

Ja genau, das war die Zeit wo musikalisch am meisten experimentiert wurde und das Publikum es auch gerne annahm.
Synthies, Drumcomputer, Gitarreneffekte, Samples...alles war neu und wurde ausgiebig eingesetzt.

Schade, leider vorbei.

Gruß
 
Glaube ich nicht, daß diese Zeit nochmals kommt... dafür sind die Jugendlichen einfach zu bequem geworden. Ich habe spaßeshalber mal in meiner Nachbarschaft herumgefragt, wer überhaupt noch Interesse an handgemachter Musik hat und eine Band gründen will, Auftritte inklusive. Einige meinten, wenn ihre Eltern sie nicht dazu verdonnert hätten, im örtlichen Humbahumba-Tätärä-Verein mitzumachen, würden sie gar nicht spielen. Oft sind es junge Mädchen, die das Ganze noch am Laufen halten oder weißhaarige Senioren.

Fragt man nach, welche Musik die Kids heutzutage noch reizen würde, kommen ausnahmslos Antworten wie: Sowas wie Bushido, Gangstarap und sonstige Aggroschinken wie "Ich fick Deine Mutter, ich kann Kanaksprak... ich bin der Babo des Viertels, watch out, wenn ich mit meinem AMG Dich plattwalz, Du Loser..."

Traurig, aber wahr....
 
ausnahmslos Antworten wie
.. mh, das dürfte aber sehr an der befragten Gruppe liegen, nicht an "der Jugend". Ich kenne jedenfalls etliche kids (ok, in den frühen 20ern, aber eben aus meiner Sicht), die sich für Musik aller Art begeistern und sie selbst produzieren, sogar davon leben ... Klar, das da Kram dabei ist, das ich genauso wenig verstehe wie seinerzeit meine Eltern meins, wenn nicht, wäre das ja auch eher betrüblich. Band-Gefüge, muss ich zugeben, muss man nicht mögen, wenn ich so zurückschaue: eigentlich neben schlechten Veranstaltern das anstrengendste im Musikleben überhaupt, eine Band am Laufen zu halten, da kann ich gut verstehen, dass sich Leute auf die Suche nach anderen Strukturen machen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Was gut war, kommt bestimmt wieder.
... zumindest in abgewandelter Form (ich denke nicht, dass die Zeit ein Kreis ist, eher eine Spirale ...)
 
Glaube ich nicht, daß diese Zeit nochmals kommt... dafür sind die Jugendlichen einfach zu bequem geworden. Ich habe spaßeshalber mal in meiner Nachbarschaft herumgefragt, wer überhaupt noch Interesse an handgemachter Musik hat und eine Band gründen will, Auftritte inklusive. Einige meinten, wenn ihre Eltern sie nicht dazu verdonnert hätten, im örtlichen Humbahumba-Tätärä-Verein mitzumachen, würden sie gar nicht spielen. Oft sind es junge Mädchen, die das Ganze noch am Laufen halten oder weißhaarige Senioren.

Kann ich so bestätigen.
Alles was unter Rock und sämtliche Subgenres (auch Indie, Punk, Metal und alle Subgenres etc.) subsumiert werden kann, findet geschätzt nur noch bei maximal 5-10% der Jugendlichen im Alter von 13-19 Anklang. Viele hören dann auch "mal" Rockmusik, aber nur wenn es eben in den Charts ist oder Ähnliches. Die wenigsten haben auch einen Musikgeschmack, denn viele hören was das Radio oder der Randomizer oder die gemachten Playlists der Streamingdienste so ausspucken.
So sehr ich auch dabei leide, ich muss zugeben, dass die Gangsta-Rap-Fraktion noch der Teil ist, bei dem man von einem Musikgeschmack reden kann, auch wenn mir dieses betaktete Assigebrabbel absolut nicht zusagt, wobei ich prinzipiell nix gegen Hip Hop habe.

Der Sohn eines Freundes ist momentan 15 Jahre alt und kratzt an der Grenze zur 16. Wie sieht da die Welt aus? Was ist wichtig?
Die "Kids" von heute haben auch gar keine Zeit mehr, wie wir sie früher hatten. Da prasseln Social Media-Nachrichten, Streams, Feeds und all dergleichen zu Hunderten und Tausenden pro Tag auf die Kids ein und dann sind da noch all die anderen pubertären Probleme und Nöte, die es zu unserer Zeit schon gab. Das Alles soll dann noch neben der Schule, den Hausaufgaben und dem Verein laufen. Die haben keine Zeit mehr, weil sie alleine schon mit "Texten" beschäftigt sind. Es gab eine Reihe von Untersuchungen die ergaben, dass in einer durchschnittlichen Chatgruppe von Schülern pro Tag im Schnitt rund 1500 Nachrichten gesendet werden, von denen die meisten sowieso, wenn überhaupt, nur überflogen werden.
Vor zwei Jahren saß der Bub am Geburtstag noch bei uns im Wohnzimmer, fuhr gerne Fahrrad und Skateboard und hat sich gefreut, wenn man ihm gezeigt hat wie Songs von Rock-, Metal- und New Metal-Bands gespielt werden und er hat ein Instrument gelernt. Er hat Gangsta-Rap als Prollmusik verachtet und konnte auch mit den Gangsta-Hörern nix anfangen - "Alles Idioten!" und er fand Mädchen interessant, wollte aber keine Freundin.
Heute, zwei Jahre später sitzt er da, groovt zu Gangsta und die ganzen Gangsta-Prolls sind seine besten Kumpels, er hat seine zweite Freundin am Start, das Instrument, das Fahrrad, das Skateboard und alle anderen Freizeitgeräte verstauben zu 99% im Zimmer und in der Garage. Was zählt ist online zocken mit dem PC oder der PS4, Social Media-Nachrichten tippen bis das Handy glüht, ständig den neuesten Gangsta-Shit abchecken ... die Vögel bringen gefühlt täglich 50 neue und billig produzierte, eigentlich inhaltsleere, Videos raus. Während man in den 80ern noch seine besten Kumpels zum Zocken am C64, am Atari oder Amiga neben sich hatte, wird heute online gezckt und während man zockt und chattet, hat man am PC noch ein bis zwei Messenger laufen, das Handy spuckt dauernd Nachrichten aus, die Boxen dudeln Musik und neben steht das Tablet auf dem parallel irgendwelche Musikvideos von Youtube laufen oder irgendwelche Streams von Youtubern angeguckt werden. Fragt man nach dem Berufswunsch bekommt man Antworten wie Gangsta-Rapper, Profi-Gamer, Youtuber, Game Designer und dergleichen, wobei Letzterer noch ein anständiger Beruf mit voran gegangenem Studium wäre.

Die Kids heute tun mir echt irgendwie Leid, das Leben zieht in Highspeed über die (meist nicht vorhandene) Glasfaser an ihnen vorbei und ehe die sich versehen, sind sie 30, machen irgendeinen beliebigen Job, obwohl sie theoretisch zu einem besseren Job in der Lage gewesen wären und haben vom echten Leben wenig mitbekommen, weil sie ständig irgendwem folgen mussten. Das ist echt traurig. Von denen hat kaum noch einer Zeit für irgendwas, wobei die da auch den Eltern ständig nachplappern, von denen ja auch niemand mehr Zeit hat, wenn man fragt ... komischerweise kennen aber trotzdem alle die neuesten Serien auf Netflix, Prime, Hulu und was weiss ich was.
Eine Jugend wie sie viele von uns hatten, kennen die nicht mehr. Deshalb haben die auch keine Zeit für Instrumente und Bands, denn die sind anstrengend, man muss sich konzentrieren und das auch mal länger als anderthalb Minuten bis drei Minuten.

Wir Kindern und Jugendlichen aus den 80ern/90ern haben damals zwar auch schon immer über zu viele Hausaufgaben geklagt, aber wir hatten noch Zeit für Freunde, Nachmittage und Wochenenden mit Freunden, Spiele und Freizeit draußen auf dem Bolzplatz, im Wald, Schwimmen und Sonnen am See oder im Schwimmbad, lange Telefonate - die nur unterbrochen wurden weil wer anderes aus der Familie mal eben dringend Oma anrufen oder was beim Metzger bestelen wollte, sowie eine Beziehung mit den ersten Freundinnen und Phasen in denen man sich genretechnisch und optisch ausprobieren konnte ... und all das ohne ständig Selfies und Vines posten/kommentieren zu müssen, ständig ein Update von sich zu machen, zu liken, zu teilen, zu vergleichen ... der Druck ist da unendlich hoch und die wenigsten blicken bei all dem Mist auch nur noch halbwegs durch, was sie ungern zugeben, ... aber hey, das ist das Reallife Diggah, LOL, schwimm, Überleben ist alles, mach ne gute Performance!
Das ist ein riesiger Leistungsdruck, den die meisten sich da selbst aufbürden!

Das hört sich jetzt total nach Bashing an, aber es gibt da auch Lichtblicke, aber es sind leider wenige, sehr wenige Lichtblicke.

Die bittere Wahrheit dabei ist auch, dass die Eltern von alldem oftmals nichtmal annähernd eine Ahnung haben. Weder von dem was im Leben ihrer Kinder so los ist, noch von all der Technik. Mir hat mal eine Bekannte beschämt erzählt, dass ihr Elfjähriger zuhause das W-LAN Passwort geknackt hat, um das anschließend im Sinne der Erkämpfung, bzw der Ausdehnung seiner Freiheiten, gegen die Eltern einzusetzen. Am Ende haben sie die Kontrolle über das W-LAN zurückerlangt, aber der Preis in Form von Zugeständnissen an ihren Sohnemann war sehr sehr hoch. :evil:


Ich kenne jedenfalls etliche kids (ok, in den frühen 20ern, aber eben aus meiner Sicht)

Als "Kids" würde ich die aber nicht bezeichnen ... das wllen die auch sicher gar nicht! :D
 
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Du hast das so gut beschrieben, dass ich mir das gerne tätowieren lassen würde.
Das ist auch zu 110% Prozent meine Erfahrung und meine Meinung.

Traurig aber wahr.

LG
 
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Das ist sehr gut beschrieben, genauso ist es. Wenn ich so ein Wisch-Kiddie im Laden frage, wie wir als Kinder nur ohne diese Quetschen überleben konnten, kommt oft oben genanntes Zeugs, oder ganz schlimm: Tja Oma, (bin keine Oma, da keine Kinder und habe erst recht keine Enkel), Du bist halt altmodisch und verkalkt. Oder bist Du zu dumm dafür? Als krönenden Abschluß gibts irgendwelche Zappelmoves aus einen Gangsterrap-Video.... Lustig wirds, wenn besagte Kiddies an meinem Haus vorbeigehen, ich oben nach Playalongs übe (auch E-Drums sind nicht lautlos), die Kiddies stehen bleiben und zuhören. Aber selbst üben - unmöglich und auch nicht gewollt , Rapper benutzten Drumcomputer....

Du hast noch "Influencer" als Berufswunsch vergessen. Was "Bibi H" (Beauty Palace) kann, kann ich auch, notfalls gibts neben Schminktipps und sexy (mehr ist nicht drin) Aufmacherei noch ein Piepsliedchen dazu, das jedem Musiker die Zehnägel hochrollen läßt.

Lustig ist, jeder Kasper meint, eine CD einspielen zu müssen, auch wenn er gar nicht singen kann:

Paris Hilton: "Stars are blind". Da wurde die ganze Palette technischer Helfer herangezogen, mehr war nicht rauszuholen. Videoidee von "Wicked game" geklaut.

Bibi H: "How it is (wap bap)". Zuckersüßer Barbie-Kitsch und dümmlicher Songtext... wers braucht
 
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..mh, das liest sich ja alles merkwürdig.
Für eine Generation, die es nicht aufhalten konnte, was da an technischem hype die Köpfe zersetzt, es vielleicht nicht mal hat kommen sehen, ziemlich weit rausgehängt, finde ich. Erst den Baum absägen und dann mäkeln, dass kids nicht mehr auf Bäume klettern gefällt mir nicht.
 
Hast Du mal nachgedacht, daß dieser technische Hype beabsichtigt ist? Die Leute sollen dumm gehalten werden, dafür gibt es Brot und Spiele. Bloß nicht selber denken, denken lassen, die Kontrolle über sich aufgeben, seine Interessen zwecks Konsum preisgeben, sein Umfeld darstellen, zeigen,. wo und wie man tickt.... schöne Datenklauwelt. Alles, aber auch alles soll den Datenkraken vorgesetzt werden, damit sie einem wunderbar gläsern machen können.

Wer näheres wissen will, sollte sich mal mit der deutschen Geschichte nach dem 2. Weltkrieg genauer beschäftigen, da findet sich einiges interessante, das niemals in der Schule gelehrt werden wird, eben weils so brisant ist.
 
Bitte realisieren, dass dieser Thread hier im "Musikalischen OT" steht, daher sollte sich der Thread auch mit der Musik der 80er beschäftigen.
Ich weiß, es ist schwer da beim Thema zu bleiben, aber es muss sein.
Alles was in den Bereich "Gesellschaft und Politik" fällt, müsste verschoben werden, da dieser Bereich aber bei uns im Forum aus gutem Grund
geschlossen ist, müsste ich den Thread dann schliessen oder sogar löschen ...

Danke!
 
Könnt Ihr Euch noch an DAF und "Tanz den Mussolini" erinnern? Was gings da auf der Tanzfläche ab?
 
Bitte realisieren, dass dieser Thread hier im "Musikalischen OT" steht, daher sollte sich der Thread auch mit der Musik der 80er beschäftigen.

Sorry Peter ... aber manchmal geht's halt zwecks Erläuterungen und Diskussionsbedarf mit einem durch. Versuche nun artig zu sein! :engel:


Videoidee von "Wicked game" geklaut.

Jetzt hätte ich's mir zum Vergleich fast angesehen, aber auch nur fast!

Chris Isaak ... auch so eine 80'er-Leidenschaft von mir und musikalisch für den frühen kleinen Guitar Demon ne ganz große Nummer - Wicked Game! :cool:


Könnt Ihr Euch noch an DAF und "Tanz den Mussolini" erinnern? Was gings da auf der Tanzfläche ab?

An entsprechender Stelle ging's da auch gegen Ende der 90'er und Anfang der 2000'er noch ab!


Ich finde es eben auch spannend wie viele Bands der 90'er/2000'er sich auf die 80'er berufen und welche Einflüsse man da noch hört.
Eine derer sind die Deftones, eine meiner absoluten Lieblingsbands und die haben viele ihrer Vorbildern eindeutig in den 80'er ... allen voran z.B. The Cure und Duran Duran - das hört man. Das waren auch zwei Bands und Phänomene, wie es sie wohl nicht nochmal geben wird.
 
Oder Helloween, die Band mit dem Kürbis.... damals soviel ich weiß, die Ikone des Speedmetals.... Dr. Stein grows funny creatures, let them run into the night.... ich habe die ganzen Alben aus dieser Zeit.
 
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Oder Helloween, die Band mit dem Kürbis.... damals soviel ich weiß, die Ikone des Speedmetals.... Dr. Stein grows funny creatures, let them run into the night.... ich habe die ganzen Alben aus dieser Zeit.

Ich bin zwar mit der Musik, zum Teil auch mehr oder minder bewusst - durch meine Geschwister, groß geworden, aber die sind teils heute nochmal aktuell ... wobei das heute von dem ich hier rede auch schon wieder 7-10 Jahre her ist. Ich komme aus einer Stadt mit sehr ausgeprägter Musikerszene und vor 7-10 Jahren gab's hier lokal eine sehr aktive Metalszene, auch viel technisch anspruchsvolles Zeug und damals waren echt einige junge Bands dabei, die neben Bands wie Slipknot und was noch so alles angesagt war, die ganzen 80'er Hardrock- und Metalklassiker gehört und vergöttert haben. Das find ich irgendwie toll, denn das zeugt ja auch von einem ausgeprägten Musikgeschmack und Mut zu sagen, ich finde das gut, obwohl alle Welt was ganz anderes hört.

Die Musik war schon extrem prägend und ich denke sowas kommt definitiv nie wieder, wenn man das ganze schon ganzheitlich im Zeitgeschehen betrachtet, denn die "Zeiten" sind definitiv vorbei und sowas wird's nicht nochmal geben. Allerdings gibt's ja auch immer noch bands, die im Stil der 80'er Musik machen ... sogar mehr als man denkt.
 
Die 80er sind irgendwie das erste Jahrzehnt, was ich musikalisch wirklich interessant finde, als jemand der zu der Zeit in dieser Form noch nicht existierte. Die meiste Musik die ich gerne höre bzw mache hat (abgesehen von Klassik vielleicht, außer wir sprechen über die 1780 :D) ihre Ursprünge in dem Jahrzehnt oder hat sich zumindest zu der Zeit etabliert. Dafür gibt es aber auch sehr viele musikalische Dinge aus dem Jahrzehnt die mir meistens nicht so gefallen (wie zum Beispiel übertriebener Kitsch [außer es ist irgendwie originell, dann ist es cool] und Hair Metal hahaha), es fallen einem bei dem Jahrzehnt so krasse Kontraste auf, das ist echt beeindruckend und faszinierend, auch gerade bei Dingen die damals so angesagt waren.

Besonders Elektro, Indie, bzw. 80er Alternative Rock mag ich, Postpunk auch, und teilweise New Wave. Aber auch ein viele erfolgreiche Popsongs. Zu der Zeit gab es auch sehr viele Subkulturen, gerade auch im musikalischen Bereich. Das letzte was mir aus den letzten 15 Jahren einfällt sind vielleicht die Emos und danach die frühen Hipster gewesen :D Und natürlich die guten alten Hip-Hopper. Vielleicht liegt das auch daran, dass sich die heutige Jugend zu einem größeren Teil (Verallgemeinerung ist doof) einfach weniger Zeit für Musik nimmt, und mit einer anderen Wertschätzung dafür aufwächst. Früher hat man sich noch gefreut dass man endlich mal wieder eine CD kaufen konnte (bzw. eine LP oder eine Kassette), man hat noch aufmerksam Radio gehört, und gewisse Sendungen und Programme abgewartet wo die Lieblingsmusik gespielt wird, am TV wars das selbe. Auch wenn subjektiv betrachtet das meiste auf MTV schon immer Schrott war, hat man sich auf irgendwas gefreut. Ich kann mir vorstellen dass sich auch Leute die keine Musik machen aus diesen Gründen damals trotzdem intensiver damit beschäftigt haben. Heutzutage ist Musik für viele gerade jüngere Leute eher einfach nur so ein Livestyle Produkt, was man so nebenbei laufen lassen kann. Ich bin schon ganz froh dass ich noch in einer Generation aufwachsen konnte die Musik noch etwas anders erleben konnte, als das im Schnitt heutzutage viele jüngere tun, und gerade die 80-90er sind für mich da so eine Art Höhepunkt. Heute ist natürlich der Vorteil, dass man sehr einfach viel gute Musik finden kann, wenn man etwas sucht.

Wenn ich Musik mache hat das sehr oft auch sehr starke 80er Einflüsse, ich mag z.B. Synthwave sehr gerne :D
 
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Ja genau, das war die Zeit wo musikalisch am meisten experimentiert wurde und das Publikum es auch gerne annahm.
Synthies, Drumcomputer, Gitarreneffekte, Samples...alles war neu und wurde ausgiebig eingesetzt.
Gerade der elektronische Bereich explodierte in den 80ern ja regelrecht.

Alles wurde besser, einfacher und auch schnell billiger.

1.: Drummachines

Stand Neujahr 1980 sah es mit Drummachines noch nicht so prickelnd aus. Die meisten waren Rhythmusgeräte für Alleinunterhalter und daher nicht programmierbar. Die Rhythmen waren für sich genommen für moderne Popmusik annähernd unbenutzbar. Noch dazu klangen die meisten nicht besonders gut. Wer richtig schwere Kohle hatte, hatte sie in eine Roland CR-78 versenkt, die programmierbar war, wenngleich auch nicht sonderlich einfach. CR-68 und CR-78 klangen auch nicht ganz so scheiße wie die anderen Maschinen.

Damals hatte aber auch das, was sich schon Synthpop schimpfte, immer noch einen echten Drummer mit einer echten akustischen Schießbude, die auch mal parallel zu einem Analogklopfgeist gespielt wurde. E-Drums und damit einen vollelektronischen Sound hatten eigentlich nur Kraftwerk, weil die sich ihre E-Drums selber gestrickt hatten, und inzwischen wurden auch die von einem Sequencer angesteuert.

1980 dann der Quantensprung: Roger Linn brachte die LM-1 raus. Mit Samples! Die erste Drummachine, die wirklich wie ein Schlagzeug klang! Okay, das Teilchen kostete nur knapp weniger als 6000 Dollallallalla, folglich wurden nur etwas mehr als 500 verkauft. Aber die Lawine rollte. Ein Jahr später lancierte Tom Oberheim die DMX, die nur gut die Hälfte kostete, fetter klang und gerade im gerade erst erstarkenden Hip Hop mit Begeisterung angenommen wurde. Da fand auch die nochmals viel billigere, weil vollanaloge Roland TR-808 ihr erstes Zuhause. Die klang überhaupt nicht wie eine echte Schießbude, aber nochmals fetter, und jeder zweite hat darauf Kraftwerk-Beats nachgebaut.

Bis Mitte der 80er waren etliche samplebasierte Drummies rausgekommen, so daß Roger Linn nur noch die Flucht nach vorne antreten konnte mit seinem MIDI-bestückten, featurestrotzenden Alleskönner Linn 9000, der nicht einfach nur eine programmierbare Drummachine sein wollte, sondern eine Studioschaltzentrale. Und wer wollte, bekam sogar Sample-RAM, um nicht mehr Roger Linn um Custom-ROMs anbetteln zu müssen. Danach kamen eigentlich so ziemlich nur noch japanische Drummachines, vor allem von Yamaha, derweil die meisten "ernsthafteren" Musiker auf Sampler umschwenkten.

2.: Polysynths und ihre digitalen Mörder

1981 startete das große Polysynth-Wettrüsten. Bis dahin gab es nicht viel, eigentlich nur den gigantischen Yamaha CS-80, den himmelschreiend tuning-instabilen Oberheim OB-X und den etwas zu fragilen Sequential Circuits Prophet-5. Oberheim Four Voice und Eight Voice und Yamaha GX-1 laß ich mal nicht gelten, den Roland Jupiter-4 vielleicht.

Aber dann ging's los mit den Dickschiffen. Roland Jupiter-8, Oberheim OB-Xa, Elka Synthex (stand eine Alleinunterhalterorgel-Marke drauf, steckten aber fortschrittliche DCOs drin), Yamaha CS-70m, Rhodes Chroma, Memorymoog und so weiter. Wahnsinnsinstrumente zu Wahnsinnspreisen.

Korg spielte da nicht mit. Daß sie Über-Polysynths konnten, hatten sie schon mit der PS-Reihe bewiesen, die bis heute alle Rekorde im analogen Bereich hält. Gleichzeitig halfen sie mit spottbilligen Kisten (von Preset-Synths bis hin zu den MS-Synths alias ARP 2600 für Arme) mit, die elektronische Musik zu demokratisieren. 1981 machten sie damit weiter und legten mal eben den Polysix vor. Der hatte zwar nicht die Features der Schlachtschiffe und pro Stimme nur einen Oszillator (zum Anfetten gab es den berühmten Ensemble-Effekt), spielte aber in einer Preisklasse, die sich auch z. B. Aufsteiger vom Multikeyboard oder ambitionierte Einsteiger leisten konnten. Roland konnte gar nicht anders, als mit den Junos zu reagieren. Die Demokratisierung der elektronischen Musik hatte den Polysynth erfaßt.

Okay, die Sache hatte einen Nebeneffekt. Bis auf den Juno-6 hatten die Kisten alle Presets, auch wenn die bei den meisten Maschinen überschreibbar waren. Und die Presets waren durchaus brauchbar. Damit ging die Soundschrauberei dramatisch zurück, weil man ja nicht mehr schrauben mußte.

Ende 1983 war dann der Anfang vom Ende der ganzen Herrlichkeit: Yamaha brachte den volldigitalen DX7. Volldigital hieß nicht nur fortschrittlicher als alle anderen Synths auf dem Markt (aber auch unfähig, deren Sounds zu imitieren), sondern irre viel bang for the buck. 16 Stimmen, 32 interne Speicherplätze + nochmal 32 auf Cartridge, MIDI, absolut stimmstabil und ein Sound, wie man ihn so fast noch nie gehört hatte (außer man hatte mal einen GS-1 oder GS-2 unter den Händen und häufig selbst dann nicht). Zugegeben, die fast reglerlose Folientaster-Oberfläche à la Moog Source oder Rhodes Chroma lud nicht zum Schrauben ein, aber der DX7 wurde am ehesten für seine Presets berühmt. Woher die Millionen (!) User-Patches für das Ding kommen, konnte bis heute keiner schlüssig erklären.

Was machte die Konkurrenz? Roland hatte nichts Digitales auf der Hand und machte analog weiter, und zwar mit einer ziemlichen Bandbreite von den billigen Alpha Junos (Flächen! Hoover!) bis zum zwölfstimmigen JX-10. Korg kaufte einerseits Yamaha-Chips und baute andererseits Hybridsynths wie den DW-8000 mit digitalen Tongeneratoren, aber Analogfiltern. Oberheim und Sequential Circuits waren die letzten Amis am Start. Während Sequential alles machte, was irgendwie technisch möglich war, von nochmals beachtlichen Analogsynths über Vektorsynthese bis zu Samplern, ließ Oberheim es als Trotzreaktion im analogen Sektor noch einmal richtig krachen mit fast schon virtuell-modularen Geräten von der Rackmount-Presetschleuder Matrix-1000 bis zum zwölfstimmigen Ungeheuer Matrix-12.

Der DX7 und seine Kollegen haben den Analogsynth nicht gekillt. Das hat 1987 der Roland D-50 gemacht. Das war nämlich der erste digitale Synthesizer mit annehmbaren, resonanzfähigen Digitalfiltern, quasi der allererste virtuell-analoge Synthesizer. Und dann kamen noch Attack-Sampleschnipsel für noch originalgetreuere Natursounds dazu.

Aber ab 1988 war subtraktiv insgesamt out, und in war alles, was Samples abspielte. Zum einen kam mit der Korg M1 die offiziell erste Workstation überhaupt raus. Fünf Mille für ein Keyboard mit quasi komplettem Studio drin. Zum anderen war E-mu mal wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort und brachte mit dem Proteus einen 1HE-Rackexpander, der mit der M1 gleich wieder den Boden aufwischte. Da ging dann das Pimmelfechten mit ROM-Größe los, und sogar der D-50 war wieder veraltet.

3.: Überhaupt Sampling und die großen Musikcomputer

Es deutete sich ja schon an: 1979 kam das erste Fairlight CMI raus. Interessant wurde die Kiste mit dem Lichtgriffel-"Touchscreen" aber erst in Form des CMI II, das Sampling gelernt hatte. Leute wie Peter Gabriel, Jean-Michel Jarre und Kate Bush freuten sich Löcher in die Bäuche, auch wenn der Preis locker ins Sechsstellige ging.

Um die gleiche Zeit herum brachte New England Digital das Synclavier raus, das in annehmbarer Ausbaustufe auch nicht viel billiger war. Während das Fairlight aber in Stagnation überging, wuchs das Synclavier, das übrigens tatsächlich military-grade war und vom US-Militär für nichtmusikalische Zwecke verwendet wurde, zu einem Monster heran, auf dem Trevor Horn mal eben ganze Alben produzierte. Beim Sampling wurden gerade mono Frequenzen möglich, als näherte man sich der Nydqvist-Frequenz von Fledermäusen an. Und das VPK mit seiner Holztastatur mit polyphonem Aftertouch und seinen roten Tastern aus dem B-52-Bomber war eins der geilsten je gebauten Controller-Keyboards. (Wieso hat das nie einer geklont?)

Derweil war das Fairlight sein Geld schnell nicht mehr wert. 1981 tat Dave Rossums ehemalige Modularschmiede E-mu den vernünftigen Schritt und fing mit Samplern an. Mit 10.000 Dollars war der Emulator fast schon ein Volkssampler. Der 1983er Emulator II war ein Volkssampler, kostete nur noch acht Riesen und war nicht nur besser als ein Fairlight, sondern es wurden sogar populäre Fairlight-Presets auf dem Emulator II abgesamplet, so daß man selbst für die Sounds kein Fairlight mehr brauchte. 1984 kam der Ensoniq Mirage. Das war jetzt aber wirklich der Volkssampler. Für vier große Zettel bekam man einen Sampler, der noch besser war als der Emulator II. Hurra für den rapiden Preisverfall bei digitalen Komponenten, vor allem RAM-Chips.

Wie gesagt, '84 baute Roger Linn in die Linn 9000 auf Kundenwunsch auch ein bißchen Sample-RAM ein nebst Aufzeichnungs- und Bearbeitungsfunktionen. Danach machte er seinen Laden dicht und ging zu Akai, die gerade ihrerseits mit Sampling anfingen. In der Zwischenzeit legte der ehemalige Erzrivale E-mu nach: Erst kam die SP-12, die neben ROM-Samples auch ein bißchen RAM hatte, im Gegensatz zur Linn 9000 nur eine Drummachine und keine eierlegende Wollmilchsau war, aber auch weniger kostete. Die Hip-Hop-Szene freute sich.

Dann kam die SP-1200, die den eigentlich überflüssigen Sample-ROM gleich wegließ. Die Hip-Hop-Szene freute sich jetzt erst recht, samplete ganze Takte von alten Funk-LPs ab, die sie auf 45/min abspielten, pitchten das dann in der SP-1200 wieder auf Normaltempo runter und bekamen glasige Augen vom daraus resultierenden räudigen LoFi-Sound. Geslicet wurde da nix, der ganze Takt wurde tutto kompletto geloopt. Der Breakbeat war erfunden. Und die SP-1200 wurde bis ins 21. Jahrhundert immer wieder neu aufgelegt, bis gewisse Teile nicht mehr verfügbar waren.

Um diesen Punkt abzuschließen: Ende der 80er legte dann Akai richtig los. 1988, ein Jahr nach der SP-1200, kam das von Roger Linn entwickelte erste MPC raus, das MPC60. Im Prinzip war das das Konzept der Linn 9000 weitergedacht, ohne Sample-ROM und mit besserer Bedienung. Das war aber noch ein 12-Bit-Sampler.

Im selben Jahr kam aber auch die Mutter aller Sampler, der Goldstandard in Klinikbeige™, der S1000. Der konnte schon 16 Bit/44,1 kHz, also CD-Qualität, und war aufrüstbar bis zum Gehtnichtmehr. SCSI-Laufwerke, 32 MB RAM, Einzelausgänge und hastenichgesehn. Dabei hatte die Rackkiste ein so unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis, daß so manch ein Producer ganze Rackschränke mit S1000 füllte und die in Verbindung mit einem MIDI-Sequencer als "DAW in Hardware" verwendete. Das Ganze hatte eine bessere Qualität als analoge Tonbänder, war aber viel billiger als jedes digitale Recording-System. Weniger professionelle Anwender freuten sich über die schnell zahlreicher werdenden Sample-Bibliotheken; für die gab's den billigeren S1000PB, der nicht selber samplen konnte, aber das brauchte die Zielgruppe ja nicht. Und für die, die sowas brauchten, gab es den S1000KB als ausuferndes 61-Tasten-Keyboard mit einer kaum kleineren Grundfläche als ein Yamaha CS-80.


Martman
 
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Danke für die tolle Übersicht! :great:
(Und extrem schade, dass man hier keine Kekse verteilen kann)
 

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