Kindheit

@x-Riff & @Jed

Tief in's Thema des TE eingetaucht, Kompetenz in konstruktive Kritik gemĂŒnzt und Zeit genommen, diese detailliert zu aufschreiben bzw. zu erklĂ€ren.

DafĂŒr mag ich dieses Forum... => Note 1 mit * :great::)
 
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In deinem Text sehe ich:

1. Zu viele Personen: Du, Geschwister (besonders Wotan), Vater, Mutter, Stiefmutter, Schulkamerad.
Eine Sache ist fĂŒr mich durch Deinen Kommentar schon mal klar geworden. Die Strophe ĂŒber Wotan ist im Rahmen dieses Textes nicht wirklich relevant, ich werde sie streichen. Es gehört zwar zu meinem kindlichen Trauma, hat aber nicht wirklich etwas mit dem unterschiedlichen Erleben meiner Ă€lteren Geschwister gegenĂŒber meinem Erleben, als die Stiefmutter zur Familie stieß, zu tun.

Das Thema „Wotan“ sollte ich am besten in einem gesonderten Text bearbeiten.
 
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Ich bin jetzt, nach ausfĂŒhrlicher Diskussion mit meiner Frau, wieder Mal hin und her gerissen.Sie meint, die Strophe ĂŒber Wotan mĂŒsse unbedingt drin bleiben, Gerade sie mache doch die enge Verbundenheit mit der Stiefmutter deutlich, indem wir uns gemeinsam einschließen. Da hat sie auch wieder nicht unrecht. Kritisch sah sie von Anfang an den Begriff der Epilepsie. Sie meint, es könnte der Eindruck entstehen, alle Epileptiker neigen zur GewalttĂ€tigkeit, was ja völlig falsch wĂ€re. Und sie sollte es wissen, sie arbeitete jahrelang in Bethel, auch mit Epileptikern. Ihr Vorschlag, die Zeile umzuschreiben in "er bekam seltsame AnfĂ€lle".
 
Ihr Vorschlag, die Zeile umzuschreiben in "er bekam seltsame AnfÀlle".

Jed hat doch den guten Tipp gegeben, es weniger wie einen gereimten (Kranken)Bericht wirken zu lassen. Ob die medizinische Ursache ein doppelter SchĂ€delbasisbruch war und das Folgesymptom (epileptische) AnfĂ€lle, ist doch fĂŒr die eigentliche Situation (und den Hörer) nicht relevant.

//Text entfernt//

NatĂŒrlich passt das nicht in dein Versmaß. Es soll nur ein Beispiel sein, wie man die Situation erzĂ€hlen kann, ohne wie ein Chronist zu klingen.

EDIT: Ich habe grad bock und leg noch eine eigene Variante fĂŒr den Rest nach:

//Text entfernt//
 
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Vielen Dank, Antipasti! Das gefĂ€llt mir sehr gut. Ich habe den Hinweis von Jed natĂŒrlich gelesen, ich weiß, was er meint.
Seine Analyse des Songs "Highway Patrol Man" ist ausserordentlich gut. Der Unterschied zu meiner Geschichte wird allerdings von Jed nicht thematisiert: Bruce hat die Story vermutlich in der Zeitung gelesen und daraus den Song entwickelt. Er hat also eine gewisse Distanz zum Geschehen, kann seiner Fantasie FlĂŒgel wachsen lassen. Bei mir ist das anders, es ist ein Teil meiner Biographie, worum es in dem Text geht. Ich habe trotz der Jahre keine Distanz zu dem Geschehen, jedenfalls nicht so, als wenn ich das in der Zeitung gelesen hĂ€tte.
Das macht es mir wohl so schwer, den Berichtstil zu verlassen. Das Erleben zu schildern, das emotionale, traumatische Erleben, wĂŒrde mich vielleicht zu stark belasten. Ich weiß, dass ich das besser musikalisch kann. Aber ich werde es trotzdem versuchen. Ich denke Grad an "Tears in Heaven" von Eric Clapton. Wenn der das kann, schaff ich es vielleicht auch?
 
Vielen Dank, Antipasti!

Gern. Ich hab den rest oben auch noch nachgelegt. Ist aber "antipastifiziert" und wahrscehinlich nicht dein angestrebter Stil. Ich habe auch versucht, das Thema mit der (nicht bio-) Mutterliebe gegen die echten Geschwistern etwas mehr zu fokussieren bzw weniger abzuschweifen und das Ganze - wie von x-riff vorgeschlagen - mehr mit Kinderaugen zu beschreiben.


Ich denke Grad an "Tears in Heaven" von Eric Clapton. Wenn der das kann, schaff ich es vielleicht auch?

Das ist ja gleiche Prinzip. Clapton beschreibt ja auch mit keinem einzigen Wort den Unfalltod seine Sohnes. Er schreibt nicht mal ĂŒber den Sohn. Er schreibt ĂŒber seine eigenen GefĂŒhle, das Vermissen, das stark bleiben und durchhalten und vielleicht im Himmel wiedersehen. Fakten und NebensĂ€tze gibt es in dem Song nicht. Der Song spricht damit jeden an, der schon mal einen geliebten Menschen verloren hat.
 
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Der Unterschied zu meiner Geschichte wird allerdings von Jed nicht thematisiert: Bruce hat die Story vermutlich in der Zeitung gelesen und daraus den Song entwickelt. Er hat also eine gewisse Distanz zum Geschehen, kann seiner Fantasie FlĂŒgel wachsen lassen. Bei mir ist das anders, es ist ein Teil meiner Biographie, worum es in dem Text geht. Ich habe trotz der Jahre keine Distanz zu dem Geschehen, jedenfalls nicht so, als wenn ich das in der Zeitung gelesen hĂ€tte.
Also, wenn ich einen Text beurteilen will, beurteile ich den Text. Nicht den Texter, und auch nicht die Lebenserfahrung des Texters - sonst kĂ€me ich als Kritiker in Teufels KĂŒche! Es ist so: du vermutest, dass Springsteen die Geschichte aus der Zeitung hat. Vielleicht hast du Recht. Aber handelte es sich um eine großaufgemachte Story mit Fotos oder um einen FĂŒnfzeiler, irgendwo auf der Lokalseite versteckt? Oder hat sich Bruce mit Polizisten unterhalten und sie gefragt, wie sie sich in einer Konfliktsituation zwischen Dienst und Familie fĂŒhlen wĂŒrden? Oder kannte er in seinem Umkreis ein BrĂŒderpaar, das ein solches Konfliktpotential in sich barg? Oder hat er von einem Jungen gehört, der nach einer brutalen Attacke lebenslang an z.B. epileptische AnfĂ€lle litt? Oder ahnte Springsteen das Potential in sich selbst zum "Patrolman" oder zum "Franky"?
Das sind wieder Fragen ĂŒber Fragen, deren Antworte einen Roman fĂŒllen wĂŒrde aber zum VerstĂ€ndnis des Textes gar nichts tun. Genausowenig zur Sache tĂ€te es, wenn Bruce Springsteen öffentlich erklĂ€ren wĂŒrde, dass das Lyrische Ich dieses Liedes er persönlich sei. Es wĂŒrde allerdings evtl. meine EinschĂ€tzung von Springsteen als Person beeinflussen. Da ich eh kaum was ĂŒber Springsteen weiß, wĂŒrde diese Offenbarung meine Rezeption des Liedes wahrscheinlich ĂŒberhaupt nicht beeinflussen, wenn ich es im Radio hören wĂŒrde.

Also, @n****t , versuche das Lyrische Ich von dem "grammatikalischen Ich" zu Trennen. Befreie dich von der vermeintliche Verpflichtung, "die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit" zu schreiben. Es weiß sowieso keiner, der das fertige Lied hört, dass es autobiographisch ist; und wenn er's doch ahnt, dann hat er keine Ahnung welche Details "historisch korrekt" sind, welche "hingebogen" wurden und welche frei erfunden oder aus der Biographie eines anderen "ausgeliehen" sind. Es gibt einen schönen Spruch: "Man sollte eine schöne Geschichte nicht durch Tatsachen verderben lassen."

Einen Vorteil hast du bei autobiographischem Material: du weißt was tatsĂ€chlich aus der gegebenen Konstellation hervorgegangen ist; einer, der sein Material aus der Zeitung bezieht, kann nie ganz sicher sein, dass sein Lyrisches Ich in Wirklichkeit so empfunden oder agiert hĂ€tte.

Cheers,
Jed
 
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Hier ein Demo, was ich auf Korsika gemacht habe. Dort ist der Text noch nicht verĂ€ndert worden, bin erst letzte Nacht zurĂŒckgekommen und noch zu keiner Überarbeitung gekommen.
Sicher werde ich den Text weiter ĂŒberarbeiten, auch die Akkorde bzw. Melodien sind fĂŒr mich noch nicht endgĂŒltig.
Aber da es ein erster Entwurf ist, möchte ich Euch das nicht vorenthalten.
Ich hoffe, dass der Link funktioniert....

https://www.dropbox.com/s/beeq5yikvslx6bn/Kindheit-demo.MOV?dl=0
 
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Du erzÀhlst, was du leicht zeigen könntest: "Meine Mama hat es nicht leicht gehabt / Die Geschwister mochten sie nicht. / Sie trauerten der toten Mutter nach.

Wie meinst Du das mit dem „zeigen“? Ich schreibe das ja sowieso aus der heutigen Perspektive, als Kind habe ich nicht wahrgenommen, dass sie es schwer gehabt hat. Ich empfand sie als fĂŒr mich fĂŒrsorglich, nahm aber natĂŒrlich wahr, dass meine Geschwister sie regelrecht bekĂ€mpft haben. Sie haben sie nie, auch spĂ€ter nicht, wirklich wertgeschĂ€tzt. Das meine ich mit „nicht leicht gehabt“. Das Thema Stiefmutter wĂ€re sicher einen weiteren Songtext wert, Ă€hnlich wie zu Wotan. Wenn mein Vater nicht gewesen wĂ€re, wĂ€re sie ganz auf sich selbst angewiesen gewesen. Ihr Schicksal war es dann traurigerweise auch, dass sie schon Wochen nach dem Tod meines Vaters eine Depression entwickelte und nach einer stationĂ€ren Behandlung und damals noch nicht existenter ambulanter Betreuung sich das Leben nahm. Das war ĂŒbrigens ein wichtiger Grund fĂŒr mich, mich beruflich in der ambulanten Betreuung psychisch Kranker zu engagieren.
 
@n****t

als ich meine Adaption der Geschichte verfasst habe, ist mir etwas aufgefallen: Dass nicht ganz klar wird, worum es eigentlich genau geht.

Nehme ich nur die erste Version deines Textes, geht es zu dreiviertel um das VerhĂ€ltnis Geschwister->n****t->Stiefmutter und die Erkenntnis im Refrain, dass Wahlverwandtschaften manchmal die besseren sind als die Blutsverwandtschaft. Da passt auch alles. 1. Du magst die Stiefmutter, 2. Sie beschĂŒtzt dich, 3. Du verteidigst sie.

Aus dem Rahmen fĂ€llt dabei die letzte Strophe: Die Stiefmutter ist plötzlich keiner Rede mehr wert, dafĂŒr tauchen Schulkinder auf, die dich gehĂ€nselt haben. Der Refrain passt dann danch auch nicht mehr so ganz.

Danach kommt dann noch MĂ€rklin-Peter ins Spiel und der rote Faden wird noch dĂŒnner.

Meine Vermutung: Du wolltest einen Text ĂŒber deine Kindheit verfassen - wie ja auch der Titel vermittelt. Die Erinnerungen daran wurden lose und ungeordnet formuliert. Mehr oder weniger zufĂ€llig nimmt dabei die Stiefmutter-Geschichte den grĂ¶ĂŸten Teil ein, wodurch ein Ungleichgewicht entsteht.

Überlegung 1:
Wenn du verschiedene Erlebnisse/EindrĂŒcke aus deiner Kindheit erzĂ€hlen möchtest, verteile sie so gleichmĂ€ĂŸig, dass der Hörer nicht auf den Holzweg geschickt wird. Eine Strophe fĂŒr die Stiefmutter, eine fĂŒr die Geschwister, eine fĂŒr die MitschĂŒler und eine fĂŒr MĂ€rklin-Peter. Somit werden einfach schöne und weniger schöne Erinnerungen aus der Kindheit transportiert. Der Refrain mĂŒsste dafĂŒr vielleicht ĂŒberarbeitet werden, denn der fixiert in der jetzigen Version ein Thema.

Überlegung 2:
Im Prinzip, was ich so ungefĂ€hr versucht habe und wozu die erste Version des Textes auch verleitet: Die Familien-Geschichte mit der Stiefmutter, dir und den Geschwistern mehr in den Fokus rĂŒcken. Die Stiefmutter nicht einfach in der letzten Strophen verschwinden lassen, sondern ihr einen finalen Auftritt gönnen. MĂ€rklin-Peter weglassen. In dem Fall passt der Titel nicht mehr so gut, da eben nur ein bestimmter familialer Aspekt der Kindheit beleuchtet wird. "Blut ist dicker als Wasser" wĂ€re da naheliegend.
 
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als ich meine Adaption der Geschichte verfasst habe, ist mir etwas aufgefallen: Dass nicht ganz klar wird, worum es eigentlich genau geht.

sorry, ich hab Deine Adaption erst jetzt gelesen, durch RĂŒckreise aus dem Urlaub ist mir das wohl unter die RĂ€der gekommen. Ich finde das super, dass Du Dir die MĂŒhe machst den Song neu zu konzipieren, damit hilfst Du mir sehr.
Worum es eigentlich geht, sind wohl zwei wesentliche Aspekte in meiner (frĂŒhen) Kindheit: die bitteren Erfahrungen mit meinen Geschwistern und sozusagen meine Rettung durch eine fĂŒr mich damals noch völlig unbekannte Erfahrung "Freundschaft". Wegen des Titels hab ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Dein Vorschlag mit dem Vers aus dem 1. Refrain bezöge sich nur auf den 1. Aspekt. Meine Idee, Freundschaft, nur auf den 2. Aspekt. Ideal wĂ€re, wenn der Titel beiden Aspekten gerecht wĂŒrde. Kindheit bzw. Meine Kindheit tut das zwar, aber ist sehr allgemein. Also, ich bin weiter auf der Suche... vielleicht "Rettung"?

Aus dem Rahmen fĂ€llt dabei die letzte Strophe: Die Stiefmutter ist plötzlich keiner Rede mehr wert, dafĂŒr tauchen Schulkinder auf, die dich gehĂ€nselt haben. Der Refrain passt dann danch auch nicht mehr so ganz.

Danach kommt dann noch MĂ€rklin-Peter ins Spiel und der rote Faden wird noch dĂŒnner.

Mag sein, dass Du das so empfindest. Ich sehe allerdings einen starken Zusammenhang mit dem Vorherigen. Erst durch die Ausgrenzung durch meine Geschwister kam es mMn zum mangelnden Selbstbewußtsein, die dann die HĂ€nselei in der Schule zur Folge hatte.

Der rote Faden ist sozusagen das Leid und die Rettung aus dem Leid, verstehst Du was ich meine?

Meine Vermutung: Du wolltest einen Text ĂŒber deine Kindheit verfassen - wie ja auch der Titel vermittelt. Die Erinnerungen daran wurden lose und ungeordnet formuliert. Mehr oder weniger zufĂ€llig nimmt dabei die Stiefmutter-Geschichte den grĂ¶ĂŸten Teil ein, wodurch ein Ungleichgewicht entsteht.

Also das sehe ich anders. Von ZufÀlligkeit in Bezug auf die "Stiefmutter-Geschichte" kann keine Rede sein. Das ist die Grundlage des Songs. Aber ok, ich habs erlebt, Du liest nur meinen Text.


Überlegung 1:
Wenn du verschiedene Erlebnisse/EindrĂŒcke aus deiner Kindheit erzĂ€hlen möchtest, verteile sie so gleichmĂ€ĂŸig, dass der Hörer nicht auf den Holzweg geschickt wird.

Wie gesagt, das sehe ich anders, siehe oben.
 
Wie meinst Du das mit dem „zeigen“? Ich schreibe das ja sowieso aus der heutigen Perspektive, als Kind habe ich nicht wahrgenommen, dass sie es schwer gehabt hat.
"Perspektive" ist das SchlĂŒsselwort. Damals warst du ein Kind und dachtest nicht in Kategorien wie "sie hat es schwer". Jetzt, wo du erwachsen bist, ist alles sehr lange her, also stehst du nicht unter dem unmittelbaren eindruck des "schwer Habens." Woher weißt du heute, dass sie es damals schwer hatte? Und was heißt fĂŒr deinen Zuhörer "schwer haben"? Du erzĂ€hlst uns zwar, dass Mama es schwer hatte, aber es geht uns nicht unter die Haut. Deshalb schlug ich vor, Mamas "schwere" Lage an erinnerten, objektiven Beobachtungen - die auch ein Kind ohne fundiertes Wissen ĂŒber die Psychologie hĂ€tte machen können - zu zeigen.
5. Wenn's nicht anders geht, löse deine ErzÀhlung in Dialog auf, z.B.: "Meine Mama hat oft geweint, wenn sie sagten, 'Du bist nicht unsere Mutter'"
Ich denke, das geht dem Leser/Zuhörer eher nahe. Wir erleben, wie es war: gemeine Aussagen der Stiefkinder, hÀufiges Weinen bei der Stiefmutter. Da können wir uns ein eigenes Bild der Situation machen; wir brauchen deine Interpretation nicht zu hinterfragen.

Ich schÀtze, deine heutige Interpretation - "sie hatte es schwer" - basiert auf Erinnerungen an solche objektive Beobachtungen, die du als Kind machtest. Das Zeigen dieser Beobachtungen erlaubt uns, ungefiltert am Geschehen Teil zu haben.

Cheers,
Jed
 
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Mag sein, dass Du das so empfindest. Ich sehe allerdings

Also das sehe ich anders.

Wie gesagt, das sehe ich anders, siehe oben.

Dass du als einziger Kronzeuge besser bescheid weißt, ist logisch - und auch das Problem des Textes. Dein Wissen steht dir im Weg, eine lebendige AtmosphĂ€re zu transportieren. Du sprichst und analysierst halt nur lose drĂŒber, statt einen Songtext zu schreiben.

Der rote Faden ist sozusagen das Leid und die Rettung aus dem Leid, verstehst Du was ich meine?

Ja klar. Das ist der rote Faden in deinem Kopf. Übertrag ihn in deinen Text, damit auch deine Hörer ihm folgen können. Dein roter Faden geht andauernd verloren, weil du dich - wie schon mehrfach auch von anderen angemerkt - mit zu vielen Infos und zuviel Personal aufhĂ€ltst. Was zur Hölle hat der spĂ€tere Beruf deines Freundes Peter mit deiner Rettung zu tun? Das wĂ€re doch schon wieder ein neuer Song.

Aber ok, ich habs erlebt, Du liest nur meinen Text.

Damit bringst du es selbst auf den Punkt. Wie es damals wirklich war, interessiert eigentllch niemanden. Letztendlich sollte aber auch der Hörer/Leser irgendwas mit dem Text anfangen können, auch ohne dabei gewesen zu sein. Und sein es nur nahe gehende Worte.
 
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Erst durch die Ausgrenzung durch meine Geschwister kam es mMn zum mangelnden Selbstbewußtsein, die dann die HĂ€nselei in der Schule zur Folge hatte.

Der rote Faden ist sozusagen das Leid und die Rettung aus dem Leid, verstehst Du was ich meine?
DAS sehe ich als einen wesentlichen Strang, der einen gesamten song wert ist.
Es geht um DEIN Leid - die Ausgrenzung durch die Geschwister, das geringe SelbstwertgefĂŒhl - und DEINE Rettung - die Erfahrung von Freundschaft - und das ist der rote Faden.
Darin ist die ErzĂ€hlung ĂŒber die zweite Mutter und Wotan nur eine exemplarische, stĂŒtzende, beispielhafte Rolle. Keine erklĂ€rende, keine begrĂŒndende - eine erlebte.

Die Geschichte Deiner zweiten Mutter wĂ€re eine eigene Geschichte, ein eigener song - und da wĂŒrde auch das Ende reinpassen, das Du hier in einem post erzĂ€hlt hast - damit wĂ€re es rund: tragisch, aber abgeschlossen. Da wĂŒrde dann auch der Vater auftauchen, Du auch, weil Du zu ihr gehalten hast, die anderen Geschwister, weil sie Front gegen sie gemacht haben. Aber das ist IHRE Geschichte, von dem Du einen Teil mitbekommen hast.

NatĂŒrlich hĂ€ngt das zusammen - biografisch: fĂŒr Dich, der Du es erlebt hast.
Als Zuhörer möchte ich aber nicht ĂŒberfrachtet werden, mit Personal, mit NebenstrĂ€ngen, mit Details (Wotan) - es sei denn, man macht es wie Bob Dylan, der in der Phase, in der er Lebensgeschichten erzĂ€hlte und vertonte, mal locker zehn oder zwölf Strophen geschrieben hat. Da braucht es aber einen ausgefeilten Spannungsbogen - musikalisch wie erzĂ€hlerisch.

Ansonsten: verdichten, bei einem ErzÀhlstrang bleiben, reduzieren.

Und von der ErzĂ€hlweise her sich an die Empfehlungen von Jed halten: show, donÂŽt tell - nicht: er war sehr traurig, sondern: TrĂ€nen liefen ihm ĂŒber die Wangen ... nicht: er faßte wieder Mut, sondern: er straffte sich und hob den Kopf ...

Ich glaube, hierin liegt der Ursprung: Wenn Du einen biografischen Text verfaßt, kannst Du ihn behandeln wie fĂŒr eine Tagebuch geschrieben: nĂ€mlich fĂŒr Dich. Das hat seinen Wert, ist aber nicht fĂŒr andere gedacht. Andere brauchen es nicht zu verstehen und brauchen es nicht zu teilen. Wenn Du aber anderen etwas mitteilen oder erzĂ€hlen willst, dann geht es darum, es fĂŒr andere verdaubar, verstĂ€ndlich und emotional zugĂ€nglich zu machen. Damit fĂ€ngt die Arbeit des songtexteschreibens an.

Falls ich noch nicht drauf hingewiesen habe: In dem workshop lyrics (link in meiner Signatur) gibt es etliche Hinweise fĂŒr so Sachen wie ErzĂ€hlperspektive, eine Checkliste fĂŒr songtexte, sprachliche Elemente wie Beschreibungen, Dialoge etc.

x-Riff
 
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NatĂŒrlich hĂ€ngt das zusammen - biografisch: fĂŒr Dich, der Du es erlebt hast.
Als Zuhörer möchte ich aber nicht ĂŒberfrachtet werden, mit Personal, mit NebenstrĂ€ngen, mit Details (Wotan) - es sei denn, man macht es wie Bob Dylan, der in der Phase, in der er Lebensgeschichten erzĂ€hlte und vertonte, mal locker zehn oder zwölf Strophen geschrieben hat. Da braucht es aber einen ausgefeilten Spannungsbogen - musikalisch wie erzĂ€hlerisch.

Dylan ist einer meiner Idole, Desolation Row eins meiner Favoriten, ich glaub das StĂŒck hat so an die 10 Strophen. Ein anderes Vorbild ist John Lennon, besonders seine erste "eigene" LP, wo er rĂŒcksichtslos ĂŒber sich und auch seine "Mother" singt. Ich finde schon, dass mein ErzĂ€hlstil nicht gerade "lyrisch" ist, John Lennon wie auch Bob Dylan schreiben so wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist, oder, um es ernsthaft auszudrĂŒcken, sie schildern ihr LEBEN. Und dieses LEBEN kann man nicht, wie Jed es vorschlĂ€gt, mal eben an das angebliche HörbedĂŒrfnis des Publikums anpassen, um irgendeiner lyrischen Kunstform gerecht zu werden. Genauso finde ich es widerlich, wenn heute kommerzielle Songs durch irgendwelche Werbetexter im Team entwickelt werden, und nur noch auf den Publikumsgeschmack gezielt wird.
Ich will mich nicht mit Dylan oder Lennon vergleichen, das waren ganz andere Kaliber, aber verbiegen lasse ich mich auch nicht, genau wie sie.


Und von der ErzĂ€hlweise her sich an die Empfehlungen von Jed halten: show, donÂŽt tell - nicht: er war sehr traurig, sondern: TrĂ€nen liefen ihm ĂŒber die Wangen ... nicht: er faßte wieder Mut, sondern: er straffte sich und hob den Kopf ...

Genau das wĂ€re ein Verbiegen. Ich kann mich nicht daran erinnern, geweint zu haben, also warum soll ich das dann schreiben? Genau erinnern kann ich mich an die wiederkehrende Lieblingshandlung von Wotan, mich festzuhalten mit einer Hand, mit der anderen meinen Arm bis zur Schmerzgrenze zu verdrehen und gleichzeitig mit einem Fuß eins meiner Lieblingsspielzeuge zu zertreten. Ich habe vor Schmerzen geschrien, nicht Wotan. Aber ist DAS wichtig fĂŒr den Song? Ich finde nicht.

Ich glaube, hierin liegt der Ursprung: Wenn Du einen biografischen Text verfaßt, kannst Du ihn behandeln wie fĂŒr eine Tagebuch geschrieben: nĂ€mlich fĂŒr Dich. Das hat seinen Wert, ist aber nicht fĂŒr andere gedacht. Andere brauchen es nicht zu verstehen und brauchen es nicht zu teilen. Wenn Du aber anderen etwas mitteilen oder erzĂ€hlen willst, dann geht es darum, es fĂŒr andere verdaubar, verstĂ€ndlich und emotional zugĂ€nglich zu machen. Damit fĂ€ngt die Arbeit des songtexteschreibens an.

Ich sehe das etwas differenzierter. Bob Dylan hat bestimmt nie darĂŒber nachgedacht, wie er den Song verdaulich machen kann, bevor er anfing, ihn zu schreiben. VerstĂ€ndlich und emotional zugĂ€nglich zu machen schon, da kann ich Dir folgen. UnverstĂ€ndlich finde ich meinen Text nicht, aber teilweise zu wenig emotional zugĂ€nglich fĂŒr andere, das zeigt mir ja auch die Diskussion hier. Daran werde ich weiter arbeiten, hat ja keine Eile.

Falls ich noch nicht drauf hingewiesen habe: In dem workshop lyrics (link in meiner Signatur) gibt es etliche Hinweise fĂŒr so Sachen wie ErzĂ€hlperspektive, eine Checkliste fĂŒr songtexte, sprachliche Elemente wie Beschreibungen, Dialoge etc.

Danke fĂŒr den Hinweis, werd mir das mal anschauen.
--- BeitrÀge wurden zusammengefasst ---
Ja klar. Das ist der rote Faden in deinem Kopf. Übertrag ihn in deinen Text, damit auch deine Hörer ihm folgen können. Dein roter Faden geht andauernd verloren, weil du dich - wie schon mehrfach auch von anderen angemerkt - mit zu vielen Infos und zuviel Personal aufhĂ€ltst. Was zur Hölle hat der spĂ€tere Beruf deines Freundes Peter mit deiner Rettung zu tun? Das wĂ€re doch schon wieder ein neuer Song.

Du hast ja recht, ich muss und werde den Text ĂŒberarbeiten. Die Hinweise hier im Forum waren und sind fĂŒr mich sehr hilfreich.
Das mit dem Dipomingenieur hatte ich allerdings bereits erwĂ€hnt, warum mir das wichtig ist. Wenn man den Text aufmerksam liest, wird klar, dass sich da zwei sehr unterschiedliche Menschen miteinander verbĂŒndet haben. Peter war der Techniker, schon damals, und blieb es, stellvertretend im Text durch den Titel veranschaulicht, wĂ€hrend ich der kreative TrĂ€umer war und bin, was ihm genauso abging wie mir das Technische. Ist doch eigentlich ganz einfach zu verstehen, oder? Eine Zeitlang hab ich sogar ĂŒberlegt, den Titel in "Diplomingenieur" umzuĂ€ndern. Meine Frau meint, ich solle "Peter" den Song widmen und ihm als spĂ€tes "Dankeschön" schicken, das wĂŒrde es mit DEM Titel dann irgendwie rund machen.
 
Woher weißt du heute, dass sie es damals schwer hatte?

Ich bin ja nicht Kind geblieben, hab in spĂ€teren Jahren oftmals mit ihr darĂŒber geredet.

Ich schÀtze, deine heutige Interpretation - "sie hatte es schwer" - basiert auf Erinnerungen an solche objektive Beobachtungen, die du als Kind machtest.
nein, das trifft nicht zu, siehe oben. Mein Bruder "Wotan" hat sie mehrfach brutal niedergeschlagen, es ging ĂŒber solche Lapalien wie "Du bist nicht unsere Mutter" weit hinaus. Da wurde Tag fĂŒr Tag intrigiert, ihr ins Gesicht gelogen, und ich stand dazwischen...
 
Das mit dem Dipomingenieur hatte ich allerdings bereits erwĂ€hnt, warum mir das wichtig ist. Wenn man den Text aufmerksam liest, wird klar, dass sich da zwei sehr unterschiedliche Menschen miteinander verbĂŒndet haben. Peter war der Techniker, schon damals, und blieb es, stellvertretend im Text durch den Titel veranschaulicht, wĂ€hrend ich der kreative TrĂ€umer


Alles richtig. Aber des wÀre ein neuer Song. Du versucht, deine Kindheit in dreieinhalb Minuten zusammenzufassen. Mach lieber ein Konzeptalbum draus. Oder zwei bis drei
 
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Nicht wirklich, weil du diesen Aspekt in einem Nebensatz abhandelst. Gefolgt von "damit schließt sich der Freundschaftsring". Warum schließt sich der Freundschaftsring? Nur, weil ihr verschiedene Interessen habt?


Zwar sind alle deine ErlĂ€uteruingen nachvollziehbar, aber das Problem mit der Balance bleibt. Da sich drei von fĂŒnf Strophen mit der Stiefmutter und den Geschwistern beschĂ€ftigen, ist es fĂŒr Hörer/Leser ein Lied ĂŒber Familie, in das die letzten beiden Strophen nicht so reicht reinpassen wollen.


In diesem Satz steckt sehr viel mehr ZĂŒndstoff als in deinem kompletten Text. Warum verwendest du nicht solche Fakten statt "SchĂ€delbasisbruch"?
 
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In diesem Satz steckt sehr viel mehr ZĂŒndstoff als in deinem kompletten Text. Warum verwendest du nicht solche Fakten statt "SchĂ€delbasisbruch"?
Finde ich völlig richtig.
Zudem ist es ein eindrucksvolles Beispiel fĂŒr "show - donÂŽt tell" bzw. den Einsatz von Dialogen.
Erinnerst Du dafĂŒr ein Beispiel? Wo ihr ins Gesicht gelogen wurde, wo Du dazwischen standest?

x-Riff
 
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