Erst durch die Ausgrenzung durch meine Geschwister kam es mMn zum mangelnden SelbstbewuĂtsein, die dann die HĂ€nselei in der Schule zur Folge hatte.
Der rote Faden ist sozusagen das Leid und die Rettung aus dem Leid, verstehst Du was ich meine?
DAS sehe ich als einen wesentlichen Strang, der einen gesamten song wert ist.
Es geht um DEIN Leid - die Ausgrenzung durch die Geschwister, das geringe SelbstwertgefĂŒhl - und DEINE Rettung - die Erfahrung von Freundschaft - und das ist der rote Faden.
Darin ist die ErzĂ€hlung ĂŒber die zweite Mutter und Wotan nur eine exemplarische, stĂŒtzende, beispielhafte Rolle. Keine erklĂ€rende, keine begrĂŒndende - eine erlebte.
Die Geschichte Deiner zweiten Mutter wĂ€re eine eigene Geschichte, ein eigener song - und da wĂŒrde auch das Ende reinpassen, das Du hier in einem post erzĂ€hlt hast - damit wĂ€re es rund: tragisch, aber abgeschlossen. Da wĂŒrde dann auch der Vater auftauchen, Du auch, weil Du zu ihr gehalten hast, die anderen Geschwister, weil sie Front gegen sie gemacht haben. Aber das ist IHRE Geschichte, von dem Du einen Teil mitbekommen hast.
NatĂŒrlich hĂ€ngt das zusammen - biografisch: fĂŒr Dich, der Du es erlebt hast.
Als Zuhörer möchte ich aber nicht ĂŒberfrachtet werden, mit Personal, mit NebenstrĂ€ngen, mit Details (Wotan) - es sei denn, man macht es wie Bob Dylan, der in der Phase, in der er Lebensgeschichten erzĂ€hlte und vertonte, mal locker zehn oder zwölf Strophen geschrieben hat. Da braucht es aber einen ausgefeilten Spannungsbogen - musikalisch wie erzĂ€hlerisch.
Ansonsten: verdichten, bei einem ErzÀhlstrang bleiben, reduzieren.
Und von der ErzĂ€hlweise her sich an die Empfehlungen von Jed halten: show, donÂŽt tell - nicht: er war sehr traurig, sondern: TrĂ€nen liefen ihm ĂŒber die Wangen ... nicht: er faĂte wieder Mut, sondern: er straffte sich und hob den Kopf ...
Ich glaube, hierin liegt der Ursprung: Wenn Du einen biografischen Text verfaĂt, kannst Du ihn behandeln wie fĂŒr eine Tagebuch geschrieben: nĂ€mlich fĂŒr Dich. Das hat seinen Wert, ist aber nicht fĂŒr andere gedacht. Andere brauchen es nicht zu verstehen und brauchen es nicht zu teilen. Wenn Du aber anderen etwas mitteilen oder erzĂ€hlen willst, dann geht es darum, es fĂŒr andere verdaubar, verstĂ€ndlich und emotional zugĂ€nglich zu machen. Damit fĂ€ngt die Arbeit des songtexteschreibens an.
Falls ich noch nicht drauf hingewiesen habe: In dem workshop lyrics (link in meiner Signatur) gibt es etliche Hinweise fĂŒr so Sachen wie ErzĂ€hlperspektive, eine Checkliste fĂŒr songtexte, sprachliche Elemente wie Beschreibungen, Dialoge etc.
x-Riff