Kindheit

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Mich hat kürzlich ein Text hier beeindrückt, der sehr authentisch und berührend von eigenen Erlebnissen im Elternhaus berichtete.
Das machte mich sehr nachdenklich und ich begann, über meine eigenen Erfahrungen in der Kindheit nachzudenken, die leider auch nicht gerade schön waren. Im Unterschied zu dem anderen Text war es wohl mehr das Schicksal als einzelne Mitglieder der Familie, was mein Leid in der Kindheit begründete.
Heute entstand nun ein erster Entwurf eines Songtextes dazu.
Auslöser war ein Song, den ich zufällig heute gehört habe „Highway Patrol Man“ von Bruce Springsteen. Beim Schreiben hatte ich also sozusagen diesen Song noch im Ohr...
Mich würden Eure Meinungen, Verbesserungsvorschläge oder auch nur pure Anerkennung ;-) freuen...

Kindheit

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Um dem Song noch einen tröstlichen Ausklang zu geben, der aber auch nicht nur erfunden ist sondern wirklich für mich ein wichtiger Wendepunkt war, hab ich heute den Text um eine 5. Strophe erweitert:

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Ich hab den Text mittlerweile überarbeitet und Vom Entwurf in eine vorläufige Endfassung gebracht. Falls es jemand interessiert....


Meine Kindheit

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Nach einer schlaflosen Nacht und langem Nachdenken habe ich den 1. Refrain geändert:

Refrain1
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Meinen Geschwistern gegenüber wäre es, bis auf Wotan, nicht gerecht, den Refrain in der vorherigen Form beizubehalten. Sicher gab es mal Schläge, aber sie waren im Rahmen des Üblichen unter Geschwistern. Aber es gibt eben auch virtuelle Schläge, Mißachtung des anderen mangels Vertrauen. Ich war ja sozusagen der Verräter in der Familie gegenüber der von Ihnen ungeliebten Stiefmutter. Ich finde, in der obigen Form trifft es das damalige Geschehen besser.
Übrigens sind die Namen in dem Songtext von mir frei erfunden...
 
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Auch eine krasse Geschichte mit Potential, als Text funktioniert das für mich aber leider überhaupt nicht (Ich kenne aber auch "Highway Patrol Man" nicht und mag Springsteen nicht), Sorry...

Gruß,
glombi
 
Hi n****t,
eine berührende geschichte, fast schon an ein grundthema von märchen erinnernd - das der schwiegermutter - aber mit einem anderen twist. ich spüre die verwerfungen in der familie, und manches erahne ich mehr als ich durch den text erfahre.

klassisches lyrisches mittel, diese andeutungen, das viele, das nicht zu ende erzählt, nur angerührt wird, zum einen - zum anderen eben muss jeder text ein ende haben und drängt auf auswahl, begrenztheit, verdichtung ...

ein paar dinge am text kommen bei mir ambivalent an - das heißt, ohne klares bauchgefühl, auch eine distanz lassend. da ist die sprache und die erzählperspektive: es ist klar - da erzählt ein erwachsener über seine kindheit. manches ist in der sprache des damaligen kindes geschrieben, der erste teil des refrain 2 zum beispiel, manches aus der perspektie des jetzigen erwachsenen, der schon deutungen vornimmt, schon die weitere entwicklung kennt ... es mag anderen anders gehen, aber mich interessiert mehr die "kinderaugenperspektive" - vielleicht gerade im gegensatz zu dir: davon zeugt der ringen um die stelle "nicht geliebt, sondern meist verhauen", die du dann zu "nicht geliebt, hatten kein vertrauen" gändert hast. ein aus meiner sicht milderer, um verstehen bemühter blick des erwachsenen, der sich erinnert.

ein kind ist da subjektiver, impulsiver, empörter - stärker nach gefühlter gerechtigkeit suchend denn nach verstehen. denn natürlich ist es ungerecht, dass die geschwister die neue mutter nicht akzeptieren wollen und ihn, der zur neuen mutter hält, zum außenseiter in der geschwisterreihe machen. mir fällt dazu vor allem der begriff "loyalität" ein: die hat auf kinder eine ernorme wirkung, die gefühlt, aber nicht hinterfragt wird: wer nicht zur ersten mutter steht, die nicht mehr da ist, ist ein verräter. klar gibt es auch andere bindungen und aspekte - aber das wäre sozusagen meine "erwachsenenbrille", unter der ich das sehen würde.

was aber nutzt das einem kind - und was sagt das über das empfinden und was über den text?

dass es vermutlich immer eine mischung aus erlebtem und gedeuteten ist - wobei mich eben eher die "kindersichtweise" interessiert, die dann eben weniger geläutert, aber dafür direkter ist ...

etwas unschlüssig bin ich auch bei der auswahl dessen, was erzählt wird: welche rolle spielt, dass peter diplomingenieur wird und wieso schließt sich dadurch ein freundschaftsring? wotan (welcher name - welche unglaubliche zerstörung wird darüber schon mitgeliefert!) bleibt der einzige namentlich erwähnte bruder und nimmt am meisten platz ein - weil er stellvertretend für etwas steht oder weil er tatsächlich der ausschlaggebende war - aber für was? für ein weiteres drastisches erlebnis in der familie?
nicht viel gesagt wird darüber, wie sich die neue mutter denn gegenüber ihrem kindlichen beschützer - dich - verhielt: in meiner phantasie seid ihr euch sehr zugetan - ihr bildet sozusagen eine kleine wagenburg. ebenso wenig kommt der vater vor.

n****t - das formuliere ich quasi alles, um mir selbst deutlich zu werden darüber, warum mich ein teil deines textes und der geschichte sehr berührt und ein teil weniger, weshalb der text mich insgesamt mit einem eher gemischten gefühl zurück läßt. vielleicht ist es für dich ja auch ganz interessant zu erfahren, wie dein text auf mich bzw. einen der etlichen leser und leserinnen wirkt.

hast du schon musik und melodie dazu?

herzliche grüße

x-Riff
 
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als Text funktioniert das für mich aber leider überhaupt nicht (Ich kenne aber auch "Highway Patrol Man" nicht und mag Springsteen nicht)
danke für Dein Feedback. Könntest Du genauer erläutern, was bei dem Text nicht funktioniert?
Der Springsteen--Titel ist auf meiner Lieblings LP von ihm, "Nebraska", vom Verkauf her ganz mies, weil untypisch für ihn, rein akustisch, von ihm selbst mit einem Tascam Portastudio auf Kassette aufgenommen. Das macht den Reiz wohl aus, zumindest für mich.
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hast du schon musik und melodie dazu?
hast du schon musik und melodie dazu?
ich bin dabei, was zu entwickeln. Ich befinde mich grad im Urlaub auf Korsika und hab deshalb genug Ruhe und Zeit.
Erst Mal ganz herzlichen Dank für Dein ausführliches Resümee des Textes. Es zeigt mir vor allem, dass die Geschichte bei Dir durch den Text so rüberkommt, wie sie gemeint ist. Und das freut mich. Meine große Sorge ist ja, dass es als eine Hetzjagd auf meine Geschwister verstanden werden könnte, was überhaupt nicht meine Intention ist. Sie waren damals zwar viel älter als ich (ich war ein sog. Nachzügler), aber eben auch noch Kinder. Wie zu Beginn erwähnt sehe ich den Ablauf als schreckliche Fügung des Schicksals, ohne jegliche Schuldzuweisung.
Der 2. Refrain zielt darauf, das mich sozusagen Freundschaft aus der misslichen Lage gerettet hat. Da haben sich 2 Freunde fürs Leben gefunden, die zwar sehr verschieden waren und sind, sich aber wohl gerade deshalb so wunderbar ergänzt haben. Den Begriff Diplomingenieur sehe ich in diesem Zusammenhang als wichtig an.
Die Abänderung heute verstehe ich selber nicht als Abmildern des Vorherigen sondern als notwendige Korrektur, weil die vorherige Fassung ein falsches Licht auf das reale Geschrieben warf. Es war wirklich, abgesehen von Wotan, mehr Missachtung als Gewalt. Der Begriff Vertrauen ist natürlich aus der jetzigen Perspektive entstanden, da gebe ich Dir Recht.
Eine nähere Auseinandersetzung mit Vater und Stiefmutter würde den Rahmen dieses Textes sprengen, es ging mir, ähnlich wie im Song von Bruce, um eine Geschichte unter Geschwistern.
 
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Könntest Du genauer erläutern, was bei dem Text nicht funktioniert?

Ich kann es gerne versuchen. Zunächst hat es mir einen zu starken "Berichtsstil". Sorry, bin selber definitiv kein Texter, und kann's nicht besser ausdrücken. Dinge wie "Es war das Jahr X, da ...", "Mein Bruder hieß Wotan, der ...", "Die Märklin Bahn", "Der Diplomingenieur". Einiges ist sperrig, wie "Peter wurde später Diplomingenieur" (später könnte entfallen, der Dipl.-Ing. könnte umschrieben werden), oder " Mir fehlte jegliches Selbstbewußtsein." (jegliches klemmt auch ziemlich, vielleicht "Ich wusste nicht mal, wer ich war"?). Vom Fluss her kriege ich da keine Melodie dazu, auch keine Rapp, aber das kann durchaus an mir liegen.

Es gibt übrigens auch viele Formulierungen, die mir gut gefallen:

Z.B. "..., und ich hatte schon verlorn".

Auch der Refrain 1:

Es heißt Blut ist dicker als Wasser.
Nichts ist stärker, da kannst Du drauf bauen
Doch als Kind haben mich die Geschwister.
Nicht geliebt sondern meistens verhauen

Aber bitte in der ursprünglichen Fassung. Ich verstehe Deine Motivation zur Änderung, aber die rumpelt wieder...

Gruß,
glombi
 
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//Text entfernt//
Das kommt auf jeden Fall raus - für mich sogar in der vorigen Fassung.

Vielleicht gibt es aber auch noch eine andere Variante, die passen könnte ... denn vertrauen paßt für mich noch nicht ganz: die haben Dich verachtet, ausgegrenzt, auf Dich herab gesehen, Dir nichts eigenes zugetraut - das wären so Sachen, die mir dazu einfallen würden ... gerade als die älteren Geschwister gäbe es gar keine Grundlage, Dir zu vertrauen - das würde ja bedeuten, dass sie Dir etwas überlassen, was sie selbst nicht tun können oder wollen und deshalb Vertrauen zu Dir haben müssen ...

Zunächst hat es mir einen zu starken "Berichtsstil". Sorry, bin selber definitiv kein Texter, und kann's nicht besser ausdrücken. Dinge wie "Es war das Jahr X, da ...", "Mein Bruder hieß Wotan, der ...", "Die Märklin Bahn", "Der Diplomingenieur".
Das ist mir auch aufgefallen - habe es aber nicht so gut rüberbringen können wie glombi - es wirkt dadurch als würdest Du als neutraler Beobachter über etwas berichten ... und das paßt glaube ich nicht. Selbst mit dem Abstand als nun Erwachsener bist Du immer noch Du und nicht unbeteiligt ...

Ich befinde mich grad im Urlaub auf Korsika und hab deshalb genug Ruhe und Zeit.
Das ist gut - ich finde, es gibt songs, da können Ruhe und Muße nicht schaden ...

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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denn vertrauen paßt für mich noch nicht ganz: die haben Dich verachtet, ausgegrenzt, auf Dich herab gesehen, Dir nichts eigenes zugetraut -[/QUOTE

Ich glaube nicht, dass sie mich verachtet haben, sie haben mich aber ausgegrenzt, zumindest dann, wenn es um ihre Intrigen gegen die Stiefmutter ging. Ich verstehe das heute sogar sehr gut, ich hätte an ihrer Stelle vermutlich ähnlich gehandelt, schließlich hab ich ja alles, was sie ausgeheckt hatten, was meiner Mama schaden sollte, brühwarm an sie weiter erzählt, wenn ich es mitbekommen hatte. Ich hatte, habe, keinerlei Erinnerung an meine richtige Mutter, ganz im Unterschied zu allen meinen Geschwistern. Deshalb verstand ich nie ihre Motivation, damals.
Ich denke, es ging sehr wohl um Vertrauen bzw. Mißtrauen.
 
Zunächst hat es mir einen zu starken "Berichtsstil".

Das mit dem Berichtsstil ist richtig, es handelt sich schließlich um einen autobiographischen Text. Ausserdem liegt mir ein mMn abgehobener Lyrikstil nicht, wäre hier auch gar nicht angebracht, denn es geht um mich als Kind, und da war ich noch kein Rilke-Leser.
Ich wüßte nicht, wie ich es besser, anders machen sollte. Dein Vorschlag „Ich wußte nicht, wer ich war“ ist sicher gut gemeint, gibt aber in keiner Weise mein damaliges Denken und Fühlen wieder. Ich wußte ziemlich genau, wer ich war.Ich beschreibe das an einer Stelle mit der Zeile „ich war so allein“. Das sagt doch schon alles, oder? Das, was im Text von mir als Bericht rüberkommt, will ich, ähnlich wie mein Vorbild „Highway Patrol Man“, wo es auch so eine Berichtform gibt, durch eine seeehr melancholische Musik emotional verstärken.
Ich verstehe Deine Motivation zur Änderung, aber die rumpelt wieder...
Was rumpelt an meiner Motivation? Mein Motiv war, die Aussage mehr auf den Punkt zu bringen. Manchmal ist Ausgrenzung schlimmer als vorübergehende körperliche Gewalt, wie sie halt bei Kindern mal vorkommt. Viel schlimmer ist, wenn niemand mit Dir spielen oder auch nur reden will.
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Das ist gut - ich finde, es gibt songs, da können Ruhe und Muße nicht schaden ..

Das stimmt genau, passiert mir immer wieder, dass ich im Urlaub anfange, richtig kreativ zu werden. Macht wohl die „frische“ Umgebung. Gestern hat tatsächlich eine Melodie Form angenommen, ich hab sie auf meiner Reisegitarre von Washburn hingezaubert. ;-) Leider gibts hier auf dem Campingplatz kein Wlan und mein Mobiles Surfvolumen ist so gut wie aufgebraucht, deshalb kann ich den Song erst Sonntag, wenn ich zurück bin, zur Dropbox hochladen.
Sorry übrigens für meinen Fehler bei meiner gestrigen Antwort, da ist mir wohl was von der Formatierung beim Schreiben auf dem Handy abhanden gekommen.
 
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Die Änderung, bzw. deren textliches Resultat natürlich. Ich fand die erste Version für einen Songtext einfach besser, mehr nicht...

Ok, das verstehe ich. Es müsste halt ein Wort sein was zum Reim passt, also ein Reimwort auf „bauen“. Im Moment fällt mir da nichts Sinnvolleres als „vertrauen“ein, aber vielleicht jemandem im Forum?
 
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Ich spiel einfach mal ein paar Sachen durch:
Es heißt Blut ist dicker als Wasser.
Nichts ist stärker, da kannst Du drauf bauen.
Doch die Geschwister machten/bildeten (eine) Front
daran hatte ich (reichlich) zu kauen

Es heißt Blut ist dicker als Wasser.
Nichts ist stärker, da kannst Du drauf bauen.
Doch die Geschwister hatten zu mir
und zur neuen Mutter kein Vertrauen.

Es heißt Blut ist dicker als Wasser.
Nichts ist stärker, da kannst Du drauf bauen.
Doch meine Geschwister blieben unter sich,
das war schwer zu verdauen.

Es heißt Blut ist dicker als Wasser.
Nichts ist stärker, da kannst Du drauf bauen.
Doch wo ich als Kleinster blieb
danach mußte ich selber schauen.

Es heißt Blut ist dicker als Wasser.
Nichts ist stärker, da kannst Du drauf bauen.
Doch nur ich mochte die neue Mutter,
mußte viel einstecken und viel verdauen.

x-Riff
 
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Hi, @n****t,

Ich habe deinen Text gleich gelesen, melde mich aber jetzt erst. Der Grund: mit gefiel der Text nicht sonderlich, aber das alleine reicht nicht für eine konstruktive Kritik. Der "Berichtston", der manchen aufgestoßen ist, ist wohl der Grund meiner Ablehnung.
Klar, der Inhalt ist biografisch. Es gab bestimmte Konstellationen in der Familie, die zu einer schwierigen Kindheit führten, und den einzigen Schulkamerad, der einen Gegenpol bildete, und diese Begebenheiten hast du sachlich dargestellt. Was dabei herauskam ist für mich kein biografischer Liedtext, sondern eine Biografie, und zwar in romanhafter Breite erzählt.
Ein Liedtext ist aber kein Roman. Wenn man ihn mit einem literarischen Genre vergleichen will, dann mit der Kurzgeschichte. Schon allein wegen der Kürze.

Der Text von Springsteens "Highway Patrolman" gefällt mir auch nicht besonders, aber er funktioniert, weil er viele Merkmale einer Kurzgeschichte besitzt:

1. Wenige - heir nur 2 - Personen, der Patrolman und sein Bruder Franky sind beteiligt. Maria kommt nur als Symbol für deren brüderliche Verbundenheit vor, und sonst gibt's nur wenige Statisten (ein blutender Junge und ein weinendes Mädchen, beide namenlos).
2. Die beiden Personen werden plakativ charakterisiert - der Patrolman als ehrlichen Mann, der Bruder als Taugenichts. Keiner der beiden Charaktere entwickelt sich im Laufe der "Geschichte", und diese plakativen Charakter führen zum Konflikt - ein wichtiger Begriff bei der Kurzgeschichte.
3. Es werden keine Hintergründe dargestellt. Wir sehen einen ehrlichen Patrolman und einen Taugenichts von Bruder. Das reicht. Wie und warum sie so geworden sind, interessiert nicht.
4. Eine klare Erzählperspektive wird eingehalten. Alles wird aus der Sicht des Patrolman dargestellt. Dessen Gedanken - z.B. "Wer seiner Familie den Rücken kehrt, taugt nichts" - werden erzählt; die Gedanken des Bruders nicht.
5. Auch die Entsetzlichkeit der Tat des Bruders wird nicht beschrieben, sondern mit dem Weinen des namenlosen Mädchens gezeigt. (Kardinalregel der Kurzgeschichte: "Show, don't tell" - "Zeigen, nicht erzählen.")

Hinter diesem Liedtext steht natürlich eine Romanhafte Metageschichte. Der Patrolman ist wohl nicht ohne Grund ein ehrlicher Mensch geworden, der Bruder nicht ohne Grund ein Taugenichts. War es wegen des Vaters? Der Mutter? Einer Scheidungsgeschichte, die den Jüngeren Bruder zur falschen Zeit seiner Entwiklung erwischte? (Wir wissen nicht, wer der ältere Bruder ist, und wie groß der Altersunterschied ist.) Und was ist mit dem blutenden Jungen und dem weinenden Mädchen? Hat sie womöglich Frankie wegen dem Jungen verlassen? Oder haben die beiden eine Liebesbeziehung gelebt, die Frankie versagt blieb?
Fragen über Fragen - aber für eine Kurzgeschichte - oder Liedtext - völlig irrelevant.
Relevant ist nur, dass der Patrolman seinen Bruder vor der Landesgrenze nicht aufgehalten hat, obwohl er es wegen der Schwere des Vergehens hätte tun müssen.

In deinem Text sehe ich:

1. Zu viele Personen: Du, Geschwister (besonders Wotan), Vater, Mutter, Stiefmutter, Schulkamerad.
2. Entwicklungen: Wotan ändert sich wegen des Unfalls, wichtig ist aber nur, dass er Epileptiker ist.
3. Hintergründe: wie du zu einer Stiefmutter gekommen bist, kann man sich denken. Wie der Wotan zum Epileptiker wurde, ist zwar tragisch, aber seine Epilepsie an sich ist genug, um deine Verbundenheit mit der "neuen Mama" zu zeigen.
4. Du schreibst zwar in der 1. Person, aber du stellst die inneren einstellung anderer dar, z.B. dass die Geschwister dich nicht geliebt haben
5. Du erzählst, was du leicht zeigen könntest: "Meine Mama hat es nicht leicht gehabt / Die Geschwister mochten sie nicht. / Sie trauerten der toten Mutter nach.

Was du noch versuchen könntest:
1. Reduziere dich auf das Wesentliche: du und deine neue Mutter. Lass die leibliche Mutter, an die du dich nicht erinnerst, nicht erst in Erscheinung treten. Dein Vater scheint auch keine wichtige Rolle zu spielen, außer, dass er neu geheiratet.
2. Gehe von der Konstellation aus, die du erlebt hast. Was vorher war, lass weg!
3. Sage, wie es war, nicht wie es so geworden ist.
4. Rede nicht von Liebesentzug - nenne Beispiele!
5. Wenn's nicht anders geht, löse deine Erzählung in Dialog auf, z.B.: "Meine Mama hat oft geweint, wenn sie sagten, 'Du bist nicht unsere Mutter'"

Ich hoffe, dass diese Kritik nun konstruktiv genug ist!

Cheers,
Jed
 
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Ich hoffe, dass diese Kritik nun konstruktiv genug ist!

Cheers,
Jed

Danke! Auf sowas hab ich gewartet. Das hilft mir textlich wirklich weiter, werde darüber nachdenken und den Text gegebenenfalls anpassen.
Danke für Deine Mühe!
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Es heißt Blut ist dicker als Wasser.
Nichts ist stärker, da kannst Du drauf bauen.
Doch die Geschwister hatten zu mir
und zur neuen Mutter kein Vertrauen.

Danke für Deine Vorschläge, die alle passen und sinnvoll sind.
Am besten gefällt mir der obige Refrain.
 

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