Ist doch wie immer sehr müßig. Jeder hat seine Definition von "mords Sustain" und "differenziertem Klang".
Ich besitze noch meine erste eGitarre, eine Collins Strat, der ich nicht vorwerfen könnte eine schlechte Gitarre zu sein. Toll bespielbarer Hals (subjektiv), gutes Setup (subjektiv) und bringt Sustain mit (aber fragt nicht nach Sekunden). Natürlich sind in so einer 120 Euro Gitarre von 2002 keine 80 Euro Tonabnehmer drin (HSS), aber am Hals klingt sie nett, an der Brücke fett. Die Mechaniken sind schlecht, da würde der billig Satz von HB wohl Wunder wirken.
Natürlich würde kein 5000 Euro CS Besitzer diese Gitarre auch nur in die Hand nehmen, aber sie tut was sie soll.
Ich denke gerade selber so ein wenig nach. Wieso denke ich, dass die genannte Collins gar nicht schlecht ist? Hab ich denn schon mal schlechtere eGitarren gespielt?
Yes indeed!
Ganz früher hatte ein Kumpel eine Klampfe, wenn ich mich bloß an das Design oder die Marke erinnern könnte...das war irgendwas in gleicher Preisklasse, aber viel aufgemotzter und mit HH Bestückung. Sah ganz fresh und cool aus und ich war eigentlich irgendwie neidisch weil ich mit diesem altbackenen Strat Ding optisch nix vom Stapel riss. Aber ich war auch nur "irgendwie" neidisch. Ich erinnere mich an einen grausigen clean Klang und sobald Zerre dazu kam klang da nix mehr gerade. Nicht mal Powerchords klangen annähernd gut, alles total verwaschen. Da muss ich mal in Eigeninteresse nachforschen, was das bloß für ne Gitte war - ich kenne jemanden, der noch Fotos haben könnte
Und dann gibt es noch so einen ähnlichen Fall. Anderer Kumpel und schwarze "metal axe", wie ne Ibanez nur mit mehr Kanten, zackiger. Auch HH Bestückung. Das Ding klingt wirklich in jeder Lebenslage einfach nur schlecht. Und fiept.
Ich bin so einer, der nimmt halt ne Gitarre in die Hand und daddelt damit rum, auch unverstärkt. Nicht so nach dem Motto "ey seht alle her was ich schon wieder gelernt hab jeah wie geil ich bin und du da hinten kannst ja nich ma Gitarre spielen" sondern einfach nur so. Ich liebe Gitarren und ich bin immer ein bisschen gespannt, wie sich eine fremde Gitte so anfühlt. Bei der Gitarre von meinem buddy ist dies nicht so. Die guckt mich traurig an, wie so n Hund, der gestreichelt werden will. Aber ich ignorier die. Die ist einfach fürchterlich.
Ich hatte ne dunkelblaue Ibanez grg170dx, deren Tonabnehmer wirklich nicht das Wahre sind (waren). Gegen die beiden vorweg genannten Modelle ist die ein Traum. Obwohl sie auch zum fiepen neigt bei zu viel Gain am Amp (bei zu wenig klang sie aber nicht gut - Messergrat). Cool wie ich in den Zeiten umher springe. Liegt daran, dass sie noch in der "Familie" ist. Mein Basser hat sie mir abgekauft.
Die ist richtig schön leicht, hat ein sehr brauchbares Setup, einen sehr geilen Hals(!) und schreit eigentlich nach besseren Tonabnehmern und ggf besseren Mechaniken.
Als schlecht würde ich sie dann auch nicht mehr bezeichnen.
Übrigens kamen Collins und Ibanez ohne jeglichen Verarbeitungsmangel daher! Keine überstehenden Kanten oder unsauber gefräster Kunststoff. Das fand ich schon sehr beeindruckend in der 100 - 250 Euro Klasse (2002 und ca. 2006). Ich erinnere mich da an einen alten Bandkollegen mit seiner 2000 Euro Gitarre mit der Ahorndecke mit Katsche und schlechten Bindings und unsauberen Inlays. Das sind nämlich in der Preisklasse genau die Dinge, die man bezahlt. In meinen Augen Merkmale einer "schlechten" Gitarre. Aber sie klang wirklich, wirklich gut. Darum hüte ich mich sie als schlecht zu bezeichnen
Und ein Nachwort:
Ich bin der Überzeugung, dass man aus jeder Gitte was machen kann. Vorausgesetzt man bekommt sie oktavenrein und die Verkabelung so, dass n Signal an den Amp geht.
Jack White wurde schon genannt. Jemand von diesem Format guckt einfach mal, welche Musik um den Stil der Gitarre passt. Oder zwingt die Gitarre zur Kooperation.
Natürlich kann man nicht mit jeder Gitarre "seinen Sound" suchen/finden, oder sweet child of mine klonen etc etc. Aber da kann die Gitarre nix für, sie will ja nur gespielt werden.