Sehr interessantes Thema, wenn auch ein sehr subjektives!
Ich denke, dass sich unter Berücksichtigung folgender Punkte vermeiden lässt, dass in den eigenen vier Wänden eine „Gurke“ einzieht:
1. Gründliche Modellrecherche
2. Festlegung eines realistischen Budgets
3. Vergleich ähnlicher Modelle (Test, im Internet Hörbeispiele, Bewertungen)
4. Seriöse Quelle qualifizieren
Zu 1.:
Im Dschungel an Modellen lohnt sich gerade bei Unwissenheit ein Blick auf das große Idol und der Gang in ein Musikgeschäft. Wer sich online eine Halbakustik wegen der schnieken Optik kauft und beim High Gain Death Metal später nur Rückkopplungen erntet, der hat’s nicht anders verdient. Es lohnt sich immer, verschiedene Modelltypen anzuspielen, auch wenn es sich nicht um die handelt, die man später kauft. Liegt mir eine Tele/Stratocaster überhaupt, fällt mir das Spiel auf einer Les Paul generell leicht, komme ich mit dem Volumen einer Halbakustik überhaupt klar?
Bei meiner ersten wirklich guten E-Gitarre habe ich (damals noch mit meinen Eltern) das lokale Musikgeschäft aufgesucht, wo ein sehr netter älterer Mann sich viel Zeit genommen hat, um für mich ein passendes Modell zu definieren. Das Modell Les Paul war für mich damals ein Muss, weil ich Green Day Fan war, was Schwingverhalten, Sound und Bespielbarkeit angeht, wurde mir damals geholfen wo ich selbst nicht Bescheid wissen konnte. Es gibt natürlich auch das Gegenteil guter Beratung: gerade erst letzten Samstag saß ich mit einem Kumpel zusammen, der sich vor ca. 2 Jahren eine Gibson fabrikneu gekauft hat – und bei der Saitenhöhe konnte man Wäsche dran aufhängen. So hatte man ihn damals als Anfänger aus dem Geschäft geschickt. Es ist daher wichtig, dass man neugierig ist, sich nicht scheut, sich auch mal einen Nachmittag einzumieten und auf Fragen einlässt – jeder Verkäufer ist Dienstleister, und wenn ich nicht will, dann verkauft er mir auch nichts!
Zu 2.:
Ich erlebe es immer wieder, dass Freunde bei mir durchkommen und sich wundern, wie lebendig eine Epiphone oder Squier für „das Geld“ klingt. „Das Geld“ ist ein absolut irreführender Begriff meiner Meinung nach: die meisten hier müssen sich ihr Hobbygeld hart verdienen, es ist deshalb keine Schande, im Budget zu bleiben oder auch mal „weniger auszugeben“. Gerade im Bereich unter
1.000 EUR halte ich es für falsch, sich ausschließlich auf eine „große Marke“ zu versteifen. Meine Meinung ist, dass gerade im Bereich
300-700 EUR viele kleine Marken mehr fürs Geld liefern als die Großen. In besagtem Preisbereich hat mich bspw. noch nie eine Gibson ggü. einer Epihone wirklich überzeugt. Kleine Upgrades sind oft verschmerzbar. Und wie immer, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Zu 3.:
Unabhängig davon, ob der Gang ins Musikgeschäft nun befriedigend war oder nicht, sollte man sich heute problemlos im Internet zusätzlich informieren können. Es gibt Internetportale, bei denen tagein/tagaus Modelle getestet, verglichen und bewertet werden. Ich habe Parameter, die ich über solche Portale besser bewerten kann, als im Musikgeschäft (bspw. die Produktion und Historie, Baumaterialien, Anfälligkeiten etc.). Ladenverkäufer wollen verkaufen – und so wird das Gewicht einer Gitarre plötzlich zum großen Qualitätsmerkmal. Lieber reservieren, heim gehen und recherchieren. Es lohnt sich, mehrere Meinungen einzuholen und selbst eine daraus abzuleiten. Bei solchen Internetrecherchen ist immer dann Vorsicht geboten, wenn nicht einschätzbar ist, auf welchem Equipment Hörbeispiele aufgenommen wurden oder wenn ableitbar ist, dass es sich hier um eine Sponsored Review handelt. Auf einem dicken Boutique Amp klingt selbst eine Aldi-Klampfe noch nach dem Bund fürs Leben.
Zu 4.:
Neben den üblichen Online/Offline-Anbietern gibt es einen riesigen Gebrauchtmarkt, bei dem man gute Schnäppchen erstehen kann. Gerade da gilt es jedoch, genauer hinzuhören.
Warum verkauft er die Gitarre?
Wurde sie im Laden oder online gekauft, vllt. erst vor einem Monat?
Wie wirkt der Verkäufer auf mich?
Ich bin ehrlich, wenn ich eine Gitarre gebraucht kaufe, dann werde ich sehr intim. Da muss sich auch kein Verkäufer wundern, wenn ich Ihn frage, wie lange er schon spielt und was er spielt, ob er den Verkauf „nötig“ hat oder was ihn generell zum Verkauf bewegt. Gerade bei Blindkäufen kann man so Risiko ausschließen (die meisten werden ehrlich sein, aber auch hier gibt es schwarze Schafe, daher lieber eine Frage zu viel als zu wenig). Generalsprüche wie „eine XY liegt mir einfach nicht“ sollten nie hingenommen werden. Eine Rückfrage reicht, um vllt. mehr Details zu erhalten (…weil der Hals für meine Hände zu dick ist / …die Gitarre zu schwer ist / …die PUs dermaßen heiß sind, dass ich mit meinem 40 Watt Amp kaum einen schönen Clean Sound in einer annehmbaren Lautstärke hinbekomme).
Im Bereich der E-Gitarre hatte ich eine Gurke – meine allererste.
Dies war eine Set-Gitarre von Johnson. Ich hab sie für 50 EUR versilbert und daraus gelernt.
Bei den Akustikgitarren hatte ich eine 12-Saiter HB, die mechanisch einfach nicht der Knaller war. Wenn die Stimmmechaniken einer 12-Saiter nicht länger als 10 Minuten halten und es bereits im 5. Bund scheppert, dann ist sie nicht mehr, als eine Probiergitarre (liegt mir eine 12-Saiter oder nicht). Versilbert an den Nächsten, der dass testen will.
Die Lagerfeuerwestern von HB, die ansonsten noch bei mir steht, ist in Ordnung für ihren Zweck.
Ich freue mich über dieses Thema.
Man will als Gitarrist ja eher selten zugeben, dass etwas mal nicht so dolle war.