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hmmueller
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Naja - "angegriffen" ist glaube ich nicht der Punkt. Das wichtige ist, dass man erstens unter "Mathematik" verschiedenes verstehen kann (was die Mathematiker deshalb, wenn auch schwammig, zu unterscheiden versuchen), aber außerdem viele Leute Dinge unter "Mathematik" inkludieren, die nach allgemeinem Verständnis nicht dazugehören. Also versuch ich's auseinanderzusortieren:
a) "Mathematische Verhaltensweisen": Zählen gehört dazu, Vergleichen von Größen. Nach allgemeiner Auffassung ist das noch nicht Mathematik (obwohl sich Leute wie Polya usw. schwer tun, die Grenzen zu ziehen - das muss man zugeben).
b) "Anwendung der Mathematik": Grundrechenarten "können und tun" - mit ganzen Zahlen, Kommazahlen, Brüchen; geometrische Konstruktionen anwenden (etwa beim Zeichnen eines Plans). Das fällt in der Umgangssprache schon unter Mathematik - das Schulfach Mathematik etwa besteht auf der ganze Welt großteils aus solchen Inhalten.
Die bisherigen 2 Punkte sind "unreflektiert" - sie machen nicht das mathematische Tun selbst zum Problemgegenstand. Bei den nächsten drei Punkten ist das anders:
c) "Angewandte Mathematik": Das Aufstellen von Regeln und Verfahren für die Anwendung der Mathematik (also für b)). Beispiele: Auflösungsformeln für quadratische, kubische, ... Gleichungen entwickeln; Summenformel für ungerade Zahlen erstellen; Konstruktion für Winkelhalbierung finden.
d) "Theoretische Mathematik": Das Behandeln der Strukturen, die selbst aus mathematischem Nachdenken entstehen. Beispiele: Rausfinden, wieso man keine Auflösungsformeln für Gleichungen fünften und höheren Grades finden kann. Beweisverfahren wie vollständige Induktion für Korrektheit von Summenformeln finden. Rausfinden, wieso sich mit Zirkel und Lineal ein Winkel nicht dreiteilen lässt.
e) Philosophie der Mathematik: Das Behandeln der Mathematik als Denktätigkeit. Beispiele: Rausfinden, wieso es einen Unterschied zwischen bewiesenen und unbewiesenen Behauptungen gibt ...
Und jetzt kann man diese einzelnen Punkte mit der Musik koppeln - aber jede/r, der zu diesem Thema was sagt, sollte klar sagen, auf welcher Ebene sie/er die Kopplung herstellen (oder dementieren) will - so wie im vorherigen Posting "Zwei Achtel zu einer Viertel zusammenzählen ist auch schon Mathematik.": Das ist b) = "Anwendung von Mathematik".
Hier sind meine Ansichten dazu, wie die obigen "Ebenen von Mathematik" sich zur Musik verhalten:
a) Das tun wir (und schon manche Tiere) immer wieder, "ohne dass wir anders können". Natürlich auch in der Musik. Aber es ist ja keine Mathematik, also gibt es hier keinen Konnex.
b) Auch das tun wir aus praktischen Gründen immer wieder - das ist aber natürlich auch bei Musik nichts Spezielles: Ja, zwei Achtel ergeben ein Viertel. Das stimmt aber sowohl bei Wein wie bei Musik wie bei Erbteilen, macht aber aus keinem dieser Gebiete irgendwas, was "mit Mathematik zu tun hat".
Natürlich kann die Anwendung der Mathematik in der Musik trotzdem an einzelnen Stellen sehr intensiv sein - ein gutes Beispiel sind sicher Andreas Werckmeisters Berechnungen, die für die damalige Zeit schon eindeutig unter (großartige) "Wissenschaft" fallen.
Und wenn einzelne Kompositionen sich in einer konkreten Form (bitte nicht "irgendwie" "inspiriert" - das zählt nicht) an mathematische Berechnungen oder Algorithmen halten, dann ist das ebenfalls offensichtlich eine Verbindung, die man nicht leugnen kann.
c),d),e) In all diesen Bereichen ist die Musik viel weniger als viele andere menschliche Betätigungsfelder mit der Mathematik verbunden. Natürlich sind alle Ingenieurs-/reale Physik-nahen Dinge hier im "Vorteil", weil die Welt der Dinge selber, wie sich seit ca. 500 Jahren erwiesen hat, sich extrem an mathematische Regeln hält. Bei allem von Menschen Geschaffenen (im weitesten Sinn) ist das allerdings nur mehr graduell der Fall - Wirtschaft (das müssen die Wirtschaftswissenschaftler endlich lernen ... dort wurden und werden Nobelpreise noch immer für die falschen Erkenntnisse vergebn - ähm, sorry für den Ausrutscher), Musik, Juristerei, Kunst, Politik ... so ungefähr in fallender Reihenfolge (aber das diskutiere ich jetzt nicht drüber ...).
Summa summarum: Eine konkrete Kopplung von einzelnen musikalischen Ergebnissen an konkrete Verfahren der Mathematik kann und wird es immer wieder geben: Sei's eine Stimmung von Werckmeister, aber auch eine konkrete Komposition (bei der im ersten Posting genannten kann ich das nicht beurteilen, bin aber sehr skeptisch, weil eben kein solcher konkreter, mathematisch nachvollziehbarer Konnex hergestellt wird).
Eine enge, konkrete Kopplung von "Musik" und "Mathematik" auf allen Ebenen von b) bis e) negiere ich.
Harald M.
a) "Mathematische Verhaltensweisen": Zählen gehört dazu, Vergleichen von Größen. Nach allgemeiner Auffassung ist das noch nicht Mathematik (obwohl sich Leute wie Polya usw. schwer tun, die Grenzen zu ziehen - das muss man zugeben).
b) "Anwendung der Mathematik": Grundrechenarten "können und tun" - mit ganzen Zahlen, Kommazahlen, Brüchen; geometrische Konstruktionen anwenden (etwa beim Zeichnen eines Plans). Das fällt in der Umgangssprache schon unter Mathematik - das Schulfach Mathematik etwa besteht auf der ganze Welt großteils aus solchen Inhalten.
Die bisherigen 2 Punkte sind "unreflektiert" - sie machen nicht das mathematische Tun selbst zum Problemgegenstand. Bei den nächsten drei Punkten ist das anders:
c) "Angewandte Mathematik": Das Aufstellen von Regeln und Verfahren für die Anwendung der Mathematik (also für b)). Beispiele: Auflösungsformeln für quadratische, kubische, ... Gleichungen entwickeln; Summenformel für ungerade Zahlen erstellen; Konstruktion für Winkelhalbierung finden.
d) "Theoretische Mathematik": Das Behandeln der Strukturen, die selbst aus mathematischem Nachdenken entstehen. Beispiele: Rausfinden, wieso man keine Auflösungsformeln für Gleichungen fünften und höheren Grades finden kann. Beweisverfahren wie vollständige Induktion für Korrektheit von Summenformeln finden. Rausfinden, wieso sich mit Zirkel und Lineal ein Winkel nicht dreiteilen lässt.
e) Philosophie der Mathematik: Das Behandeln der Mathematik als Denktätigkeit. Beispiele: Rausfinden, wieso es einen Unterschied zwischen bewiesenen und unbewiesenen Behauptungen gibt ...
Und jetzt kann man diese einzelnen Punkte mit der Musik koppeln - aber jede/r, der zu diesem Thema was sagt, sollte klar sagen, auf welcher Ebene sie/er die Kopplung herstellen (oder dementieren) will - so wie im vorherigen Posting "Zwei Achtel zu einer Viertel zusammenzählen ist auch schon Mathematik.": Das ist b) = "Anwendung von Mathematik".
Hier sind meine Ansichten dazu, wie die obigen "Ebenen von Mathematik" sich zur Musik verhalten:
a) Das tun wir (und schon manche Tiere) immer wieder, "ohne dass wir anders können". Natürlich auch in der Musik. Aber es ist ja keine Mathematik, also gibt es hier keinen Konnex.
b) Auch das tun wir aus praktischen Gründen immer wieder - das ist aber natürlich auch bei Musik nichts Spezielles: Ja, zwei Achtel ergeben ein Viertel. Das stimmt aber sowohl bei Wein wie bei Musik wie bei Erbteilen, macht aber aus keinem dieser Gebiete irgendwas, was "mit Mathematik zu tun hat".
Natürlich kann die Anwendung der Mathematik in der Musik trotzdem an einzelnen Stellen sehr intensiv sein - ein gutes Beispiel sind sicher Andreas Werckmeisters Berechnungen, die für die damalige Zeit schon eindeutig unter (großartige) "Wissenschaft" fallen.
Und wenn einzelne Kompositionen sich in einer konkreten Form (bitte nicht "irgendwie" "inspiriert" - das zählt nicht) an mathematische Berechnungen oder Algorithmen halten, dann ist das ebenfalls offensichtlich eine Verbindung, die man nicht leugnen kann.
c),d),e) In all diesen Bereichen ist die Musik viel weniger als viele andere menschliche Betätigungsfelder mit der Mathematik verbunden. Natürlich sind alle Ingenieurs-/reale Physik-nahen Dinge hier im "Vorteil", weil die Welt der Dinge selber, wie sich seit ca. 500 Jahren erwiesen hat, sich extrem an mathematische Regeln hält. Bei allem von Menschen Geschaffenen (im weitesten Sinn) ist das allerdings nur mehr graduell der Fall - Wirtschaft (das müssen die Wirtschaftswissenschaftler endlich lernen ... dort wurden und werden Nobelpreise noch immer für die falschen Erkenntnisse vergebn - ähm, sorry für den Ausrutscher), Musik, Juristerei, Kunst, Politik ... so ungefähr in fallender Reihenfolge (aber das diskutiere ich jetzt nicht drüber ...).
Summa summarum: Eine konkrete Kopplung von einzelnen musikalischen Ergebnissen an konkrete Verfahren der Mathematik kann und wird es immer wieder geben: Sei's eine Stimmung von Werckmeister, aber auch eine konkrete Komposition (bei der im ersten Posting genannten kann ich das nicht beurteilen, bin aber sehr skeptisch, weil eben kein solcher konkreter, mathematisch nachvollziehbarer Konnex hergestellt wird).
Eine enge, konkrete Kopplung von "Musik" und "Mathematik" auf allen Ebenen von b) bis e) negiere ich.
Harald M.