Ja, ernsthaft. Ein Gitarrenkabel hat eine Kapazität parallel zu beiden Leitern. Eine Kapazität hat einen zu tiefen Frequenzen steigenden und zu hohen Frequenzen fallenden Widerstand. Je größer die Kapazität, desto tiefer ist die Frequenz, ab der der Widerstand zu hohen Frequenzen hin sinkt. Der Widerstand sinkt allmählich, bis man (bei hohen Frequenzen) einen sehr niedrigen Widerstand ganz nahe am Kurzschluss (praktisch ein Kurzschluss) hat.
Ein Kondensator (also eine Kapazität) ist nichts als zwei Leiter mit Isolator dazwischen. Je geringer der Abstand der beiden Leiter, desto größer wird die Kapazität. Mit zunehmender Fläche der beiden Leiter (in unserem Fall der Länge des Kabels) vergrößert sich die Kapazität ebenfalls.
Wir haben also eine Kapazität zwischen Innen- und Außenleiter des Gitarrenkabels. Deren Widerstand sinkt mit steigender Frequenz. Hohe Frequenzen werden also mehr und mehr kurz geschlossen, da über die kapazität eine Verbindung zwischen Innen- und Außenleiter besteht, deren Widerstand mit steigender Frequenz sinkt. Die Kapazität ist also nichts als ein Hochpass mit 6dB Flankensteilheit pro Oktave.
Ein Tonabnehmer hat einen viel höheren Ausgangswiderstand als ein Effektgerät. Da die kapazität parallel zum Tonabnehmer in der Leitung liegt ist der Widerstand bei einer gegebenen Frequenz und Kapazität gegenüber dem hochohmigen Tonabnehmer kleiner als es gegenüber einem schon relativ niederohmigen Ausgang eines Effektgeräts der Fall ist.
Je niederohmiger also das angeschlossene Gerät ist, desto geringer wird der Einfluss der Kapazität und desto schlechter/länger kann das Kabel sein, ohne einen hörbaren Einfluss auf das Signal zu haben.
Neben der kapazität hat das Kabel auch eine Induktivität und einen ohmschen Widerstand.
Die Induktivität ist ein zu tiefen Frequenzen fallender Widerstand. Da sie (Im Gegensatz zur Kapazität) in reihe und nicht parallel liegt, beschneidet auch sie hohe Frequenzen. Man müsste aber schon sehr viele Meter Gitarrenkabel zu einer Spule wickeln, damit die Induktivität einen Einfluss hat. Deren Einfluss wird größer, wenn die angeschlossene Impedanz kleiner wird. Bei Instrumentenkabel muss man sich darum aber nicht im Geringsten kümmern, denn selbst bei extrem niederohmigen Lautsprechern braucht es noch beachtliche Induktivitäten, um einen hörbaren Einfluss zu erzeugen.
Der ohmsche Widerstand wird vom Querschnitt und der Länge der Leitung bestimmt. Auch den kann man bei Instrumentenkabeln getrost vergessen, denn er ist selbst bei dünnen, langen Leitungen klein genug, um keinen hörbaren Einfluss zu haben.
Anders sieht es bei Lautsprecherkabeln aus. Da Lautsprecher sehr niederohmig sind, haben Widerstand und Induktivität einen größeren Einfluss.
Auch hier kann man die Induktivität vergessen, so lange man das Boxenkabel nicht zu einer Spule aufwickelt.
Der Widerstand des Kabels ist bei den kurzen Boxenkabeln von Topteil zur Box (1-2m) selbst bei dünnem Klingeldraht zu vernachlässigen. Mit 1,5mm² ist man noch bei 10m Länge auf der sicheren Seite.
Man sollte sich also wegen der Kabel nicht verrückt machen. Einzig von der Gitarre zum Amp/ersten Effektgerät sollte man auf das Kabel achten. ist es kurz, darf es ruhig billig sein, ist es länger, nimmt man eines mit niedriger Kapazität. Aber auch da würde ich kein 10m Kabel nehmen, sondern lieber einen Buffer dazwischen setzen und das Kabel möglichst kurz halten.
Was die Übergangswiderstände von Steckern und anderen Verbindungen angeht, auch die spielen keine Rolle, denn sie sind winzig.
Wenn jetzt einer mit "aber ich höre es doch" kommt, sei ihm nahe gelegt mal einen doppelt verblindeten Test durchzuführen, dann verschwindet der Effekt.