Kann es sein, dass es kontraproduktiv ist, für längere Phrasen sehr viel Luft einzuatmen?
Ja!
Ein berühmter Sänger oder Sängerin soll mal gesagt haben: "Zum Singen braucht es genau so viel Luft, wie man aufnimmt, wenn man leicht(!) an einer duftenden Blume riecht." Also schnuppere mal ganz wenig an einer Blume und du wirst sehen, wie wenig Luft du dabei im Prinzip aufnimmst! Oder anderer Spruch, ebenfalls von irgend einer Gesangsgrösse: "Zum Singen braucht man nicht mehr Luft als zum Sprechen!"
Mein Problem liegt wohl darin, dass ich zu viel einatme und beim Singen überstütze. Das führt dann wohl zu einer Überspannung im gesamten Oberkörper.
Bist du sicher, dass du genug "weit hinunter" atmest? Das mit der "Überspannung im Oberkörper" tönt mir schon etwas nach falscher Hochatmung
Jedenfalls, moniaqua hat dir das mit dem nach-Luft-schnappen ja schon erklärt und als korrektes Gegenstück die reflektorische Atemergänzung erwähnt. Hinzufügen kann man da noch, dass die reflektorische Atemergänzung v.a dann gut klappt, wenn du etwas Zeit zum atmen hast. Hat man da wenig resp. im Prinzip keine Zeit (zB. in einer Koloratur), kann das Atemholen auch mal etwas aktiver sein. Mache das dann aber als
stummer Schreck. So kommst du trotzdem tief genug runter. Also kein hörbares nach Luft schnappen, damit bist du zu hoch. So kann man sich auch immer gut kontrollieren: die korrekte Atmung hört man nicht (und nimm dir da kein Beispiel an grossen Sängern, da hört man oft was
, aber die sind halt so gut, dass sie auch mit absolut suboptimaler Atmung noch gut singen!)
Überstützen kann man aber auch sonst, nämlich dann, wenn man zu wenig oder zu wenig oft abspannt, dh. zwischendurch den Bauch wieder loslässt. Dies hängt auch wieder mit der reflektorischen Atemergänzung zusammen. Ist wohl ein recht häufiger Fehler bei Singanfängern, man hat was neues gelernt und will es dann besonders gut machen
Generell kann man zur Stütze sagen: ist zwar richtig körperliche Arbeit, soll aber im Endeffekt nie ein krampfhaftes oder starres Gefühl verursachen. Korrekte Stütze ist elastisch und fühlt sich gut an.
Sollte ich vielleicht versuchen eine Weile bewusst ohne Stütze zu singen und Übungen machen, ohne vorher bewusst einzuatmen.
Entsprechende Übungen wären in deinem Fall vermutlich günstig, solange bis du das "zuviel" etwas abgelegt hast. Oder auch etwas ausatmen vor dem Singen wie moniaqua schrieb. Dazu kannst du Übungen machen die auf "h" beginnen, also zB. "haaa" oder "huuu" und das "h" etwas seufzend aussprechen (damit lässt du die Restluft raus). Gleichzeitig kannst du dich leicht in die Knie fallen lassen, also alles sehr entspannt. Die Übungen dürfen nicht zu lang und nicht zu hoch sein, so dass du praktisch keine Stütze brauchst. Machst du eine längere Übung, kannst du ganz entspannt beginnen und mit der Stütze erst gegen Ende der Übung einsetzen. Willst du in die Höhe gehen oder hoch oben beginnen geht es aber nicht mehr ohne Stütze.
Wie wichtig ist es denn beim Stützen, den Brustkorb weit zu halten?
Sehr wichtig! Man sollte im Laufe der Phrase immer weiter werden, sozusagen wachsen! Das betrifft sowohl Brustkorb wie Rücken zu gleichen Teilen! Aber ich weiss, während es beim Rücken relativ einfach geht, ist es beim Brustkorb deutlich schwieriger, da immer weiter zu werden ohne zu verkrampfen. Aber was willst du, Singen lernst du nicht in 3 Tagen
Ausdauersport und alles was das Körperbewusstsein fördert, sind da hilfreich. Des weiteren gewisse Bewegungen die du beim singen machen kannst, das hilft beim weiten und hält den Atem im Fluss. Und bei mir sind auch Bilder sehr wichtig, funktioniert bei mir viel besser, als wenn ich mir sage, du musst jetzt im Brustbereich weit werden.
Dann noch ein letzter Tipp gegen verkrampfen (wie und wo auch immer) und überhaupt für besseres Singen: es gibt ja diese Federmatten: kann dir den Namen nicht nennen weil das ev. unerlaubte Werbung wäre (Mods?), aber der Name beginnt mit "k" sie sind ziemlich dick und es gibt sie in rot und grau
Meine GL hat per Zufall so eine entdeckt und gekauft. Und der Effekt: alle Schüler stehen total (im doppeln Sinn) drauf. Es ist absolut fantastisch darauf zu singen. Gibt genau den richtigen Grad der Federung, du kannst leicht darauf Wippen, mit dem Becken kreisen, was du willst. Ich habe das Gefühl, mit dieser Matte singe ich Welten besser (und dies ist auch objektiv tatsächlich auf der Aufnahme zu hören). Ich werde mir vermutlich auch so eine Matte anschaffen, auch wenn die Dinger schweineteuer sind. Einziger Nachteil, im Konzert musst du dann ohne auskommen
Aber man kann lernen, das Gefühl wie es mit Matte ist so zu verinnerlichen, dass es dann auch ohne geht.