Wenn man Jahre singt, Unterricht hat und unzufrieden ist, muss man sich herausfordern statt entspannen. Du hast es ja selbst auch gesagt: die Komfortzone verlassen. Und das ist nunmal auch erstmal mit Stress verbunden und dazu muss man sich auch ein bisschen überwinden und zwingen.
Also ich find das alles schwierig.
Das reicht oft nicht oder führt zu nichts.
Ist jetzt nicht zu Dir, Nicole, sondern eher, wie ich das im Moment empfinde.
Aber gut, ich hatte auch keine Auftritte.
Hatte mich sehr drum bemüht, hier, da, viel geübt, Gesangsunterricht genommen, hier um Unterstützung gebettelt, da auch, in mehreren Chören mitgesungen, mich auch bei einer Band vorgestellt, bin einigen hinterhergelaufen.
Hatte ich dann keinen Bock mehr drauf. Zuviel negative Kritik.
Zu laut, zuviel Vibrato, zu schwer, zu spät, zu schrill, weiß der Geier.
Keinen Bock mehr!
Bin aus dem Chor raus, hatte gedacht, ich würde das vermissen, ist aber gar nicht so schlimm. Ich freue mich eher, dass ich mich nicht mehr ärgern muss, dass ich nicht genügend Schwarz anhab zum Chorkonzert, dass die Sonnenbrille im Haar nicht geht, dass der Rock zu kurz ist und die Strümpfe nicht schwarz genug sind, ich sing da nicht mehr zu laut, man hört mich nicht mehr raus, ich muss mir die ganzen Absprachen nicht mehr merken, ich muss die Stücke nicht mehr auswendig lernen, die Atempausen nicht mehr notieren, muß nicht zu den ganzen Chorproben hin, hab viel mehr freie Zeit, die ich für andere schöne Dinge nutzen kann.
Und der Chor vermißt mich auch nicht. Da gibt es genügend Damen im Alt, das reicht vollkommen aus.
Manchmal vermisse ich den Gesangsunterricht, den ich jetzt auch schon länger nicht mehr hatte - aber ich hätte im Moment auch gar keine Zeit dazu. Da sind so viele andere Sachen, die mir Spaß machen.
Und ich bekomme manchmal sogar Bestätigung!