... och, ist aber doch trotzdem interessant ... Musik als Druckveränderungserlebnis, das ist doch mal eine nette Abwechslung
Was mir dazu am Rande noch einfällt: wird ein identisches Schallereignis über zwei im Raum verteilte Boxen ausgesendet, nehmen wir die Position der Quelle praktisch virtuell an, also an einer Stelle, von der eigentlich kein Signal geschickt wird. Hat irgendwie etwas Transzendentes, finde ich
Ja, da hast Du wohl recht. Es kommt ja in der Natur eher
nicht vor, dass 1 und dasselbe Ereignis an 2 isolierten Stellen gleichzeitig geschieht, deshalb berechnet das Gehirn wohl aus zwei Quellen nur eine virtuelle.
Und was das wirklich Interessante am Gehör betrifft, liegt darin, dass -jeder kennt dass - Fische auf Bewegung/Druckänderung des umgebenden Mediums (in dem Fall Wasser) durch ihre Sinneszellen an der Längsseite ihrer Haut reagieren. Das Organ heißt "Seitenlinienorgan". Sie "hören" (Druckänderung) praktisch mit diesem Sensor. Nun sind das Zellen, die nach außen häufig feine Cilien (=Härchen) tragen, die in Gallerte "gepuffert" aufgehängt sind und nach innen einen Bewegungsimpuls der Cilie in eine Innervierung von Nervenzellen verwandeln. Also eine Druckänderung resultiert in einer Bewegung der Cilie, die aufgrund der Lageveränderung in der umgebenden Gallerte an einer "angeschlossenen" Nervenzelle ein elektrisches Signal hervorruft, welches an höhere Zentren zur Weiterverarbeitung weitergereicht wird.
Genau das gleiche passiert im menschlichen Ohr. Die Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel sind so konstruiert, dass sie das schwache "Gewackele" des Trommelfells (eine Membran), hervorgerufen durch Druckänderungen (Schallwellen) des sehr dünnen umgebenden Mediums Luft im Gegensatz zu Wasser mechanisch verstärken und ans Innenohr weiterleiten. Im Innenohr sind zwei Sinne lokalisiert, die auf dem gleichen Prinzip wie bei dem Seitenlinienorgan der Fische funktionieren: Gleichgewichtssinn und Gehör. In der Cochlea, der Gehörschnecke, befinden sich Cilien, die in eine Gallerte hineinragen. Wird die Gallerte zu Schwingungen angeregt, was die Gehörknöchelchen (letztlich) bewerkstelligen, überträgt sich die Bewegungsenergie auf die Cilien, die in der Gallerte abknicken und so ein Signal an Nervenzellen übertragen, die wiederum diese Ströme ins Gehirn weiterleiten, wo die ganze Verarbeitung stattfindet. Die Cochlea ist so konstruiert, dass die Gallerte frequenzabhängig an unterschiedlichen Positionen Resonanzmaxima bildet, d.h. auch die Position der Cilien entspricht immer einer bestimmten Frequenz. Ich erinnere aber nicht mehr, ob hohe Frequenzen an der breitesten oder engsten Stelle der Cochlea abgenommen werden...
Warum erzähle ich das alles? Nun, das ist im Prinzip ein leicht zu verstehendes mechanisches und hydraulisches Modell, das die Evolution schon auf viel niedrigeren Entwicklungsstufen als der des Menschen, nämlich der der Fische, angewendet hat. Wie die meisten von Euch vielleicht erinnern, kam das Leben aus dem Wasser an Land (dem Devon vor +/- 360 Mio Jahren), aber dieses Konstruktionsprinzip der Druckwandlungssensorik reicht wohl zurück ins Ordovizium (vor 470 Mio Jahren), in ein Zeitalter, als die Wirbeltiere "erfunden" wurden.
Ich hoffe, dieser Exkurs in Paläontologie und Physiologie verhilft zu einem entspannteren Umgang mit der Frage, warum zwei gleich stark angefahrene Verstärker nicht den Eindruck vermitteln, dass sie doppelt so laut sind (wirken) wie ein einzelner Verstärker. Die wirkliche Antwort liegt wohl in der weiten Vergangenheit der Lebewesen verborgen, deren Wahrnehmungsalgorithmus sich bis zu diesem Punkt hin entwickelte, um in der Evolution einen Vorteil vor einfacheren/abweichenden Wahrnehmungsalgorithmen zu erzielen. Und wir wundern uns, dass unsere Sinne eben so (und nicht anders) funktionieren?
- Na und vielleicht ist das alles nur off-topic.