Zahl möglicher Kompositionen - endlich?

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Ich würde das letzte obige Statement von Dux grob so formulieren: In der westlichen tonalen Musik und seinen 12-Tonsystemen gibt es sehr viele ähnliche Kompositionen, die sich sicherlich in ihren Varianten und Arten Kategorisieren lassen, die aber relativ gesehen nicht sonderlich viele Unterschiede untereinander aufweisen. Dies ist sicherlich auf die gemeinsamen Tonsysteme sowie die vorherrschenden und überall wiederholten und weitergegebenen Regelwerke zurückzuführen, wobei letztere mitunter viel zu einseitig verfolgt werden und teilweise als unumgänglich dargestellt werden.

Um etwas Anderes zu hören, auch anderes als zum Beispiel Jazz, sollte man sich einmal die Zeit nehmen, sich mit sogenannter "Mikrotonaler Musik" auseinander zu setzen. Das ist Musik in anderen Tonsystemen, die andere Intervalle aufweisen. Der Begriff "Mikrotonalität" rührt daher, dass man zunächst versucht hat, den Halbton, den Ganzton oder die Oktave feiner zu unterteilen. Wirklich passend ist der Begriff natürlich nur in dem Zusammenhang, im direkten Bezug auch auf das gleichmäßig temperierte 12-Tonsystem.

Für mich ist es in letzter Zeit wie ein Lichtblick: endlich finde ich Musik, die mir Neues und mehr geben kann, die wirklich mal weitere Gefühls- und Gedankenbereiche anspricht und die ungemein spannend ist.

Ich empfehle daher mal ein paar Komponisten in der zeitgenössischen Klassik, welche mikrotonale Werke komponiert haben, die auch aufgeführt und aufgenommen wurden:

Iannis Xenakis
György Ligeti
Julián Carrillo
Iwan Wyschnegradsky

Hier gibt es eine Auflistung einiger solcher Tonsysteme mit weiteren Komponisten:

http://www.ekmelic-music.org/system.htm

Ein sehr schönes Stück, um in die Materie einzusteigen, ist zum Beispiel die "Sonata for Solo Viola" von Ligeti.

Diese Musik existiert in Europa schon eine ganze Weile, nur wird sie leider nicht fair genug behandelt, als dass viele Menschen davon etwas mitbekommen würden. Dabei sind die Möglichkeiten sehr weitreichend und die Ergebnisse überzeugen schnell.

Interessanter Weise gibt es seit den 60ern und 70ern zwei unterschiedliche Richtungen in der Mikrotonalen Musik. Die einen versuchen, frei zu sein und neue Bereiche zu erforschen, während sie sich auch mit dem Bau von neuen Instrumenten beschäftigen. Die anderen versuchen, Mikrointervalle zu nutzen, um möglichst nah an die reine Intonation und ihre Verwandten heranzukommen: so wurde zum Beispiel ein Computer-gestütztes Klavier entwickelt, welches automatisch Kontext-abhängig berechnet, welche "Variante" des gerade im Sinne des 12-Tonsystems gemeinten Intervalls die optimale ist, und den entsprechenden Ton dann spielt. Mittlerweile gibt es so etwas auch als mehr oder weniger gute Computerprogramme für Jedermann. Zwischen den beiden Lagern gibt es zuweil sehr interessante Diskussionen. Ich verweise auf das Buch Musik Konzepte Sonderband: Musik der anderen Tradition - Mikrotonale Tonwelten. http://www.amazon.de/Tradition-Mikrotonale-Tonwelten-Musik-Konzepte-Sonderband/dp/3883777021
 
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Ich bin mir nicht sicher, aber ich meine, auf der Spieldose gibt es mit endlich vielen Noten und endlich viel Zeit natürlich endlich viele Melodien.
i = Anzahl der Noten, die genutzt und kombiniert werden können
t = Anzahl der Momente, in denen eine Note angeschlagen werden kann

(2 hoch (i*t)) - 1 = Menge der Melodien auf der Spieldose, ohne Minus 1, wenn man meint die Stille wäre auch eine Melodie
 
Der Beitrag ist von 2009 aber:
20/21 haben zwei Amis, 1 Musiker und 1 ITler ein Programm geschrieben dass alle möglichen Melodien der westlichen Musik errechnen und diese unter Common Creative Zero Lizenz frei für alle gestellt.
Ich meine das waren etwas mehr als 1 Mrd. möglicher Melodien bei Beschränkung auf 8 Noten, da sich ab da alles wiederholt unter Berücksichtigung von Akkorden und Rhytmus so in der Richtung.
 
Solche Berechnungen sollten muskalische Realitäten berücksichtigen, das geht aus den Angaben aber nicht hervor.
So gibt es auf der Welt natürlich wesentlich mehr als "unsere westliche Musik".
Aber auch die benutzt 12 Noten, und abgesehen von dezidierter Chromatik werden "bei uns" auf eine Oktave bezogen sehr oft Skalen mit 5 bis 9 verschiedenen Noten (Tönen) benutzt.

Die Berechnungen einschließlich der möglichen rhythmischen Varationen der Notenwerte liefert musikalisch Ergebnisse von sinnloser Aneinanderreihung bis Zufallsmelodien, bei denen eigentlich sehr viele Plagiate vorliegen müssten.
Wenn diese Ergebnisse nicht geprüft wurden, dann wäre diese "common. creative..."-Lizensierung ein sicherer Weg, sich Klagen und Schadenersatzzahlungen in gigantischer Höhe einzufangen - pleite dank Mathe und IT, wer hätte das gedacht. :D

Gruß Claus
 
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@Claus Ist ja alles schön und gut und das dürfte auch klar sein, allerdings wer bestimmt was sinnvoll ist und was nicht? Die Frage ist wie viele gibts und nicht was macht Sinn.
Warum die auf 8 gekommen sind weiß ich nicht und ich habe mich das auch gefragt. Ich kann nur sagen, dass die beiden das so gemacht haben und sie werden schon ihre Gründe gehabt haben.
So wie ich das verstanden habe war das von Anfang an klar, dass das rechtlich wenig Chancen hat, es wurde aber dennoch einfach mal gemacht.
Ich glaube nicht, dass man das verklagen kann und Ansprüche stellen, da es um eine Rechtsfrage geht.

Gerade gesucht und gefunden ... 68 Milliarden, da hab ich wohl ein klein wenig die falsche Zahl im Kopf gehabt :biggrinB:

https://www.derstandard.de/story/20...gorithmus-alle-moeglichen-melodien-generieren
 
Der Vortrag dieses Anwalts dreht sich aber um Urheberrecht und er erklärt auch, dass mit den "8 Tönen" der Tonumfang einer Oktave gemeint ist, also eigentlich "unsere" Tonleitern mit 7 Tönen bzw. das sog. Dur/Moll-System.
Sollte er selbst der Urheber der 68 Mrd. Melodien sein, dann könnte Klagen nur durch Abgleich mit geschützten Werken vermeiden, denn die wären sehr schnell erfolgreich, das legendäre Beispiel "My Sweet Lord" nennt er selbst.
https://de.wikipedia.org/wiki/My_Sweet_Lord#Plagiatsanklage_und_Prozess

Viele musikalische wie juristische Fragen bleiben aber unbeantwortet, selbst wenn man die Prämisse des Common Law akzeptiert - u.a. in Deutschand gilt übrigens ein deutlich anderes Rechtsverständnis.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rechtskreis

Gruß Claus
 
Ich versteh nicht ganz was das der juristische Hintergrund der Berechnung mit der Frage zu tun hat. Ob geschützt oder ungeschützt ändert nichts an der theoretisch möglichen Anzahl an Kompositionen.
Und auch Sinn oder Unsinn der Melodien hat erst mal nichts damit zu tun wie viele Kombis möglich sind. Das ist die einzige mir bekannte Berechnung, damit bin ich raus.
 
Bitte schau dir doch erst einmal das Video an, das Du hier selbst verlinkt hast, dann siehst Du schon viel weiter.

Gruß Claus
 
Und auch Sinn oder Unsinn der Melodien hat erst mal nichts damit zu tun wie viele Kombis möglich sind
Klar hat der etwas damit zu tun.
Denn die allermeisten theoretisch möglichen "Tonkombinationen" taugen als Melodie wohl nichts.

Thomas
 
20/21 haben zwei Amis, 1 Musiker und 1 ITler ein Programm geschrieben dass alle möglichen Melodien der westlichen Musik errechnen und diese unter Common Creative Zero Lizenz frei für alle gestellt.
Ich meine das waren etwas mehr als 1 Mrd. möglicher Melodien bei Beschränkung auf 8 Noten, da sich ab da alles wiederholt unter Berücksichtigung von Akkorden und Rhytmus so in der Richtung.
unglücklich formuliert: da geht es um alle Melodien, die mit 8 Tönen möglich sind.
Nicht um alle möglichen Melodien, da gibt es viel mehr (s.o.).
 
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