Es gibt, bei allen verschiedenen user-Perspektiven, einfach Sachen, die für jede/n selbstverständlich angesagt und gut sind oder zumindest angenehm.
2 Oktaven Transponierung bei einer modernen Workstation mit splits und layers sind einfach nicht angemessen, und solche Kinderkrankheiten sollten in nullkommanix ausgemerzt sein, genau wie die Unfähigkeit des Fantom G, externe Keyboards vom Gerät aus zu transponieren (bei sonst erstklassigen Masterkeyboard-Funktionen!). Für mich als Nicht-Yamaha-Nutzer war das übrigens neu und ist eines der Dinge, die mich von einem System-Umstieg abhalten: ich will ja nicht von einem unreifen System in ein anderes kommen, bei dem es lediglich um andere Macken und Ungereimtheiten geht.
Wenn man das Konzept einer modernen Workstation ernst nimmt, ist es ein Instrument, mit dem man einerseits live ein Basisinstrument für viele Situationen und Sound-Anforderungen hat und auf dem man zum anderen mit Hilfe eines guten Sequencers mal eben eine Stückidee in Grundzügen aufnehmen und leicht editieren kann. Natürlich ist für beides ein großes Display ein Ding von hoher Priorität auf der Usability Liste, weil ich live alle wichtigen Infos im Überblick behalte und andererseits beim Aufnehmen die Spurinformationen gut überblicken kann. Ein Downgrade vom Fantom G auf eine Yamaha XF kann ich mir auch in dieser Hinsicht nur schwer vorstellen und frage mich, wieso da jemand bei heutigen Display-Preisen einfach die Möglichkeiten verpennt.
Computer-Hardware ist extrem billig geworden, Software hat bestimmte selbstverständliche Standards erreicht und selbst Micro-Devices wie smartphones, mit Musikanwendungen von Hobby-Programmierern und von Firmen, die auch keine Spezialisten auf dem Gebiet waren, sind inzwischen oft beeindruckender und gelungener, als dieser auf Steinzeit-Dimms und nicht auf Vordermann gebrachter Linux-Software basierende Kram der großen Firmen.
Die großen Workstation-Hersteller sind schlicht und einfach nicht mehr auf Ballhöhe, und sie verkaufen das, was sie Workstations nennen und was viele von uns in der Praxis als lauwarme Kompromisse, weit unter gegebenen Möglichkeiten, empfinden, nur noch deshalb, weil es NOCH den Typ des Bandmusikers gibt, der nichts als eine leicht erweiterte Preset-Schleuder mit halbwegs ordentlichen Klängen und guter Soundumschaltung zum Gig bringen will.
Die nächste Generation von Keyboardern ist mit Computern völlig anderen Leistungs-Spektrums aufgewachsen und wird nur noch jeden auslachen, der was auf jetzigem Workstation-Level in leicht modifizierter Form anzubieten versucht.
Der Flaschenhals bei der Konzipierung von Workstations scheint mir
a) die mangelnde Qualität der OS-Programmierung (lausiges Innovationslevel, viele kleine Fehler im workflow) zu sein
und b) eng damit zusammenhängend, die Abstimmung der Hardware-Komponenten auf ein besseres Software-Konzept schon in der Planung eines neuen Gerätes.
Man kann z.B. nicht ernsthaft 2 Gb Flash ROM anbieten, aber gleichzeitig den für die Bereitstellung nötigen RAM-Speicher auf 128Mb runterfahren. Schon lassen sich große Sample-Libraries nicht mehr direkt verarbeiten.
Merkwürdigerweise sind alle aktuellen workstations voll von solchen konzeptionellen Skurrilitäten.