Ich habe den Montage 6 vorletzten Freitag bei meinem Yamaha Händler ebenfalls probegespielt. Bin dann mit dem Teil auf der Rücksitzbank nach Hause gefahren.
Hier mal meine bisherigen Erfahrungen und Meinungen (ich verzichte auf selbst geschossene Fotos, diese gibt es im Internet mehr als genug):
Was mich an erster Stelle dazu bewogen hat, den Montage mitzunehmen: der Sound. Der ist einfach Top und deckt 99% dessen was ich brauche hochwertig ab. Der Sound ist wirklich aus meiner Sicht so richtig toll geraten, alles klingt sehr poliert und hochwertig. Ich mag es so.
Pianos wurden auf allen Demos genügend vorgestellt. Mir gefallen sie sehr gut, allerdings werde ich für live Zwecke die Tiefen etwas senken müssen und auch den Body Resonanz Effekt. Der klingt Solo ausgesprochen gut und gibt dem Piano eine wundervolle Note, aber live könnte es zu matschig werden. Ich bin aber aller relativer neuer Kurzweiler ins TripleStrikePiano verliebt, das ist ein kleines 12Mb großes Wunderding und ich werde es mir zur Sicherheit absampeln um es bei Bedarf im Montage weiter zu verwenden.
Streicher. Wunderbar, cremig, realistisch und vor allem mag ich das Vibrato. Dies habe ich am Kurzen vermisst. Mit Sorgfalt eingeblendet gibt es den Streichern etwas mehr an Lebendigkeit. Mit dem Superknob oder besser dem Expression Pedal kann man da auch wundervoll zwischen einer kleinen und großen Besetzung hin- und hermorphen. Das gibt dem Gespielten eine zusätzliche lebendige Note.
Brass. Wenn wir einmal davon absehen, was realistische Bläsernahahmung auf Keyboards alles erschwert oder unmöglich macht, das was ich auf dem Montage höre, kommt dem angestrebten Popbrass Sound am nähesten. Leider muss ich sagen, dass mir hier der Vergleich mit Kronos fehlt. Polyphonisches Spielen verschiedener Einzelinstrumente eines Combos ist natürlich nicht so möglich wie es etwa in Kontakt geht, aber wenn man oktavierte Riffs spielt, dann klingt das einfach toll, druckvoll, spritzig, ganz so wie es mir persönlich gefällt. Mit dabei sind auch Falls, Run Ups und vor allem Shakes die dem ganzen noch eine realistischere Note geben, falls man es nicht übertreibt. Hier meinerseits ein ganz großes Lob an Yamaha. Mein Kurzweil ist hier leider Lichtjahre davon entfernt.
Orgel. Bekanntlich ein "Schwachpunkt" von Yamaha. Ich setze mal die Anführungszeichen, nicht um Tatsachen zu relativieren, sondern aus der Überzeugung, dass diese Tatsachen von persönlichen Bedürfnissen abhängen. Und ich persönlich brauche keine emulierte Hammond-Orgel. Ich habe sie nie gespielt, ich spiele Musik in der Orgeln zufällig vorkommen und das bißchen deckt der Montage mehr als üppig und gut ab. Mit dem letzten Betriebssystem ist euch eine mMn gute Zerre zum Leslie Effekt hinzugekommen und das rundet die Orgeln zusätzlich auf. Ich verfolge die Kritiken dazu hier im Forum und verstehe absolut jene die mehr brauchen. Der Rest ist aber mit dem Dargebotenem mehr recht als schlecht bedient.
Akkordeons. Das tut nie jemand als besondere Kategorie hervorzuheben, ich muss aber auf dieses Instrument mal zurückkommen - vorerst einmal, der Montage hat etwa 5 bis 8 verschiedene Akkordeons und sie alle klingen hervorragend. Da ist alles da was man braucht um diesen Sound zu emulieren. Das finde ich erst einmal toll von Yamaha. Ich verstehe generell nicht warum manchmal Akkordeons so stiefmütterlich von den Keyboardherstellern behandelt werden. Dieses TASTENinstrument ist fester Bestandteil in der Volksmusik aller europäischen Länder und darüber hinaus. Und trotzdem kommt es in Keyboards oft nebensächlich und schlecht gesampelt oder programmiert vor. Dafür aber sind Clavinets immer in mindestens 20 Varianten vorhanden, als ob alle in 70ies Tribute Bands spielen würden. Wenn man dam Keyboarder Banjo und Kotos anbietet, dann Bitte schön sollte ein Tasteninstrument wie ein Akkordeon ebenfalls da sein. Im Montage ist es da und es klingt hervorragend. Ob Polka, finnischer Folkswalzer oder Joe Cockers N'Oubliez Jamais, beim Montage muss man sich nicht nach Drittanbietern umsehen.
Beim Rest, ob Pad, Synth oder Lead ist für jeden etwas da. Manche finden es zu brav und sauber programmiert. Ich habe alles was ich brauche und bis jetzt gebraucht habe, gefunden. Genau in der Qualität wie ich es will und mit dem Klang wie ich ihn mir vorstelle. Ich betrachte den Montage hier wie einen Laden mit ausgestellter Ware. Da ist für jeden etwas da was er mindestens als Ausgangspunkt gebrauchen kann. Das schätze ich. Wer mehr, schmutziger, rotziger, rauher, tiefer, breiter usw usw will, der kann sich ja dann in der Synthese immer noch nach eigenen Wünschen und Vorlieben austoben. Für Otto Normalspieler ist aber die meistgebrauchte Ware vorgekocht und (fast) sofort einsetzbar da, und das gefällt mir persönlich.
FM-Synthese. Darauf möchte ich noch einmal kurz zurückkommen. FM war nie mein Ding. Als der Besitz einer DX7 den Unterschied zwischen Erste-Liga- und Looserkeyboarder ausmachte, habe ich noch brav meine Etüden am Piano exerziert. Den Rest kennt jeder. Mit dem Erscheinen des M1 war der DX7 und seine FM kalter Kaffee von gestern. Im Montage nun das Comeback, u.z. nicht zum ersten Mal. Vieles davon was ich gehört habe gefällt mir aus heutiger Sicht sehr gut. Es geht mir dabei nicht um die Emulation von akkustischen Klängen sondern eher um Pads, Leads und ähnlichem. Das hat im Montage einen natürlichen, analogen Klang und Charakter! Und das rockt!!! Oft hören sich VA Klänge in digitalen Keyboards eben wie VA Klänge an. FM klingt im Montage nicht emuliert sondern generisch. Das können Samples so nicht nachmachen. Ob nun das abgenutzte FM E. Piano, oder die Mundharmonika aus dem Song von Tina Turner, es klingt einfach genau so als ob man wirklich eine DX spielen würde. Natürlich etwas polierter da neuere Technik und viel bessere Wandler. Trotzdem, was den Unterschied ausmacht ist, dass die ursprüngliche Wärme nicht verloren gegangen ist.
Was mir bei den Sounds nicht so gut gefallen hat...
1. Um mal auf hohem Niveau zu meckern, der Dudelsack klingt wie aus einer billigen PSR aus der Mitte der Neunziger. Richtig schlecht. Bei einem 5GB Soundrom hätte man sich 100 Kb Samples ersparen können.
2. Gleich an zweiter Stelle die Panflöte. Die brauche ich derzeit in keinem Song den ich spiele, aber als ich noch einen Motif ES besaß, da bekam man eine Best of CD mit Samples aus Yamahas Samplerserie. Und darunter war eine fantastische Panflöte mit Vibrato. Keine Ahnung warum man dieses Sample hier nicht genommen hat.
3. Hall. Reverb. Do not like. Zu viel des guten. Absolut zu viel. Jeder Sound badet in diesem Hall. Klar, als Live Musiker habe ich mich an den trockenen Klang vielleicht mehr als nötig gewöhnt, aber um Himmels Willen lieber Yamaha Sounddesigner, eine Pop Brass Section mit einer 3,5 Sekunden Hallfahne zu versehen, WTF? Kirchenorgel ist das eine und Popbläser das andere. Das erste klingt trocken schlecht. Beim zweiten Sound ist es umgekehrt. Ich habe mal das unselige Hall durch ein Room Algorithmus ersetzt und siehe da, eine völlig neue Klangwelt. Generell aber ist das - scheint mir - ein unseliger Trend. Genau so klang auch der Jupiter 80.
4. Ich hatte eine Hoffnung gehegt, dass sich etwas bei Yamaha seit dem Ur-Motif getan hat wenn es um die Kontroller Belegung geht, aber leider Fehlanzeige. Ich schlussfolgere zweierlei: entweder spart Yamaha bei den Sounddesigner und erwischt zweite Klasse, oder die Klangschöpfer haben feste Anweisungen, bestimmte Kontroller wie die Pest zu meiden. Factum ist: Niemand bei Yamaha sieht einen Sinn darin, bei einem Brass Instrument oder gar bei einer Gitarre, Aftertouch zum Aktivieren von Vibrato einzusetzen. Diese Starrsinnigkeit fasziniert mich einfach. Ich erkenne so manchen Sound noch aus der früheren Motif Serie wieder. Die werden aber brav rüberkopiert ohne dass man auch nur einen Bit am Originalklang sich zu verändern traut. Das ist der Unterschied zwischen Korg und Kurzweil einerseits und Yamaha (und auch Roland) andrerseits. Das Gefühl für die Feinheiten und wie der Musiker auf der Bühne funktioniert wo beide Hände gleichzeitig spielen und keine Zeit für separate Kontroller haben.
5. Ich höre bei mehr als nur einem Sound ziemlich unsauber programmierte Loops. So etwas dürfte sich eine Firma wie Yamaha nicht leisten. Einen Klick im Loop darf man bei einem Instrument dieser Klasse und einer Firma dieser Reputation nicht hören. Dafür gibt es im Sampler a) Crossfade Loop, oder b) man versucht die Looppunkte anderswo anzusetzen. Ich persönlich leiste mir bei eigenen Samples für meinen eigenen Bedarf nicht solche unsauberen Loops und Yamaha müsste da noch viel kritischer sein. Das ist jetzt nicht oft, aber hier und da hört man es bei samplebasierten Sounds ganz deutlich.
Abschließend zum Sound möchte ich aus meiner Sicht ein falsches Mythos ausräumen:
Es wird oft gesagt, dass Yamaha sofort einsetzbare und spielfertige Sounds hat, im Gegensatz zum Kronos oder irgendeinem anderen Instrument. Das ist einfach falsch. Das gilt höchstens subjektiv und individuell. Mir klingt das Piano oder die Trompete von Yamaha schön und ich sehe es sofort im Einsatz. Aber, a) ich muss am EQ arbeiten weil der "out of factory" das Instrument individuell hervorhebt, nicht aber den Multitimbralen Einsatz (nicht nur im Keyboard sondern auch mit anderen Musikern in der Band) berücksichtigt, b) ich muss die Hallfahne herunterdrehen, c) ich muss gegebenerfalls die Kontroller nachprogrammieren weil ich keine dritte Hand fürs Modulationwheel frei habe. Das hat nichts mit "spielfertig" zu tun und so ist es auf jedem anderen Instrument. Man geht vom dargebotenem aus und biegt sich dieses nach seinen Wünschen zurecht.
Verarbeitungsqualität. Die ist Top. Und das Teil ist Made in Japan. Das gefällt mir auch. Mein Fußtaster - ich sage meiner Frau aus Spaß, dass sie damals 6 Jahre alt war - funktioniert immer noch wie vor fast 30 Jahren! Das war mein erster Fußtaster und den habe ich mir für mein erstes Keyboard, ein Technics SX-K350, gekauft. Der ist unkaputbar. Vor allem, ich wickele den Kabel beim Einpacken immer um den Taster. Die plastische Schutzhülle hat sich an der Stelle der Verbindung des Kabels mit dem Fußtaster schon gelöst, der Kabel hat sich aber immer noch nicht getrennt. Ein Yamaha Mixer, 15 Jahre alt, arbeitet immer noch tadellos in meinem Heimstudio. Wird gar nicht gepflegt und selten abgestaubt. Der Montage 6 ist sauber verbaut, alles schön griffig. Ich kann mich jetzt aber auch nicht über meine andere Keyboards beschweren, aber die Qualität zeigt sich meistens erst nach einer Weile. Aus meiner Erfahrung gehört Yamaha zu den besten was Verarbeitungsqualität und Landlebigkeit angeht. Ach und noch etwas: der Montage bootet in etwa 7-10 Sekunden. Toll für jene die darauf einen Wert legen. (Mir ist es allenfalls lieber als die 2 Minuten bei...).
Tastatur. Ich habe den Montage 6. Tastatur ist für meinen Geschmack absolut Top und Oberliga. Wunderbar. Erinnert mich sehr an den M1 und die Keyboards von Korg und Yamaha danach. Sie ist für mich auch (deutlich) besser als die 61er Tastatur von Kronos.
Anschlüsse. Was ich hier vor allem erwähnen will: 2 Fußtaster und 2 Expressionpedale, das ist Yamahas Standard. Leider. Macht auch der Rest des japanischen Trios so. Der beste unter ihnen: Roland. Bei Roland kann man auch bei den Anschlüssen für Expression Pedale normale Fußtaster verwenden und hat so mehr Möglichkeiten wenn man keine Expressionpedale braucht. Bei Yamaha und bei Korg geht das nicht. Korg bietet da noch weniger. Der König: Kurzweil, aber er gehört nicht zum Trio und spielt diesbezüglich in einer anderen (höheren) Liga.
Die Fußtaster werden global programmiert. Sustain ist vorgegeben und lässt sich überhaupt nicht andersseitig belegen. Der zweite Taster wird global belegt nach Wunsch. Wenigstens bei der Expressionpedale lässt dann Yamaha gewisse Freiheiten gelten und man kann den Expression individuell nach Bedarf von Performance zu Performance unterschiedlich programmieren. Yamahas größter Nachteil besteht immer noch darin, dass Polarität nicht im Keyboard selbst eingestellt werden kann. Arroganz pur.
Meine Kurzweil Sustain Pedale funktioniert nicht. Ich habe zwar zwei Yamaha FC5 Fußtaster, aber hätte lieber die Kurzweil Pedale verwendet die wie eine Piano Pedale gebaut ist. Ich habe zwei davon, leider aber ist es die "falsche" Polarität. Wo man dickes Geld über den Ladentisch gerreicht hat, darf man dann noch zusätzlich in die Tasche greifen. Der USB Anschluss hinten am Gerät ist auch nicht das Gelbe vom Ei, das macht Roland vor und zeigt wie es richtig geht und gehen kann. Gut ist aber, dass Yamaha einen USB3 Anschluss anbietet. Und ich finde es hervorragend, dass man über den Host Anschluss 16 Audiokanäle an den Rechner senden kann. Prima!
Leuchtendes Mäusekino. So erscheint manchen der Montage bei Dunkelheit. In meinen 25 Jahren Bühne, mit Abstand das am meisten ausgeleuchtete Keyboard. Man mag es als zu viel des guten ansehen, aber, da steckt doch ein tieferer Sinn dahinter wie mir scheint. Neu aus meiner Erfahrung ist, dass die Taster von der Intensität her unterschiedlich ausgeleuchtet werden können. Der ausgewählte Taster leuchtet intensiver als der Rest im Umfeld und so weiß man, was ausgewählt ist. Bei völlig dunkler Bühne aber sieht man auch die Taster und das ist auch etwas was ich ergonomisch als ausgesprochen gut bewerte. Man nehme beispielsweise die Scenen-Taster (blauch ausgeleuchtet) unter den Schiebern: man kann bis zu 8 Scenen programmieren und abspeichern: wenn man jeweils eine neue Scene programmiert und aktiviert, geht die blaue Beleuchtung des Tasters an. Wenn dann fünf Schalter beleuchtet sind, weiß man dass bei dieser Performance fünf Scenen programmiert wurden. Die ausgewählte Scene leuchtet dann aber intensiver und man weiß immer wo man ist.
Display. Nur kurz zur Haptik: viel Informationen, wenig Platz. Korg hat es vorgemacht, andere zeihen leider nach. Hätte ruhig größer sein können, es passiert von Zeit zur Zeit, dass man wirklich ganz genau zielen muss. Verfehlt man das angetippte Objekt, so erscheint auf dem Display an der angetippten Stelle ganz kurz ein roter "Flash", dann weiß man dass man sich vertippt hat. Mindestens ein Zoll größer hätte der Ergonomie viel gutes getan.
Klangauswahl und - struktur. Hier gemischte Gefühle: ein Schritt vorwärts, zwei rückwärts. Ich glaube, Yamaha hat die Entwickler die Roland aus seiner ausgemusterten Workstationsparte entlassen hat, angeheuert. Kurz zu Roland: da gab es eine gute alte Zeit, da konnte man Sounds noch mit Bank- und Zahltastern auswählen. Dann hat man seit dem Ur-Fantom mit Experimenten angefangen und die Ergonomie ging den Bach runter. Plötzlich musste man die gewünschten und vorprogrammierten Sounds in irgendwelche Favoriten Speicherplätzen unterbringen. An und für sich keine schlechte Idee. Aber, rolandtypisch hat man dann für 1000 Sounds nur 100 Favoritenspeicher oder man braucht zwei Hände gleichzeitig um den Sound zu wechseln. Roland ist hier fast aus dem Geschäft. Zu recht. Die schlechte Nachricht ist aber, dass Yamaha es jetzt fast nachmacht! Damit kann man leben, damit kann man sich arrangieren, das ist aber schlecht. Mich fasziniert unendlich, wenn die Hersteller diese unkontrollierte Bedürfnis haben, das Rad neu zu erfinden. Und dann erfinden sie das Recheckt und montieren es selig schauend aufs Auto und versuchen uns einzureden dass das Auto nun besser läuft und das man sich auf das hoch und runter eben nur ein bißchen gewöhnen muss. Dafür ist nun die Traktion besser. Klar, das Viereck haftet besser als der Kreis.
Nun aber zum Montage:
Performance ist der kleinste und die größte klangliche Einheit. Etwa 2000 fest vorprogrammiert und für den User stehen 640 programmierbare zur Verfügung. Sache ist - es gibt keine vorgegebenen Speicherplätze. Der User sieht erst einmal nichts. User gibt es nicht so lange bis man nicht die erste Performance erstellt und gespeichert hat. Auf welche Nummer wird diese Performance gespeichert? Auf keine!
Performances sind nicht nummeriert. Sie können also nicht direkt angewählt werden. Was hat sich Yamaha dabei gedacht? Roland. Die Sache funktioniert so: wenn man einmal seine Performances erstellt hat, dann legt man diese Performance in einer User Setlist ab. Es gibt acht User Setlisten. Jede Setlist kann 256 Performances unterbringen.
Vorteile
1. Innerhalb einer User Setlist kann man auf 256 Performances durch nur zwei Klicke auf die Taster rechts vom Display gelangen. Selbst das wechseln zur nächsten User Liste geht schnell, auch dafür sind separate Taster vorhanden. Man bewegt sich also innerhalb von mindestens 512 Sounds mit maximal drei Tastendrücken. Ergonomisch durchaus positiv.
2. Keine weiteren Vorteile.
Nachteile
1. Man kann also Sounds nur als Bestandteil der Setliste direkt auswählen. Ansonsten hört man sich die Performances durch die Kategorie Funktion durch. Das ist keinesfalls das Ende der Welt und funktioniert an und für sich problemlos. Durch die Kategorie Funktion alles durchhören, dann auswählen und das Gewünschte in der Setliste abspeichern. Das geht durch eine bestimmte Tastenkombination in Sekundenschnelle. Aber:
2. Es mag verwundern, aber Yamaha hat wohl bei seiner Marktforschung den Wunsch der User nach einer Setlistenfunktion so interpretiert, dass die User NUR eine Setliste benutzen wollen und sonst nichts. Und so kann man Sounds nur in der Setliste direkt anwählen, und sonst nicht!
3. In der Setliste sieht man die benachbarten Performances, aber man sieht nicht die Kontrollerbelegungen, die Anzahl der Parts, keine Solo und Mute Funktionen, eben alles was man sieht, wenn man im Performance Modus ist. Ich könnte verstehen, dass da eine Person ist, die kognitiv etwas begrenzt ist, aber das ein ganzes Entwicklerteam sich nichts dabe denkt, da hat Roland eine ernstzunehmende Konkurrenz bekommen. Der Weltmeister im Verschlimmbessern muss um seinen ersten Platz fürchten.
4. Nein, nein, Nummer drei ist noch nicht alles. Wie beim Teleshop, wer sofort anruft bekommt noch etwas dazu!
Stichwort: Setlist Maker, Auswahl der Performances von einem externen Gerät. Yamaha hat die 256 Speicherplätze in einer Setliste mit entsprechenden MSB/LSB PC Befehlen ausgestattet. Aber NUR 256. Noch einmal: es gibt acht User Setlisten, jede hat 256 Speicherplätze. Man kann also mit Setlist Maker innerhalb einer User Setliste am Montag 256 Performances direkt auswählen, aber man kann nicht aus der User Setlist 1 auf die User Setlist 2 wechseln. Nur INNERHALB der ausgewählten Setliste. Wir haben also 640 User Performances, wir haben 8x256 Speicherplätze in den User Setlisten zur - mehr oder weniger - direkten Auswahl, aber wir haben nur 256 Program Change Befehle für die Auswahl der in Setlisten untergebrachten Sounds. Roland, bitte den Weltmeister Pokal an Yamaha abgeben...
Was die Klangstruktur betrifft, beim Montage besteht eine Voice, bzw. ein Part aus bis zu 8 Elementen, bzw. Multisamples mit eigenen Einstellungen was Filter, Amp und Diverses bestehen. Diese Struktur besteht seit dem Motif XS und ich finde, beim Montage war die Gelegenheit, sie zu erweitern. Ist leider nicht geschehen. Es gibt nämlich eine Reihe von Sounds die alleine gar 6-7 Velocitystufen haben und wenn man dann noch bestimmte Artikulationseffekte hinzuzählt, dann reicht eine Voice, bzw. ein Part nicht mehr aus. Und so hat man dann eine Performance, bei der die Hälfte der Parts für nur einen Sound verbraucht wurden. Das betrifft das neue Piano, aber auch andere Sounds wie Streicher oder Bläser. Kurzweil macht es mir seinen 32 Elementen vor. Wenn man da 8 für Velocity Samples verbraucht, hat man noch 24 übrig und kann alles Erdenkliche erstellen.
Programmieren. Ich fasse mich kurz: ausgesprochen Vieles ist möglich. Ausgesprochen wenig ist intuitiv. Ich habe 2 Tage gebraucht um in Erfahrung zu bringen, wie ich diesen Super Knob wie gewünscht einsetze. Und das trotz existierender Videos und Anleitungen auf yamahasynth.com
Beim Jupiter 80 gings in 10 Minuten, bei Kurzweil ebenso. Bei Yamaha hat man Zwischenstationen zu beachten, die programmiert werden müssen, damit der Superknob das tut, was man will. Ich habe in 25 Jahren alles mögliche gespielt, erhebe absolut keinen Anspruch erfahren zu sein, aber Intuitiv und leicht verständlich sieht ganz anders aus. Selbst Kurzweil mit seinen unendlichen Möglichkeiten ist weitaus intuitiver bei kleinerem Display und vierfach komplizierterer Single Voice Struktur.
Beispiel:
Zwischen 2 Sounds als Crossfade zu morphen:
Bei Kurzweil legt man im Program/Patch Modus die zwei Sounds an (z.B. Streicher und Bläser), im entsprechenden Reiter legt man fest welcher Sound erklingt wenn Kontroller auf 0 und welcher Sound erklingt wenn Kontroller auf 127. Und dann wählt man den Kontroller aus. Bei Yamaha muss man erst auf der Elementen Ebene programmieren was ein Kontroller macht, bzw. welche Funktion er hat, dann muss man auf der zweiten Ebene diese Funktion als eine entsprechende Destination betiteln, genau so, ihr einfach einen Destinationnamen geben, und erst dann kann man auf der dritten Ebene diesen Destinationnamen dem Superknob zuordnen. Klingt kompliziert und ist kompliziert.
Abschließend zur Soundstruktur bzw. -auswahl:
Hier hat Yamaha überdeutlich eine klaren Schritt zurück gemacht. Es gibt 640 User Performances. Performances sind ein Sound wie Piano oder Flöte, aber auch komplexe multitimbrale Setups die man Live als Split und/oder Layer verwendet. Im Motif XF hatte man noch 640 Voices und 640 Performances. Jetzt hat man nur Performances. Man könnte jetzt argumentieren, dass man Voices eigentlich nicht braucht, da in den Montage Performances jeder Part bis zur Sample Ebene editierbar ist. Das stimmt. Aber: wenn man es nicht mag, dass man bei der Trompete XYZ Vibrato nicht über Aftertouch steuern kann, dann muss man a) eine neue User Performance mit dieser Trompete erstellen, wobei man Aftertouch entsprechend programmiert hat, oder b) man spart sich einen User Speicherslot und erstellt keine neue Performance mit der entsprechenden Aftertouch Funktion; dann muss man aber jedes Mal wenn man diese Trompete verwenden, die Aftertouch Funktion aufs Neue programmieren. Jämmerlich in einer Zeit wenn man den Sample ROM in Gigabytes angibt.
Seamless Switching. Da ich nur mit einem Keyboard toure ist mir das
extrem wichtig. Der Fantom G konnte das bedingungslos. Der Kronos kann es obwohl ich keine persönliche Erfahrung damit habe. Kurzweil kann es weitgehend. Jetzt kann es endlich auch Yamaha ohne Umwege. Leider haben sich hier die Yamaha Ingenieure keine Mühe gegeben, sondern primitiv das umgesetzt was Roland fast vor einem Jahrzehnt konnte. Das Resultat ist, dass die Performances auf nur 8 Parts begrenzt sind. Schade. Trotzdem, das Umschalten funktioniert ohne wenn und aber soweit man 8 Parts verbraucht.
Speichern. Auch hier ein deutlicher Schritt zurück. Nachdem Roland das Laden eines einzelnen Patches abgeschaffen hat, übernimmt diesen Unsinn auch Yamaha. Jetzt kann man nur Ganzes speichern und laden. Anders als bei Roland hat man wenigstens ein Workaround. Man kann eine Datei als Library, also eine Art Bibliothek laden. Da wird eine Datei als Ganzes in den Montage als Bibliothek geladen, und davon kann man 8 Bibliotheken gleichzeitig laden. Dann kann man sich das Gewünschte abhören, aussuchen, und in den User Bereich verschieben. Und dann kann man sich seine User Datei als Bibliothek abspeichern. Der Unterschied zwischen normalem User Bereich und Bibliothek? Weiß der Teufel. In der Bibliothek kann man den Sound nicht verändern, im User Bereich kann man es. Diese Speicherstruktur wird (von BadMister) schöngeredet. Der durchschnittliche User sieht aber nicht wirklich ein wozu diese Zweiteilung zwischen User- und Bibliothekspeicher gut sein soll.
ABSCHLIEßEND:
Was mich dazu bewegt, den Montage zu behalten und als mein Hauptwerkzeug einzusetzen (meinen Kurzweil Forte 7 muss ich da leider verkaufen):
1. Sequenzer: ist rudimentär im Montage enthalten und von mir absolut nicht gebraucht. Dafür bekommt man Cubase AI 9 (derzeit). Für exakt diesen Featureumfang habe ich noch vor etwas mehr als 10 Jahren mehrere hundert Euros hinblättern müssen!!!! Jetzt bekommt man es umsonst. Mit einem halbwegs gegenwärtigen Laptop braucht es nur einen usb Kabel als Verbindung zum Rechner und die Aufnahmemöglichkeiten sind umbegrenzt im Vergleich zu den gängigen Workstation Sequenzern.
2. Sample Speicher ist ein Schritt zurück. ABER: 1,7 Gb ist immer noch sehr viel. Und es kommt ohne zusätzliche Kosten. Ich habe im Kurzweil Forte gerade die 1,7 Gb Marke erreicht, wobei ich im Speicher inzwischen einen Haufen an Samples habe, die ich absolut nicht brauche. Für den Live Player, der erst einmal im ROM sucht, sollten die 1,7 Gb mehr als dicke reichen.
3. Verarbeitungsqualität: Top. Tastatur: Top. Erscheint langlebig und ausdauernd.
4. Speicherplatz komisch und begrenzt. Für mich aber ausreichend und derzeit keine potenzielle Problemquelle.
5. Ich habe in abschätzbarer Zeit nicht vor den Montage als Slave und Soundquelle zu verwendenden die von einem anderen Keyboard gesteuert wird. Daher stört es mich nicht, dass es hier bestimmte Defizite im Bereich des Midikanalzuordnung gibt. Deutliche Defizite hatte schon der Motif. Wenn man damals auf diese hingewiesen hat, dann wurde man auf die Hybrid Performance Funktion hingetröstet, bzw. auf die Tatsache, dass man im Sequenzer multitimbrale Setups erstellen kann. Dass man dabei die Speicherplätze für Aufnahmen wegnahm, hat man stillschweigend angenommen. Hier ist Yamaha aus meiner Sicht genauso schlecht wie zuvor, bzw. nicht besser.
6. Der Montage klingt gut. Wirklich gut. Der Sound ist detailreich aber auch modern und vielfältig.
7. Es gibt nicht die eierlegende W... Bei jeder Firma gibt es Vor- und Nachteile.