Das ist eigentlich nur eine Gehörfrage. Wenn Du herausgehört hast, um welche Tonart es sich handelt (und damit meine ich nicht die Erkenntnis "oh, es handelt sich hier um ein Es-Moll" oder sowas, sondern einfach, daß Du spürst, was jetzt dazu passen könnte), kommt der Rest von alleine. Wo auf der Gitarre die entsprechenden Töne zu finden sind, weißt Du ja. Spiele einfach die Töne dazu, bei denen Du merkst "hey, das paßt". Du wirst am Anfang oft aus der Skala laufen, aber das passiert mir auch immer wieder, obwohl ich in Impro wirklich fit bin. Mag aber auch an der Musik liegen, die ich spiele
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Wie auch immer, laß es ruhig angehen, sonst bist Du schnell frustriert und der Erfolg (und der Spaß) bleibt auf der Strecke. Spiele die Soli erst einmal langsam, max. in Achtelnoten und schau, was sich entwickelt. Experimentiere dann mal mit Triolen, um etwas Rafinesse reinzubringen, oder verschleife mal ein paar Noten. Das alles klingt auch langsam gut. Die Top-Gitarristen sind nicht alle sauschnell, siehe BB King oder David Gilmour.
Und wenn Du da einen gewissen Grad an Sicherheit erreicht hast, kannst Du auch am Tempo arbeiten. Aber für alles braucht man Geduld, dann verliert man auch nicht so schnell die Nerven
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Zwei Techniken solltest Du zum Solieren drauf haben: Hammer on/Pull off (schnelles, hartes Aufsetzen eines Fingers, der danach seitlich wieder von der Saite heruntergezogen wird, um den darunter gegriffenen Ton automatisch zum Schwingen zu bringen) und das anreißen jedes einzelnen Tons mit dem Plek. Ersteres ist gut, wenn Du verzerrt spielst und Legatoläufe magst, zudem wird man damit schneller schnell (
). Mit letzterer Technik ist man meist etwas langsamer, aber dafür klingt es völlig anders und Du kannst die Töne besser modulieren. Wenn Du öfter mal Akustikklampfen spielst, wirst Du kaum um diese Spielweise herumkommen. Ich benutze auf der E-Gitte beides, auf der A-Gitarre fast nur die Plek-Technik.
Es gibt auch noch das Tapping, aber das ist für mich als Nicht-Metaller/Hardrocker eher unwichtig. Kriege ich zwar technisch hin, aber bei mir klingt das irgendwie seltsam. Das macht man mit beiden Händen und tupft dabei mit den Fingern auf die Töne, die man haben will. Damit ist man extrem schnell, teilweise bis in die 32stel hinein. Hat allerdings den Nachteil, daß man entweder stark verzerrt spielen muß, oder wenn Du clean spielst, den Volume-Regler bis an den Kragen aufdrehen mußt.
Noch eine reine Interessefrage am Schluß: hast Du Unterricht? Das sieht man nämlich oft bei Leuten, die eine/n Lehrer/in haben. Die sind rhytmisch und in Musiktheorie gut, haben aber Schwierigkeiten beim Improvisieren. Ist bei fast allen, die ich bisher kennengelernt habe so, mein Vater eingeschlossen. Der konnte ekelhafte Sachen vom Blatt spielen, konnte aber immer nur mit größter Asterei ein Lied mit Akkorden spontan begleiten, von Soli ganz zu schweigen.