Ja, kaum zu glauben, aber dieses Phänomen glaube ich an meiner Affinity-Tele zu beobachten. ...
"Ein
Phänomen (bildungssprachlich auch
Phänomenon, Plural Phänomene / Phänomena; von altgriechisch
φαινόμενον fainómenon‚ ein sich Zeigendes, ein Erscheinendes' zurück) ist in der Erkenntnistheorie eine mit den Sinnen wahrnehmbare, abgrenzbare Einheit des Erlebens, beispielsweise Ereignis, ein empirischer Gegenstand oder eine Naturerscheinung. Davon abweichend wird mitunter nicht das Wahrgenommene, sondern ihre konkrete Wahrnehmung selbst als Phänomen bezeichnet. Der entsprechende deutsche Term lautet
Erscheinung.
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden vor allem
Ausnahmeerscheinungen als Phänomene bezeichnet."
... Das Instrument besitze ich seit einigen Jahren und mir scheint, als wenn es immer wertiger klingt.
Schon mal jemand Ähnliches beobachtet? Wenn ja, welche Erklärung gibt es dazu? ...
Leider werden oft die grundsätzlichen Dinge wenig beachtet. Musik hat mit dem Gehör und der
Akustik zu tun. Unser Ohr ist ein wunderbares Organ, aber nicht perfekt und hat sich im Laufe der Jahrtausende auf (lebens-) wichtige Funktionen spezialisiert. Für unsere Vorfahren war es nicht wichtig, ob der Ast, der im Gebüsch von einem gefährlichen Tier zertreten wurde, mehr "Mitten" oder "Höhen" hatte, sondern dass sie die lebensgefährliche Situation rechtzeitig erkannten.
Die "Hörschwelle" des Menschen liegt zwischen den Punkten der tiefsten hörbaren Frequenz ab 16 Hertz und der höchsten hörbaren Frequenz, die je nach Alter bis maximal 20 kHz beträgt. Ab dem fünften Lebensjahrzehnt kann die
Altersschwerhörigkeit auftreten, die
Lärmschwerhörigkeit verschont auch Jüngere nicht. Wenn Dein Nachbar sagt, dass in seiner Kindheit vor 80 Jahren die Buchstaben noch grösser waren, kannst Du Dir auch vorstellen, woran das liegen könnte.
Was wir als
Schall hören, sind Luftdruckschwankungen. Einen "musikalischen" Ton können in unserer Kultur nur wenige Menschen mit einem absoluten Gehör ohne einen Referenzton erkennen und mit dem Alter lässt diese Fähigkeit nach. Das was aus unserem Gitarrenverstärker kommt, ist aber noch komplexer und muss dementsprechend zu den "Geräuschen" gezählt werden - ob es uns gefällt oder nicht. Wie soll sich unser
Gedächtnis das alles genau merken? Es trifft einfach eine Auswahl, was wichtig ist und was nicht und letzteres wird eben nicht gespeichert.
- Sensorisches Gedächtnis (auch sensorisches Register): Hält Informationen für Millisekunden bis Sekunden
- Arbeitsgedächtnis (auch Kurzzeitgedächtnis): Speichert Informationen etwa 20-45 Sekunden
- Langzeitgedächtnis: Speichert Informationen über Jahre
Die Lautstärke von zwei unterschiedlichen Quellen miteinander zu vergleichen, funktioniert nicht einmal zehn Sekunden lang - wir haben eben kein Gedächtnis für Luftdrücke! Frag mal einen Ohrenarzt!
Also kommt (wieder mal) die
Psychoakustik ins Spiel!
"Das menschliche Gehör nimmt die beschriebenen physikalischen Größen nicht direkt wahr, sondern hat als primäre subjektive Empfindungen nur die
Tonhöhe und die
Lautstärke, bei der Wahrnehmung eines Klangs noch die
Klangfarbe. Diese subjektiven Empfindungen sind nur schwer quantifizierbar, daher müssen empirische Versuche für die Untersuchung vorgenommen werden. Die physiologischen und psychologischen Phänomene, die hierbei in Erscheinung treten, werden in der Psychoakustik untersucht. Generell kann man hier von dem Zusammenhang zwischen Reiz und Reaktion sprechen."
Wie wir
Musik wahrnehmen, ist durch unsere persönlichen Erfahrungen und unseren Geschmack geprägt und daher gilt:
"Diese Einflüsse sind hochgradig individuell, bestenfalls noch gruppenspezifisch. Die hiervon geprägten Wahrnehmungen kann man nicht ohne Weiteres verallgemeinern. Individuen-übergreifende Aussagen lassen sich in diesem Bereich nur über statistische Verfahren erzielen. Für allgemeingültige Aussagen müssten dann möglichst heterogene Gruppen befragt werden und: Will man Aussagen über die Wahrnehmung von Musiksignalen machen, reicht eine physikalische Analyse des Schalls nicht aus, es muss auch die Verarbeitung des Schalls im menschlichen Gehör berücksichtigt werden. Hierzu sind psychoakustische Untersuchungen erforderlich."
Beim Hören ist die Forschung noch nicht sehr weit gekommen, aber beim Sehen zeigen sich diese individuellen Auswirkungen besser:
Wie das Gehirn die Welt färbt.
"
Die Farbwahrnehmung hängt nicht nur von der tatsächlichen Farbe eines Gegenstandes ab, sondern auch von der Erwartungshaltung"
Ein Psychologenteam von der Justus-Liebig-Universität Gießen ließ "14 Probanden Bilder von verschiedenen Obst- und Gemüsesorten wie Salat, Möhren, Zitronen und Bananen ansehen, die immer in einer bestimmten Farbe vorkommen. Das Besondere: Die Gegenstände waren auf den Abbildungen nicht in ihrer natürlichen Farbe zu sehen, sondern in einem zufällig ausgewählten Ton, etwa Salat in Pink und Möhren in Grün. Diese Bilder sollten nun von den Testteilnehmern mithilfe eines Computers so verändert werden, dass Banane, Zitrone und Co. ihnen schwarz-weiß erschienen - Das Ergebnis war verblüffend: Kein einziger Proband schaffte es, tatsächlich ein reines Schwarz-Weiß-Bild zu erzeugen. Alle schossen bei der Farbveränderung übers Ziel hinaus und färbten Bananen und Zitronen bläulich und Salatköpfe rot. Waren auf den Bildern statt der Früchte Kreise dargestellt, war es dagegen für die Teilnehmer kein Problem, die Farbe richtig anzupassen."
Nicht einmal unser Sehen funktioniert also richtig: "Offenbar ist die Gedächtnisfarbe so dominant, dass die Bananenbilder für die Probanden auch dann noch gelb erschienen, wenn sie lediglich aus Graustufen zusammengesetzt waren, so die Forscher. Diese Wahrnehmungsverschiebung durch das Gehirn konnten die Teilnehmer nur kompensieren, indem sie die Gegenfarbe, also blau, ins Bild einfügten. Das bestätigte auch eine Befragung der Probanden: Bekamen sie nämlich tatsächlich ein reines Schwarz-Weiß-Bild einer Banane vorgesetzt, beschrieben sie die Farbe als eindeutig gelb."
Da liegt es doch nahe, dass unser Gehirn nicht nur "Gedächtnisfarben" gespeichert hat, sondern auch "Gedächtnistöne", die aber sicher nicht den "gefühlten" Erinnerungen entsprechen!
Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass der Spieler bei den meisten Musikinstrumenten den grössten Einfluss auf den fabrizierten Klang hat, gerade auch bei der Gitarre, dann kann man sich vorstellen, was bei einer Beurteilung des Klangs eine grössere Rolle spielt.
In diesem
Test von Akustikgitarren sind auf Seite 2 einige davon aufgezählt:
- Handling
- Geruch
- Aussehen
- Erinnerungen
- Erwartungshaltung
- Hörertyp
- Motivation
- Hörgewohnheiten
- Tagesform
Wie schnell sich ein Instrument im Klang "verbessern" kann, wenn der Besitzer erfährt, dass andere Leute dafür viel Geld bezahlen, kann man hier im Forum immer wieder feststellen.
Die einfachste Erklärung wurde ja oben schon angeführt:
Der Besitzer hat sich einfach an die Gitarre gewöhnt. Oder sein Stil hat sich verändert/verbessert?- Oder der Geschmack hat sich geändert?
Um eine objektive Veränderung feststellen zu können, müsste also ein Instrument mit wissenschaftlichen Methoden gemessen werden und dieser Vorgang nach einigen Jahren wiederholt werden - ganz einfach!
Wer mir also einen solchen Test präsentieren kann, möge vortreten!
Änderungen mag es ja geben, da reichen schon verrostete Saiten oder Schäden an der Elektronik. Um sie zu hören, müsssten sie aber ziemich auffällig sein. Da das Holz bei einer elektrischen Gitarre keine Rolle bei der Klangerzeugung spielt, kann man dies von vorneherein ausschliessen! Der schon erwähnte Manfred Zollner hat das ja wissenschaftlich untersucht und bisher habe ich keine einzige wissenschaftliche Arbeit gesehen, die seine Aussagen widerlegt hätte - auch wenn es manchen Gitarristen nicht passt! Immerhin ist er auf seinem
Gebiet kein Unbekannter!
Welch seltsame Blüten der esoterische Gitarristenglauben manchmal trägt, kann man
hier nachlesen. Da hat jemand seine E-Gitarre mit "feinstofflicher Besendung" im Klang "verbessern" lassen - mit einem Foto!
Ich hoffe, dass niemand diesen - ich darf wohl sagen - Quatsch nachmacht! Es ist geschieht bestimmt nicht aus reiner Musikliebe und umsonst.
Dazu kann ich nur mal wieder den Mann zitieren, der ein Hufeisen an seine Tür nagelte und als ihn jemand fragte, ob er denn daran glaube, sagte: Es soll auch helfen, wenn man nicht daran glaubt!
Halten wir also fest:
- Ein ganz schlechtes Instrument wird nie gut sein, selbst wenn es ein sehr guter Spieler spielt.
- Am sinnvollsten nutzt man seine Zeit, um besser zu spielen, dann ändert sich das Klangergebnis automatisch.
- Natürlich will jeder die "beste Gitarre der Welt" besitzen, aber man kann es auch ohne viel Brimborium sehen wie bei den Hunden: Wer ist der schönste Hund der Welt? Immer der eigene!