bagotrix
Helpful & Friendly User
Kollege Stollenfiddler kann ich nur beipflichten.
Herrn Zollners Arbeit lässt wissenschaftlich so einiges zu wünschen übrig. Das fängt schon beim Stil an: Gleich zu Beginn (und danch immer wieder) widmet er sich ausgiebig der Aufgabe, sich über andere Ansichten lustig zu machen. Dass auf dem Gebiet auch mMn gerne mal Unsinn geschrieben wird oder einfach Kurz- und Fehlschlüsse produziert werden, besagt nämlich rein gar nichts über die Richtigkeit oder Unrichtigkeit der These, welchen Einfluss Hölzer auf das Klangverhalten einer E-Gitarre haben.
Wie ebenfalls schon geschrieben wurde: Empirik ist eine anerkannte wissenschaftliche Methode. Herr Zollners Arbeit finde ich von der Machart her unglaublich eitel und selbstverliebt. Ihr Ziel besteht ganz offensichtlich weniger im Erkenntnisgewinn als darin, die geistige Überlegenheit des Verfassers herauszustellen. Die Erfahrungswerte, zu denen eine durchaus beachtliche Mehrheit von Fachleuten (Gitarrenbauern und Musikern) gekommen sind, sollen als reine Einbildung "entlarvt" werden, die er alleine erkannt hat.
Dieses Ergebnis steht schon im Vorwort fest, und alles, was dagegen spricht, wird ausgeblendet. Folgerichtig setzt er sich bevorzugt nicht etwa mit anderen wissenschaftlichen Arbeiten auseinander, sondern mit den Aussagen wissenschaftlicher Laien. Da liegt es in der Natur der Sache, dass auch mal falsche Schlussfolgerungen über die Ursachen durchaus zutreffender Erkenntnisse getroffen werden. Oder der ein Hersteller wird mit irgendeiner Werbeaussage zitiert, die halt wirklich nur dem Verkauf dient (Klar gibts das, ist das was neues?). Hat er einen solchen Irrtum gefunden, walzt er ihn dann natürlich genüsslich aus.
Nur widerspricht das jeder wissenschaftlichen Methodik. Wenn die Ursache eines Phänomens nachweislich falsch erklärt worden ist, dann ist diese (und nur diese) Erklärung widerlegt - keineswegs aber das zu erklärende Phänomen selbst. Erst recht sagt die seitenweise Aufzählung sich widersprechender Aussagen von Musikern und Gitarrenbauern nichts darüber aus, ob nicht manche davon schlichtweg zutreffen.
Dabei muss man kein physikalisches Genie sein, um zu wissen:
- In einem komplex schwingenden System hat jede Veränderung der Eigenschaften einer einzelnen Komponente mathematisch zwingend eine Veränderung des Ergebnisses zur Folge.
- Die gleichzeitige Veränderung mehrerer Komponenten kann sich gegenseitig aufheben: 5+3=6+2, und genauso funktoniert das auch in komplexeren Systemen.
- Holz ist ein Naturprodukt und daher schon per se nicht konsistent in seinen Eigenschaften. Ebenso ist es Veränderungen unterworfen, wie der Alterung und Trocknung. Noch dazu ist Holz in sich schon strukturiert, es besteht aus Fasern und enthält mehr oder weniger getrocknete Planzensäfte, Mineralien undundund. Diese wiederum sind mechanisch nie völlig starr eingebettet. Ein solches inhomogenes Material verändert sich zwangsläufig durch Schwingungen.
Hier liegt auch wieder ein Denkfehler der Arbeit, soweit sie sich mit verschiedenen Holzsorten befasst: Jedem Gitarrenbauer ist klar, dass bestimmte Holzsorten oder auch nur Variationen innerhalb der Spezies wie Gewicht und Härte immer nur Anhaltspunkte geben, wie die Gitarre später klingen wird. Erle und Esche, Palisander und Ahorn zB haben eine große Bandbreite von Klangeigenschaften, die sich in Randbereichen natürlich überlappen. Aber glaubt er im Ernst, dass sich die gesamte Musiker- und Produzentenzunft etwas vormacht, wenn sie eine schwere 70er Esche-Strat in ihrem Klangcharakter anders einordnet als eine leichte 60er?
Vielleicht muss man ein Wissenschaftler sein, um zu erklären, warum eine Strat mit einem anderen Body anders klingt. Aber ganz sicher muss man keiner sein, um einen anderen Korpus an eine Strat zu schrauben und zu hören und zu fühlen, dass es sich um eine andere Gitarre handelt.
Ich kann nur mal wieder darauf verweisen, dass ich das bereits gemacht habe. Beide Bodies waren aus Erle und vom gleichen Hersteller. Hals, Hardware und Elektrik blieben, und alles passte so exakt, dass ich nicht mal die Pickuphöhe oder die Saitenreiter neu einstellen musste. Alles, was ich wollte, war die Optik zu verändern, weil ich extremes Candy Apple Red-GAS hatte. Eine Wahrnehmungsstörung aufgrund einer Erwartungshaltung fällt aus - ich wollte ja sogar, dass es gleich klingt. Die neue Farbe war so schön, dass ich über ein Jahr versucht habe, mich mit dem Sound der Strat anzufreunden, dem jetzt einfach Substanz in den Mitten und Attack fehlte. Ich begann an allem rumzuschrauben, was ging - PU-Höhe, Tremoloschrauben, sogar ein PU-Wechsel - nichts. Fazit: alten Body wieder dran, tolle Strat wie eh und je. Die ganze Schrauberei und sogar andere PUs - Nuancen, aber der Charakter war wieder da. Iregndwann lass ich vielleicht doch den alten Body umlackieren...
Aus meiner Sicht stellt die Arbeit von Herrn Zollner Scheinwissenschaft dar. Es ist eher eine Streitschrift zur Unterfütterung einer feststehenden Meinung als eine methodisch saubere Untersuchung.
Gruß, bagotrix
Herrn Zollners Arbeit lässt wissenschaftlich so einiges zu wünschen übrig. Das fängt schon beim Stil an: Gleich zu Beginn (und danch immer wieder) widmet er sich ausgiebig der Aufgabe, sich über andere Ansichten lustig zu machen. Dass auf dem Gebiet auch mMn gerne mal Unsinn geschrieben wird oder einfach Kurz- und Fehlschlüsse produziert werden, besagt nämlich rein gar nichts über die Richtigkeit oder Unrichtigkeit der These, welchen Einfluss Hölzer auf das Klangverhalten einer E-Gitarre haben.
Wie ebenfalls schon geschrieben wurde: Empirik ist eine anerkannte wissenschaftliche Methode. Herr Zollners Arbeit finde ich von der Machart her unglaublich eitel und selbstverliebt. Ihr Ziel besteht ganz offensichtlich weniger im Erkenntnisgewinn als darin, die geistige Überlegenheit des Verfassers herauszustellen. Die Erfahrungswerte, zu denen eine durchaus beachtliche Mehrheit von Fachleuten (Gitarrenbauern und Musikern) gekommen sind, sollen als reine Einbildung "entlarvt" werden, die er alleine erkannt hat.
Dieses Ergebnis steht schon im Vorwort fest, und alles, was dagegen spricht, wird ausgeblendet. Folgerichtig setzt er sich bevorzugt nicht etwa mit anderen wissenschaftlichen Arbeiten auseinander, sondern mit den Aussagen wissenschaftlicher Laien. Da liegt es in der Natur der Sache, dass auch mal falsche Schlussfolgerungen über die Ursachen durchaus zutreffender Erkenntnisse getroffen werden. Oder der ein Hersteller wird mit irgendeiner Werbeaussage zitiert, die halt wirklich nur dem Verkauf dient (Klar gibts das, ist das was neues?). Hat er einen solchen Irrtum gefunden, walzt er ihn dann natürlich genüsslich aus.
Nur widerspricht das jeder wissenschaftlichen Methodik. Wenn die Ursache eines Phänomens nachweislich falsch erklärt worden ist, dann ist diese (und nur diese) Erklärung widerlegt - keineswegs aber das zu erklärende Phänomen selbst. Erst recht sagt die seitenweise Aufzählung sich widersprechender Aussagen von Musikern und Gitarrenbauern nichts darüber aus, ob nicht manche davon schlichtweg zutreffen.
Dabei muss man kein physikalisches Genie sein, um zu wissen:
- In einem komplex schwingenden System hat jede Veränderung der Eigenschaften einer einzelnen Komponente mathematisch zwingend eine Veränderung des Ergebnisses zur Folge.
- Die gleichzeitige Veränderung mehrerer Komponenten kann sich gegenseitig aufheben: 5+3=6+2, und genauso funktoniert das auch in komplexeren Systemen.
- Holz ist ein Naturprodukt und daher schon per se nicht konsistent in seinen Eigenschaften. Ebenso ist es Veränderungen unterworfen, wie der Alterung und Trocknung. Noch dazu ist Holz in sich schon strukturiert, es besteht aus Fasern und enthält mehr oder weniger getrocknete Planzensäfte, Mineralien undundund. Diese wiederum sind mechanisch nie völlig starr eingebettet. Ein solches inhomogenes Material verändert sich zwangsläufig durch Schwingungen.
Hier liegt auch wieder ein Denkfehler der Arbeit, soweit sie sich mit verschiedenen Holzsorten befasst: Jedem Gitarrenbauer ist klar, dass bestimmte Holzsorten oder auch nur Variationen innerhalb der Spezies wie Gewicht und Härte immer nur Anhaltspunkte geben, wie die Gitarre später klingen wird. Erle und Esche, Palisander und Ahorn zB haben eine große Bandbreite von Klangeigenschaften, die sich in Randbereichen natürlich überlappen. Aber glaubt er im Ernst, dass sich die gesamte Musiker- und Produzentenzunft etwas vormacht, wenn sie eine schwere 70er Esche-Strat in ihrem Klangcharakter anders einordnet als eine leichte 60er?
Vielleicht muss man ein Wissenschaftler sein, um zu erklären, warum eine Strat mit einem anderen Body anders klingt. Aber ganz sicher muss man keiner sein, um einen anderen Korpus an eine Strat zu schrauben und zu hören und zu fühlen, dass es sich um eine andere Gitarre handelt.
Ich kann nur mal wieder darauf verweisen, dass ich das bereits gemacht habe. Beide Bodies waren aus Erle und vom gleichen Hersteller. Hals, Hardware und Elektrik blieben, und alles passte so exakt, dass ich nicht mal die Pickuphöhe oder die Saitenreiter neu einstellen musste. Alles, was ich wollte, war die Optik zu verändern, weil ich extremes Candy Apple Red-GAS hatte. Eine Wahrnehmungsstörung aufgrund einer Erwartungshaltung fällt aus - ich wollte ja sogar, dass es gleich klingt. Die neue Farbe war so schön, dass ich über ein Jahr versucht habe, mich mit dem Sound der Strat anzufreunden, dem jetzt einfach Substanz in den Mitten und Attack fehlte. Ich begann an allem rumzuschrauben, was ging - PU-Höhe, Tremoloschrauben, sogar ein PU-Wechsel - nichts. Fazit: alten Body wieder dran, tolle Strat wie eh und je. Die ganze Schrauberei und sogar andere PUs - Nuancen, aber der Charakter war wieder da. Iregndwann lass ich vielleicht doch den alten Body umlackieren...
Aus meiner Sicht stellt die Arbeit von Herrn Zollner Scheinwissenschaft dar. Es ist eher eine Streitschrift zur Unterfütterung einer feststehenden Meinung als eine methodisch saubere Untersuchung.
Gruß, bagotrix