Es gibt bei uns einige andere Gitarrenbauer, die sehr gute Teile für weit weniger Euronen liefern.
Das stimmt. Es gibt aber auch Kollegen mit einer ähnlichen Preisphilosophie. Bei Nik Huber, Rainer Tausch, Ulrich Teuffel, Jörg Tandler, Stefan Sonntag, ... und Florian Jäger kann man sich ebenfalls mühelos im 5-6k Euro Bereich austoben.
Ob die Preise generell überzogen sind? Ich glaube das nicht. In den meisten Fällen bekommt man ja tatsächlich einen gewissen Gegenwert geboten und auch auf dem Gebrauchtmarkt verhalten sich diese Gitarren überwiegend ganz ordentlich. Bei vielen individuellen Optionen bricht der Preis natürlich ein und aufgrund dessen bietet sich auch immer wieder die Möglichkeit eine Siggi Braun für 50% NP zu erwerben.
Fender und Gibson haben die legendären Modelle erfunden. Die dürfen auch heute gerne noch davon profitieren und ihre Custom Shops in der oberen Preiskategorie, inkl. Logo Soli, anbieten. Eine Fender Relic kostet mind. 3.000 Euro, warum soll man bei den einheimischen Gitarrenbauern für mehr Handarbeit nicht den gleichen Preis (in den meisten Fällen weniger) bezahlen? Das gleiche gilt für die Historic Collection vs. eine vergleichbare Huber/Tandler/Jäger in der 5k Euro Preiskategorie.
Wenn ich von 30 Gitarren im Jahr ausgehe bin ich IMHO bei einem vollbeschäftigten Gitarrenbauer. Sollte dieser Gitarrenbauer im Schnitt tatsächlich 5.000€/Gitarre bekommen sind wir bei einem Jahresumsatz von 150.000 Euro ... abzüglich Personal- & Materialkosten, Steuern, etc. ... ok, hier und da noch ein paar kleine Reparaturen aber das ändert an der Rechnung auch nichts weil sowieso kaum einer 5.000€/Gitarre bekommt.
Milchbuben-Kopfrechnung mit dem Ergebnis: 50.000 bis 60.000 Euro solange man alleine arbeitet. Und 30 Gitarren im Jahr bekommt man wohl auch nur dann an den Mann, wenn man ordentliche Servicearbeit liefert und sich einen Namen in der Szene gemacht (und verdient) hat. Mehr als 40 Stunden / Woche arbeitet man sowieso. Reich wird man wohl auch mit 5.000 Euro Gitarren nicht ...
Aber um noch einmal zum Holzpreis zurückzukommen: Ich verstehe was Du meinst und man kann die Aufpreispolitik für schöne Deckenhölzer durchaus kritisch betrachten. Ich kenne einheimische Gitarrenbauer, die den Einkaufspreis 1:1 an den Kunden weiterleiten und am Ende das in Rechnung stellen was sie aus eigener Hand erschaffen haben. Siggi gehört da mit Sicherheit nicht dazu. Auf der anderen Seite muss es auch honoriert werden, wenn der Gitarrenbauer sich selbst auf die Suche nach besonders schönen Hölzern macht, diese zuverlässig bekommt (ist ja nicht so, dass die schönsten Hölzer immer im Onlineshop sind ... Stichwort: "First Class" Kunden ;-)) oder sogar über ein Lager mit erlesenen (teuren) Decken verfügt. Honoriert werden ist aber kein Synonym für den Faktor 2 und höher.
Solange die aufgerufenen Preise am Ende bezahlt werden ist die Welt doch in Ordnung. Man verlagert halt unter Umständen seinen Kundenstamm in eine andere Richtung.
Übrigens lackiert Siggi noch selbst, was sogar einige sehr namhafte deutsche Custom-Hersteller nicht mehr eigenhändig ausführen, sondern extern machen lassen. Sehr professionell...
Wo soll man da die Grenzen ziehen?
Harry Häussel macht für sehr viele Gitarrenbauer die Griffbretter.
Alle für mich interessanten Gitarrenbauer lackieren selbst oder greifen nur bei Speziallackierungen auf Experten zurück.
Siggis Lackierkünste sind allerdings tatsächlich fast schon einzigartig und ich möchte einmal soweit gehen und behaupten, dass er das PRS Finish perfektioniert hat. Siggi's Decken und das was er daraus macht ist etwas Besonderes.