Aufnahmen, Midis und Playalongs sind gut zum Üben, aber absolut kein Ersatz für das Zusammenspiel mit echten Menschen. Ich sehe sogar ein bisschen die Gefahr, dass man mit (mehrstimmigen) Aufnahmen sehr viel Zeit verschwendet, die besser für Übungen mit dem Instrument eingesetzt wäre.
Den Einwand kann ich gut verstehen.
Meine Erfahrung mit Sequenzer-Einspielungen:
Bei langen Stücken verschlingt eine gute, fehlerfreie Aufnahme mit Sequenzer nicht ganz so viel Zeit wie die Aufzeichnungen mit dem Mikro, die später noch "irgendwie zusammengebastelt" werden müssen. Obwohl ich hin und wieder mit PC-Programmen arbeite (hauptsächlich mit alten Programmen von MAGIX, meine Cubase Uraltversion ist wohl nicht mehr auf dem Rechner), in denen ich Aufnahmen oder Sound-Schnipsel in mehreren Spuren kombiniere, habe ich mir das dafür notwendige "Workaround" noch nicht angeeignet. Ich habe auch nur eine vage Idee davon, wie es aussehen könnte und müsste dafür vermutlich noch in einen ordentlichen Kopfhörer investieren oder mal ausprobieren, ob ich meinen Tonabnehmer oder mein Funkmikro an die Flöte "dran kriege" ... Daher nehme ich mit meinem "ZOOM" nur einstimmige Flötenstücke ohne zusätzlich dran gehängtes Mikro frei im Raum stehend für Testzwecke oder zur Eigenkontrolle auf. ... .. . Ehe dieses Thema diesen Thread sprengt, könnte man dafür ja vielleicht mal eine Art "Workshop"-Thread machen. Denn interessieren würde mich das.
Als Zeitverschwendung kann ich die mit Tasteninstrumenten in Sequenzer-Aufnahmen investierte Zeit nicht sehen. Denn wenn man dabei sehr kritisch auf Fehlervermeidung und gutes Timing achtet, lernt man sehr viel. Das hängt natürlich damit zusammen, dass ich des weiteren der Meinung bin, dass man gutes Flöten nicht ausschließlich durch Flöten erlernt. So bereite ich mich auf einen Ensembleworkshop unter anderem auch dadurch vor, dass ich die Stimmen der Stücke anhöre und dabei mitlese, mitatme, mitsinge ... zuerst einzeln dann im Chor und dabei dann eine einzelne Stimme verfolgend usw. Dabei setze ich mich auch mit der Verzahnung der Stimmen, den Phrasierungen, den Harmonien etc. auseinander.
Bei Sequenzeraufnahmen trainiert man, sehr exakt im Takt zu spielen, das Timing und den Rhythmus zu kontrollieren. Das ist ein unbedingtes Muss, bevor es dann später an agogische Feinheiten geht.
Die Übungen mit der Flöte sind Zuhause in der Regel einstimmige Übungen. Die sind die unverzichtbare Grundlage.
Das Ensemblespiel nur in der lebendigen Gruppe üben? Das Zusammenspiel mit echten Menschen kann man nicht ersetzen. D'acord!!!
Aber: Das Einspielen mit dem Sequenzer ist von der 2. Stimme an Training verschiedener Voraussetzungen für das Ensemblespiel. Das Live-Ensemble kann dadurch zwar nicht ersetzt werden, weil diese Maschine nicht atmet sondern nur klickt. Je besser man sich aber auf dieses Klick einzustellen gelernt hat (was so manchen sehr schwer fällt) um so besser kann man sich später trotz der Unterschiede in ein lebendiges Ensemble einfinden.
In einem Workshop erhielt ich mal das Kompliment: Darf ich mich neben sie setzen? Sie spielen so sicher im Takt. Da kann ich mich so prima dran hängen und dann spiele ich gleich viel besser. ... Das hat mir natürlich geschmeichelt. ;-) ... Aber woher kommt so eine Sicherheit? Mein Tipp: Am Sequenzer Stücke einspielen und super pingelig auf das Timing achten. Das ist um ein Vielfaches effektiver, als "nur" mit Metronom zu üben. Außerdem: Die eingespielten Stücke dirigieren. Dann erlebt man Takt und Rhythmus aus einer ganz anderen Perspektive. ...
Vielschichtiges Thema.
Lisa