Wie wichtig ist das Korpusholz wirklich?

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HCA Gibson, Fender, vintage
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Wir kennen alle die Diskussionen, welche Hölzer sich für welche Gitarrenbauweisen besonders eigenen und welche akustischen Grundeigenschaften sie haben.

Klassische Fenders bestehen aus heimischen Harthölzern (Hälse aus Ahorn, Korpushölzer Esche oder Erle), Gibsons aus dem Tropenholz Mahagoni.

Der mit der Materie vertraute Gitarrist weiß, dass die wichtigste Tonformung vorwiegend von der Mensur und von der Hardware, an der die Saiten aufliegen (Sattel und Steg), ausgeht.
Ob Hälse eingeleimt oder aufgeschraubt sind, ist für den Ton nicht mehr sehr entscheidend.
Dicke Hälse, große Kopfplatten mit schweren Tunern (z.B. Gibson Les Paul Custom) sorgen im allgemeinen für einen dickeren Ton, der auch noch länger stehen bleibt.

Aber was ist mit dem Korpusholz? Mahagoni ist zu dumpf, lieber eine Ahorndecke drauf? Esche knallt zu sehr? Erle ist die goldene Mitte?

Gestern habe ich einen sehr fruchtbaren Tag mit Hal West im Studio verbracht, einige Gitarren standen herum.

Hal hatte seine Fender American Tele mit, eine ganz normale: Ahornhals, Palisandergriffbrett, Erlekorpus und der moderne Steg mit 6 Saitenböckchen.

Neben mir stand meine Trussart: Ahornhals (dick!), Palisandergriffbrett und ein Korpus aus Blech (schlank und hohl, hinten mit einem Lochblech offen). Die Bridge ist hier die klassische Tele Bridge mit den 3 Messingreitern, die Saiten sind klassisch von unten eingezogen und führen durch einen Ahornblock, welcher unter dem Steg sitzt.


Und wie klangen nun die beiden, je etwa 3.5kg schweren Gitarren, im Trockenvergleich (elektrisch vergleichen brachte nichts, weil komplett andere Tonabnehmerbestückung)?
Na wie eine Tele klingen muss!

Minimale Unterschiede im Sound, die American klang etwas runder, die Trussart etwas knalliger, wie eine 50er Jahre Esche Tele.
Liegt es am Blechkorpus, der der Esche ähnelt? Oder doch einfach nur an der Stegkonstruktion?

Let the discussion begin!
 
Eigenschaft
 
Das Korpusholz ist nicht so entscheidend - also besonders bei einer elektrischen nicht. Das einzige was rückwirkt ist eben die Schwingung auf die Saiten, durch das Schwingen des Korpuses. Aber auch das hält sich in Grenzen, du kennst es ja vom einstellen an einer Gitarre: Wenn da wenig Druck auf die Brücke drauf ist (weil du z.B. das Stoptail hochgeschraubt hast) ist das in der Tat hörbar... auch die Spannung des Halses (also wieweit er sich durchbiegt oder nicht) ist rückwirkend. Aus welchem Holz nun die Gitarre ist is der Saitenschwingung aber mehr als egal. Die weiß ja nicht das es Ahorn unter ihr ne geile gemaserte Ahorndecke ist und sie dann mal mehr Obertöne produzieren soll. Deswegen klingen ja auch die Klampfen mit gleichem Holz alle unterschiedlich, was der Gitarrist allgemein als "Serienstreuung" bezeichnet.
 
Also ich hab mir letztes Jahr, einfach weil der Ahornhals perfekt meinen Vorstellungen entsprach, eine alte Hondo Stratkopie gekauft (optisch ne EHV-Kopie mit S-H Bestückung).
Hab dann die Andy Timmons PUs reingebaut (DiMarzio Cuiser + AT-1). Die alten PUs waren ein Graus.
Nun zum Clou: Der Korpus ist aus ganz seltener und edler super Custom- Shop 0815- Spanplatte! :D
Ich war echt skeptisch und dachte vorher schon daran mir einen Extra Body zu holen aber der Ton den diese Gitarre jetzt hervorbringt, ist für mich absoluter Wahnsinn!
Ich liebe sowohl den schmatzigen Cruiser am hals, als auch den schön mittigen Rotzsound des AT-1.
Ich muss aber auch davon ausgehen, dass der Korpus hier eher weniger zum Sound beiträgt und irgendwie bezweifel ich weiterhin, dass eine Spanplatten Paula im Vergleich mit einer aus Mahagoni mithalten könnte.
Ich hab mich aber schon einmal geirrt...
Die ganze Sache hat mich schon zum Nachdenken gebracht, was nun die wichtigen Sound-Elemente einer Gitarre sind (PUs und Hals aber auf jeden Fall)
 
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Danke Engl, das mit der Spanplatte habe ich mir auch schon gedacht. Die Danelectros aus Masonit klingen ja auch nicht so schlecht.

Versteht mich bitte nicht falsch, stabil muss das Material schon sein, sonst schwingt da nicht viel.
 
Naja anders gesagt. Hab mir vor langer Zeit mal ne Peavey Predator USA gekauft. Das is ne std. Strat. mit original Bridge pu wars der graus. Auch sagen viele das Pappelbodys kacke sind. Tja das stimmt wohl nicht so ganz...Pappelbody, Maple Neck, Figured Maple Fretboard. Wie schon erwähnt mit originalem Birdge Single klingt das gar nicht aber mit dem Shadow SH661 is das echt geil. Middle und Neck PU hab ich vorzugsweise drin gelassen da die clean egal in welchem shaping echt geil kommen. Aber irgendwie ist da schon was dran das die Holzart noch lange nichts über die Soundqualität aussagt. Ne Kramer Pacer Deluxe von 87' die ich mal hatte war auch aus Pappel, Maple Neck, Rosewood Fretboard. mit komplettem Seymour HSS set. Klang echt geil irgendwie....
 
Ich sag mal ganz provokativ: Ich spiele zwar zum Üben oft "trocken", aber in der Band eigentlich nie;-) Von daher ist mir der trockene Sound relativ egal, mich interessiert der nur Gesamtsound.

Rudi
 
Jede elektrische Gitarre ist zuerst mal eine akustische.

Die Tonabnehmer sind genau das: ABNEHMER, keine Tongeneratoren.
 
Das mit der Tussart ist interessant, da habe ich schon in einem Forum davon gelesen, war irgendwas mit Cil oder so. :D
Und die ist innen wirklich hohl?

Andererseits gibt es hier einen gewissen murle1, der schon wiederholt behauptet hat, dass bei ansonsten (von ihm selbst) gleich gebauten Gitarren je nach Art des Holzes, sehr wohl klangliche Unterschiede bestünden und das, obwohl er ansonsten nicht das Gras wachsen hören könne.

Aber fassen wir zusammen: Die Holzart ist egal, Hauptsache der Korpus ist einteilig und in rot lackiert. :D
 
Das mit der Stabilität ist ne gute Frage, ich glaub Spanplatte hält grundsätzlich einiges aus aber wenn ich ordentlich am Hals rüttle, dann hab ich das Gefühl, als ob die Schraubverbindung Hals-Korpus auf die Dauer ein Problem darstellen könnte (mach ich aber auch nicht oft).

Ich hab mir übrigens, falls einer sich erinnert und die kennt, JEAns Palisander Tele gekauft https://www.musiker-board.de/userthreads-e-git/136305-telecaster-user-thread-351.html#post5201413
Das über 5 Kilo Monster ist mit seinem Palisander Korpus auf jeden Fall, die Tele mit dem härtesten und direktesten Ton, die ich je gehört habe!
oder liegts doch nur am Zebrano Hals? :gruebel:
Nichts genaues weiß man nicht...
 
Das mit der Tussart ist interessant, da habe ich schon in einem Forum davon gelesen, war irgendwas mit Cil oder so. :D
Und die ist innen wirklich hohl?

Aber fassen wir zusammen: Die Holzart ist egal, Hauptsache der Korpus ist einteilig und in rot lackiert. :D
Die Trussart ist komplett leer innen, man sieht durch das Lochblech die Kabel, die Potis und die Pickups.

1299849006_IMG_0487.jpg


Die Fender ist wohl eher nach Deinem Geschmack:

1242327196_tele-7.jpg
 
jetzt weiß ich woran es liegt, die Hondo IST ja in Rot :eek:
und irgendwie auch einteilig...
 
Jede elektrische Gitarre ist zuerst mal eine akustische.

Die Tonabnehmer sind genau das: ABNEHMER, keine Tongeneratoren.

Das versteh ich nicht ganz. Bei der E ist doch nur die Saitenschwingung von Bedeutung, während eine Akustische das wiedergibt, was die Saiten sozusagen mit dem Body machen.
Daher finde ich auch trockenvergleiche bei Egitarren recht seltsam, da der Korpus die Energie wiedergibt, welche er den Saiten entzieht, während für die Tonabnehmer die Energie relevant ist, die in den Saiten bleibt. Oder habe ich einen Denkfehler?
Ich habe z.B. die Erfahrung gemacht, dass Gitarren, die trocken auf den tiefen Saiten dumpf und bassig klingen, verstärkt einen eher schwachen Bassanteil auf eben diesen Saiten haben und umgekehrt.
 
Naja du musst bedenken, dass das keine Einbahnstraße ist: Die Reaktion des Korpus (und Bridge, Sattel und Hals) wirkt ja wiederum auf die Saitenschwingung zurück, diese dann wieder auf den Korpus usw...die Tonabnehmer nehmen also schon die Schwingung des Korpus - über die Reaktion der Saiten auf die Korpusesonanz - auf.

Was die Erfahrung betrifft: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Amp/Treter/Multieffekt einen so viel höheren Anteil am Sound hat, dass man logischerweise lieber ständig neue Amps statt neuer Gitarren kaufen sollte, um seinem Soundideal näherzukommen (mach ich aber selbst nicht :))
 
Dass der Korpus als eine Art Filter fungiert ist mir schon klar. Aber dass die Saite brauchbare Schwingungen vom Korpus zurückbekommt? Zumindest sofern nur eine einzige Saite angespielt wird, bezweifle ich das.

Andererseits gibt es hier einen gewissen murle1, der schon wiederholt behauptet hat, dass bei ansonsten (von ihm selbst) gleich gebauten Gitarren je nach Art des Holzes, sehr wohl klangliche Unterschiede bestünden und das, obwohl er ansonsten nicht das Gras wachsen hören könne.

Es wäre viel Interessanter 2 Korpora (omg) zu vergleichen, die zwar aus unterschiedlichen Hölzern wären, dafür aber die selbe Masse hätten.
 
Naja du musst bedenken, dass das keine Einbahnstraße ist: Die Reaktion des Korpus (und Bridge, Sattel und Hals) wirkt ja wiederum auf die Saitenschwingung zurück, diese dann wieder auf den Korpus usw...die Tonabnehmer nehmen also schon die Schwingung des Korpus - über die Reaktion der Saiten auf die Korpusesonanz - auf.
Wobei man aber auch da wieder relativieren sollte. Der Korpus hat ja vor allem insofern eine Bedeutung für den Klang, als dass er die Schwingung der Saiten absorbiert, also dämpft. Bei einem durchschnittlich "stabilen" Korpus ist diese Absorption aber recht klein, so dass eine andere Holzart nicht allzuviel Einfluss hat.

Ich bin da eher ein Anhänger der Theorie, dass die Sattel/Stegkonstruktion in Kombination und dicke und Material des Halses den Ton beeinflussen. Aber ich höre ohnehin kaum Unterschiede zwischen einer Fender American Standard und einer John English Masterbuilt also kümmert es mich für meinen Altagsgebrauch nicht wirklich.

Gruss
Wayne
 
Jede elektrische Gitarre ist zuerst mal eine akustische.

Die Tonabnehmer sind genau das: ABNEHMER, keine Tongeneratoren.
Der Punkt - und genau das macht die E-Gitarre halt zu einer Elektrischen - ist der Punkt der Abnahme. Es macht schon einen gewaltigen Unterschied ob eine Decke zum Schwingen angeregt wird und die Enerige akustisch an die Umgebung abgibt oder ob man einen Punkt der Seite abnimmt.

Wenn wir mal einen Extremfall annehmen: wir haben eine Gitarre deren Decke auf genau einer Frequenz resoniert. Treffen wir die Resonanz wird der Ton akustisch sehr laut - und natürlich entsprechend kurz da die Energie der Seite entzogen wird. Nehmen wir jetzt die Seite ab ist das einzige was wir an der Stelle hören ein Deadspot. Das ist ja auch so mit der Grund warum man möglichst gar keine Decke einbaut die irgendwie schwingt sondern einen massiven Block Holz.
Imo ist es problematisch vom akustischen auf den elektrischen Klang zu schließen. Ein Strat Pickguard kann durchaus ordentlich mitschwingen und so den akustischen Ton sehr weit färben, aber hat dann am Ende doch nicht die gigantische Auswirkung auf den elektrischen Klang - und wenn wäre er ein anderer als man vermutet hätte.

Wenn man sich einmal anschaut was an der E-Gitarre so alles schwingt und somit den Klangcharakter beeinflusst dann kommt dieses dicke fette Stück Holz sicher mit weitem Abstand ganz hinten, weit weit hinter dem Hals und auch deutlich hinter der Aufhängung der Saiten. Wenn man es mal wissenschaftlich aufbereitet sehen will hilft sicher das hier weiter:
Phyisk der Elektrogitarre
 
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Ich bin da eher ein Anhänger der Theorie, dass die Sattel/Stegkonstruktion in Kombination und dicke und Material des Halses den Ton beeinflussen. Aber ich höre ohnehin kaum Unterschiede zwischen einer Fender American Standard und einer John English Masterbuilt also kümmert es mich für meinen Altagsgebrauch nicht wirklich.

Gruss
Wayne

Ja, denke ich auch - war nur direkt auf die Aussage bezogen, dass der Korpus aus *Gründen* keinen Einfluss auf die Saitenschwingung hat.
 
Ist zwar schon vier Jahre alt, aber gilt inhaltlich noch immer: "Der Klang von Akustik- und Elektrogitarre im Vergleich"

Mein persönliche Fazit lautet:
  1. Der Korpus nimmt weitaus weniger Einfluß auf den Klang als gemeinhin immer erzählt wird.

  2. Vergleiche sind in der Regel immer problematisch, da die entsprechenden Instrumente mit unterschiedlichen Pickups und Elektroniken ausgerüstet sind.

  3. Die Beurteilung des Klangs einer Elektrogitarre basierend auf ihrem akustischen Klang ist ein Irrweg!

Esche, Erle, Agathis oder was?

Ulf
 
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Der Klangcharakter einer E-Gitarre wird nach meiner Meinung geformt durch:

  1. Pick-Ups (Löwenanteil!)
  2. Saiten (Alter!)
  3. Hardware (Bridge)
Und nicht zu vergessen das Herstellerlogo :p
 
Verstärker nicht vergessen :)

LG
 

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