Meine Töne quietschen, pfeifen, kreischen, "harmonisieren" völlig unabhängig von der Position der linken wie der rechten Hand
Dann erwischt du die falschen Spots
Das logisch zu erklären wird ein bisschen aufwendig, aber ich geb mein Bestes
Ich werds allgemein halten, also wenn ich Sachen, die du schon weißt übergenau erkläre hat das nichts mit dir zu tun, nur für andere User, weil ich weiß für viele Musiker ist das wahrscheinlich harte Kost
Stellen wir uns eine Saite vor (ganz simpel, nur zwischen 2 Punkten gespanntl).
Die Hauptschwingung (also ohne irgendwas, einfach nur normal gezupft) geht über die gesamte Länge dieser Saite, und hat ihren maximalen Ausschlag natürlich genau in der Mitte und keinen Schwingungsknoten (was das ist erklär ich gleich).
Die nächste Frequenz schwingt genauso zwischen diesen Punkten, mit dem Unterschied, dass sie 2 Ausschlagbereiche hat. Dadurch entsteht in der Mitte ein Schwingungsknoten, also ein Punkt, der sich nicht bewegt:
Man muss sich vorstellen, dass die Schwingung jeweils links und rechts gegengleichh "rauf und runter" wackeln und der rote Punkt, der Schwingungsknoten, dabei ständig ruhig bleibt. (Bei einer leeren Saite ist das die berühmte Position überm 12. Bund).
In Wahrheit Bewegt er sich aber schon, es treten ja beide Schwingungen gleichzeitig auf. Man muss sich also vorstellen, dass diese Schwingung über der Hauptschwingung liegt. Das ist aber das schöne an der Physik: Wenn man weiß wie kann man (fast) alles aufteilen und die einzelnen Bestandteile analysieren
Nun muss man wissen, dass die Frequenz direkt von der Länge der Seite abhängig ist - betrachtet man jede dieser 2 Schwingungen als Einzelschwingung, haben sie jeweils genau die halbe Länge der Hauptschwingung - dies bedeutet doppelte Frequenz. Ein weiterer Punkt zu dieser Schwingung:
Die Amplitude, also der höchste Ausschlag, ist kleiner - vereinfacht gesagt die eine Schwingung der Hauptschwingung schlägt wesentlich weiter aus, als jeweils die zwei Schwingungen der "Zweitfrequenz".
So und was passiert jetzt, wenn ich genau in der Mitte die Saite "anstubse"?
Die Hauptschwingung fällt weg, der fahr ich damit "geradezu ins Herz". Was bleibt übrig? Genau die eben so ausführlich beschriebene Zweitschwingung.
So und nun der Musikrelevante teil:
Was hören wir?
Doppelte Frequenz, wie vorher festgestellt, ist eine Oktave (das ist IMMER so, wenn Ton X Frequenz von 100 hat, dann hat die Oktave darauf 200 und die Doppeloktave 400). Also ist der wahrgenomme Ton genau der selbe, nur eben eine Oktave höher. Allerdings ist er schwächer - er schlägt ja weniger weit aus und wird deswegen leiser wahrgenommen.
Soweit wars bis jetzt mal viel Rauch um nichts, aber ich hoffe mal, dass alle, die genug Nerven hatten, bis hierher zu lesen dadurch gut dieses Bild der Schwingenden Saite vor Augen haben.
Bei der zweiten Schwingung hört es natürlich nicht auf
Die nächste hat 3 "Wellen", mit 2 Schwingungsknoten:
Was wird mit dieser Schwingung sein?
Frequenz ist noch höher, als es schwingt noch schneller als die 2. Schwingung, der Ausschlag ist aber kleiner als der der 2. Schwingung und viel kleiner als der der 1.
Was passiert, wenn ich einen dieser Punkte anstubse?
Die Hauptschwingung will in diesem Punkt schwingen -> fällt weg.
Die 2. Schwingung auch -> fällt auch weg.
Bleibt wieder nur diese.
(Bei einer leeren Saite ist das über dem 7. und dem 19. Bund - erzeugen beide GENAU das selbe Flagolett)
Und die wichtige Frage: Was hören wir?
Die Frequenz ändert sich auf das 3fache, dies bedeutet ein SPrung um Oktave + Quinte. Dies kann man sich auch ohne hohe mathematische Kenntnisse insofern so gut vor Augen führen:
Ich hab festgestellt, dass diese "3er- Schwingung" genau über Bund 7 und Bund 19 einen Schwingungsknoten hat, wenn man die Hauptschwingung rausnimmt, indem man einen dieser beiden Punkte berührt, schwingt überm Tonabnehmer der grüne Abschnitt der "3er-Schwingung":
Und angenommen, ich würde auf Bund 19 fest greifen (also kein Flagolett, sonder normal mit Bund)?
Genau die selbe Schwingung überm Abnehmer. Der natürliche Flagolettton am 7. und am 19. Bund einer leeren Saite und der normale gegriffene Ton am 19. Bund dieser Saite sind alle der selbe Ton - der Abnehmer bekommt sozusagen nur diesen Teil der Schwingung mit. Angenommen, es ist die E- Saite, dann ist der fest gegriffene 19. Bund ein H - wo wir wieder bei Quinte+ Oktave wären
Selbes Prinzip auch bei der 2. Schwingung, da bekommt der Abnehmer sozusagen auch nur die rechte Schwingung mit.
Also zusammenfassend: Das 3. mögliche Flagolett klingt Quint+ Oktave über der Hauptschwingung, und natürlich schwächer als die 2. Schwingung und noch um einiges schwächer als die Hauptschwingung.
Auch anhand der nächsten Schwingung lässt sich ein bisschen was erklären.
Wie sie aussehen wird ist schwer zu erraten:
3 Schwingungsknoten, und die Schwingungslänge der einzelnen Schwingungen sind nur noch ein Viertel der Hauptschwingungslänge.
Der erste ist nach 1/4 der Saite, der letzte bei 3/4 der Saite, der mittlere bei 2/4, also genau der Mitte der Saite..... HALT STOPP, da ist doch schon der (noch dazu einzige) Punkt für die 2. Schwingung -wie kann das gehen?
Tja, wenn man versucht, diese Schwingung klingen zu lassen entspricht das auf der leeren Saite Bund 5, 12 und 24.
Und wie macht man ein Flagolett? indem man auf einen Schwingungsknoten tippt, weil dann alle Schwingungen, die keinen Schwingungknoten, keinen Totpunkt an dieser Stelle haben, abgedämpft werden. Die "2er- Schwingung" hat auch bei der hälfte der Schwinglänge einen (bzw. ihren einzigen) Schwingungsknoten.
Das heißt, erzeuge ich ein Flagolett auf dem 12. Bund einer leeren Seite, dann erzeuge ich sozusagen nicht nur dieses Flagolett (also die "2er-Schwingung), sondern zusätzlich auch diese "4er- Schwingung".
Das mag seltsam klingen, aber man muss sich vor Augen halten, dass bei einer ganz normal gezupften Saite alle bis jetzt beschriebene Frequenzen gleichzeitig schwingen (bzw. klingen !). Beim erzeugen eines Flagoletttones nimmt man immer nur etwas weg, mit dem Anschlag waren alle Schwingungen schon da
Gut, also diesen TOn alleine kriegen wir nur auf 1/4 bzw. 3/4 der Saitenlänge - bei einer leeren Saite wie bereits erwähnt Bund 5 und sollte das Griffbrett soweit gehen 24.
Was zeichnet ihn aus?
Noch höhere Frequenz - genau das 4. fache der Hauptschwingung, das ist eine Doppeloktave.
Noch kleinerer Ausschlag - also noch leiser als die "3er- Schwingung".
Wird ja immer leichter^^
Wie man sieht ist der Ton, den man hört immer der, den man auch bekommen würde, wenn man am "höchstmöglichen" Schwingungsknoten fest greifen würde (mit höchstmöglich meine ich auf einer Rechtshändergitarre möglichst weit rechts, also "möglichst weit oben"). Sieht man ganz gut, wenn man das 4. und 5. Bild (die 2 Bilder mit den Pfeilen) mit dem "Weiter/Zurück" Button hin- und her schaltet.
So ich hoffe ich kann mir die Skizze zur "5er-Schwingung" sparen, wies weitergeht sollte klar sein - geht theoretisch unendlich lang weiter, da die Schwingungen aber immer schwächer werden sind sie irgendwann aus dem relevanten Bereich draußen - entweder unerzeugbar, weil kein Mensch so sanft und präzise greifen kann, oder aber einfach unhörbar, weil wenn man das Spiel "2er-Schwingung" schwächer als Hauptschwingung, "3er-Schwingung" schwächer als 2er, 4er schwächer als.....spielt, bleibt irgendwann nicht mehr genug übrig, um unser Trommelfell überhaupt zu bewegen.
So, aber womit die ganze Sache wieder zu ihrem Ausgangspunkt kommt:
Meine Töne quietschen, pfeifen, kreischen, "harmonisieren" völlig unabhängig von der Position der linken wie der rechten Hand
Dann erwischt du die falschen Spots
Stell dir zusätzlich zu den Punkten, die ich beschrieben hab noch die "5er-Schwingung" vor (wäre gehöhrt Doppeloktave + gr. Terz) , die wirft nochmal 4 neue Knoten drauf.
Wie du dir jetzt, sollte ich dich nicht schon längst in den Wahnsinn getrieben haben, dir vielleicht vorstellen kannst, ist jede Saite gespickt mit Punkten, die Obertöne klingen lassen. Vor allem wen du hoch greifst (sagen wir mal Bund 12 aufwärts) verteilen sich diese auf sagen wir mal 30 cm - auch wenn wir nur von "2er - bis 5er- Schwingung" gehen sind das 1 + 2 + 2 + 4 = 7 mögliche Schwingungsknoten bzw. Spots (1+2+3+4 wäre falsch weil der eine mittlere Spot der "4er-Schwingung" ja mit dem der "2er" zusammenfällt). Und die Positionen dieser Spots verändern sich mit jedem Bundwechsel.
EDIT
Und auch die Reihenfolge ist anfänglich sehr verwirrendend - Schwingungsknoten (= Spot) von links nach rechts hört man, ausgehend von den 4 beschriebenen Schwingungen, jeweils folgendes Intervall:
2Oktaven+grTerz /
2Oktaven /
Oktave+Quinte/
2Oktaven+grTerz /
Oktave /
2Oktaven+grTerz /
Oktave+Quinte/
2Oktaven /
2Oktaven+grTerz
Sortiert nach der Stärke - wie mehrfach angemerkt wird die Stärke (=der maximale Ausschlag) der Schwingung immer geringer, je mehr Einzelschwingungen es gibt, was ja der Lautstärke des wahrgenommenen Tones entspricht. Die Aussage "je kleiner die Einzelschwingung umso höher ist deren Frequenz" wäre auch richtig. Je weiter oben ein Flagolettton in dieser Liste steht, umso lauter klingt er im vergleich zu den tiefer unter liegenden und umso leichter lässt er sich erzeugen:
Oktave
Oktave+Quinte
2Oktaven
2Oktaven+grTerz
Du musst natürlich bedenken, es gibt noch mehr Spots, das sind ja nur von oben nach unten sortiert die 4 stärksten, aber irgendwann gehts einfach nicht mehr - in meinem Fall siehts so aus: Die
2Oktaven+grTerz ist für mich persönlich unmöglich kontrolliert machbar und auch die
2Oktaven schaff ich auch nicht immer (Vorraussetzung natürlich, ich hab den entsprechenden Part vor nicht allzulanger Zeit dahingehend geübt und weiß, wo die Spots liegen). Aber es geht darum: Wenn du irgend einen Ton greifst und mal auf gut glück eine bestimmte Stelle versuchst, wird dort bzw. maximal 2 cm daneben ein Spot sein, der "schaffbar" ist - welchen Ton man da bekommt? Wenn man es nicht hört kann man eigentlich nur mit nem Maßband nachmessen und sich das Teilungsverhältnis ausrechnen, um dann im Internet zu recherchieren, welches Intervall dieses Teilungsverhältnis erzeugt.
(Ernst gemeint ich bin mit 18 oder so wirklich mit nem Maßband da gesessen als ich angefangen hab, mich damit zu beschäftigen
)
Wenn du da herumprobierst, wirst du ein paar verschiedene Spots finden - und auch ein paar verschiedene Intervalle bekommen. Wenn du umgreifst verschiebt sich das alles - da wo vorher eine Doppeloktave + grTerz war ist jetzt nichts mehr, aber 0,5 cm weiter oben ist etwa ein Spot für eine einfache Oktave + Quinte (aber ausgehend von dem neuen Ton).
ich nehme mal an du hast dahingehend ein bisschen herumexperimentiert - also versucht deine Erfahrungswerte mit dem hier gesagten unter einen Hut zu bringen, weil anwenden tust du es ja die ganze Zeit
- und kamst so zu dem "das geht mir irgendwie nicht ein"- Eindruck.
Geheimnis zumindest ein wenig gelüftet?
Gruß