Gitarristenmythen I: Woher kommt der Ton "wirklich"?

  • Ersteller DieWiedergeburt
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Habs auch falsch gelesen. VOR den Fingern kommt nichts. Das Mensch-Gitarre-Verstärker-System beginnt mit dem Anschlagsimpuls aus den Fingern und endet mit der Schallwellenabstrahlung des Lautsprechers.

Vor den Fingern kommt nichts? :gruebel:
von wo aus werden denn die Finger gesteuert???
egal wie bewußt oder unterbewußt (weil automatismen)
werden die finger immer noch von unserem Gehirn gesteuert .....
 
VOR den Fingern kommt nichts. Das Mensch-Gitarre-Verstärker-System beginnt mit dem Anschlagsimpuls aus den Fingern und endet mit der Schallwellenabstrahlung des Lautsprechers.

also wissen finger wie musik geht ?

geübte finger "wissen" vielleicht sich zu bewegen , um die wesentlichen parameter der musik auszudrücken (z.b. sound, rhythmus, harmonik, melodik, form).

aber welche "instanz" gibt den impuls, wann und wie sich die finger bewegen?


ich glaube, im grunde geht es mir darum, daß ich einerseits sehr viel respekt vor einer
rationalen herangehensweise wie die in deinem thread habe und andererseits für mich vieles rund um die musik (oder liebe, oder ...) mysterium bleibt.

von daher stehe ich "voodoo-priestern" jeglicher couleur sehr kritisch gegenüber.

genau so wie den "aufgeklärten", die unter dem deckmäntelchen des wissenschaftlichen jede form von mysterium verlächerlichen.
 
Es ist einfach im Sinne einer Systemabgrenzung unsinnig beim Gehirn anzufangen, da das Gehirn und das enthaltene Wissen letztlich nur über die Finger wirksam werden können, da die Finger, wie ich schon im OP geschrieben habe den energetischen Anfangsimpuls abgeben. Außerdem kann ich das Gehirn pinzipiell nicht seperat von den Fingern variieren, da beides stets in einer Person verbunden ist (=unaufhebbare Konfundierung) - ein weitere Grund, warum es keinen Sinn macht das Gehirn als eigenständige (!) Varianzquelle aufzunehmen. Das ein Gehirn zum Musik machen grundsätzlich von Vorteil ist bestreitet ja niemand.
 
...den Ansatz von Mythen wegzukommen und die ganze Equipment-Frage zu objektivieren sehr löblich.

Es gibt bei der Sache allerdings eine völlig unzureichende Varianz: Der Gitarrist. Er wird immer anders spielen als das erste Mal, wenn er das Nylon- gegen ein Stein-Plektum tauscht, wenn er schlecht geschlafen hat, usw.

Diese Varianz ließe sich mit einem Robotergitarristen (gibt es tatsächlich schon) umgehen. Da wird immer gleich gespielt: Varianz=0

Alles, was nach der Gitarrenausgangsbuchse kommt, kann dann eine Reamping-Aufnahme erledigen.

So kann das Ganze dazu nutzen, Vergleiche anzustellen, um Tendenzen herauszufinden. Ich war bisher schon glücklich, wenn z.B. Speakervergleichstests mit der normierten Kette Reampingsignal/Amp/Box/Mikrofonierung (alles gleich) in clean/crunch/lead durchgeführt wurden.

Jetzt könnte man Pickups, Saiten, Plektren usw. auf ihre relativen Unterschiede untersuchen.

In den Händen eines jeweiligen Gitarristen würde das wohl anders klingen. Eine klare Tendenz erkennen zu können, wäre jedoch schon ein großer Fortschritt.

LG Jörg
 
...ich denke es ist eine Kombination aller Elemente in der Kette, wobei der Mensch an sich an allererster Stelle steht - ohne ihn bleibt es still.

Bleiben alle Faktoren gleich, nimmt man aber unterschiedliche Spieler - dann wird der Ton durch diesen geformt, liegt wohl auch in der Art des Spiels.
Die Saiten empfinde ich jetzt nicht mal so wichtig, eher das Plektrum, oder eben nur die Finger... für mich kommt der Ton aus den Fingern!
 
Es ist einfach im Sinne einer Systemabgrenzung unsinnig beim Gehirn anzufangen, da das Gehirn und das enthaltene Wissen letztlich nur über die Finger wirksam werden können, da die Finger, wie ich schon im OP geschrieben habe den energetischen Anfangsimpuls abgeben. Außerdem kann ich das Gehirn pinzipiell nicht seperat von den Fingern variieren, da beides stets in einer Person verbunden ist (=unaufhebbare Konfundierung) - ein weitere Grund, warum es keinen Sinn macht das Gehirn als eigenständige (!) Varianzquelle aufzunehmen. Das ein Gehirn zum Musik machen grundsätzlich von Vorteil ist bestreitet ja niemand.

Das Gehirn oder soll man sagen "die Seele" oder "der Bauch" (nicht im Sinne der örtlichkeit verstehen) sind doch letzlich der Usprung. Der Finger/das Handgelenk sind letztlich nur ausführende elemente. Zitat von einem Gitarrenlehrer: "Das synchrone Arbeiten der rechten Hand (Picken) und der linken Hand (greifen) passiert oben in der Steuerzentrale, die Hände/Finger ohne diese Zentrale bekommen garnix hin .....
Irgendwann läuft dieser Prozess dann unbewußt ab, automatisiert .....

Aber worscht, ich weis auf jedenfall was du meinst .... :)
 
Stimmt, es ist das Hirn :D

...aber die Finger sind ja nur die Verlängerung dessen und führen das aus.

Schon komisch, wenn ich beim üben bin, oft planlos - ists manchmal richtig gut, wenn ich dann auf den Record Button drücke, wirds dann oft nix. Da blockiert dann mein Hirn....
 
Um die prinzipielle Vorgehensweise zu veranschaulichen habe ich jetzt einmal den Vergleich der beiden Varianzquellen Gitarre/Preamp (mit den begrenzten mir zur Verfügung stehenden Mitteln) durchgeführt. Bis 0:30 versuche ich maximale Klangvarianz per Gitarre zu erzeugen, indem ich möglichst unterschiedliche PU-Kombinationen anspiele. Ab 0:30 versuche ich maximale Klangvarianz mit einem Preamp (als Aggregat von Verstärker, Effekten und Cabsim) zu erzeugen, alles andere bleibt konstant. Wenn ich die erzielbare Varianz aus beiden Quellen miteinander vergleiche, so ist allein vom Höreindruck klar, dass der Preamp für deutlich mehr Klangvarianz verantwortlich ist, als die Gitarre. Klangvarianz (Preamp) > Klangvarianz (Gitarre)

http://www.zshare.net/audio/6419880167a9df1d/

In analoger Weise könnte man nun alle Varianzquellen der Signalkette paarweise miteinander vergleichen und erhielt dann eine Rangfolge der Varianzquellen.
 
Ne, das kann man durch den Einsatz mehrerer Beurteiler in den Griff bekommen. In dem Maße in dem ihre Urteile übereinstimmen (sog. Beurteilerübereinstimmung, ist sogar als Zahl (Koeffizient) berechenbar) ist ihre Einschätzung der Varianzunterschiede ein brauchbares Maß. Bei großen Unterschieden, wie in meinem obigen Beispiel dürfte mit akzeptabel hohen Übereinstimmungskoeffizienten zu rechnen sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wäre mir neu, dass wissenschaftliche Forschungen auf persönlichen Einschätzungen statt Empirie fußen dürfen :rolleyes:

Meine (und nicht nur meine) Einschätzung:
Du bist ein extrem komplexes und tiefgreifendes Thema angegangen und hast da mal kurz drübergewischt. Dass das nicht so einfach funktioniert hast du entweder parallel oder anhand der kritischen Kommentare in diesem Thread gemerkt, willst das jetzt aber vertuschen/nichtig reden o.ä.
Find ich ehrlich gesagt ne leicht blöde Vorgehensweise. Mir kommts massiv so vor als baust du möglichst viele Fachwörter in deine Posts, um den weniger versierten Leuten keine Angriffsfläche zu liefern. Das bringt weder dir noch denen was und reisst ehrlich gesagt auch deine Arbeit (und v.a. den Eindruck den man von dir als Person bekommt) etwas in den Keller.

Ich war da eigentlich recht positiv diesem Thread gegenüber eingestellt, aber wie sich das entwickelt hat, gefällt mir nicht.
Im Grunde wartet man nur noch drauf, dass ein Kritikpost kommt, der von dir mit 200 Fremdwörtern "beantwortet" wird und eigentlich keine, halbwahre oder gänzlich falsche Aussagen trifft.

[e] Kleiner Denkanstoß:
Im Technikforum rennt z.Z. grade ein 800-Seiten-pdf rum, was eine ähnliche Aufschlüsselung angeht wie du es versuchst.
Allein der Unterschied im Umfang ist ein recht deutliches Zeichen dafür dass irgendwo noch was im Argen liegt.
 
Es ist in der (wahrnehmungs-)psychologischen Forschung nicht unüblich, dass eine Zahl von Beobachtern irgendeinen Sachverhalt über Ratingskalen ("Kreuzchenmachen") oder sonstwie einschätzen sollen. Gewisserweise tun die also ihre persönliche Meinung/Wahrnehmung kund, das tut der Wissenschaftlichkeit aber keinen Abbruch. Man könnte beispielsweise meine Aufnahme 100 zufällig ausgewählten Leuten/Beobachtern vorlegen und die sollen dann entscheiden, welche Varianzquelle war größer: Gitarre oder Preamp. Wenn 78 von 100 Leuten sagen, der Preamp war die größere Varianzquelle, kann ich daraus ganz simpel den Übereinstimmungskoeffizienten berechnen 78/100=0,78. Daraus kann ich dann folgern: OK, die meisten Leute, die ich befrag habe, nämlich 78%, stimmen in ihrer Einschätzung überein.

Wenn sonst noch Begriffe (zu) unklar sind, bin ich im übrigen gerne bereit die zu erläutern.
 
MIR brauchst du das nicht erklären.

Meine Einschätzung zu diesem Thread steht im Post vorher, ich bezweifle dass sich die noch groß ändern wird oder ich hier noch oft posten werde.
 
[e] Kleiner Denkanstoß:
Im Technikforum rennt z.Z. grade ein 800-Seiten-pdf rum, was eine ähnliche Aufschlüsselung angeht wie du es versuchst.
Allein der Unterschied im Umfang ist ein recht deutliches Zeichen dafür dass irgendwo noch was im Argen liegt.

Auf das entsprechende Dokument zur Physik der E-Gitarre wurde von mir bereits im Post Nr. 33 dieses Threads hingewiesen und verlinkt. Zu beachten ist, dass dort ein eher ingenieurswissenschaftlicher Ansatz verfolgt wird und versucht wird, das was sich bei der Gitarre so abspielt auf theoretischer Ebene mathematisch-physikalisch zu modellieren. Mein Ansatz hier ist nicht daran interessiert theoretische Modelle aufzustellen, sondern daran praktisch ("empirisch") abzuschätzen, woher der wahrgenommene Klang "kommt". Theoretisches modellieren und praktisches Abschätzen sind zwei gänzlich unterschiedliche Herangehensweisen, die sich jedoch ergänzen können. Aus beiden lassen sich für das Thema relevante Schlussfolgerungen ableiten.

Dass meine bescheidenen Überlegungen hier - auch wenn sie nur eingeschränkt mit dem Ingenieurszeug vergleichbar sind - weder hinsichtlich Umfang, noch "Qualität" denen des Professors gleichzusetzen sind, ist keine Frage.
 
Ein paar Mal hatte ich tatsächlich (vor allem beim Thread-Starter) das Gefühl man wolle wissenschaftlich erklären wie "Ton" entsteht. Folgerichtig müsste es auch ein Patentrezept dafür geben, einen Weg der zu gehen ist um am anderen Ende einen tollen Ton zu haben.
Das ist natürlich Schwachsinn!

Genauso wie die zig unsinnigen "Welchen Amp muss ich kaufen, oder welchen Geheimtipp muss ich beachten etc." (ist kürzlich genauso passiert, mein Veto wird aber irgend so ein netter Mod gelöscht haben, da meine Einwände bekanntlich ja sowieso nur sinnlose Provokation darstellen würden * )....ich weis, es ist nicht einfach den Tatsachen ins Auge zu sehen. Der grosse Teil der Gitarristen hat heute fast alles.....Spieltechnik, oftmals sogar Talent, Spielfreude, gutes Equipment...doch etwas fehlt meistens: Der Ton, besser....das Gefühl für den Ton.
Dieses Gefühl hat erstmal nichts mit einem Instrument und einem Verstärker oder Kabel oder mit dem Gitarrenlehrbuch XY mit den 1001 Licks der Heroen zu tun. Es ist eine Frage des Hörens.

Eric Johnson wurde bereits am Anfang zitiert und ganz egal ob ich den Mann mag oder nicht, seine Ansätze bezüglich Timing und Phrasing sind das A und O für Ton.
Ich glaube wir können hier die wissenschaftliche Komponente weglassen und das was wir allgemein als "Ton" bezeichnen wäre richtig gesehen eher als Klang oder Sound zu bezeichnen. Ich bitte deshalb für einen interessanten Dialog eventuelle Haarspalterei wegzulassen. Danke!

Oft gehört und auch wahr: Der Ton der Gitarristen kommt aus den Fingern, hörbar wird er aber erst wenn Saiten gespielt werden, verformt und verstärkt wird der Ton durch das Instrument und den Verstärker (sofern der Gitarrist elektrisch verstärkt spielt)

Nun dieser Finger-Aspekt hat ja immer noch eine Vorgeschichte. Wie schon erwähnt lasse ich den ganzen Labber von wissenschaftlichen Erkenntnissen mal aussen vor. Ton wird somit aus einem Wechselspiel von Hören, erleben, verstehen und spielen gemacht. Jemand der sich nicht selber zuhören kann (und will) wird diese Mechanismen gar nie erfahren. Das hat meiner Meinung nach mit einer Begabung zu tun. Nicht jeder Mensch ist für alle Dinge begabt, erst recht nicht beim Musizieren. Es ist ja auch kein Muss sondern ein Vorteil. Und genau hier trennt sich der Spreu vom Weizen. Man ist kein besserer Mensch mit einer Begabung für musische Aspekte, eventuell gehen einem gewisse Dinge leichter von der Hand, man reflektiert sich selber besser, die einem an anderer Stelle vielleicht hinderlich sind.

Mein Tipp:

Sich grundsätzlich immer selber beim Spielen zuhören und zu reflektieren.
Dies setzt natürlich schon eine gewisse Portion an Selbstkritik voraus.

Für alle die es anders erzählt brauchen, hier einige Ansätze eines amerikanischen Kollegen:

http://www.youtube.com/watch?v=nVgioBFJ2Rk
http://www.youtube.com/watch?v=Wi46vRvOGUQ
http://www.youtube.com/watch?v=Pb-UKqJ9KMg
http://www.youtube.com/watch?v=_iaCwoQJlMM

Gruss
Paco


*PS: Tipp an die Mods: Erst denken, reflektieren und dann löschen.
 
ist kürzlich genauso passiert, mein Veto wird aber irgend so ein netter Mod gelöscht haben, da meine Einwände bekanntlich ja sowieso nur sinnlose Provokation darstellen würden
*PS: Tipp an die Mods: Erst denken, reflektieren und dann löschen.

Junge sowas kannst du dir sparen, vor allem wenns derart unpassend und Themenirrelevant ist. "Niemand mag beleidigte Leberwürste". :rolleyes:
Das hat dir jetzt n Softwarning eingebracht, herzlichen Glückwunsch.

Jeglicher Kommentar hierzu per PM an die Moderation, NICHT hier im Thread.
 
Wenn ich die erzielbare Varianz aus beiden Quellen miteinander vergleiche, so ist allein vom Höreindruck klar, dass der Preamp für deutlich mehr Klangvarianz verantwortlich ist, als die Gitarre. Klangvarianz (Preamp) > Klangvarianz (Gitarre)

Du verallgemeinerst und wirfst alles unter einen Hut.

Mit welchem PreAmp hast Du den Vergleich gemacht?
Mit welcher Gitarre.

Mache ich den Vergleich mit ein paar älteren Marshall, wirst Du feststellen, daß die Varianz, die durch den PreAmp entsteht, minimalst ist, da der Eigenklang des Verstärkers nur um klitzkleine Nuancen verschoben wird. Sprich: die Klangregelung ist relativ ineffektiv.

Nehm ich nun eine Gibson B.B. King Lucille mit Varitone-Schaltung an eben einen solchen Marshall, dann wird die erzielte Varianz der Gitarre wohl größer sein als die des Preamps.

Nimmst Du eine gute Strat mit guten Tonabnehmern, wird die -je nach Setup des Gitarristen- eine ähnliche Varianz haben.

Ich hab mich bisher etwas zurückgehalten, weil ich noch abwarten wollte, wie sich das entwickelt, aber ich muß sagen, daß dieser Thread momentan weit davon entfernt ist, irgendwelche Klarheiten zu produzieren, wie es in Deinem Eröffnungspost prognostiziert wurde.

Der Ansatz ist okay, aber wenn Dein Anspruch wissenschaftlicher Natur ist, dann sollten die angebrachten Argumente einer Diskussion auch standhalten.

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Woher der Ton wirklich kommt?

Aus den vielzitierten Fingern. Aus dem Gespür des Gitarristen für Artikulation, Timing und Dynamik. Und aus der Fähigkeit, dies über die Finger an die Saiten weiterzugeben.

Auch wenn der Gitarrist einer Tagesform unterliegt und die Bedingungen nicht immer optimal sein werden, wird der Gitarrist, der seinen Ton schon hat, ihn immer noch in einer identifizierbaren Qualität rüberbringen.

Wie der Ton entsteht?

In der heutigen Zeit haben viele Gitarristen mehrere Hürden, die einer Tonentwicklung "im Wege stehen".

1. wenige Vorbilder, die auch wirklich den eigenen Ton zelebrieren

Nimmt man nun ein 15-jährigen Jungspund und fragt ihn, warum er Gitarre spielt, dann kommen oftmals solche oder ähnliche Antworten:
- wegen den Mädels ( gut, da hat sich damals und heute wenig geändert :D )
- wegen Bands wie Nirvana, Billy Talent, Linkin Park usw. ( füge beliebig Namen ein ). Also Bands, die nicht gerade für einen artikulierten Tone bekannt sind, sondern eher Riff-orientiert arbeiten.

Die wenigen, die heute noch den Ton zelebrieren: Clapton, Santana, Eric Johnson, John Mayer usw. gelten ja für die Kids erstmal als Spacken.
Auc Guns'n'Roses waren Ende der Neunziger ziemlich verpönt. Tom Riepl, Studiogitarrist und Musiker der 80er hat in der G&B damals beklagt, daß man kaum mehr Soli hört in der heutigen ( in den 90ern ) Musik. Damals hab ich ihn auch belächelt, weil er mir einfach wie ein Relikt einer vergangenen Ära vorgekommen ist. Heute verstehe ich seinen Denkansatz. Die Gitarre wird zwar vielerorts auch heute noch als Kunstform verwendet, die Artikulation und das gezielte "Spielen" von Noten jedoch nicht mehr als Ausdrucksform wahrgenommen.

Fehlen die Vorbilder, fehlt der Ansporn, es nachzueifern.

2. High-Gain Amps.

Bis in die 80er hinein gab es eigentlich nur zwei Möglichkeiten, wirklich High-Gain zu spielen: Pedale und weit aufgerissene Röhrenamps ( die dann meist noch "heiß" gemacht wurden ). Pedale konnte jeder kaufen, die getuneten Amps blieben der entsprechenden Käuferschicht überlassen.

Worauf ich hinaus will: heutzutage hat man die Auswahl zwischen zig Modellen mit aberwitzigen Gainreserven zu relativ günstigen Preisen. Sicherlich: ein Engl oder ein Mesa, Diezel oder dergleichen kosten einen Haufen Geld. Aber wenn man sich mal im Forum umguckt, sind die doch recht weit verbreitet. Sprich: auch leistbar.

Um einen singenden Klang oder einen dicken, angezerrten Klang für Single-Notes zu bekommen, muß man also nur noch ein Knöpfchen drehen. Dazu noch ordentlich Hall und Effekte und fertig ist eine Suppe, die einem Stadion-Rock suggeriert.

Ein befreundeter Gitarrenverkäufer hat es mal so ausgedrückt:

Wenn Anfänger sich bei uns eine neue Gitarre kaufen, dann laß ich sie diese meist über nen dicken Engl spielen. Der komprimiert das so stark, daß man eigentlich fast nix mehr tun muß, um relativ gut damit zu klingen.

Die Unzulänglichkeiten verschwinden in der Suppe und man klingt erstmal gut. Gutes Gefühl, das Ding wird gekauft.

Schließlich ist man eigentlich oftmals nicht mehr gezwungen, an sich zu arbeiten, da man alles auf anhörbar hinbiegen kann.

Das war halt früher anders: die alten, heiß gemachten Marshalls blieben trotzdem, was sie sind: gnadenlos ehrliche Amps, die einem immer auf der Rasierklinge haben tanzen lassen. Man war immer kurz davor, die Kontrolle zu verlieren und dann zog der Amp einem was über. Das hat den einen Vorteil: es prägt wahnsinnig dein Spiel. Es fordert Dich zu Aufmerksamkeit heraus und zu vorausschauenden Spiel.

3. fehlende Akustik-Gitarren

Ich habe noch mit der Akustik Gitarre gelernt. War halt damals so, da diese oftmals einfach billiger und eher verfügbar waren als E-Gitarren. Die damaligen, billigen waren bei Weitem nicht so gut, wie heutige in der Preisklasse. Geschweige denn, die Amps.

Wenn man akustisch spielt, spielt man nuancierter. Man hat ein unmittelbareres Feedback des Anschlags und kann mit wenigen Mitteln den Klang färben. Außerdem wird man nicht durch andere Dinge abgelenkt ( mit was für einen Pickup soll ich spielen, mehr Gain, weniger Gain usw. ) Akustisch zu spielen ist die ehrlichste und bodennaheste Art, Gitarre zu spielen. Da lernt man das ABC.

Heute fangen viele schon mit der E-Gitarre an, weil sie halt verfügbar ist. Kein Thema. Aber der Anreiz, wirklich bei den Basics anzufangen, fällt halt weg. Als ich meine erste E-Gitarre und Verstärker hatte, drehte ich diesen logischerweise auf Anschlag auf und "rockte" somit durch die Gegend. Wenn man eine E-Gitarre hat, möchte man halt möglichst schnell die Rockstar-Dinger spielen.

Mein persönliches Fazit:

es läuft halt alles darauf hinaus, sein Handwerkszeug zu lernen. Effekte sind sicherlich, um auf das Thema nochmal einzugehen, ein Varianzfaktor, der den Sound verändert, aber den Ton prägt er nicht.

Gitarren beeinflussen uns sicherlich an der Herangehensweise bei unserem Spiel. Eine gute Gitarre kann inspirierend wirken und ein bestimmter Gitarrentyp regt mit Sicherheit auch an, eine bestimmte Musik damit zu spielen. Deshalb halte ich die Gitarre auch prägend bei der Tonentwicklung.

Ein Amp prägt den Sound, den man rübertransportiert, aber nicht den Ton, die Botschaft. Man kann auch hard & heavy und aggressiv über einen ultra-cleanen Amps rüberkommen.

Halte jetzt nicht sonderlich viel, eine Wissenschaft daraus zu machen, was jetzt mehr zum eigenen Ton beiträgt und die ganze Sache zu sezieren. Nur, um am Ende feststellen zu müssen, daß die ganze Rechnung nicht aufgeht.
 
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Du verallgemeinerst und wirfst alles unter einen Hut.
Mit welchem PreAmp hast Du den Vergleich gemacht?
Mit welcher Gitarre. [...]
Nehm ich nun eine [...] dann wird die erzielte Varianz wohl [...]größer sein als die des Preamps.
Nehm ich dann eine [...] wird die Varianz [...]
Der Ansatz ist okay, aber wenn Dein Anspruch wissenschaftlicher Natur ist, dann sollten die angebrachten Argumente einer Diskussion auch standhalten.

Die Einwände gelten! Es sind nämlich genau die, die ich bereits im Openingpost vorweggenommen habe:

Kommt es doch zu mehr oder weniger systematischen Tests werden trotzdem noch Fehler begangen, die die Aussagekraft schmälern: Beispielsweise könnte beim Variieren von Variablen nicht die maximale Variationsbreite ausgeschöpft werden. Dies führt zum Unterschätzen des Variablenbeitrags zur klanglichen Varianz.
-> Es reicht natürlich nicht aus, nur einen Preamp und eine Gitarre heranzuziehen, da ich mit nur einem Exemplar überhaupt nicht die gesamte Variationsbreite abdecken kann!

Das Soundbeispiel war auch nur das, als was ich es ausgegeben habe: Eine Veranschaulichung um die Vorgehensweise deutlicher zu machen, da das Verfahrensprinzip wohl aufgrund meiner bisherigen Beschreibungen nicht allen klar geworden ist. Es war NICHT der erste Schritt der praktischen Umsetzung des im opening post dargelegten Verfahrens, dazu bräuchte man vor allem wesentlich mehr Auswahl an Equipment, als ich besitze.
 
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--Wiedergeburt--
Ich sag ja, da haste ein rießen Faß aufgemacht.
Du hast es mit Sicherheit gut gemeint und ich bewundere deine Geduld in der Diskussion.
Aber ich glaub, mit deiner Frage nach dem Ton provoziertst du ähnlich viele Spekulationen und Begriffsverwirrungen wie mit "Wie kann man Gott beweisen?" oder "Wie ensteht das Wetter?"


-- PacoCasanovas--
Für mich hast du es damit genau getroffen.

Grüße

Toni
 
Aber ich glaub, mit deiner Frage nach dem Ton provoziertst du ähnlich viele Spekulationen und Begriffsverwirrungen wie mit "Wie kann man Gott beweisen?"
Hahahaha, sehr gute Vergleich! Nach allem was bisher gesagt wurde, glaube ich schon, dass der Grundgedanke hinter meinem Vorschlag einigermaßen schlüssig ist und kein fundamentaler Denkfehler drin steckt. Mit der beschriebene Verfahrensanweisung könnte man "im Prinzip"/"in einer idealen Welt" die Quellen des Tons rangordnen.

Probleme liegen einmal im aufscheinenden Vermittlungsproblem, welches sich zum Teil aus meiner Schreibe, zum Teil aus der gegebenen Problemkomplexität und zum Teil daraus ergibt, dass "normale" Gitarristen, eben meist nicht in wissenschaftlichen Kategorien denken.

Das zweite Problem liegt in der Frage, wie man nun zu konkreten Ergebnissen kommen kann, da sich die strengen Verfahrensanforderungen in der Praxis (aufgrund beschränkter Ausstattung mit Equipment, Zeit und Lust) so offenbar nicht umsetzen lassen. Ein Punkt, den man vielleicht noch mal andiskutieren sollte/müsste wäre daher, wie man die Vorgehensweise soweit entschärfen kann, dass sie praktisch durchführbar wird ohne allzuviel an Aussagekraft zu verlieren.
 
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