Wie erfolgreich kann man heute noch werden

  • Ersteller Chriss_Guitar
  • Erstellt am
Erfolg ist ja auch Definitionssache.
Für mich ist Musik kein Sport und auch keine nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten auslegbare
Disziplin.
Es gibt Zeiten, da sind Kunst und Kommerz deckungsgleicher und es gibt es Zeiten, da gehen sie weit auseinander.
Heutzutage sind für viele die 50er, 60er, 70er... eine Zeit in der große Kunst/Musik sich auch sehr gut verkaufte.

Die aktuelle Musikszene hingegen ist extrem gespalten, es gibt durch das Internet so viele Stile und Künstler, die man gut (oder schlecht)
finden kann, wie nie zuvor.
CDs kauft eh keiner mehr. Fan-Zuspruch funktioniert per "gefällt mir"-Klick und vielleicht einem
Konzertbesuch.
Es gibt garantiert immer noch eine Menge gute neue Bands, die aber einfach nicht mehr die Bekanntheit erreichen können wie früher,
weil alles so zerstreut sind.

Kann man ein brillantes Album von heute, welches nur einen begrenzten Personenkreis erreicht, als erfolgreich (gemäß des Threadtitels)
bezeichnen?
Ich finde, man kann es.

Ein gutes Beispiel ist der Maler Vincent van Gogh, welcher zu Lebzeiten nur ein einziges Bild verkaufen konnte und der
als armer, psychisch erkrankter Habenichts Selbstmord beging.
Nach van Goghs Tod kam die Kunst-Welt erst dahinter, was sie hier für einen bahnbrechenden Künstler ignoriert hatte und
welch revolutionäre Impulse seine Werke aussendeten.

Waren also van Goghs Gemälde weniger genial, als wenige Leute sie kannten? Nein, ich denke nicht.
 
Ja.
Das, was an Musik, an jungen, frischen Künstlern vorhanden ist, wird von der MI und der GEMA kaputtgemacht. In Teutonistan kannst du nur mit Schlager/Tanzmusik/VolkstümlicherMusik erfolgreich sein.

Der allerletzte Rest wird durch all diese Streamingportale ruiniert.

Naja, also die Streamingportale sind ja nicht nuuuuur schlecht. Wenn man sich die viralen Möglichkeiten mal ansieht, dann ist das ja schon eine Art Vorteil...sofern man ihn zu nutzen weiß.

Das mit der Schlagermusik muss ja auch nicht zwingend schlecht sein..zumal deren Publikum auch so langsam aber sicher ausstirbt und die in 10-15 Jahren keine Höhrer mehr haben - da werden sich deren Mafiöse Fähnchen auch ganz schnell neu ausrichten.



Erfolg ist ja auch Definitionssache.
Für mich ist Musik kein Sport und auch keine nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten auslegbare
Disziplin.
Es gibt Zeiten, da sind Kunst und Kommerz deckungsgleicher und es gibt es Zeiten, da gehen sie weit auseinander.
Heutzutage sind für viele die 50er, 60er, 70er... eine Zeit in der große Kunst/Musik sich auch sehr gut verkaufte.

Die aktuelle Musikszene hingegen ist extrem gespalten, es gibt durch das Internet so viele Stile und Künstler, die man gut (oder schlecht)
finden kann, wie nie zuvor.
CDs kauft eh keiner mehr. Fan-Zuspruch funktioniert per "gefällt mir"-Klick und vielleicht einem
Konzertbesuch.
Es gibt garantiert immer noch eine Menge gute neue Bands, die aber einfach nicht mehr die Bekanntheit erreichen können wie früher,
weil alles so zerstreut sind.

Kann man ein brillantes Album von heute, welches nur einen begrenzten Personenkreis erreicht, als erfolgreich (gemäß des Threadtitels)
bezeichnen?
Ich finde, man kann es.

Ein gutes Beispiel ist der Maler Vincent van Gogh, welcher zu Lebzeiten nur ein einziges Bild verkaufen konnte und der
als armer, psychisch erkrankter Habenichts Selbstmord beging.
Nach van Goghs Tod kam die Kunst-Welt erst dahinter, was sie hier für einen bahnbrechenden Künstler ignoriert hatte und
welch revolutionäre Impulse seine Werke aussendeten.

Waren also van Goghs Gemälde weniger genial, als wenige Leute sie kannten? Nein, ich denke nicht.

Wie gesagt - ich definieren Erfolg hier jetzt auch nicht wirklich an gefüllten Stadien oder Welttourneen.

Aber wie es scheint, kann man ja zumindest in Deutschland - egal in welcher Form - nicht mehr davon leben. Ausgenommen, man hat einen DSDS-Superhit, TheVoice-Hit, Supertalent-Hit oder wird vom Herrn Silbereisen gesponsort und muss dann so Sachen wie Atemnot in der Nacht singen....

Du hast schon Recht. Naja, gut,...sicher waren nicht die 50er, 60er, 70er das Beste - jede Epoche hatte ihre Vorzüge und Nachteile und auch heute gibt es ja tolle Acts.

Aber kommt alles halt irgendwie so gut wie NIE aus Deutschland...wir sind also scheinbar nicht nur'ne Servicewüste...
 
Es geht, wir haben schon gute deutsche Künstler, nur die stehen meistens nie wirklich im Mittelpunkt, was ja eigentlich auch gar nicht schlimm ist und
der musikalischen Qualität keinen Abbruch tut.
In den 90er Jahren habe ich sehr viel 'Hamburger Schule' gehört und auch nachgespielt, also Bands wie Tocotronic, Die Sterne, Die Goldenen Zitronen oder Blumfeld.
Das war eine richtig coole Alternative-Szene, die wir hier in Deutschland hatten.
Eine Mischung aus Post-Grunge, College-Rock und Retro-Einflüssen aber mit eigenem Sound und eigener Ästhetik.
Diese Bands zogen allerdings ihre Besonderheit bzw. ihre 'Hipness' nicht aus ihrem Deutschsein, im Gegensatz zu diesen ganzen schrecklichen
neuen Deutschrock-Bands, die bei uns vor ca. zehn Jahren die Charts stürmten - Juli, Silbermond, Klee, Sportfreunde Stiller, Wir Sind Helden und wie sie alle
hießen.
Diese 'schwarz-rot-geil'-Welle, mit lauem Oberstufen-Rock von 2005/2006, den man am besten nach einem gewonnenen WM-Spiel laut mitgrölt, fand ich einfach nur schrecklich bieder und uninteressant.
Mittlerweile sind von der oben genannten 'Hamburger Schule' eigentlich nur noch Tocotronic übrig geblieben, die allerdings alle paar Jahre wirklich interessante Platten herausbringen und ganz in ihrem eigenen Kosmos schweben.
Das kuriose dabei ist, dass sie zwar hohe Chartspositionen erreichen, meistens unter den Top 5 der Albumcharts, aber in
der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden.
Mir ist das egal, der Band wahrscheinlich auch, aber trotzdem freut es mich, dass man mit solcher Musik immer noch viele
Hörer erreichen kann.
Für mich persönlich sind solche Bands das Gegengift zu Helene Fischer, DSDS und Heino-Wahn.
 
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...(von) der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden.
Eben. q.e.d.
Klar kannst du als guter Musiker irgendwie dein Leben fristen. Meist landest du in der Top-40-Tretmühle; wenn du Glück hast, kannst du ein paar Jahre lang im lokalen Bereich mit eigener Musik auftreten und von den Gagen so eben deine Miete zahlen. Warte aber nicht darauf, dir von Gagen ein vernünftiges Auto, Urlaub oder gar ein Häuschen leisten zu können. Aufs Radio brauchst du nicht mehr zu hoffen, da wird nur MI-Kram gedüdelt. Vielleicht wird deine Musik über Stream verbreitet, aber das bringt dir kein Geld.
 
Also das was viele Musiker als "davon leben" nennen wäre bei mir bestenfalls "gerade so überleben"...

Und wirklich "gut davon leben" können sowies die wenigsten...

Rechenbsp.: Eine (mir bekannte) deutschlandweit halbwegs erfolgreiche Band (kein Top-Act, aber schon bundesweit bekannt) bekommt 10.000 € für einen Festivalauftritt bei einem großen dt. Festival. Dann bleiben pro Nase max. 2000 € brutto hängen, eher weniger. Dann sind es viell. 20 Festivals, die die Band (in nem guten Jahr) spielt. Also 40.000 € brutto pro Nase/Jahr . Dann kommen vielleicht noch ein paar eigene Konzerte dazu, da gibt es aber enstsprechend weniger Einnahmen bzw. man hat höhere Ausgaben. Dazu kommen Einnahmen aus Merchandising, ein nicht zu verachtender Faktor heutzutage.

Ich würde insgesamt mal 50.000 € brutto pro Nase/Jahr ansetzen.

Das ist sicher zum normalen Leben ok, mehr aberauch nicht. Man muß natürlich Steuer/Versicherungen/Rente abziehen. Allerdings haben die vermutlich auch nicht regelmäßig die 50000 €... Wenn mal zwei Jahre kein Album/Hit kommt, dann ist es entsprechend weniger. Dann ist man auch schnell wieder nur beim "überleben". Also sehr unsicher, das ganze.

Kurzum: Also überdurchschnittlich gut von sowas leben, können die wenigsten. Die echte kohle fließt erst, wenn man bekannt aus Funk und Fernsehen ist und Werbung für Haarwaschmittel machen kann...Aber das ist dann leider meistens der Sänger, und nicht der Gitarrist :-D
 
Etwas neues zu erfinden ist dagegen sehr schwer geworden, weil eben alles schon ausprobiert wurde.
!950 war die e Gitarre noch neu, da war es einfach neue Spielweisen zu erfinden.
Ich denke das was wir in der Musik noch wirklich Neues erleben werden an Strömungen sind vor allem Retro-Dinge. In der Spieleindustrie ists längst angekommen. Alte Prinzipien die absolut unmodern sind wieder einzuführen. Also veraltete Grafik, hoher Schwierigkeitsfaktor, keine Bombast sondern Melodiöse Musik usw...
Die Parallele zur Musik könnte da sein. Auch da ist das was kommerziell am erfolgreichsten ist, das was am wenigsten Widerstand leistet, das was am bequemsten ist. Dass Titel nicht lange im Ohr bleiben seht ihr vielleicht als Qualitätsverlust - ich denke es ist ein Prinzip. Also eine Art gesteuerte Obsolenz. Ähnlich wie bei den Castingshows ist Erfolg des Gewinners doch nur der Show im Weg, denn der alte muss Platz machen für den Neuen. Stellt euch vor Bohlens neue Nummer 1 würde bei der nächsten und gar übernächsten Staffel tatsächlich auf dem Markt immernoch ein Konkurrent sein.
Vielleicht ist es mit den Weichspülsongs der Musiker die es geschafft haben genauso. Was schnell wieder (aus dem Kopf) heraus geht schafft Platz für das nächste Album/Charthit und verhindert, dass man sich neu erfinden muss bei gleichzeitig konstantem Kaufimpuls in den Markt.
Das hat natürlich mit Qualitätsmusik nichts zu tun. Mit Kunst schon gar nicht. Und die Leute, die sich für Musik interessieren merken das auch.



Die Rolle der Gitarre im klassischen Band-Kontext hat sich allerdings gewandelt - es gibt wirklich kaum noch aktuelle Combos, die ohne Keys/Synth/etc in irgendeiner Form unterwegs sind. Aber Platz fuer eine Gitarre ist meistens eben doch, zumindest live auf der Buehne.
Vielleicht liegts auch daran, dass (so habe ich das Gefühl) sich das Thema Gitarre einfach verdammt abgenutzt hat im Mainstream. Die 70er (Rock), 80er (Rock und Metal) hatten einfach zu viele Gitarrenhelden. Hört man sich heute gute Chartmusik an so entdeckt man vermehrt eine tragendere Rolle etwa vom Bass und Schlagzeug. Es ist unglaublich was ein guter Drummer aus einer einfachen Sache machen kann. Für die Popmusik scheint das heute einfach viel mehr wert zu sein als die Gitarre als Instrument. In den 90ern ging es ja schon etwas stärker los, dass auf Studiomusiker gesetzt wurde, weil "Bands" an sich nicht mehr so interessant waren für die Plattenfirmen. (?)

Ich will Euch nicht zu nahe treten :) aber Gitarren können Sounds machen (vor allem mit technischen Hilfsmitteln), solieren oder begleiten. Bei den Sounds wird sie als Gitarre kaum wahr genommen. Solieren fällt weg, welche 2000er Charthits haben schon Gitarrensoli? Begleiten schon eher. Die Hook kommt doch meistens vom Bass/Drums - sie können da unten rumwühlen, wahrgenommen werden und überlassen dem Mittelpunkt des Universums der Popdiva - da hat sie Platz ihre gesangliche Herrlichkeit zu präsentieren. Die beiden werden so zu heimlichen Helden und unverzichtbaren Trägern der Komposition. Ich glaube die Gitarre hat es da echt schwer sich zu positionieren...
 
quote-symbol.png
Zitat von blechgitarre Original zeigen
Früher haben junge Bands erstmal nachgespielt, weil sie noch nichts Eigenes konnten.​
Genau wie heute :)

Aber damals war das doch nur ein Übergangsstadium für Anfängerbands, die noch nicht so gut waren.
 
Also Rock oder Metal war ja auch schon in den 80er kein Mainstream. In den Singlecharts gab es doch auch nur viel Gedudel wie es heute noch üblich ist. In den 70er noch viele Bläser für den Discosound, die dann zunehmend von den Keyboardern abgelöst wurden. Die ganze Rockrichtung hat doch schon seit jeher mehr Alben als Singles verkauft.

Cocooning wurde hier schonmal erwähnt. Ich habe relativ viel mit Jugendlichen zu tun. Die bleiben heute wirklich eher zu Hause oder treffen sich zu Videoabenden in kleinen Gruppen anstatt um die Häuser zu ziehen. Das macht es für Livegigs natürlich schwerer Publikum zu finden. Heute erreicht man die Leute eher über Youtube und SocialMedia. Da kann man sicherlich irgendwie erfolgreich werden. Wie man dann damit Geld verdient muss man sich überlegen.
 
.... kannst du ein paar Jahre lang im lokalen Bereich mit eigener Musik auftreten und von den Gagen so eben deine Miete zahlen.
Ist das so? Ich habe mal mit meinem Gitarrenlehrer, der ja in div. lokalen/regionalen Bands zugange ist darüber sinniert. Es wird einfach Usus diese "Pay To Play" (heißt das so?), d.h. der Wirt hat sein Fixum (von der Band bezahlt) und die müssen gucken wo sie bleiben und die Werbung dürfen sie auch noch berappen.
Bin ja echt froh einen "seriösen" Beruf studiert zu haben ....(meine das gar nicht zynisch!)
 
Also Rock oder Metal war ja auch schon in den 80er kein Mainstream.

Kommt drauf an wie man "Mainstream" definiert.

Die Hitsingles von Europe (Final Countdown) und Bon Jovi (livin on a prayer)
zwangen das Jugendmagazin BRAVO das "Hard'nHeavy Magazin" einzurichten,
plötzlich (1988) war harte Musik total hip, und sogar die Hamburger Helloween
kamen mit ihrem "Dr.Stein" in die topten der Singlecharts. Und das obwohl sie
bei einem Indie-Label (Noise Records) waren, ohne riesen Budget für Produktion
und Promotion.

Deren Album "Keeper of the seven Keys" verkaufte sich 100.000 mal, für Nena war
dass das Todesurteil und der Verlust des Plattenvertrages, für eine Metal Band war es
eine Sensation.

Plötzlich sah man auf Konzerten neben sich Leute stehen die man bei Kauf der Karte
nie erwartet hätte, das Mädchen mit Zopf & Nickelbrille, der Popper mit der Haarsträhne
im Gesicht. In der Schlange vor der Halle hatte man oft diesen :eek: Gesichtsausdruck.

Nun wurde auch von den großen Labels alles gesignd was im Proberaum fünf Akkorde
mit Verzerrung spielte. EMI und Sony (Epic) schmissen Bands auf den Markt die ich
nicht unbedingt zum Glücklichsein gebraucht hätte, z.B. "Croming Rose" die wie ein
Helloween Abklatsch klangen ( schneller Beat mit Kinderlieder Refrain)

Letztens (vor acht Wochen) noch mit Alfred Koffler (Pink Cream 69) drüber siniert,
wie leicht sich damals eine Tausernder Halle füllen ließ, während die heute nur noch
vor ~150 Zuschauern spielen.

Und 1993 war dann alles vorbei, der '92er Charterfolg von Nirvana ( smells like teen spirit)
und dir darauf folgende Grunge Welle (Pearl Jam/Alice in Chains/Stone Temple Pilots),
die Deutsch HipHop Welle die Fanta4 gezündet hatten und der Dancefloor Tekkno von
U96, 2Unlimited, Marusha & Co ließen das Interesse an melodischem Rock & Metal
genauso schnell wieder abflauen wie es gekommen war ... :(
 
Bei Nirvanas "Nevermind" finde ich die Songs ziemlich genial, auch den Stil und die Attitude, ich hätte mir nur gewünscht, dass es etwas
besser produziert und gemastert wäre.
Ich finde man hört dem Album leider den zu der Zeit noch vorherrschenden, flachen 80er Jahre Kleistersound in Sachen Rock noch sehr an, obwohl, die tollen Songs eigentlich nach etwas anderem schreien.
Die Live-Platten von Nirvana zeigen, wie gut die Band wirklich geklungen und gespielt hat.

Heutzutage haben wir leider bei vielen kommerziellen Platten den erwähnten Loudness War.
Der Song soll auf der Playlist im Iphone rausstechen, deshalb wird das Teil so stramm und 'in your face' gemastert, dass es
fast verzerrt klingt.
Wenn die Songs dann im Radio gespielt werden, legen die Sender auch nochmal einen Limiter drauf,
dann klingt es fast schon fragmentiert, die Tiefenstaffelung verabschiedet sich ganz und der gesamte Song wird
zu einem einzigen, unnatürlich klingenden Artefakt.
Produzenten wie Phil Spector oder Joe Meek haben auch mit viel Kompression und Limiting gearbeitet, aber sie haben sie
nicht so eingesetzt, dass der gesamte Song quasi daran erstickt.
 
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Zum Thema Loudness War hab ich auch noch zwei schöne Anekdoten.

Ein Freund von mir, eigentlich durch und durch ein "digital Native" wie man so schön sagt, hat jetzt das Vinyl für sich entdeckt. Ist ja wieder total hip und so. Er ist eigentlich ein großer Singer/Songwriter Fan, und ich finde da passt das auch. Die Platten sind (meist) noch nicht so stramm gemastert. Jetzt hatte er sich allerdings die Platte von "Alle Farben" besorgt. Für die nicht Radiohörer - das ist gerade DER deutsche Hit-DJ und Produzent. Irgendwann saßen wir also so beim Bierchen in seiner WG zusammen, und er meinte zu mir, ich soll doch mal nach seinem Plattenspieler schauen, da stimmt was nicht. Die Platte würde sich so schmierend und krachig anhören. Aber nur diese. Tja, anscheinend hat da niemand bedacht, dass das Ursprungsmaster für das analoge Medium Vinyl total ungeeignet ist. Die ganze Platte war fürn Arsch, unhörbar in meinen Ohren. Das ist mir jetzt bei einer anderen Platte von einer Bekannten auch schon aufgefallen.

Zweite Anekdote:

Ich war in den vergangenen Jahren eher als DJ unterwegs und hab viele Bekannte in der DnB und Dubstep Szene. Da gibt es immer noch, gerade bei DnB, viele Freunde der Platte. Viele von denen sind inzwischen aber tieftraurig auf MP3 oder CD umgestiegen, da inzwischen die Qualität total fürn Arsch ist. auch hier werden das Mastering nicht mehr passend fürs Vinyl gemacht, aber trotzdem einfach draufgepresst. So zumindest meine Vermutung.

Also schon spannend - Loudness War auf der einen Seite und Wiederbelebung der Vinyl auf der anderen Seite. Das geht in meinen Augen und Ohren eigentlich gar nicht zusammen.
 
...
Und 1993 war dann alles vorbei, der '92er Charterfolg von Nirvana ( smells like teen spirit)
und dir darauf folgende Grunge Welle (Pearl Jam/Alice in Chains/Stone Temple Pilots),
die Deutsch HipHop Welle die Fanta4 gezündet hatten und der Dancefloor Tekkno von
U96, 2Unlimited, Marusha & Co ließen das Interesse an melodischem Rock & Metal
genauso schnell wieder abflauen wie es gekommen war ... :(
Ja, da trennte sich die Spreu vom Weizen bzw die einen blieben bei Hard & Heavy und die anderen hörten dann diese wunderliche Musik die die 90er so hervorbrachte ;) :D Anfang der 90er, das war meine Jugend, glohrreiche Zeiten. Da standen echt Metallica, Megadeth, Nirvana, Guns N Roses etc in der Bravo und liefen auf MTV. Also ein wenig versuchte der Mainstream schon da Fuss zu fassen, das war aber wie gesagt schnell wieder vorbei - Vielleicht auch gut so.
 
Erstmal allen aktiv Beteiligten hier im Thread ein grosses Kompliment. Als Kind der 70er und Teenager der 80er finde ich eure Gedankengänge hier wahnsinnig spannend.
Da juckt es mich doch gerade in den Fingern, auch meine persönliche Sicht ungefragt in die unendlichen Weiten des Musiker-Boards hinaus zu katapultieren.

Ladies and Gentlemen, we proudly present: (*Trommewirbel hier einfügen*) Des startoms Senf:
Jede Epoche hat bezüglich Musik ihre Mode, ihren Stil, ihre Helden und ihre Verteil Plattformen. Ich spreche nachfolgend weniger über musikalische Trends, sondern über präsentationstechnische Erfolgsstrategien.

Von den 70ern habe ich noch die "Licht aus / Spot an" - Disco TV Shows mit Ilja Richter in Erinnerung. Damals war es eine Sensation, seine musikalischen Heroes endlich mal zu Gesicht zu kriegen. Einer der Schlüssel zum Erfolg war, sich nicht nur musikalisch, sondern auch optisch zu präsentieren. Die Bay City Rollers wurden auch dank ihres guten Aussehens wohl zur ersten Boy-Band mit haufenweise weiblichen Fans. Wie gesagt, nur meine Meinung.

Die 80er sind so richtig spannend, denn hier wurde ich geformt. Wer mich halbstarken und unbesiegbaren Heranwachsenden beeindrucken wollte, musste einen coolen Videoclip vorweisen können. In ewiger Erinnerung bleibt mir, als ich auf unserem ersten Videorecorder eine Videoclip Nightsession aufzeichnen konnte. Total 4 Stunden, mehr gaben die Videocassetten nicht her. Muss so ca. 1984/1985 gewesen sein.
So wurde ich z.b. auf Def Leppard aufmerksam, dessen Clip zu Foolin' mich zu einem Leppard-Jünger mutieren liess. Erfolg!
Das Highlight setzte natürlich der damals noch farbige MJ mit seinem 20-Minuten-Thriller. Ich sag nur: Wow (In Zahlen: Geil Mann!!!)

In den 90ern schossen entsprechende Clubs und themenspezifische Parties wie Pilze aus dem Boden. Tanzbar musste die Musik sein, kein allzu verschachtelten Songs bitte. Um Himmels willen keine Tempowechsel. Bedankt hat sich vor allem mein Landsmann DJ Bobo, der seinen erlernten Bäckerberuf endgültig an den Nagel hängen durfte. Somebody dance with me? Aber gerne, mein guter Bobo (René Baumann, übrigens ein echt netter Typ).

Die 2000er wurden mithilfe des globalen Spinnennetzes zum Erfolgsgarant. Wie wurde nochmals ein junger nett aussehender Teenager namens Justin Bieber bekannt? Erreiche die Leute direkt zu Hause, hau sie in ihrem Schlafanzug von den Socken und locke ihr Geld direkt vom PC Bildschirm aus den Taschen. Sei flexibel und agil.... und halte dich immer über Wasser und somit sichtbar in den sozialen Medien? Ein kleiner Skandal? Ich bitte darum!

Dies ist meine Sicht zum Thema: Wie erfolgreich kann man heute noch werden.
Fazit: Passe dich deiner Epoche an. Deine Epoche wird sich kaum dir anpassen.
 
Ja, da trennte sich die Spreu vom Weizen bzw die einen blieben bei Hard & Heavy und die anderen hörten dann diese wunderliche Musik die die 90er so hervorbrachte ;) :D Anfang der 90er, das war meine Jugend, glohrreiche Zeiten. Da standen echt Metallica, Megadeth, Nirvana, Guns N Roses etc in der Bravo und liefen auf MTV. Also ein wenig versuchte der Mainstream schon da Fuss zu fassen, das war aber wie gesagt schnell wieder vorbei - Vielleicht auch gut so.

Diese Leute kenne ich auch noch sehr gut. Und als Begründung kamen dann immer so Sachen wie: "ich möchte jetzt auch mal was Neues hören, das Alte ist langweilig", "man muss seinen Musikgeschmack anpassen, um weiterhin dazu zu gehören", "ich habe mich weiterentwickelt. Dieses Geschrammel ist doch was für kleine Kinder"...

Die erste Hälfte der 90er fand ich auch noch ziemlich gut, weil "Rockmusik" doch sehr präsent war und nicht nur irgendwelcher "verpoppte" Rockmusik. Metallica, Guns'N'Roses, Nirvana, AC/DC (Thunderstruck hat mich endgültig zur Rockmusik gebracht und die Razor's Edge war mein erstes "offizielles" Rockalbum) kannte eigentlich jeder, auch der gemeine Mainstream-Konsument. Dann noch die Grunge-/Alternativewelle (Nirvana, Therapy?...), etwas später dann Crossover (Clawfinger, H-Blockx...) und Neo-Punk (The Offspring, Green Day, NOFX...). Das waren noch Zeiten. Die zweite Hälfte der 90er fand ich jetzt nicht so spannend, weil die großen Bands entweder am Ende (Sebastian Bach hat in einem Interview zugegeben, dass er seine Lederhose im Keller eingemottet hat :D), orientierungslos (Anbiedern von Metalbands an den Grunge/Alternative-Sound) oder einfach keine guten Alben rausgebracht haben (Iron Maiden mit Blaze Bayley, nichts gegen Blaze, aber er passte einfach nicht zur Band). Der "Mainstream" hat zu dieser Zeit dann lieber Techno, R'n'B, Hip Hop oder Schlager gehört.

Ich finde, man muss auch immer unter Leuten unterscheiden, die Fans sind und die Musik hören, weil sie ihnen gefällt, auch wenn kein Hahn danach kräht und denen, die die Musik nur hören, weil sie gerade erfolgreich und omnipräsent ist. Diese Leute haben dann Anfang der 90er die Haare zu "Smells Like Teen Spirit" geschüttelt, nebenbei noch zu Eurodance abgetanzt und sind dann später im knallbunten Outfit und Plastikschnuller im Mund zur Loveparade gefahren oder waren auf einem Schlagermove. Anfang der 2000er haben sie sich dann vornehmlich im Black-Raum einer Großraumdisco aufgehalten Und so weiter und so fort.


Das mit der Schlagermusik muss ja auch nicht zwingend schlecht sein..zumal deren Publikum auch so langsam aber sicher ausstirbt und die in 10-15 Jahren keine Höhrer mehr haben - da werden sich deren Mafiöse Fähnchen auch ganz schnell neu ausrichten.
Sag das nicht. Du glaubst gar nicht, wie viele junge Leute Schlager oder ganz schlimm auch zu Volksmusik abgehen. Die Zielgruppe liegt bei weitem nicht mehr nur bei 50+. Das fing Ende der 90er mit der Grand Prix-Teilnahme von Guildo Horn an, die regelrecht einen Boom verursacht hat und mittlerweile gibt es auch genügend Leute in den 20ern, die sich freiwillig auf ein Helene Fischer-Konzert trauen. Gerade im ländlichen Bereich hat diese Art von Musik sehr viele Fans. Es gibt wenige bis gar keine spezialisierten Clubs oder Partys und meistens ist es so, dass die unterschiedlichsten Alters- und Gesellschaftsschichten zu derselben Party gehen (Zeltfest...) und da ist diese Musik eine Art gemeinsamer Nenner.
 
Also was die jungen Leute heute textsicher bei Schlager mitsingen können, dafür wäre man zu meiner Zeit noch mit lebenslangem Cliquenverbot belegt worden
Gestern Abend gab es auf EinsFestival eine interessante Doku zum Thema Retortenbands/Musik, da wurde berichtet das schon in 60ern damit begonnen wurde. Frank Sinatra hat dann das gesungen was spezielle NYer Songwriter für ihn als hitverdächtig erschaffen haben, die Monkeys mussten nicht musizieren können usw... also nix Neues, das Geldverdienen steht für die Musikindustrie an erster Stelle, das musikalische ist dann zweitrangig. Wer ernsthaft überlegt mit Musik Geld zu verdienen, sollte vielleicht einen auf Blunt Jammerbarde machen oder Bierzeltmusik wie Revolverheld oder gleich auf bösen bösen Ghettorapper machen ;-)
 
Aber war das nicht schon eigentlich immer so, das manche "Künstler" jemand im Hintergrund gehabt haben, der die Songs geschrieben hat?
 
Dies ist meine Sicht zum Thema: Wie erfolgreich kann man heute noch werden.
Fazit: Passe dich deiner Epoche an. Deine Epoche wird sich kaum dir anpassen.
Das ist alles gut und schön. Wenn du zB in USA lebst. Hier in Krautistan sieht das jedoch anders aus. Deine Sachen können zigtausendfach gestreamt oder geyoutubet worden sein - bei dir in der Kasse klingeln trotzdem vielleicht gerade mal hundertfuffzich Euros, verteilt auf ein Jahr. Deine CDs kauft keiner, man kann es ja streamen.
Auftritte? Suche mal Veranstalter, suche mal Clubs, so dass du monatlich genug Auftritte hast, um davon leben zu können. Mach.
Ist in USA oder auch schon in England anders. Auch dort muss der junge Musiker erstmal ackern, aber ihm werden Chancen geboten. Hier nicht.
 
Das ist alles gut und schön. Wenn du zB in USA lebst. Hier in Krautistan sieht das jedoch anders aus. Deine Sachen können zigtausendfach gestreamt oder geyoutubet worden sein - bei dir in der Kasse klingeln trotzdem vielleicht gerade mal hundertfuffzich Euros, verteilt auf ein Jahr. Deine CDs kauft keiner, man kann es ja streamen.
Auftritte? Suche mal Veranstalter, suche mal Clubs, so dass du monatlich genug Auftritte hast, um davon leben zu können. Mach.
Ist in USA oder auch schon in England anders. Auch dort muss der junge Musiker erstmal ackern, aber ihm werden Chancen geboten. Hier nicht.
Hab irgendwo letztens gelesen, das in New York in letzter Zeit ein Livegigladen nach dem anderen dichtgemacht hat. Keine Ahnung ob das für die gesamten Staaten zählt, aber warum sollte es dort viel anders serin als hier. Mit CD Verkäufen macht man doch auch kein Geld mehr, jedenfalls nicht der Künstler. Wie du schriebst, streaming ist der Trend, tja leider fällt da auch nicht viel ab, evtl. Noch youtube mit Werbeeinnahmen und Merchandising. Ist wahrscheinlich wie im restlichen Leben, stand doch letztens in den News das das halbe Gesamtvermögen auf der Welt sich 1 Prozent der Bevölkerung "teilen".
 
Okay. Mit "anders" meinte ich, dass es in USA ganz gut Spielmöglichkeiten gibt, du also durch Auftritte nicht nur bekannt werden sondern auch was verdienen kannst. Bei uns hingegen gibt es im Vergleich dazu kaum Auftrittsmöglichkeiten.
Ob sich da nun auch was ändert, weiß ich nicht, meine Bekannten in Amiland haben jedenfalls genug Arbeit.
 
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