Wie erfolgreich kann man heute noch werden

  • Ersteller Chriss_Guitar
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Die erste große Band des Web 2.0 waren die Arctic Monkeys. Die sind quasi über MySpace berühmt geworden.
Dumm war nur, dass die Fans auch nach dem großen Durchbruch dachten, sie könnten die Songs und Alben beliebig
herunterladen und kostenlos miteinander teilen. :D

Wenn ich daran denke, wie ich früher Nächte am Tascam Portastudio Vierspur-Rekorder verbracht habe und am Ende gar nicht so genau wusste,
was ich mit dem Ergebnis anfangen sollte.
Nur den Freunden und der Familie vorspielen?
Das Band einschicken und auf den großen Durchbruch hoffen?
Irgendwann kamen in den 90ern die DAT-Kassetten und dann die selbst gebrannten CDs.
Man gab sich gegenseitig Tipps von wegen:

"Wenn Du Deine Demo-CD zum Label Sowieso schickst, muss direkt das erste Lied überragend sein, sonst hören sie
sich den Rest gar nicht erst an."

Ich habe damals in den 90ern, den ehemaligen Manager von Jeanette Biedermann gekannt, der meinte, alles was er bekommt, das mit Dance und Techno
zu tun hat, wandert direkt in den Mülleimer, es hätten sich mittlerweile Kistenweise Demotapes bei ihm angesammelt
mit grottenschlechtem Dance-Trash, den irgendwelche Dilettanten bei sich zuhause zusammengeschraubt hätten. :D

Da haben wir es heute besser. Heutzutage kann man mit dem richtigen Know-How zuhause Aufnahmen machen und
produzieren, die früher im analogen Zeitalter undenkbar gewesen wären.
Allerdings gibt es immer noch viel schlechte Musik, weil die Leute teils sehr faul geworden sind und zwar die Technik
zuhause haben, aber sich nicht damit auskennen bzw. keine graue Theorie lernen wollen.
Man muss keine SAE-Ausbildung haben, aber ein bisschen muss man sich schon auskennen um gutes Mixe und Masters
hinzubekommen.
 
Habe neulich das hier gelesen: Nashville's musical middle class collapses Einen ähnlichen Trend beobachte ich hier durchaus auch. Die Mittelschicht hat es schwierig. Der Amateur, der gelegentlich mal eine kleine Gage bekommt, ist noch nicht so betroffen; der "Star" kommt schon gut hin. Für seinen Basser sieht die Welt aber schon ganz anders aus. Es wird für Musiker unterhalb des Popstar-Status immer schwieriger.

EIn über drei Ecken Bekannter hat früher in mehreren großen Bands gespielt, ist immer noch halbjährig in einer erfolgreichen US-Band beschäftigt und hat auch mehrere Bands in Berlin. Das Gagen-Spektrum reicht für ihn aber von nix, über ein paar Bier bis in den mittleren vierstelligen Bereich. Wenn er Glück hat. Plattenaufnahmen muss er selber zahlen, um gute Gigs zu bekommen - Geld verdient er damit nicht, im Gegenteil. Überleben kann er nur, weil er nebenbei auch als Autor, Übersetzer und gelegentlich Filmmusik-Komponist ein bisschen vom finanziell noch stärker ausgestatteten Nicht-Musik-Medienbereich abgreift.

EIn anderer Bekannter von mir ist eine lokale Größe in der Partyband-Szene, hat 3 Bands, ungefähr 10-15 Gigs im Monat und arbeitet trotzdem nebenbei halbtags in einem Gitarrenladen.

Wenn Du auf die Kohle nicht angewiesen bist, kannst Du schon noch ein nettes Zubrot als Musiker machen. Ist bei mir auch so, auf niedrigem Level. Wenn Du aber davon leben willst, musst Du wesentlich flexibler, besser und v.a. besser vernetzt sein als noch vor 10-20 Jahren.
 
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Man kann heute noch sehr erfolgreich werden. Man muss nur zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute treffen und das richtige Produkt am Start haben. Fertig ist der Erfolg :)

Ob man davon leben kann, ist eine andere Frage. Ich kenne Kollegen, die sind richtig gut auf ihren Instrumenten, sind flexibel, spielen in mehreren Bands und können von der Musik leben, aber halt ohne die Garantie, dass es im nächsten Jahr immer noch so gut läuft. Dann kenne ich Leute, die richtig bekannt sind und froh sind, wenn sie für´n Hunni irgendwo inner Kneipe spielen können. Letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen, was man wann wie macht.

Die Diskussion darüber, ob es früher leichter oder schwerer war, ist müßig. Glaubt ihr etwa die Beatles seien über Nacht berühmt geworden? Über 6 Jahre haben sie alles probiert, in den letzten Kaschemmen gespielt, Absagen und Abfuhren en Masse gesammelt, bis es irgendwann aufgrund von einer Reihe von Zufällen geklappt hat. Bei allen großen Bands und Künstlern war es so.
Wer heute Erfolg haben will, muss viel dafür malochen und dann Glück haben. Das war früher genauso.
Die These Dance etc verdrängt die Gitarrenmusik kann ich nicht nachvollziehen. Das Argument (Gitarrenbands seien out" gab´s schon in den 60ern und trotzdem hat sich immer wieder gitarrenorientierte Musik durchgesetzt. In den 70ern gegen Disco, in den 80ern gegen Depeche Mode, Duran Duran, etc, in den 90ern gegen House usw.
 
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Die Beatles waren erstens verdammt gute und originelle Songwriter und sie waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Ab 1960 hatte sich der erste Rock & Roll-Hype der 50er Jahre in Luft aufgelöst.
Chuck Berry war im Knast, Elvis bei der Armee, Little Richard wurde Prediger und Jerry Lee Lewis heiratete seine 13-jährige Cousine, Buddy war
eh schon längst tot.
Die Charts wurden Teenage-Idolen wie Bobby Vinton, Fabian, Pat Boone oder Paul Anka beherrscht,
welche weichgespülte Popsongs trällerten und perfekte Schwiegersöhne abgaben.
Da waren die Beatles wie ein frischer Wind, eine richtige Band und Gang, die ihre eigenen Songs schrieben und die British Invasion lostraten.
In dieser Form kann sowas heute eigentlich nicht mehr passieren, würde ich sagen.
Damals gab es weniger Bands und Musik als heute bzw. es kamen weniger Musiker an die Öffentlichkeit, weil die Verbreitungsmöglichkeiten noch nicht so gegeben waren in unserer Zeit.
In den 60er Jahren war die Jugendmusik allgemein homogener. 13-jährige hörten weitestgehend dasselbe wie 19-jährige.
Das ist heute ja fast undenkbar.
Wir leben dafür in dem Zeitalter, in dem alles, immer, überall und (fast) kostenlos zu haben ist.
Das beste: Prinzipiell kann jeder Musiker Teil davon sein. Ich finde es (natürlich im kleinen Rahmen!) immer interessant, wie meine Songs ankommen, nachdem ich wieder einen neuen hochgeladen habe.
Ein bisschen wie ein Schneeball, den man anstößt und ihm hinterherschaut, wie er den Hang herunterrollt und immer dicker wird.
Wenn ich dann nach einiger Zeit ein paar hundert Youtube-Aufrufe habe und ein paar Downloads bei Soundcloud, freue ich mich darüber.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer heute Erfolg haben will, muss viel dafür malochen und dann Glück haben. Das war früher genauso.

zustimmung
Aber heute gibt es einfach viel mehr gute Musiker als früher.
Deshalb brcut der einzelne mehr Glück und maloche als früher.
 
Damals gab es weniger Bands und Musik als heute bzw. es kamen weniger Musiker an die Öffentlichkeit
Das stimmt so nicht. Es gab früher ab Ende der 50er, ausgelöst durch den Rock´n Roll und Skiffle einen wahren Boom an Bands un Musiker. Es gab in jeder Stadt zig Möglichkeiten zu spielen. Im Gegensatz zu heute ein Traum. Mein Vater spielte in einer dieser Bands und ich kenne noch einige andere (auch heute noch sehr bekannte) Musiker aus dieser Zeit, die heute immer noch spielen. Die Konkurrenz damals war riesengroß. Als dann die Beatles rauskamen, gab´s einen weiteren Boom an Bands. Alle ließen sich die Haare wachsen, besorgten sich "Elektrogitarren", bastelten sich selbst Verstärker und gingen damit auf die Bühne. Einige Bands spielten "nur" nach und andere Bands versuchten ihre eigenen Songs an den Mann zu bringen. Auch hier waren die Beatles Vorreiter. Bis dahin wurden (zumindest bis auf ein paar Ausnahmen wie C. Berry, etc) den Interpreten Komponisten an die Seite gestellt, die für ihre Schützlinge die Hits lieferten.
In den 60er Jahren war die Jugendmusik allgemein homogener. 13-jährige hörten weitestgehend dasselbe wie 19-jährige.
Hier unterschätzt Du aber die Musikszene der 60er ;) Es gab damals neben dem Beat und Rock´n Roll schon viele andere Genres. Von Soul über Ska bis hin zu Jazz. Sozusagen von den Monkees bis Frank Zappa. Und das war schon eine sehr große Palette an unterschiedlicher Musik :) (die heutzutage immer noch riesig ist ;))

zustimmung
Aber heute gibt es einfach viel mehr gute Musiker als früher.
Wenn man jetzt den allgemeinen spieltechnischen Standard von heute mit damals vergleicht, mag das vielleicht stimmen, obwohl es früher auch schon auf allen Instrumenten Ausnahmemusiker gegeben hat. Aber relativ im zeitlichen Kontext gesehen, stimmt diese These nicht. Ich würde sogar soweit gehen, dass es in den 60ern die meisten Innovationen gab. In allererster Linie von den Beatles und The Who. Nie wieder danach hat es soviele entscheidene Veränderungen gegeben, wie durch diese beiden Bands. Viele andere Bands in den 60ern (und bis heute) haben sich da natürlich sehr schnell drangehängt und diese Innovationen für sich weiterentwickelt.

Nichtsdestotrotz hat sich eines nicht verändert und das wird sich auch nicht verändern. Es wird immer Leute geben, die sich zusammentun werden um gemeinsam zu musizieren. Und es wird immer erfolgreiche Formationen geben, genauso wie es nicht so erfolgreiche Bands geben wird und zwar unabhängig von der "Qualität". Die hat weder was mit dem Bekanntheitsgrad zu tun, noch mit Erfolg. Beides schließt sich natürlich nicht aus. Dafür gibt es genug Beispiele :)
 
In den 60er Jahren war die Jugendmusik allgemein homogener. 13-jährige hörten weitestgehend dasselbe wie 19-jährige.
:gruebel:
Das kann ich für mich (ich war damals 13 und mittendrinnen) und mein damaliges Umfeld nicht bestätigen. Im Gegenteil war die "Klassengesellschaft" und die damit einhergehenden Musikvorlieben wesentlich ausgeprägter als Heute.
 
Und das war schon eine sehr große Palette an unterschiedlicher Musik :) (die heutzutage immer noch riesig ist ;))

Und die heute noch größer ist. Wenn ich alleine an die ganzen Sub-Genres des Metal denke,
Heavy Metal/Speed-Metal/Thrash-Metal/Death-Metal/Doom-Metal/Progressive-Metal/New-Metal

Inwieweit sich Beat,Ska, Punk, Pop und Hip-Hop sich abgewandelt haben mag ich gar nicht drüber
nachdenken. Dance-Pop, Electro-Pop, Acoustic-Pop, Schnulzen-Pop ... Dance,Trance, Tekkno ...


Es wird immer Leute geben, die sich zusammentun werden um gemeinsam zu musizieren. Und es wird immer erfolgreiche Formationen geben, genauso wie es nicht so erfolgreiche Bands geben wird

Wobei vor allem letzteres zugenommen hat und weiter zulegen wird. Ich mach ja
schon seit 8 Jahren nicht mehr aktiv Musik, aber was ich bei befreundeten Bands
erlebt hab hat mich auch nicht dazu animiert wieder aktiver zu werden.

Da geht man zu sogenannten "Gigs" hin und sieht wie die Band die sich seit 8 Wochen
auf diesen Auftritt vorbereitet hat vor 5 Zuschauern spielt. Als "Headliner" wohlgemerkt.
Bei der ersten Band waren noch 40 zahlende Gäste vorhanden, doch je später es wurde,
desto mehr Leute wanderten ab. Und dafür wurden 4x12 Boxen, Topteile und Gitarren
angeschleppt. War die Mühe nicht wirklich wert.

Auch beliebt, Auftritte bei denen ich 40-50 Zuschauer zählte, von denen aber locker dreißig
Onkels, Nichten & Neffen waren. Ehrliche Zuschauer vielleicht zehn.

Eine Möglichkeit war vor ein paar Jahren noch You Tube, dort wurden Justin Bieber, Walk of this earth,
Fun Two oder in Deutschland Y-Titty bekannt und konnten dadurch sogar von der Musik leben.

Über das altbekannt Schema "Laß uns viele kleine Gigs spielen bis wir entdeckt werden und damit Kohle verdienen"
wird es sicher keiner mehr schaffen. Dazu ist die Geiz ist geil Mentalität und auch der Trend zum Cocooning zu weit
fortgeschritten...
 
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Da geht man zu sogenannten "Gigs" hin und sieht wie die Band die sich seit 8 Wochen
auf diesen Auftritt vorbereitet hat vor 5 Zuschauern spielt.
Ja, ich weiß nicht wie die Situation in DE ist, aber hierzulande (AT) ist das bald schon der Normalfall. Das hängt wahrscheinlich auch mit einer gewissen Übersättigung an Musik zusammen, da man ja 24/7 buchstäblich akustisch zugeschüttet wird.
Interessant auch in dem Zusammenhang ist, dass es anscheinend an der Live Musik liegt. Wir haben hier z.B. ein Lokal, 1A Live geeignet, tolle Technik, wenn da Bands spielen bewegt sich die Besucheranzahl so zwischen 7(war das Minimum) und 60(was dann schon Viel ist!). Wenn DJ Irgendwer antritt ist die Bude gerammelt voll. Mit 17jährigen. Da hat sich viel geändert in der Hinsicht, Live Bands haben es echt schwer, unabhängig vom Level auf dem sie spielen. Abgesehen von ein paar internationalen TOP Acts ("The Winner Takes It all"?).
 
Wobei vor allem letzteres zugenommen hat und weiter zulegen wird. Ich mach ja
schon seit 8 Jahren nicht mehr aktiv Musik, aber was ich bei befreundeten Bands
erlebt hab hat mich auch nicht dazu animiert wieder aktiver zu werden.

Da geht man zu sogenannten "Gigs" hin und sieht wie die Band die sich seit 8 Wochen
auf diesen Auftritt vorbereitet hat vor 5 Zuschauern spielt. Als "Headliner" wohlgemerkt.
Bei der ersten Band waren noch 40 zahlende Gäste vorhanden, doch je später es wurde,
desto mehr Leute wanderten ab. Und dafür wurden 4x12 Boxen, Topteile und Gitarren
angeschleppt. War die Mühe nicht wirklich wert.

Auch beliebt, Auftritte bei denen ich 40-50 Zuschauer zählte, von denen aber locker dreißig
Onkels, Nichten & Neffen waren. Ehrliche Zuschauer vielleicht zehn.

Eine Möglichkeit war vor ein paar Jahren noch You Tube, dort wurden Justin Bieber, Walk of this earth,
Fun Two oder in Deutschland Y-Titty bekannt und konnten dadurch sogar von der Musik leben.

Über das altbekannt Schema "Laß uns viele kleine Gigs spielen bis wir entdeckt werden und damit Kohle verdienen"
wird es sicher keiner mehr schaffen. Dazu ist die Geiz ist geil Mentalität und auch der Trend zum Cocooning zu weit
fortgeschritten...

Das kommt ganz stark drauf an, wo man herkommt, und WAS man für Gigs spielt. Ich komme aus einer mittleren Stadt (80.000 Einwohner). Und da war es als Band leicht, mal ne Kneipe zu mieten, oder sich seinen eigenen "Headliner"-Auftritt zu organisieren. Aber da kommen auch nur 10 Leute, is doch klar. Keiner kennt dich, und dann willst du Publikum ziehen? Da muss man Marketing-technisch schon extrem auf die Kacke hauen. Aber mal ehrlich: Kaum einer will das und das ist auch echt teuer. Man muss sich in der kleineren Umgebung ( also Land bis mittlere Stadt) genau anschauen: Gibt es eine bestimmte Venue die explizit für z.B. Black-Synthie-Metal geeignet und Bekannt ist? Gibt es Events (war bei mir daheim immer klar das Hafenfest mit Mittelalterdorf und dortiger Bühne) die einen geeigneten Rahmen bieten?

Mir würden da spontan bei mir zuhause ein Jugendclub einfallen, der Bandproben und härtere Musik explizit fördert und oft Konzerte veranstaltet, die gerne von der städtischen Szene besucht werden. Und besagtes Hafenfest, aber dort auch nur das Mittelalterdorf, welches sich als Sammelbecken für "härtere" Musik herauskristallisiert hat. Um mal beim Beispiel zu bleiben.
Tja und das wars dann. sind vielleicht 3 Gigs im Jahr die da wirklich "Sinn" machen. Aber ich behaupte mal: das sind bessere Multiplikatoren als 10x im Jahr in Onkel Haralds Kneipe zu spielen. Und dann muss man irgendwann auch mal aus dem "Wohlfühlbereich" der eigenen Stadt raus.

Jetzt Lebe ich in einer studentisch geprägten Großstadt (Magdeburg). Hier tun sich ganz andere Probleme auf. Es gibt nahezu für alles eine kleine "Szene", und wenn man Musik xy machen will, muss man sich mit den potentiellen Zuschauern auch kurzschließen. Oft selber Musiker, können daraus schöne Synergien erwachsen. Da wird viel selbst organisiert, und da gibts den ein oder anderen Gig mit 100+ Zuschauern, weil da wer noch ne bekanntere Band als Headliner rankarrt. Aber auch dann muss man mal raus. Magdeburg wird oft als das "Bermudadreieck" zwischen Leipzig/Halle, Hannover und Berlin tituliert. Die Leute ham nich viel Kohle, Die Stadtverwaltung hat generell ein Problem mit Livemusik und Kultur :govampire:. Und wer was unternehmen will, fährt nach Berlin. Viele Konzerte die Multiplikatoren sind gibts auch hier nicht.

Mit dem Cocooning Trend hast du sicher recht. Und darum würd ich auch immer Youtube in meine Bandstrategie mit einbinden. um genau diese Leute zu erreichen. Lieber nur 4 gut ausgewählte Gigs und 4 ausgewählte YT Produktionen machen im Jahr mit meiner Hobbyband, als 20x vor meinen Eltern spielen. Die Welt dreht sich nun mal weiter und möchte man mehr Zuschauer/hörer (Das wäre für mich "mehr" Erfolg) muss man sich denen halt a bisserl anpassen :).

Über das Geldverdienen müssen wir uns aber nicht unterhalten :D.
 
Das stimmt so nicht. Es gab früher ab Ende der 50er, ausgelöst durch den Rock´n Roll und Skiffle einen wahren Boom an Bands un Musiker. Es gab in jeder Stadt zig Möglichkeiten zu spielen. Im Gegensatz zu heute ein Traum. Mein Vater spielte in einer dieser Bands und ich kenne noch einige andere (auch heute noch sehr bekannte) Musiker aus dieser Zeit, die heute immer noch spielen. Die Konkurrenz damals war riesengroß. Als dann die Beatles rauskamen, gab´s einen weiteren Boom an Bands. Alle ließen sich die Haare wachsen, besorgten sich "Elektrogitarren", bastelten sich selbst Verstärker und gingen damit auf die Bühne. Einige Bands spielten "nur" nach und andere Bands versuchten ihre eigenen Songs an den Mann zu bringen. Auch hier waren die Beatles Vorreiter. Bis dahin wurden (zumindest bis auf ein paar Ausnahmen wie C. Berry, etc) den Interpreten Komponisten an die Seite gestellt, die für ihre Schützlinge die Hits lieferten.



Wenn man jetzt den allgemeinen spieltechnischen Standard von heute mit damals vergleicht, mag das vielleicht stimmen, obwohl es früher auch schon auf allen Instrumenten Ausnahmemusiker gegeben hat. Aber relativ im zeitlichen Kontext gesehen, stimmt diese These nicht. Ich würde sogar soweit gehen, dass es in den 60ern die meisten Innovationen gab. In allererster Linie von den Beatles und The Who. Nie wieder danach hat es soviele entscheidene Veränderungen gegeben, wie durch diese beiden Bands. Viele andere Bands in den 60ern (und bis heute) haben sich da natürlich sehr schnell drangehängt und diese Innovationen für sich weiterentwickelt.

Ja damals wurden viele Spielweisen neu entwickelt, damals konnte auch ein technisch nicht so perfekter Musiker leicht was neues erfinden.

Damals wurden auch Musiker und Bands enorm wichtig für das lebensgefühl der jungen leute.
Aber dass es damals so sehr viele Musiker gegeben hat glaub ich nicht, die hätten doch garkeine Instrumente gehabt. Heute werden doch gefühlt 1000mal mehr Egitarren verkauft als damals
 
Mir ist heute mal wieder was dazu eingefallen: Wie viele Sinfonie-Orchester und Theater-Truppen gaebe es in Deutschland ohne staatliche Kulturfoerderung?
Hier in den USA kommt die Kohle fuer E-Musik vom Publikum (das verdammt viel Geld zahlt fuer Karten) und natuerlich auch gerne von Firmen oder Einzelpersonen als Sponsoren/Foerderer. Geht wohl auch.
Wer Interesse hat, schaue sich z.B. im Jahresbericht des New York Philharmonic die laaaaange Liste der Geldgeber (Einzelpersonen, Stiftungen, Firmen) an: http://nyphil.org/~/media/pdfs/publications/NYP1314 Annual Report-LR for web.ashx?la=en

Um Chancengleichheit herzustellen, muesste man also entweder die Foerderung fuer "E"-Musik abstellen oder auch "U"-Musik, die vom Aussterben bedroht ist, aufgrund kultureller Ueberlegungen auch foerdern. Haha, klar, wird im hochkulturverliebten (zumindest auf der Fuehrungsebene der Politik...) Deutschland so schnell nicht passieren. Ich haette gerne mal nen Bundeskanzler der sagt: Bleib mit mit den Wagner-Festspielen vom Hals, ich will zu dem Termin zu Lindenberg" oder so. Und ich haette auch kein Problem, wenn ein paar Orchester pleite gehen und Konzertsaele schliessen - die kleine Musikkneipe an der Ecke, die zumacht, versetzt mir aber einen Stich ins Herz.

Angebot und Nachfrage... Angebot an guten Musikern ist riesig, Anzahl an Nischen ist gigantisch, Moeglichkeiten zum Zugang zur Musik vielfaeltig dank Internet/Streaming - da liegt es auf der Hand, dass es nicht einfach ist. Auch ich bin als Musikhoerer riesiger Fan von Spotify - das Angebot ist gigantisch gut, es gibt viel Musik, ich lerne neue Kuenstler kennen - alles super. Ob die damit Geld verdienen, ist mir in dem Moment auch egal. Ich zahle meine 10 EUR im Monat und kriege fast alles an Musik, was ich so brauche - da habe ich frueher deutlich mehr Geld ausgegeben.

Wir haben aber auch speziell ein deutsches Problem, finde ich. Ich lese seit Jahren die englische Musikzeitschrift "UNCUT", der Fokus ist da auf der "guten alten Rockmusik" einerseits (viel Dylan, Young, Pink Floyd, Lynyrd Skynyrd, Stones, ...), andererseits auf "guter in der Regel handgemachter neuer Musik" (vieles was man nicht kennt, aber eben auch so Sachen wie Black Keys, Joanna Newsom, Richmond Fontaine...). Es gibt dort auch immer eine Anzeigen-Section mit Tourdaten, und ein sehr lebendiges Gig-Leben in Grossbritannien. In Deutschland halt irgendwie nicht. Zumal mir keine deutsche Band einfaellt, die es seit den Scorpions in den 80ern international zu irgendeiner Bedeutung gebracht haette. Und nur mit dem kleinen deutschen Musikmarkt (der zwar Schlagerkuenstlern und Unheilig und den Aerzten und Hosen das Leben sichern kann, aber eben nicht allen) kommt man auch nicht so weit.

Das waere eigentlich mal eine Frage an sich - warum hat es keine deutsche Rockband zu internationalem Ruhm gebracht? Da koennte man ja ein paar Lehren draus ziehen...
 
Lustigerweise @DerZauberer sieht es bei DJs und in der EDM Welle in den USA ganz anders aus. Die wird maßgeblich von Künstlern aus Europa und speziell Deutschland getragen. Ich denke da vor allem an Zedd, kommt ursprünglich aus Kaiserslautern und hat glaub sogar einen Grammy gewonnen.

In Deutschland bestimmt Electronica schon stark den Markt, und das seit den 90gern. Loveparade, lange das Berghain als bester Techno-Club der Welt, Sven Väth etc.... So war das in den USA nie, House und co. waren immer eine Nische.

Ich bin gespannt wie es den USA in 10 Jahren ergeht, da gehts mit "Electronic Dance Music" ja grad erst richtig los.
 
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Noch ein paar Sachen. Hier wird immer das Argument angeführt, es sei in den 60er-70er Jahren leichter gewesen, weil alles so neu war etc. Ich glaube, das genaue Gegenteil ist der Fall, es ist für Musiker heute deutlich leichter.

Rock'n'Roll war nicht neu, verdammt. Ich höre das immer und immer wieder von Freunden, die sich ärgern, dass eben nur 10 Leute auf ihre Konzerte kommen. Was haben denn die Altforderen aus der guten alten Zeit wirklich neues gemacht? Mal ehrlich jetzt, die haben zu schnellen Blues gespielt und ihre Verstärker so weit aufgedreht, dass jedem Techniker die Tränen gekommen sind.

Und was treibt eigentlich Leute, die von sich selbst behaupten, Rock in irgendeiner Facette zu spielen, dazu an, so verdammt konservative Klugscheißer zu sein? War nicht das Gegenteil mal der Inbegriff des Rock? Warum sind so viele Musiknazis versessen darauf, dass nur 50, 60 Jahre alte Stilrichtungen die "wahre" Kunst sind? Dieses abwertende Lächeln gegenüber modernen Strömungen ist manchmal echt nicht auszuhalten - besonders, wenn über Indie hergezogen wird, gleichzeitig aber die Beatles als Götter beschworen werden. Wenn die Jungs heute starten würden, wären die deutlich näher mit Mando Diao verwandt als mit den Foo Fighters oder AC/DC (wahlweise durch andere "Retter des Rock" ersetzbar). Versteht mich nicht falsch, ich kann mit vielen aus dem Radio auch nichts anfangen und mag beide eben genannten Bands genau so wie 60er Jahre Rock, aber es muss doch jedem klar sein, dass die 60er Jahre nicht die letzte Bastion der wahren Legenden, sondern deren Anfang war.

Und wir heute haben so viele Möglichkeiten. In den letzten 60 Jahren haben sich aus einer denkbar simplen Spielform des Blues so viele Strömungen entwickelt, neue Technik hat so viele Möglichkeiten eröffnet - und täglich kommt irgendjemand auf eine neue Idee, die geil klingt. Und dann setzt er sich wieder aufs Sofa und lernt lieber Pentatoniken oder findet, dass der Sänger seiner Band die Note irgendwie doch ein wenig zu sehr anschleift. Ich kann Justin Bieber nicht ab, weil man den halt nicht abzukönnen hat, aber schaut euch an, was passiert ist: Der Typ hat sich mit einer Gitarre hingesetzt, gespielt und das Aufgenommen - ohne jahrelang im stillen Kämmerchen zu heulen, dass die tollen Zeiten vorbei sind, ohne so lange seine Gitarre zu quälen, bis zwar die Bendings endlich perfekt sitzen, dafür aber auch der Rentenantrag bewilligt ist. Und das ist doch kein Einzelfall, Youtube IST eine Möglichkeit, ein Publikum anzusprechen, das die Beatles auf der Höhe des Erfolges niemals anzusprechen vermocht hätten. Nur schlau nutzen muss man es natürlich trotzdem. Und promoten selbstverständlich auch.

Und auch "Marketing ist heutzutage alles" ist doch keine Neuigkeit. Sind Kiss, Black Sabbath, sogar die Doors eher wegen der tollen, neuartigen Musik bekannt geworden oder weil sie eben schockiert haben, sprich: Eine Marketingstrategie (wenn auch unbewusst) durchgezogen haben? Und dazu musst du kein Genie sein, das passiert täglich über das Image und ist schon immer so gewesen.

Es gibt soooo viele geile Songs, die noch geschrieben werden müssen. Und ich frage mich ganz ehrlich, ob jemals jemand Please me, Please me geschrieben hätte, wenn er vorher in eine Forum gefragt hätte, ob man Erfolg mit Gitarrenmusik haben kann.

In diesem Sinne: Ran an den Speck!
Viel Erfolg!
 
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Finde alle Meinungen und Einwände ziemlich interessant - da kommen viele verschiedene Sichtweisen ans Licht.

Gerade das Thema mit Amerika/Deutschland ist so ne Nummer für sich.

Auch das, was @Machiavelli90 schrieb.

Aber ich denke mal ein ganz wichtiger Faktor ist noch unterschätzt - die Übersättigung der Musik (kam auch irgendwo kurz zum Thema).

Wenn man sich überlegt, dass man tagtäglich mit Musik "berieselt" wird und es eigentlich nichts "besonderes" mehr ist, dann erklärt das doch auch schon einiges.

90% der Hörer sind ja nicht einmal mehr in der Lage, wirklich Musik zu hören. Da bilden wir hier in diesem Forum schon eine eher relativ große Ausnahme. Allein, was das distanzierte Hören angeht - ich muss mich andauernd darauf konzentrieren, einen Track im ganzen zu hören und eben nicht nur die einzelnen Instrumente und deren Klangbild im Song.

Da war es "früher" wirklich etwas anders. Mein Vater und ich unterhalten uns wenn ich zu Besuch bin so oft über die Entwicklung und auch darüber, wie das früher bei denen war. Da traf man sich halt nachmittags noch und hörte gemeinsam Musik...man HÖRTE. Heute passiert das nebenbei beim Frühstück, Autofahren, Arbeiten, Kochen, mit der Frau streiten usw usw :D

In der Schnelllebigkeit der heutigen Gesellschaft hat keiner mehr die Zeit bzw. will sich keiner mehr die Zeit nehmen, sich einfach mal auf ein Lied zu konzentrieren und die Musik als solche zu genießen. Dazu kommt imo, dass - gerade in Deutschland - einfach immer noch größtenteils so eine "Geiz-ist-Geil"-Mentalität vor herrscht, dass keiner dazu bereit ist, nur ansatzweise Künstler (-speziell Musiker) wirklich fördern zu wollen. Das ist eine handvoll Menschen die den Gesamtapparat aber halt auch nur schwer stützen können.

Und nicht zuletzt die vorlieben der aktuellen Generation. Leider Gottes ist halt Guetto, Kanye West, Bushido, usw angesagter als ein Gambale oder Zappa oder oder oder. Und gerade dort, wo massenzwang herrscht - in Schulen oder Freundeskreisen, muss man doch mitziehen. Ansonsten gehört man nicht dazu. Da gibt es sicherlich auch ein paar Freigeister denen das egal ist aber auch hier hat man wieder eine ziemliche Minderheit.

Und die Übersättigung an Musik ist nicht zuletzt auch ein Punkt. Ähnlich der Fotografie ist es auch in der Musik für jeden heutzutage möglich, irgendwas anzustellen. Nicht zuletzt die erschwinglichen Preise für Instrumente machen dies möglich und es ist auch gut. Da legt man dann auch keinen Wert mehr auf all zu große Qualität oder durchdachtes Konzept sondern möchte möglichst schnell, in möglichst großem Umfang erfolg haben. Und anstatt etwas eigenes auf die Beine zu stellen, wird auch noch andauernd nachgekaspert und erwartet, man soll genau das - was ja eh schon 100 andere machen - jetzt viel besser finden.

Dementsprechend denken dann ganze viele sofort sie seien die neuen Ausnahmemusiker und überfluten den "Markt" mit ihrem Zeug - dadurch hat man auch wieder eine Übersättigung und wie schon gesagt - ich denke mal, der großteil der Leute hier macht sich gerne die Mühe, nach neuer Musik zu suchen und diese auch aktiv zu hören.

Es bleibt aber nach wie vor eine Minderheit.

Und einfacheres Marketing ist ja schön und gut aber wer weiß denn heutzutage tatsächlich, wie er das richtig und effektiv anstellen soll bzw. nicht einmal weiß wo und wie er sich eine Lobby dafür schaffen kann? Die meisten haben ja schon Probleme mit Kopfrechnen ;-) und können/wollen garnicht mehr selbstständig denken :-/

Fällt mir auch ein wenig schwer ehrlich gesagt, meine Gedanken da so atrok ab zu rufen weil ich einfach so viel dazu sagen könnte bzw. meine Meinung darüber so extrem ausschweifend ist und so viele Faktoren mit einbezieht.
 
Man, ein echt super und diffiziler Thread.

Zum Thema, das jeder denkt er wäre ein Ausnahmemusiker @GibsonFreak und denkt er hat das Rad viel besser neu erfunden. Ich empfinde das als Krankheit meiner Generation (geboren in den 80\90ern). Da sind die Eltern ekstatisch zu jedem Schulkonzert, zu jedem Fußballspiel gekommen und haben einem eingeimpft, dass man was ganz besonderes ist und man alles bekommt, wenn man es denn will.

Das ist so leider Falsch. Richtig müsste es heißen: Man bekommt alles, was man will wenn man es will, lange und hart daran arbeitet und etwas Glück und/oder Talent hat.
 
Die Entwicklung ist heutzutage aber noch viel krasser als damals in den 80er/90ern, als diese ganze Chose losging.
Es ist schon richtig, dass man seine Kinder stärkt, ihnen Selbstbewusstsein gibt, indem man sie lobt und ermutigt. Aber trotzdem sollte es nicht so weit gehen, dass man dem Kind den Eindruck gibt, dass es "besser" als alle Anderen ist und mehr verdient hat. Damit zieht man sich nur Narzissten ran, die vielleicht extrem von sich überzeugt sind, aber ansonsten komplette Ar...l... sind, die meinen, dass sie allein für ihre Anwesenheit schon den Nobelpreis verdient haben.
Es ist auch falsch, zu vermitteln, dass man alles werden kann, was man will. Man kann vieles werden, trotzdem hat jeder so seine Stärken und Schwächen und selbst mit ganz viel Übung und Schinderei wird nicht jeder der neue Satriani. Für manche Dinge braucht man auch noch Talent und Glück, muss vielleicht auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.
Ganz schlimm finde ich es z.B. auch, wenn Eltern Kinder zwingen, bestimmte Dinge zu lernen, obwohl von deren Seite kein Interesse besteht oder die Fähigkeiten gar nicht ausgeprägt sind. Nicht jeder wird Chopin fehlerfrei auf dem Klavier spielen können, teilweise macht einem auch die Physis einen Strich durch die Rechnung. Selbst wenn, heißt es noch lange nicht, dass man dadurch ein guter Musiker ist. Etwas nachspielen zu können heißt noch lange nicht, dass ich die Musik auch "verstanden" habe und das ich in der Lage mich selber über Musik auszudrücken und meine Gefühle darzustellen.
Heutzutage wird vieles einfach nur auch schnellen und großen Erfolg getrimmt. Möglichst früh möglichst viele Sprachen beherrschen, nebenbei klassische Konzerte geben und danach noch für den nächsten Marathon trainieren. Und wenn das alles nicht sofort klappt, sieht man das als Scheitern an und hat auch oftmals nicht die Geduld wieder aufzustehen und einfach weiterzumachen. Niederlagen werden nicht mehr als Chance gesehen, dabei kann man gerade aus seinen Fehlern lernen.

Ich finde, um ein "guter" Musiker/Künstler zu sein, muss man auch Luft zum atmen haben. Viele erfolgreiche Gitarristen haben in ihren Anfangstagen nahezu den ganzen Tag geübt, trotzdem haben sie es nicht aus Zwang getan. Die Entscheidung dazu war freiwillig und es stand niemand mit erhobenem Zeigefinger hinter ihnen, der sie stets ermahnt hat, wenn man die täglichen Übungsziele nicht erreicht hat. Solche Leute gibt es natürlich auch heute noch, aber generell empfinde ich es so, dass es sich allgemein immer weiter in die oben beschriebene Richtung bewegt.

Außerdem bin ich auch mal gespannt, inwieweit sich diese Entwicklung auf Kunst, Kultur und Musik auswirkt. So ganz spurlos wird das auch nicht daran vorbeigehen. Die Welt ist heutzutage viel schnelllebiger als noch vor 20-30 Jahren. Nachrichten kommen im Sekundentakt und neue Musik kann man auch jederzeit entdecken. Anstatt gemeinsam Musik zuhören sitzt man zusammen und jeder tippt stumm auf seinem Smartphone herum (schon oft beobachtet). Alles muss sofort und gleich klappen, sonst macht es gar keinen Sinn die Sache weiter zu verfolgen.
Musik ist für viele keine Kunst, mit der man sich auseinandersetzt und für die man sich Zeit nimmt auf sich wirken zu lassen, sondern ein Konsumprodukt, dass nebenbei schnell konsumiert wird und kurze Zeit später wie eine leere Flasche entsorgt wird. Anstatt großer Stars, die sich jahrelang durch touren, Alben aufnehmen langsam aber sich großen und nachhaltigen Erfolg aufgebaut haben, gibt es Instant-Produkte, die ihre 15 Minuten Ruhm bekommen und dann in Vergessenheit geraten (wer kennt noch die ganzen Gewinner diverser Castingshows?). Anstatt weiter mit den "Künstlern" zu arbeiten und auch mal schlechte Zeiten zu überstehen (das berühmte 2. Album, nach dem furiosen Debüt) wird einfach wieder von vorne angefangen und ein neues Gesicht betritt die Bühnen der Welt. Höher, schneller, weiter und das in immer kürzerer Zeit. Die Zahlen müssen stimmen. Um Aufmerksamkeit zu bekommen reicht es oft auch nicht, einfach ein guter Musiker zu sein, der ein oder andere Skandal nebenbei verhilft auch zu Publicity, Hauptsache im Gespräch bleiben. Das ist jetzt alles mal ziemlich überspitzt formuliert.

Mache ich Musik als Hobby oder ist mir Erfolg egal, kann mir der ganze Mist am Ar... vorbeigehen. Mit viel Glück und Ausdauer kann es vielleicht doch noch etwas abwerfen. Möchte ich allerdings alles auf die Erfolgskarte setzen, muss ich mich den Gegebenheiten am "Markt" anpassen, ohne natürlich eine Garantie zu haben, dass es klappt. Ich muss auf mein Image achten, wie erreiche ich neue "Käuferschichten", ohne alte zu vergraulen (anbiedern). Mal eben ein experimentelles Album rausbringen oder den Musikstil ändern wie die Fahne im Wind ist dann nicht unbedingt so vorteilhaft. Ob man damit glücklich wird, ist eine andere Frage. Mit der ursprünglichen Intention, die viele haben, wenn sie mit dem Musizieren haben, nämlich Spaß an der Sache zu haben hat das aber bestimmt weniger zu tun. In der Beziehung ist der Musiker, der für ein paar lauwarme Pullen Bier vor einer handvoll Leuten spielt, die wahrscheinlich zu 99% aus den anderen Bands bestehen, die an dem Abend spielen und danach in ein einem unbequemen, ausgekühltem Van übernachtet vielleicht glücklicher, auch wenn er keine Stadien ausverkauft. Er hat nämlich nicht den Druck erfolgreich sein zu müssen.
 
Mache ich Musik als Hobby (...), kann mir der ganze Mist am Ar... vorbeigehen.
Könnte, bitte, Könnte ! Wenn ich mir ansehe was deklarierte Hobbyisten sich für einen Stress machen und einen Haufen wahnwitzige Illusionen dazu ... das ist aber einfach auch so eine Zeiterscheinung: Jede Freizeitbeschäfigung muß unbedingt professionell durchgeplant und bis ins letzte Pflichtenheft evaluiert werden ... brauche mir nur so manche Typen in dem Freizeitmusikprojekt ansehen an dem ich fallweise mitwirke ... Spass ist da nicht vorgesehen, dafür Zank, Hader, Neid und Mißgunst am Tagesplan.
Möchte gar nicht wissen wie es sich in der Welt der Berufsmusiker abspielt ... Gibt übrigens ein tolles Video/DVD von der ersten Dylan Tour in England, was die da auf dem Donovan bösartigst herumhacken und ihn bei einer kleinen Session im Hotelzimmer total auflaufen lassen ... Irgendwie war das anscheinend schon immer so?
 
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Man, ein echt super und diffiziler Thread.

Zum Thema, das jeder denkt er wäre ein Ausnahmemusiker @GibsonFreak und denkt er hat das Rad viel besser neu erfunden. Ich empfinde das als Krankheit meiner Generation (geboren in den 80\90ern). Da sind die Eltern ekstatisch zu jedem Schulkonzert, zu jedem Fußballspiel gekommen und haben einem eingeimpft, dass man was ganz besonderes ist und man alles bekommt, wenn man es denn will.

Das ist so leider Falsch. Richtig müsste es heißen: Man bekommt alles, was man will wenn man es will, lange und hart daran arbeitet und etwas Glück und/oder Talent hat.

Ja, kenne ich - bin ja auch aus den 80ern. Glücklicherweise hatten meine Geschwister und Ich keine Eltern die ihre Kinder zu dem nötigten, was sie selber gerne gehabt hätten - es war damals auch meine freie Entscheidung, Gitarre zu spielen - einfach aus dem Interesse heraus. Aber im Nachhinein betrachtet gab es das bei vielen Freunden und ob das so gut ist?hm, ich weiß es nicht.

Aber diffiziel..ja...wie gesagt..habe viele Gedanken dazu. Muss auch ehrlich sagen, dass ich persönlich keinerlei Idee hätte...wie man heutzutage halbwegs erfolgreich damit sein könnte, ohne Kanäle wie Youtube usw ausnutzen zu müssen.
 
Hier sind so viele Leute unterwegs, die sich besser auskennen, dass ich mich nur ganz vorsichtig zu dem Thema äußern möchte.

Auch wenn @GibsonFreak seine Intention in Post #13 noch mal richtig gestellt hat, ist mir eines immer noch aus meiner Jugend in Erinnerung. Ich habe damals sehr gerne Heinz-Rudolf Kunze gehört. Ohne mich an den genauen Wortlaut zu erinnern, hat er irgendwann nach dem Wunderkinder Album ein Interview gegeben, wo er sinngemäß sagte, früher habe er Musik gemacht, weil es ihm Spaß gemacht hat und irgendwann hat er dann gemerkt, man könne damit Geld verdienen. Und - was soll ich sagen - danach ging es aus meiner Sicht nur noch bergab.

Ich dachte dann irgendwann die letzten Jahre, ich höre mal wieder rein. Vielleicht ist er schon so weit unten, dass es ihm wieder Spaß macht. :)
Weit gefehlt. "Köpfe in der Kühltruhe" - ähh, hallo?? :gruebel: Aber, wahrscheinlich fehlt mir da nur der intellektuelle Zugang.

Was ich eigentlich sagen wollte: ich glaube, Musik muss Dir Spaß machen.
Wenn Du etwas gerne machst, bist Du darin (meistens) auch gut und erfolgreich. Dann kannst Du vielleicht damit Geld verdienen.

Musik als Mittel zum Zweck?

Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Und wenn doch, dann wahrscheinlich eher in bestimmten Bereichen (Tanzkapelle auf Hochzeiten) oder dem viel beschworenen Gang mit der Zeit.
Aber auch da, denke ich: wenn die Braut merkt, dass Du eigentlich keinen Bock drauf hast, wird sie Dich nicht weiterempfehlen.

Spaß ist die Grundvoraussetzung und dennoch in gleicher Weise kein Garant für Erfolg!

Ich sehe es eher als Kunst und kreative Selbstverwirklichung.
Genau, so sehe ich es auch.

Und manchmal gefällt es nur Dir selbst. Und auch dann ist es gut!
 

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