Wie denkt man im CAGED-System?

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Hallo,
ich wollte mich mal um meine Griffbrett-Visualisierung kümmern. Da 3nps für mich nur bei Arpeggios funktioniert, wollte ich mich mit CAGED etwas näher auseinandersetzen. Aber irgendwie habe ich gerade ein Denkproblem. Im statischen Dur klappt alles. Aber wie sieht es jetzt z.B. bei einer II V I aus oder wie sieht das aus wenn ich über einen Blues spiele?
Das Umrechnen (also z.B. Bb Mixo = Eb ionisch) macht für mich keinen Sinn.
Legt man sich dann für jeden Akkordtyp ein CAGED-System an? Ich verstehe den Ansatz noch nicht ganz, sobald man sich im Jazzkontext bewegt...
 
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Zunächst mal eine kurze Gegenfrage: was meinst Du damit? 3 Töne pro Saite im Rahmen von Arps? Wie machst Du das? Tapping?
Nein ich meine die Ableitung der Arpeggios anhand des 3nps-Systems. Das sind ja dann trotzdem nur 2 Töne pro Saite.
 
Nein ich meine die Ableitung der Arpeggios anhand des 3nps-Systems. Das sind ja dann trotzdem nur 2 Töne pro Saite.

Ok, verstanden.


CAGED ist mMn. lediglich eine Hilfe beim Erlernen der Fingersätze und eine Hilfe bei der Orientierung. Und auch nur eine Möglichkeit, das Griffbrett zu erlernen. Bei schnellen Akkordwechseln plus womöglich Tonartwechseln kommst Du gedanklich mit CAGED nicht mehr hinterher. Halte ich für unmöglich ehrlich gesagt.

Bei II-V-I sollten man eher schauen, wo man in den einzelnen Lagen die Akkorde und die Arpps findet, diese sinnvoll spielen und ebenso sinnvoll miteinander verbinden kann. Beim (Jazz-)Blues genauso.

Also: meine Antwort lautet "jein". CAGED ist sinnvoll, aber nur für das tonale Zentrum und zur grundsätzlichen Orientierung, nicht jedoch für jeden einzelnen Akkord.
 
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Heyo Kollege,

Auch meiner Meinung nach ist CAGED nur ein "erster Schritt" in Richtung Griffbrettvisualierung für Einsteiger, und nicht der Wahrheit letzter Schluss.

Ich denke dass du eigentlich drüber hinaus bist...bzw dich gleich auf eine andere Art damit beschäftigen kannst.

Ich persönlich denke in mehreren "Schichten". Da wäre zum ersten die Arpeggio/Akkordton- Ebene. Das heißt ich muss für eine II V I zum Beispiel die 3 Arpeggios wissen, die diese Akkordtöne aufschichten. Und das am besten in alle Richtungen, also.

Dann als nächstes die Stimmführungsebene, Guide-Tone Lines (findest zu z.b. bei Sikora), also zum Beispiel Terz-Septime Halbtonstimmführungen, die sich besonders gut eigenen die Harmonien zu verbinden.

Und als dritte Eben die Skalen, als horizontaler Ausdruck von Akkordoptionen.

Generell empfehle ich zur Griffbrettvisualisierung auch Dinge umzuschichten, als Skalenfragmente und Akkorde umzuschichten.

Sorry, ich habe leider einige Wochen selbst nicht wirklich gespielt, weswegen mir keine allzu smoothen Beispiele eingefallen sind. Aber die idee dahinter kommt vll trotzdem durch.



grüße nach Leipzig

B.B.
 
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort @B.B
Mit den Arpeggien fühle ich mich tatsächlich schon halbwegs sicher. Ich glaube ich werde mal an die Uminterpretation rangehen und mal versuchen Tonleitern vertikal zu spielen und nicht nur horizontal. Mal schauen wie das läuft.
 
Es gäbe da noch einen schönen Neo-Riemannian Ansatz, frei nach Herrn R. und seinem geliebten Torus....

grüße B.B.
 
Erst einmal vielen Dank an B.B. für das Video! Das wäre ja hier nie in Worte zu fassen gewesen. Und während ich dein Video schaue, fällt mir ein, dass Martin Miller und ein mir unbekannter Gitarrist genau diese Frage einmal auch auf YT diskutiert haben. Martin Miller (und der kann wirklich saugut spielen und weiß, was er tut) scheint doch Fan des CAGED-Systems zu sein:
 
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Erst einmal vielen Dank an B.B. für das Video! Das wäre ja hier nie in Worte zu fassen gewesen. Und während ich dein Video schaue, fällt mir ein, dass Martin Miller und ein mir unbekannter Gitarrist genau diese Frage einmal auch auf YT diskutiert haben. Martin Miller (und der kann wirklich saugut spielen und weiß, was er tut) scheint doch Fan des CAGED-Systems zu sein:

Das Video kenne ich. Und ich frage mich immer wenn er sagt, dass es darauf ankommt, dass CAGED gut vermittelt werden muss, wo oder wie ich eben genau diesen Ansatz finden kann... :S
 
Hast Du Dir mal die Jimmy-Bruno Videos auf YT angesehen? Er nennt sein System nicht CAGED sondern "5 Fingerings" und er zeigt stellenweise sehr gut, worum es geht.
Im Grunde soll Dich das System in die Lage versetzen, zu jedem Zeitpunkt in jeder Lage sinnvolle Melodien zu spielen. Also Beispiel: Spiele über II-V-I in C in der fünften Lage, was lt. CAGED das G-Shaping wäre. Bei Bruno ist es das Skala 6, weil sie auf dem 6. Ton der C-Dur Tonleiter beginnt (auf A). Ist nur eine Frage der Namensgebung, beides meint das Gleiche.

Übungen:
- immer die Grundtöne der Akkorde spielen (und nur die)
- immer die Terz des jeweiligen Akkords spielen
- die Terz und die 7 spielen
- die Arrps der Akkorde spielen
- Arpps sinnvoll verbinden (zunächst mal über Terz und Septime)
- bewusst gewisse Töne des nächsten Akkords anpeilen (auch Erweiterungen)
- Melodien erfinden
- Outside-Noten bewusst einsetzen
- Chromatic einsetzen und sinnvoll im nächsten Akkord landen
- Akkordfolgen in der Lage finden
- Melodien, Melodien, Melodien

Damit allein hat man schon wirklich lange zu tun. Wir reden hier eher von Monaten als von ein paar Wochen.

Und jetzt kommt der echte Trick: in der gleichen Lage all das oben beschriebene musikalisch gut umsetzen, auch wenn die Tonart alle paar Tackte wechselt. Von C zu Eb, zu Bb zu Ab etc.. you get the idea.

Last not least suchst Du Dir andere Lagen und wiederholst den ganzen Mist ad infinitum.

Wenn Du das kannst, hast Du das Griffbrett wirklich verinnerlicht. Ob Du das nun CAGED nennst oder irgendwie anderes bezeichnet spielt dann keine Rolle.

(Ich wünschte, ich wäre so weit, das hier beschriebene komplett umzusetzen. Aber ich bin dran....)
 
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Für mich ist "CAGED" eher so was, wie eine Art "Eselsbrücke", um sich besser auf dem Griffbrett zurecht zu finden, bzw. einfach Intervalle direkt zu sehen. Von "System" da zu sprechen, weckt dann wohl Erwartungen, die diese "Idee" nicht erfüllen wirklich kann, bzw. steckt hinter alle dem letztlich viel weniger Erkenntnisgewinn, als man bei einem "System" vermuten würde.
Hilfreich finde ich es aber alle mal, es ersetzt aber eben auch nicht sich dennoch mit Akkordaufbau und Harmonielehre auseinandersetzen zu müssen.
 
Hilfreich finde ich es aber alle mal, es ersetzt aber eben auch nicht sich dennoch mit Akkordaufbau und Harmonielehre auseinandersetzen zu müssen.
Salopp gesagt: Wer die "Grundakkorde" kann (als Dur, Moll, mit und ohne 7 jeweils) und schnell weiß, wo man die auf dem Griffbrett so findet, der kann halt fix mal einfach drauflosspielen auf Basis eines Akkord-Sheets, und kann allein auf der Basis (und ohne weiteres Wissen zu Akkordaufbau und Harmonielehre) ganz annehmbare Sachen zusammenschrauben. So mache ich das nämlich ;)
 
Vielen Dank für die ausführliche Antwort @B.B
Mit den Arpeggien fühle ich mich tatsächlich schon halbwegs sicher. Ich glaube ich werde mal an die Uminterpretation rangehen und mal versuchen Tonleitern vertikal zu spielen und nicht nur horizontal. Mal schauen wie das läuft.

Aber CAGED ist ja primär ein Arpeggio- System.... aber halt auch recht limitiert. Ich würde das wenn dann wirklich wie so eine Art Skelett sehen

Ein gutes Buch zum Thema Akkorde/Stimmführung für Jazzgitarre, dass allerdings sehr schnell sehr komplex und Anstregend wird, ist von Bret Wilmott "The complete Book of Harmony, Theory and Voicing"

Den Neo-Riemann Ansatz verfolgt auch Pat Martino.

Die beiden Ansätze überschneiden sich aber auch zum Teil. Ich halte beide deswegen für sinnvoll weil sie genuin auf der Gitarre gedacht sind, und nicht wie so oft in Theorie-Dingen, vom Piano her übertragen sind.

Wenn es dich weiter interessiert kann ich darauf auch nochmal näher eingehen.

grüße B.B.
 
auch noch ganz sinnvoll zum Thema Übersicht.

Blind üben ( notfalls Augen verbinden ). Nur akustische Kontrolle über einen Drone oder drunterliegenden Akkord. Ich mache das immer mit einer Tanpura...

grüße B.B
 

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