Greetings, german citizens!
Angesichts der äußerst unerwarteten Situation, vor meinem "Wake-Up Call" um 8.30 erwacht zu sein, unterbreite ich folgenden Vorschlag: Ich erzähle ein wenig von gestern.
Davor aber eine Sache: Ich finde es ein wenig schade, wie manche Leute das sich hier vorstellen: Bernard macht sich die Arbeit, und Joey steht blöd daneben und wartet, bis man abends eeendlich ein Bier trinken gehen kann. Nothing could be further away from the truth.
Anyways - wie ihr wisst, stand gestern der Besuch bei Gibson USA an. Ich war gespannt zu sehen, ob die Unterschiede zum Customshop wirklich riesig ausfallen würden (Thorsten hatte uns bewusst nicht darüber aufgeklärt - um möglichst unvoreingenommen an die Sache heran zu gehen). Was mich persönlich sehr überraschte, war die noch immer überwiegende Handarbeit, wie ihr vielleicht teilweise auf den Bildern erkennen könnt. Klar, die Bodies werden CNC gefräst, da die Stückzahlen, die das Werk verlassen, um einiges höher sind als im Customshop in Memphis. Aber Dinge wie Halsshapings und Bindings werden auch bis runter zur Studio LP mit der Hand gefertigt! Toll, sowas! Beweist auch einmal mehr, dass man bei Gibson einen höheren Preis nicht (nur) wegen des Namens bezahlt. Aber was genau macht jetzt den Unterschied zum Custom Shop aus? Zunächst werden wir erst heute den Nashville Customshop sehen - also die Division, die dann auch unsere allseits geliebten Historic LPs fertigt - deshalb kann ich nur vorab schonmal eine Antwort auf diese Frage geben.
Ich fragte Ben, einen Mitarbeiter der unsere Tour leitete, nach dem größten Unterschied. Dieser besteht für ihn darin, dass man einen Customshop für die "Liebhaber" der alten Zeiten hat, für Leute, die Instrumente nach "Vintage Original Specs" haben möchten. Die USA Division sieht man als großen "Gegenpol" - Hier kommen neue Innovationen zum tragen, hier möchte man vorwärts gehen, wie es Gibson seit 1952 getan hat. Man möchte die Firmenhistorie fortsetzen, anstatt im Jahre 1959 stehen zu bleiben. Man will sich außerdem dem modernen Musiker anpassen, etwa mit Dingen wie der neuen 2012er Standard, mit der man wirklich einen riesigen Haufen an Soundmöglichkeiten hat. Selbiges gilt für Dinge wie Firebird X, die selbst-stimmenden Mechaniken, und so weiter. Die USA Division ist gewillt, "mit der Zeit" zu gehen, während sich die CS-Division auf die geliebten "alten Werte" bezieht, weil der Markt für solche Instrumente ebenfalls groß ist. Für Ben sind die etwas niedrigeren Preise in den USA Modellen auch ein Zugeständnis an den "Player" - also den Typen Gitarristen, der für sein Geld ein möglichst gutklingendes Instrument sucht, ohne sich dabei auf historisch korrekte Dinge zu konzentrieren.
Dementsprechend ist das "Factory-Leben" auch ein anderes: Unmengen an Gitarren, Hälsen, Mitarbeitern und Büros findet man hier. Während ich in Memphis noch definitiv das Gefühl hatte, dass sich Mike Voltz eher ein Bein abhacken würde, ehe da eine nicht 110% ES-Gitarre rausgeht, sieht man in der USA Division sehr deutlich eine "andere Art" des QCs. Zwar werden sämtliche Gitarren gestimmt, kurz angespielt, auf Deadspots überprüft und dann erst einkartoniert, allerdings tun das hier "normale" Mitarbeiter, und nicht - wie es in Memphis ist - totale Gitarrenfreaks, die selbst einen Ungenauigkeit von einem Bruchteil eines Inches bemerken. "I'm a pain in the ass when it comes to guitars", sagte mir Voltz mit einem todernsten Blick am Dienstag. Und ich habe es ihm abgenommen. Ihr könnt davon ausgehen, dass eher die Hölle zufriert, bevor er eine fehlerhafte ES durch seine Tore lässt.
Dennoch - mir wurden eine SG und die neue 2012er Standard in der USA Factory zum testen in die Hand gedrückt. (ALS LEFTIES! Who would've thought, ladies and gentlemen..who would've thought.)
Beide Instrumente ließen sich super spielen, auch wenn ich mir selbst ein bisschen Blöd vorkam, die Leute vom QC mit meinen Licks vollzunudeln. Die fandens aber, wie auch schon die Jungs in Memphis, ganz angenehm! (Man freue sich auf mein "upcoming Album"...
) Die Instrumente waren gut eingestellt, hervorragend zu spielen, und die neuen Coiltaps und der ganze andere Scheiß, den man mit der neuen Standard treiben kann, ist wirklich super. Ich mag es, wie man hier Zugeständnisse an die Moderne macht. Ironically enough, meine Hauptgitarre ist eine 1958er Historic. Dennoch - super Gitarren, die hier gebaut werden...
Um noch die restlichen Fragen zu beantworten: Die erschlagende Produktvielfalt in der USA Division sind kein "Chaos" oder irgendein "Mehraufwand" für die Jungs hier. Die Templates sind in der CNC gespeichert, 2-3 klicks auf einem Monitor, und fertig. Auch hier sehe ich ein klares Zugeständnis an den "Modern Player" - nicht jeder will die alten Dinge spielen, und nicht jeder hat den selben Geschmack. Man probiert viel neues aus.
Das Chambering der neuen 2012er Standard entspricht laut Ben den Klangeigenschaften des "Chamberings", fühlt sich aber so gewichtig und fett an wie die LPs mit dem Käselöcherbody. Anscheinend, und ich weiß nicht wieso und warum überhaupt, gab es Klagen über das Feedback bei Hi-Gain Sounds, angeblich hervorgerufen durch das 2008er Chambering. Für mich ist das der größte Schwachsinn überhaupt. Ich habe viele Sachen mit meiner 2008er Standard im Hi-Gain gespielt und niemals Probleme gehabt. Anyways, soviel für heute! Prepare for next time!